[B] Aribert Streubel-Anwalt der rechten Szene

Niemand ist vergessen! 14.05.2012 21:43 Themen: Antifa
Am 16. Mai 2012 werden Antifaschist_innen gegen den Neonazi-Anwalt Aribert Streubel demonstrieren. Streubel war Verteidiger des Haupttäters, des Dieter Eich-Mordes. Streubel verteidigte rechte Schläger, Mörder und Terroristen. Wir denken das es wichtig ist, über den reinen Gedenkkontext hienaus, auch die Unterstützer_innen der Mörder von Dieter Eich anzugehen.

Im folgenden Artikel werden einige Seiner Fälle und seiner Klienten beleuchtet. Für uns gilt: Keine Anonymität für Neonazis und ihre Freunde!

Demo: "Nazis aus der Deckung holen!"
16. Mai 2012, 16.00 Uhr, U-Bhf. Podielskiallee, U3, Dahlem
www.niemand-ist-vergessen.de
Der Freispruch als politische Erklärung
Aribert Streubel – Strafverteidiger und Freund der rechten Szene


Wer die Berichterstattung der 90er rund um die militante Rechte aufmerksam verfolgt hat, dem wird der Name Aribert Streubel eventuell noch geläufig sein. Bekannt geworden vor allem als Rechtsbeistand des Rechtsterroristen Arnulf Winfried Priem, verteidigte Streubel bis in die 00er Jahre eine ganze Reihe von Neonazis.

Ein Blick auf Streubels Wirken in den 90er Jahren lohnt sich, verdeutlicht dies schließlich, dass seinem letzten “großen Auftritt” als Verteidiger im Dieter Eich-Mordprozess nicht nur berufliche Motivation zu Grunde lag. Die Verteidigung des Hauttäters des Mordes an Dieter Eich, Matthias Kowallik, steht in einer langen Reihe von Prozessen dieser Art. Streubels Klientenliste umfasst rechte Schläger und Bombenbauer, ideologische Scharfmacher sowie rechte Mörder und auch jene, die am gezielten Morden gehindert werden konnten. Nicht wenige gehörten seinerzeit zum Inventar der Führungsebene der Berliner und Brandenburger Neonaziszene.

Auch wenn Streubel in den letzten Jahren nur noch selten als juristischer Beistand für Neonazis auftrat, so macht seine braune “Vergangenheit” als Täterverteidiger deutlich, welcher politischen Ideologie er zuzuordnen ist. Da der Neonazi-Anwalt immer noch in Amt und Würden ist, ist es aus antifaschistischer Sicht auch weiterhin notwendig, seine Gesinnung offen zu legen und ihn mit seinem Handeln in der Vergangenheit zu konfrontieren. Aus diesem Grund sollen im Folgenden einige seiner Klienten und „Fälle“ näher betrachtet werden:

09. Mai 1992 - Mordversuch bei Königs Wusterhausen

Am Abend des 9. Mai macht sich eine Gruppe Neonazis aus Königs Wusterhausen (KW) auf den Weg ins nahegelegene Wedisch-Rietz, unter ihnen Carsten Szczepanskis – ein lokale Größe im rechten Skinhead und Kameradschafts-Milieu. Gegen Mitternacht betreten sie die Disco „Ollis Disco“, zeigen den “Deutschen Gruß”, pöbeln und grölen umher. Als ihnen Steve E. in der Disco auffällt, beginnen sie, ihn mit rassistischen Beschimpfungen wie „Negerschwein“ zu beleidigen. Er versucht zu fliehen, den Neonazis gelingt es jedoch den jungen Nigerianer zu umstellen. Kai Müller – ein bekannter rechter Schläger und Haupttäter des Angriffs – prügelt vollkommen enthemmt auf ihn ein. Mit rassistischen Rufen wie „Ku-Klux-Klan“ oder „White Power“ steigert sich die Meute immer tiefer in Blutrausch und schlägt immer weiter auf ihr Opfer ein bis dieser bewusstlos am Boden liegt. Anschließend versuchen sie, Steve anzuzünden. Als ihnen das nicht gelingt, schleifen sie ihn zum Scharmützel See und werfen es ins Wasser. Ein Disco-Angestellter zieht Steve aus dem Wasser und rettet ihm damit das Leben.

Kai Müller wurde für seine Tat am 19. Dezember 1992 zu acht Jahren Haft verurteilt. [1] Szczepanskis Tatbeteiligung am versuchten Mord wurde drei Jahre später vor dem Landgericht Frankfurt/Oder verhandelt. Kein anderer als Aribert Streubel verteidigte ihn und plädierte auf Freispruch, während die Staatsanwaltschaft eine Haftstrafe von zehn Jahren forderte. Am 13. Februar 1995 wurde Szczepanski wegen Beihilfe zu versuchtem Mord zu 8 Jahren Haft verurteilt, war jedoch schon 1997 wieder auf freiem Fuß. Der Verfassungsschutz (VS), so die offizielle Version, warb ihn während seiner Gfeängniszeit als Spitzel und stand fortan unter dem Decknamen „Piato“ auf der Gehaltsliste des Brandenburger VS. Allerdings gibt es Hinweise, dass Szczepanski bereits vor seinem Haftantritt mit den Behörden kooperierte. So wurde die Aufnahme des Prozesses gegen die Peiniger von Steve E. von behördlicher Seite bewusst versucht zu unterbinden, womöglich um Carsten Szczepanskis Arbeit für den VS nicht auffliegen zu lassen. In seiner Tätigkeit als V-Mann nahm er keinesfalls eine bloße Beobachterrolle ein. Er gab das Fanzine „United Skins“ heraus und war in der NPD als Vorstandsmitglied des Landesverbands Berlin-Brandenburg für den Bereich Organisationsleitung aktiv. [2] [3]

Außerdem war er bis in die 00er Jahre in die Organisation von Neonazikonzerten u.a. in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern involviert. Er war Mitglied der seit 1992 verbotenen Partei „Nationalistische Front“ (NF) und Gauleiter der faschistischen Gefangenen Hilfsorganisation „Internationales Hilfskomitee für politisch Verfolgte und deren Angehörige“ (IHV) .
Für den Ku-Klux-Klan (KKK) in Deutschland fungierte er als Kontaktmann und als Anführer (Grand Dragon) der 1991 gegründeten Berliner KKK-Gruppierung „White Storm“. Auch in führende Kreise des US-Amerikanischen KKK’s pflegte er gute Kontakte, so nahm er beispielsweise im September 1991 an einer Kreuzverbrennung mit dem damaligen KKK-Chef Dennis Mahon teil. Er war der Herausgeber des KKK-Heftchens „Feuerkreuz“. Er beteiligte sich an der Anti-Antifa-Arbeit und veröffentlichte Adressen von politischen Gegnern. Außerdem stand er unter dem schweren Verdacht am Abbrennen des Asylbewerberheims in Dolgenbroth im November 1992 beteiligt gewesen zu sein. [4]

Bei einer Durchsuchung bei Szczepanski fanden Ermittler Bombenbauanleitungen und Rohrbombenhülsen. Seine Waffendealerei und die Affinität zu “schwerem Geschütz” wurden ihm immer wieder zum Verhängnis. So wurde er unter anderem wegen illegalem Waffenbesitz im Mai 2002 zu einer Geldstrafe von 1 800 Euro verurteilt. [5] Seine Nähe zum Umfeld der Terrortruppe „National-Revolutionäre Zellen“ erklärt sich bei derlei “Vorlieben” ganz von selbst. [6]

24. Mai 1992 - Linker verliert Teile seines Augenlichtes

Während des Wahlsommers 1992, in dem die „Freiheitliche Deutsche Arbeiterpartei“ (FAP) vor allem in Berlin-Prenzlauer Berg sehr aktiv ist, kommt es zu einem Angriff von FAP-Anhängern auf drei Linke. Während einer “Wahlfeier” greifen ca. 15 FAP-Mitglieder sie vor der Kneipe “Stop 7″ an. Einer kann entkommen, einem anderen schütten sie Alkohol über den Kopf und zerschlagen die Flasche auf seinem Schädel. Daraufhin muss das Opfer ins Krankenhaus eingeliefert werden.Irgendwann trifft die Polizei ein und kann nur Lars Burmeister (damaliger FAP-Vorsitzender von Berlin), Jens Bernau, Christain Lootze und Eckard Breuninger festnehmen. Durch die schwere Verletzung verliert eines der Opfer 20 Prozent seines Augenlichts. Burmeister flieht nach Norwegen. Ende November 1995 wird er an die deutschen Behörden ausgeliefert, am 4. März 1996 kommt es zum Prozess.
Streubel, der die anwaltliche Vertretung übernimmt, versucht die Tatsache, dass Lars Burmeister am Tattag eine damals übliche FAP-Uniformierung trug, zu verharmlosen. Aber gerade anhand seiner Uniform wurde er von Zeugen erkannt und letztendlich überführt. [7]

1993 – Übergriff auf dem Gelände des KZ Ravensbrück

Im Herbst 1993 stand Aribert Streubel dem Neonazi-Jungkader Enno Gehrmann zur Seite, als dieser in Zedernick wegen schwerem Raub und Körperverletzung vor Gericht stand. Gehrmann und weitere Mitglieder der NF hatten auf dem Gelände des Konzentrationslagers Ravensbrück NF-Propagandaflugblätter verteilt. Als ein Ehepaar aus Berlin dagegen protestierte, griffen die Neonazis die beiden an. Zeugen notierten sich das Nummernschild des Fluchtautos, es gehörte Gehrmann.

Bereits vor dem Verbot der NF hielt Gehrmann den Posten des stellvertretenden Vorsitzenden der Partei im Raum Kremmen inne. Die Nachfolge der NF trat die „Sozialrevolutionären Arbeiterfront“ (SrA) und deren Jugendorganisation „Förderwerk Mitteldeutsche Jugend“ (FMJ) an. Gehrman fungierte, bis zu seiner Absetzung wegen „rüpelhaften Verhaltens“, als Vorstand des FMJ. [8]Aribert Streubel war nach Angabe von antifaschistischen Berichten für eine gewisse Zeit Bevollmächtigter des „Förderwerks Mitteldeutsche Jugend“. [9]

13. August 1994 – Angriff auf Journalisten

Im Rahmen der “Aktion 94″, die sich die Verhinderung des Rudolf Hess-Marsches zum Ziel gesetzt hatte, zogen bundesweit Antifaschist_innen zu den Wohnorten und Zentren der Neonazis, die in die Organisation der Aufmärsche maßgeblich eingebunden waren.In Berlin demonstrieren Antifaschist_innen zum Wohnort von Arnulf Priem, einem der damaligen Hauptführungskader. Dieser verschanzt sich mit seiner Neonazimeute in seiner Wohnung und auf dem Dach des Hauses. Dort wird eine Präzisionsschleuder in Stellung gebracht und ein Kamerateam, das die Demonstration begleitet, mit Stahlkugeln beschossen. Dauraufhin stürmt die Polizei das Haus und nimmt die Neonazis fest. Die gesamte Berliner Anti-Antifa-Führungsriege ist vor Ort: Oliver Schweigert, Detlev Cholewa (heute Nolde), Kay Diesner, Markus Bischoff, Oliver Werner und der bereits erwähnte Enno Gehrmann. Die Durchsuchung der Wohnung im Zuge der Polizeiaktion fördert Luftdruckgewehre, Zwillen, Messer, sieben Gaspistolen und eine scharfe Waffe zu Tage. Außerdem werden 22 Gramm Sprengstoff, die für den Bau von Rohrbomben geeignet ist, gefunden.
Die Verurteilung Priems zu dreieinhalb Jahren Gefängnis ohne Bewährung erfolgt am 23. Mai 1995 vom Berliner Landgericht auf Grund verfassungswidriger Äußerungen, Bildung eines „bewaffneten Haufens“ und Waffenbesitzes. [10]

Auch bei diesem spektakulären Prozess, der als „Anti-Antifa-Prozess“ in die Geschichte eingehen soll, profiliert sich Streubel als Verteidiger eines bekannten Nazi-Anführers – er forderte Bewährung und Haftentlassung für seinen Mandanten- und gewinnt damit einen überregionalen Ruf in der gewaltbereiten, rechten Szene.

24. Mai 2000 – Der Mord an Dieter Eich

Die Jungnazis Rene Rost (18), Matthias Kowalik (21), Andreas Ibsch (18) und Thomas Schwalm (17) ermorden in der Nacht vom 23. auf den 24. Mai 2000 den 60-jährigen Dieter Eich in seiner Wohnung. Während eines Saufgelages in Rost’s Wohnung steigern sich die vier gegenseitig in einen Gewaltrausch. Kowalik – der Kopf der Clique – gibt den Anstoß zum späteren Mord. Der „dreckige Asoziale“ in der neunten Etage, den gelte es „aufzuklatschen“, um ihm „eine Lektion zu erteilen“.
Nachdem sie den schlafend vorgefundenen Mann zusammengeschlagen haben, überkommt sie die Angst, ihr Opfer könne sie wiedererkennen. Daraufhin fassen sie den Entschluss, Dieter Eich umzubringen, um ihn mundtot zu machen. Rene Rost sticht dem Bewusstlosen mit einem Jagdmesser mehrmals ins Herz, worauf hin dieser in seiner Wohnung verblutet.

Kurz nach dem Mord begaben sich die vier auf den Weg zu Arnulf Priems Wohnung in der Osloer Straße 15 in Wedding, um sich in ihrer Situation Beistand zu holen. Priem, der es in der Vergangenheit immer wieder verstanden hatte, sich vor Jungnazis als rechte Vaterfigur in Szene zu setzen, genoss auch das Vertrauen der vier Bucher Neonazis, vor allem das von Matthias Kowalik. Den vier Mördern schenkt der altgediente Neonazi und Germanenkundler Kakao ein und spricht mit ihnen über ihre Ängste. Wie sich im späteren Prozessverlauf herausstellen wird, war Priem im Vorfeld öfter in Pankow-Buch zugegen gewesen. Hier hatte er u.a. in der Wohnung von Rene Rost für den losen Bucher Kameradschaftszusammenhang Schulungsabende abgehalten (Unterweisung in German- und Heidentum, Rudolf Hess-Abende usw.).
Richter Kai Dieckmann beschrieb Kowalik während des Prozesses als „die rechte Hand Priems“. So verwundert es nicht, dass Priem Kowalik, dem lebenslänglich drohte, seinen Stammanwalt Aribert Streubel zur Seite stellte. [11]
Geständnisse einiger der Angeklagten lagen der Polizei bereits vor. Es hätte ein zügiges Verfahren werden können, aber resultierend aus der Verschleppungstaktik von Seiten des Neonazi-Verteidigers wurde der klar vorliegende Fall immer wieder unnötig in die Länge gezogen.
Erster Anlass war zunächst die Reihenfolge der Aussagen der Angeklagten. Der Vorsitzende Dieckmann wollte zunächst den 17-jährigen Thomas Schwalm zu Worte kommen lassen. Dagegen jedoch protestierte Streubel heftig. Er forderte, dass zunächst sein Mandant gehört werde. Dieckmann wies das Ansinnen zurück. Streubel insistierte, forderte einen Gerichtsbeschluss und stellte schließlich gegen den Richter einen – von Staatsanwalt Knispel als „ritualisierte Drohgebärde“ gewerteten – Antrag „wegen der Besorgnis der Befangenheit“. Tenor: Es sei im Kriminalgericht Moabit üblich, dass bei mehreren Angeklagten die Reihenfolge der Aussagen mit jener in der Anklageschrift identisch ist. Was hinter dieser Taktik steckt, ist klar: Streubel erkannte Schwalms Position innerhalb des Mord-Quartetts. Er war der jüngste, zudem wenig ideologisch gefestigt und nicht komplett auf Kowaliks Linie. Streubel erkannte seinen Stand als schwächstes Glied der Gruppe und versuchte deswegen, ihn davon abzubringen, als erster unbefangen seine Version vorzubringen. Der psychische Druck ist höher, wenn mensch bei abweichender Aussage die vorhergehende revidieren muss.
Es ging aber auch um den politischen Konfrontationskurs – Ideologie gegen Repression-, darum das Kräfteverhältnis in diesem Prozess gleich am ersten Tag abzustecken.Für die Formulierung des Befangenheitsantrages hatte sich Streubel von 9.45 bis 10.15 Uhr eine Pause ausbedungen, die sich dann jedoch bis 11.30 Uhr streckte. Es folgte bis 12.45 Uhr die Mittagspause. Zuvor kündigte Dieckman an – es wirkte wie eine Retourkutsche -, an den nächsten Prozesstagen die vorgegebenen Verhandlungszeit auszuschöpfen – also durchaus bis 17.30 Uhr zu verhandeln. Was wiederum Streubel auf den Plan rief: Er werde sich das nicht bieten lassen, könne seine Kanzleisprechstunden nur bis 16 Uhr zurückverlegen. [12]Im Laufe des Prozesses redete sich Matthias Kowalik vor allem mit seiner Trunkenheit während der Tatnacht heraus. Streubel versuchte, die offensichtliche Verantwortung seines Mandanten als Haupttäter herunter zu spielen. Er zog den Prozess bewusst in die Länge, indem er immer neue Verfahrensanträge stellte und Zeug_innen immer wieder mit Wiederholungsfragen konfrontierte. Streubel und ein weiterer Verteidiger fragten die Polizeibeamt_innen im Zeugenstand unermüdlich, warum sie die Angeklagten während der Vernehmung so schlecht behandelt hätten. Es wäre nicht zumutbar gewesen, „Jugendliche nach ihrer Festnahme noch mitten in der Nacht zu befragen“. [11] Ein zynisches Vorgehen bedenkt mensch, dass Kowalik und die anderen das Leben eines Menschen auf dem Gewissen hat.

Für die Überzeugung

Streubel zeigte immer wieder große Bereitwilligkeit, Neonazis zu verteidigen und hat bei jedem einzelnen Prozess auf Freispruch und/oder Haftentlassung plädiert – auch bei Mord oder versuchtem Mord. Da dies aus juristischer Sicht bei eindeutiger Beweislage sinnlos und strategisch absolut nachteilig ist, kommt diese Vorgehensweise einer politischen Erklärung gleich. Er macht damit deutlich, dass er und seinesgleichen in den Taten der Neonazis etwas „Heldenhaftes“ sehen und darum die staatliche Rechtsprechung und ihre Sanktionsmaßnahmen nicht anerkennen. Zusammen mit seiner beruflichen Kenntnis des Rechtssystems macht ihn dies zu einem wertvollen Spezialisten der Rechtsverdrehung für die Neonazis.
Streubel war überdies an rechte Organisationen angebunden. So stand er nicht nur dem FMJ zur Seite, sondern trat auch 2008 für die DVU-Brandenburg als Mitarbeiter auf. [13]Das „Deutsche Rechtsbüro“ (DRB) empfahl ihn immer wieder als kompetenten Anwalt und vermittelten ihm straffällige Neonazis. [14] Zum Kreis der im DRB organisierten Juristen gehören unter anderem bekannte neonazistische Überzeugungstäter wie Wolfram Narath oder Richard Miosga.
Miosga ist derzeit für die Berliner NPD aktiv und kann auf eine stramm rechte Lebensvita innerhalb der bürgerlichen – und radikalen Rechten zurückblicken. Wolfram Narath (ehem. Wiking Jugend-Bundesführer), füllt mittlerweile die Lücke, die die Nazi-Anwaltsikone Jürgen Rieger durch seinen Tod 2009 hinterlassen hat und spricht mittlerweile regelmäßig auf Neonazi-Großveranstaltungen. Rieger, der Zeit seines Wirkens der Wahnvorstellung anhing, dass die Züchtung des perfekten arischen Herrenmenschen möglich sei, war ebenfalls Mitglied des DRB. Rieger war bundesweit als Redner aktiv und über Jahre für die Anmeldung des Rudolf Hess-Gedenkmarsches im bayrischen Wuhnsiedel verantwortlich gewesen. Das dunkelbraune DRB und seine Anwälte der Finsternis passen gut zu Streubel – und er passt gut zum DRB.

Seine damalige Knazlei auf dem Kurfürsten Damm fungierte in den 1990igern als Knotenpunkt für viele Verbindungen zwischen Faschisten aus ganz Europa. Außerdem unterhielt er vorzügliche Kontakte zum Chef des rechtsradikalen „Volkstreuen Außerparlamentarischen Opposition“ (VAPO) in Österreich, Gottfried Küssel. An diesen händigte er auch die Verhörungsprotokolle von dem Nazi-Aussteiger Ingo Hasselbach, die er als sein Anwalt während dessen Untersuchungshaft angefertigt hatte, aus. Auf diese Weise wurde der Ruf Hasselbachs als „Verräter“ in der rechten Szene verbreitet. [15] Hasselbach wurde daraufhin öfter von seinen ehemaligen Kameraden mit dem Tod bedroht. Dieser Fall unterstreicht noch einmal sehr deutlich, dass Aribert Streubel sich in erster Linie einer übergeordneten, politischen Idee verpflichtet fühlt. Dafür verstieß er gegen den Berufsethos der anwaltlichen Verschwiegenheitspflicht und riskierte damit ein Verbot der Berufsausübung.

Auch Rechtsanwalt Christoph Kliesing, der damals Steve E. nach dem Mordversuch in Wedisch-Rietz vertrat, beschrieb Streubels Verteidigungsstil als politisch motiviert. So habe Streubel im damaligen Verfahren versucht, „die ideologischen Hintergründe“ der Gerichtsprozesses „zu bekämpfen“. [16]

Als sich die Richter und die Betroffenen während des „Ravensbrück“-Prozesses von Streubel anhören mussten, dass die Anzeige des Berliner Ehepaars nur als „persönlicher Rachefeldzug“ zu sehen sei, bei dem die Zeugen bewusst die Unwahrheit sagen würden, machte dies ein wiederholtes Mal seine politische Weltanschauung deutlich. Streubel machte „keinen Hehl aus seiner Gesinnung. Er erklärte, daß die Infragestellung des Holocaust und die Vernichtung von Millionen Juden nichts mit Neofaschismus zu tun habe.” [17]Den Opfern unser Gedenken, den Tätern unser Kampf!

Ungestört von seiner Vergangenheit betreibt Streubel seine Kanzlei in Dahlem (Zehlendorf) auch heute noch. Schlecht zu gehen scheint es ihm nicht. Dahlem ist nicht unbedingt die Gegend der Geringverdiener und auch sein Haus in der Pücklerstraße, dass eben als Kanzlei und Wohnanwesen fungiert, lässt erahnen, das er von dem Geld seiner Prozesse nicht schlecht lebt.

„Für uns ist Streubel kein „gewöhnlicher“ Anwalt, der mal ein paar Neonazis verteidigt hat, sondern jemand, der seine berufliche Profession mit seiner politischen Weltanschauung verbindet und deshalb gefährlich ist.

Die Losung „Erinnern heißt kämpfen!“ ist für uns keine Worthülse, sondern Handlungsmaxime, wenn es darum geht, das Gedenken an die durch Neonazis Ermordeten im Allgemeinen und an Dieter Eich im Speziellen aufrecht zu halten. Den Opfern unser Mitgefühl, den Tätern unser Kampf! Das gilt auch und vor allem für die Unterstützer_innen der Täter. Auch wenn Streubel sich derzeit mit der Verteidigung von Neonazis zurück hält, so ändert dies nichts an der Tatsache, dass er die Mörder Dieter Eichs durch sein Wirken aktiv unterstützte.“ [18]

Bündnis „Niemand ist vergessen!“ (Mai 2012)
www.niemand-ist-vergessen.de


Quellennachweise:

[1] Berliner Zeitung, 11.01.1995
[2] KW-Nazistory“, Autonome Antifa KW, 01.12.2011
[3] Tagesspiegel, 14.02.1995
[4]
„Im Dorf war über diese Lösung keiner traurig“, welt online, 26.01.1996
[5] „Ehemaliger V-Mann zu Geldstrafe verurteilt“, Berliner Zeitung, 11.05. 2012
[6] „Schmaler Grat“, Der Spiegel 28/2001, S.28
[7] „Gremium MC Germany : Rocker und Neonazis“, Antifaschisten aus Berlin-Marzahn, 17.01.2006 /Lars Burmeisterns heutige Aktivitäten im Rocker-Millieu: Die braune Straße von Berlin (Broschüre) – Antifa Recherche“, Bündnis „Nazis auf die Pelle rücken!“, 01.12.2011
[8] “Hinter den Kulissen. Broschüre über Hintergründe und Vordergründe der Brandenburgischen Neonaziszene“, S. 14, 1994[9] Neues Deutschland, 15.11.1994
[10] TAZ, 24.5.95
[11] “Der Mord an Dieter Eich“, Mai 2010, „Niemand ist vergessen!”-Bündnis, Mai 2010
[12] „Obdachloser musste sterben weil er anders war“, welt online, 15.11.00
[13] „Experten-Zuwachs im U-Ausschuss“, Lausitzer Rundschau, 22. April 2008
[14] „Profil: Deutsches Rechtsbüro (DRB)“, APABIZ, 1996
[15] “Hinter den Kulissen. Broschüre über Hintergründe und Vordergründe der Brandenburgischen Neonaziszene“, Seite 14, 1994
[16] Jungle World Nr. 20/12
[17] “Hinter den Kulissen. Broschüre über Hintergründe und Vordergründe der Brandenburgischen Neonaziszene“, S. 14, 15, 1994
[18] „Nazis aus der Deckung holen!“ Demo gegen den Neonazi-Anwalt Aribert Streubel in Dahlem.“, 11. Mai 2012, „Niemand ist vergessen!“-Bündnis
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Ergänzungen

...und danach!

44 14.05.2012 - 22:29
und danach alle nach Neukölln:


Am 16. Mai dieses Jahres wäre Dennis J. “Jockel” 30 geworden.

Dazu sollte es nie kommen. Er wurde Opfer der tödlichen Repressionsmaschinierie dieses Staates.

Zu den Hintergründen und neusten Entwicklungen verweisen wir auf unseren Artikel “Sie trampeln auf seinem Grab herum…” von März 2012.

Um ihm würdig zu Gedenken, treffen wir uns am Mittwoch dem 16. Mai um 18 Uhr am St. – Jakobi – Kirchhof 1 (direkt am U-Bhf Hermannplatz/ Karl-Marx-Strasse 4).
Lassen wir die Familie und Freunde von Dennis nicht allein – Solidarität ist unsere Waffe!

Danach wird es um 19 Uhr im Café Hofperle (Karl-Marx-Str. 131-133) eine Gedenkfeier geben, bei der unter anderem die Rapper Rebell, Schriftstellaz und DRESK auftreten werden.

Kommt alle!! Klassensolidarität stärken – Den Widerstand organisieren!

Kein Opfer aus unserer Klasse wird vergessen – keine Tat der Herrschenden wird vergeben.
In Gedenken an Dennis J.!

Mittwoch // 16. Mai // 18 Uhr // U-Bhf Hermannplatz // Karl-Marx-Strasse 4 (Friedhof) // Gedenken
Mittwoch // 16. Mai // 19 Uhr // Karl-Marx-Str. 131 -133 // Gedenkfeier

 http://zk-berlin.bplaced.net/

zeitlicher Ablauf?

Schmetterling 15.05.2012 - 09:07
Die Affinität des Anwalts zur damaligen Naziszene ist meiner Meinung nach ausreichend detailgetreu dargestellt.
Was ein wenig irritiert, ist die zeitliche Differenz:

Er hat Anfang der Neunziger Jahre relativ offensiv mehrere Nazis verteidigt.
Und deshalb wollt ihr JETZT, also 20 Jahre später, vor seiner Kanzlei demonstrieren?
Warum erst jetzt?

Erst jetzt...

Reflektor 16.05.2012 - 17:33
...weil Streubel keine Nazis mehr verteidigt, er hat mit der Sache abgeschlossen(seit längerem). Daher auch die detaillierten Infos über ihn, die wurden der Recherche aus diesem Grund zugespielt. Hat ja gut geklappt. Nun wird ein Aussteiger von uns bestraft.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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@ Thor — ..,-