Deutschland putschte mit!

Wieland von Hodenberg 30.06.2012 01:29 Themen: Militarismus Repression Soziale Kämpfe Weltweit
FDP-Kumpanei beim Staatsstreich in Paraguay
Entwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) kann nicht nur Teppiche fliegen, sondern auch Regierungsumstürze in „Amtswechsel nach den Regeln der Verfassung“ umdefinieren. Kürzlich hatte der Minister den Putschpräsidenten Federico Franco in Paraguay aufgesucht, nachdem dieser mit Hilfe der FDP-nahen Friedrich-Naumann-Stiftung die Macht an sich gerissen hatte. Franco ist Mitglied im Liberalen Netzwerk Lateinamerika (RELIAL), das wiederum ein Anhängsel der Friedrich-Naumann-Stiftung ist.

Das RELIAL war auch schon an Umstürzen in Honduras und Thailand beteiligt. Mindestens zwei hohe Funktionäre der Naumann-Stiftung, die den honduranischen Staatsstreich gegen Kritik in Schutz nahmen, sind zum Teil heute hohe Funktionsträger im Berliner Entwicklungsministerium.

Verlierer des Machtkampfes in Paraguay war der legitime Amtsinhaber Fernando Lugo, der sich in seiner Regierungszeit, und vorher schon als Kirchenmann, für die Interessen der verarmten Bevölkerungsschichten eingesetzt hatte. Hiermit zog er sich natürlich den Zorn der Großgrundbesitzer zu, die jetzt eine Landrückgabe an die indigenen Kleinbauern befürchteten. Unter dem faschistischen Militärmachthaber Alfredo Stroessner wurden diese gewaltsam von ihren Feldern vertrieben und ihres Eigentums beraubt. Die interamerikanische Kommission für Menschenrechte nennt folgerichtig die Entmachtung des demokratisch gewählten Nachfolgers eine „Parodie der Demokratie und Beugung des Rechtsstaates“.

Niebels Aktivitäten stützen also eine Oligarchie, die eng mit den westlichen Staaten kooperiert und die ihre Macht und ihren Reichtum gegen aufbegehrende Armutsschichten zu sichern sucht. Dazu ist diesen Herrschaften mit dem Segen der Bundesregierung fast jedes Mittel recht.
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Ergänzungen

xxx

xxx 30.06.2012 - 04:09

Linke kritisiert FDP-Unterstützung für institutionellen Staatsstreich in Paraguay. - junge Welt vom 26.06.12:

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Niebels Putschsympathien - junge Welt vom 26.06.12:

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Putschisten ausgeschlossen - junge Welt vom 29.06.12:

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Paraguays Regime isoliert - junge Welt vom 30.06.12:

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Gespräch mit Nardi Suxo - junge Welt vom 30.06.12:

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Ganz schlecht!

Journalist 30.06.2012 - 13:25
Mal davon abgesehen, dass die FDP und ihre Stiftung ganz unangenehme Zeitgenossen sind, wird in dem Artikel mit keinem Wort erläutert, worin die Unterstützung der FDP konkret bestanden hat? Es ist relativ einfach zu behaupten, es hätte eine Unterstützung gegeben, aber was haben Niebel und co. denn genau gemacht? Geld gegeben, Waffen besorgt, Leute bestochen?

Also so gehts nicht...

@Quelle

ich 06.07.2012 - 20:02
Ein Artikel aus der Taz zu dem Thema:

 http://www.taz.de/!95974/

@Journalist

profemo 10.07.2012 - 08:42
Es geht darum das Niebel den Putschpräsidenten wenige Tage nach der Machtübernahme besucht hat. Er hat damit jeglicher Anerkennung durch andere Staaten (zB. der EU ist das aufgestoßen) vorweggegriffen und die Putschisten damit von deutscher Seite geadelt und Legitimiert. Die Aussage an die Bevölkerung ist: Es gab keinen Putsch sonst würde ja nicht ein deutscher Minister vorbeikommen.
Das die Aktion der "Machtübergabe" stark umstritten ist, besonders in Lateinamerika war Niebel bewusst und nahm er in kauf.

Damit steht das Ganze in einer Tradition mit dem Putsch in Honduras. Darüber findet jeder Journalist viele gute Infos. Derzeit gibt es auch wieder in ganz Deutschland Vorträge mit Menschen aus Honduras, organisiert mit der Honduras Soligruppe.

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