Dresden: Demonstration für dezentrale Unterbringung

addn.me 23.06.2012 09:35 Themen: Antirassismus Blogwire
Während in Leipzig aktuell zu sehen ist, wie es um die Integrationsbereitschaft in der Bevölkerung bestellt ist, macht die Situation der Asylsuchenden in den Übergangswohnheimen der Stadt klar, dass es auch von kommunaler Seite kaum sichtbare Signale dafür gibt, diesen Menschen eine Bleibeperspektive zu eröffnen. Statt einer dezentralen Unterbringung, müssen sich zum Teil bis zu acht Personen in den Wohnheimen der Landeshauptstadt ein Zimmer teilen. Damit werdem sie erneut großen psychischen Belastungen ausgesetzt, die in der Vergangenheit oft zu Depresssionen und Problemen innerhalb der Unterkünfte geführt haben.
Am Nachmittag demonstrierten in Dresden etwa 200 Menschen für eine dezentrale Unterbringung von Asylsuchenden in Dresden, einem Stopp der menschenverachtenden Abschiebepraxis und für eine bundesweite Aufhebung der so genannten Residenzpflicht. Die Demonstrantinnen und Demonstranten zogen dabei vom Jorge-Gomondai-Platz, am Kulturrathaus vorbei bis in die Altstadt, wo auf dem Dr.-Külz-Ring schließlich die Abschlusskundgebung stattfand. In Redebeiträgen, Sprechchören und auf Flugblättern forderten sie statt einer Heimunterbringung eine menschenwürdiges Leben in Wohnungen, in denen die Privatsphäre gesichert und die oft traumatisierten Flüchtlinge nicht der ständigen Kontrolle durch die Heimleitung und den psychischen Belastungen in den oftmals mehrfach belegten Zimmern ausgesetzt sind.

In Dresden leben derzeit etwa 400 Asylsuchende in sechs Heimen. Obwohl die Stadt in ihrem Integrationskonzept schon vor mehreren Jahren das Ziel einer dezentralen Unterbringung formuliert hatte, scheiterte dieses Vorhaben bisher bereits zweimal am Widerstand des CDU und FDP regierten Stadtrates. Die Gebäude der Gemeinschaftsunterkünfte sind oft in einem desolatem Zustand, in einigen Fällen müssen sich bis zu acht Personen ein Zimmer teilen. Nach ihrer Flucht vergehen oft Jahre in Ungewissheit, ohne dass ihnen der Zugang zum Arbeitsmarkt oder eine humane Behandlung zuteil wird. Diese Praxis und die fehlende psychologische Betreuung sind auch dafür verantwortlich, dass es Flüchtlingen nur schwer gelingt, die Flucht und Erlebnisse aus ihren Herkunftsländern zu verarbeiten und isolieren sie darüber hinaus vom Rest der Bevölkerung.

Bereits seit Wochen protestieren immer wieder dutzende Menschen am Rande der Stadtratsitzungen auf der Königsstraße in Dresden. Ein erster Schritt könnte es sein, so das Netzwerks Asyl Migration Flucht in ihrem Redebeitrag vor dem Kulturrathaus, Asylsuchende nicht als störende Verwaltungsvorgänge, sondern als Menschen zu betrachten, die ebenso ein Anspruch auf ein menschenwürdiges Leben haben, wie die Mehrzahl der Menschen hier im Land.

Bericht über den Umgang mit Asylsuchenden in Leipzig: Leipziger Zustände: "Balla Balla!"(1)
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XXL Burger 26.06.2012 - 22:14
Heiho

Ich habe auf der Demo einen Spruch gehört, ich glaube der ging in etwa so:

"Massaker, Vertreibung, Deportation-Das ist deutsche Tradition"

Mich würde interessieren, ob das einfach so unkommentiert bleiben kann, da die rufenden Personen trotz Nachfrage ect. damit nicht aufgehört haben. Ja.