Wi(e)der Kultur auf TopfSquat-Gelände

rotzfreche Asphaltkultur 19.05.2012 10:03 Themen: Freiräume Kultur
Auf dem ehemals besetzten Topf-Squat-Gelände fand gestern nachmittag eine musikalische Gedenkveranstaltung statt.
Mit den dort versammelten Menschen wurde sich der öffentliche Raum teilweise wieder angeeignet.
Erfurt, 18.Mai, 15:00h
Das war ein beeindruckendes Bild als die 40 Musiker_innen der RAK (rotzfrechen Asphaltkultur) samt Instrumenten aus dem Reisebus ausstiegen.
Auf dem Parkplatz des Einkaufszentrums auf dem ehemals besetzten Topf & Söhne - Geländes.
Innerhalb von zehn Minuten wurden die Instrumente ausgepackt, gestimmt und und es wurde losgespielt.
Direkt vorm überdimensionierten Blumenladen.
Es dauerte nicht lange und schon gesellte sich ein bunter Haufen um die Krachmacher_innen. Die Sonne schien, die Stimmung war gut.
Es folgten zwei Stunden Kleinkunst / Straßenmusik.
Infos zur Rak findet ihr auf www.rak-treffen.de

Was soll das?
Die Aktion wurde in zweierlei Kontext gestellt.
Zum ersten gab es an diesem Ort einmal ein von linken, emanzipatorischen Menschen besetztes Gelände, welches 2009 auf brutale Art und Weise von der Polizei geräumt wurde. Nun steht dort ein kleines sauberes Einkaufsparadies.
Wichtig war hierbei der Gedanke, sich diesen Raum zeitweise wieder zurück zu nehmen und daran zu erinnern, was dort für ein schönes Projekt dem Konsum weichen musste.
Erinnern ist ein gutes Stichwort.
Der andere Kontext ist die Erinnerung an die Opfer der Nationalsozialisten.
Die Firma Topf und Söhne, die dort ihren Sitz hatte, baute die Krematorien, die in Buchenwald und Auschwitz eingesetzt wurden, um Menschen zu vernichten.
Zu diesem Zweck entwickelte die Firma sogar einen eigenen "Forschungszweig".
Die Stadt hat das ehemalige Verwaltungsgebäude des Geländes zu einer Gedenkstätte ausgebaut.
An der Art dieses Gedenkens gibt es allerdings vehemente Kritik.
Zm Beispiel befindet sich das damalige Werbe-Motte der Firma in großen Lettern auf der Außenseite des Gebäudes. Unkommentiert.

Erwähnenswert ist, dass während der Veranstaltung ab und zu ein Helikopter der Polizei zu sehen und zu hören war. Das versetzte viele Anwesende zurück, an den Tag der Räumung, an dem sich martialisch ausgestattete SEK´ler aus zwei Helis über dem Gelände abseilten.
Nach zwei Stunden Programm wurde dann die Veranstaltung ungestört, erfolgreich beendet.
Während des letzten Liedes tauchte an der Seite ein "Six-Pack" der Polizei auf.
Die Beamten telefonierten panisch und versuchten im Anschluss an die Veranstaltung Verantwortliche für das Spektakel zu finden.
Das erschien erstmal witzig.
Doch als sich niemand dafür bereit erklärte, dachten sie sich einfach einen Verantwortlichen aus, in diesem Fall den Busfahrer und kassierten Personalien.
Die Polizei begleitete mit 8"Six-Packs" und einer Zivikarre den Bus tastächlich bis nach Saalfeld vor das "klubhaus", wo sich die RAK heute abend trifft und einen Gala-Abend abhält.
Alles in Allem eine wirklich gelungene Aktion, trotz kurzer Aufgeregtheiten durch das Verhalten der Polizei am Schluss.
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Ergänzungen

eindruck

... 19.05.2012 - 12:04
Als Nutzer_inn des Besetzten Geländes musste man sich unweigerlich, über kurz oder lang, mit dem Täterort Topf & Söhne auseinander setzten. Es gab nicht nur die sichtbaren Auseinandersetzungen die sich in Veranstaltungen, Rundgänge und Kundgebungen ausdrückten. Mit Baggern wurden nicht nur die Gedenktafeln abgerissen und das Industrielle am Gelände unkenntlich gemacht. Die alltägliche Auseinandersetzung für viele Menschen die das emanzipatorische Projekt nutzten wurde zerstört. Der bunte Bonbon, die 2 Stockwerke Verwaltungsgebäude in dem "deutsche/erfurter_innen" mit stolz geschwellter Brust Erfurt Heimatschutz betreiben, erklären können wie toll Erfurt doch ist, löst Brechreiz aus. Wenn man jedoch dahinter sieht was der der Förderkreis zum Ende der Besetzung bewegt hat um die militärische Räumung des aktiven Auseinandersetzungs-Ort und emanzipatorischen Projekt zu legitimieren wunder einen dies nicht. Von Lügen (Die Besetzter_innen verhindern das Geschichtsgelände – ha ha) bis hin zu Sabotageakten(Versuchte Sprengung einer Pressekonferenz, Öffentliche Aufforderung das Gelände zu verlassen) war ihnen nichts zu billig.

Unter anderem dies machten die zwei Stunden Konzert der RAK sichtbar. Mal Traurig mal Lustig, mal selbstkritisch mal offensiv wurde sich mit sich, der Gesellschaft und dem Täterort und der Geschichte um das Besetzte Haus auseinander gesetzt. Völlig unperfekt haben die „assozialen faulen dreckigen chaotischen gewalttäter“ 2 stunden an die Besetzung gehängt.

Falls ihr den Chef der Veranstaltung gefunden wird fragt mal nach ob der den Chef des Besetzten Hauses kennt. Der wird noch vom VS, von der Bullerei und von einem ex Naziladen Besitzer gesucht.

Video

RAK-Pirat 21.05.2012 - 14:26

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