Mieter_innenprotest goes Berlin-Biennale

teilnehmender beobachter 26.06.2012 14:06 Themen: Kultur Soziale Kämpfe
Die Berliner Mieter_innenintiative Fulda-Weichsel zeigt mit einem Ausstellungsprojekt, wie Kultur und Politik zusammen wirken können.
Ein alter Koffer wurde in einen Bauchladen umfunktioniert. Dort gibt es Falterblätter über den Mieter_innenwiderstand, Broschüren für Ratschläge für Mieter_innen, die sich nicht alles von ihren Vermieter_innen gefallen lassen wollen und ein Berliner Mieter_innenmanifest. Angeboten werden diese Dinge den Besucher_innen der Ende der Woche zu Ende gehenden Berlin-Biennale im Parterre der Kunstwerke in der Augustraße 69. Die Vermischung von Kunst und Occupy hat nach der Eröffnung in den Medien zu viel auch begründeter Kritik aus künstlerischen und politischen Aspekten erfahren. Dann war wenig zu hören und zu lesen über den Fortgang. Auch in den Kunstwerken ist es nach dem Anfangstrubel der ersten Woche ruhig geworden. So haben die jetzige Besucher_innen die Gelegenheit sich die dort dargestellten Installationen genauer anzusehen. Dazu gehört die Installation „Mieterdämmerung „tenants twilight“, dass bis Mittwochabend in den Kunstwerken zu sehen. Der Koffer mit den Utensilien für den Mieter_innenwiderstand gehört dazu. Erstellt wurde sie von der Initiative Fulda-Weichsel, die sich seit Monaten erfolgreich gegen die energetische Sekretion wehren, wie die Mieterhöhungen aufgrund von energetischer Sanierung mittlerweile genannt werden. Da der Protest in dem Eckhaus Fuldastraße/Weichselstraße kein Strohfeuer war und ein Großteil der Mieter_innen weiter regelässig daran teilnimmt, wird sie mittlerweile gerne in andere Stadtteile eingeladen. Die dortigen Mieter_innen wollen erfahren, wie es möglich ist, einen solchen Widerstand auch über einen längeren Zeitraum aufrecht zuerhalten. Die Besucher_innen der Installation in den Kunstwerken kann dazu Antworten geben. Es ist ein Ausschnitt aus einem Wohnzimmer des Hauses, die Tapeten haben in dem Haus wohnende Künstler_innen selber gestaltet. An den Wänden hängen Foto einiger Bewohner_innen, die in ihren Wohnungen aufgenommen wurden. Ein über 80jähriger Rentner ist ebenso zu sehen, wie Endzwanzigjährige Handwerker, ein Querschnitt der Mieter_innen. An den Seiten können berichten sie in zwei kurzen Videos, was die Sanierung für sie und ihr Leben bedeutet, beispielsweise mehrere Monate wegen der Baugerüste kein Tageslicht in der Wohnung zu haben. Eine Mieterin berichtet, wie dadurch ihre Pflanzen eingegangen sind. Ein scheinbar kleines Detail, das aber die Frage aufwirft, was diese Zustände mit den Menschen macht. Andere Mieter_innen berichten, warum sie angekündigte Mieterhöhungen von über 80 % nicht bezahlen können und warum es sich für sie lohnt weiter Widerstand zu leisten.
Weitere Kurzvideos dokumentieren eine Lärmdemo, die von Kotti und Co. organisiert wurden sowie Proteste am Flugfeld Tempelhof. Damit wird auch deutlich, dass es der Initiative , nicht nur um erträgliche Bedingungen für ihr Haus geht.

Bis Donnerstag kann die begehbare Installation im Erdgeschoss der Kunstwerke besucht werden. Der Eintritt ist wie bei allen Veranstaltungen der Berlin-Biennale kostenfrei.


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