DD: Libertäre Mai-Demo

Allgemeines Syndikat Dresden 02.05.2012 20:16 Themen: Freiräume Soziale Kämpfe
Am 1. Mai 2012 gab es wie in vielen anderen Städten auch in Dresden eine libertäre Demonstration zum 1. Mai. Dem Demo-Aufruf des Allgemeinen Syndikat Dresdens (Teil der FAU IAA und der FdA IFA) folgten 85-90 Menschen.
Die Demonstration führte durch den Stadtteil Pieschen, der vor allem von prekär Beschäftigten, Arbeitslosen und anderen einkommensschwachen sozialen Schichten bewohnt wird. Trotz enormer Nachmittagshitze und einer beachtlichen Routenlänge von 7 km waren die Teilnehmenden durchgängig laut, motiviert und in der Erfindung immer neuer Sprechchöre und Gesänge äußerst kreativ. Obwohl das örtliche FAU-Syndikat noch recht jung ist, bezogen sich ein nicht geringer Teil der Transparente und Parolen auf die Gewerkschaftsföderation.


Die Auftaktkundgebung um 16 Uhr am Bahnhof Neustadt hatte zunächst die Forderungen der Demonstration zum Thema. So forderten die Organisator*innen dazu auf, sich für die Kollektivierung von Betrieben, Freiflächen und Häusern aber z.B. auch alternative Bildung stark zu machen. Gleichzeitig wurde die Kriminalisierung spontaner, politischer und solidarischer Streiks sowie die anhaltende Repression gegen die außerparlamentarische Opposition verurteilt. Angegriffen wurden ebenso die anhaltende Verschärfung des urbanen Wohnungsmarktes, der weiter voran getriebene Sozialabbau und die mangelnde Selbstbestimmungsmöglichkeiten bei der Gestaltung der Stadt Dresden.


Auf dem Weg über die Leipziger Straße zur ersten Zwischenkundgebung wurde aus einem Haus heraus Wasser auf die Polizei-Reihe vor der Demo gekippt. Wenig später erreichte der Demonstrationszug Altpieschen. Hier sprach ein FAU-Mitglied aus Freital aus einem alltagsbezogenen Blickwinkel über die Gründe sich in der FAU zu organisieren. Die Nächste Kundgebung wurde vor dem selbstverwalteten und antifaschistischen Hausprojekt RM16 abgehalten. Nach einer kurzen Grußbotschaft an die Bewohner*innen folgte ein Redebeitrag eines Dresdner Mitglieds über die Entwicklung und Schwachstellen der Zentralgewerkschaften, insbesondere derer im DGB und zeigte mögliche Gegenkonzepte auf. Die dritte Kundgebung wurde vor dem 2010 kurzzeitig besetzen Gebäude Liststraße 8 abgehalten. Hier wurde der Verlauf der Besetzung aber vor allem die Entwicklung des Dresdner Wohnungsmarktes und die Auswirkungen für Obdachlose und Geringverdienende thematisiert. Aufgrund der enormen Hitze wurde von der Moderation auch ein Stimmungsbild eingeholt, ob die Veranstaltung gleich beendet werden soll, was einstimmig von den Teilnehmenden abgelehnt wurde.


Die Demonstration endete wieder am Bahnhof Neustadt mit einer ergreifenden Rede der neugegründeten FAU-Initiative Chemnitz die zur solidarischen Organisierung in allen Lebensbereichen aufrief und sich anschließend kurz vorstellte. Mit der anschließenden Sammlung von Spenden war es möglich die Kosten für die Demonstration (Druck, Leihgebühren, Treibstoff) zu refinanzieren. Abschließend wurde den Teilnehmenden angeboten, sich in den Emailverteiler des lokalen Syndikats einzutragen und ein Interview mit dem Radio-Sender ColoRadio geführt.


Schon im Vorfeld hatte es im Rahmen der emanzipatorischen Tage im AZ Conni einen zweitägigen Infostand des Allgemeinen Syndikats gegeben. Am Samstag erschienen dann einige nette Menschen zum öffentlich angekündigten Malen von Transparenten.


Im Anschluss an die Demonstration wurde zu einem gemeinsamen Auswertungstreffen im Stammlokal des Syndikats aufgerufen, zu dem nochmal fast ein Viertel der Teilnehmenden erschien. Positiv wurde die Kreativität und die Anzahl an Demonstrationsmitteln bewertet. Auch das Lautsprecherwagen ein Kasten Wasser für die Demonstrierenden mitgeführt wurde erwies sich als sehr nützlich. Die Anzahl der Demo-Teilnehmenden wurde vor dem Hintergrund vieler anderer gleichzeitiger Veranstaltungen und den klaren Konsens gegen Fahnen von Parteiorganisationen und eine allgemein recht radikale Mobilisierung als sehr zufriedenstellend bewertet. Gleichzeitig wurde aber die recht geringe Mobilisierung und die späte Anfrage an andere Initiativen für Redebeiträge im Vorfeld als Schwachstelle angesehen.


Die Organisator_innen bedanken sich bei allen Teilnehmenden, dem beteiligten Fahrzeug-Kollektiv, dem anarchistischen Demo-Kollektiv, ColoRadio und der Chemnitzer FAU-Initiative.
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Ergänzungen

Freiraum erhalten – RM 16 bleibt!

ulf 02.02.2013 - 20:40
„In Pieschen existiert heute noch eines der letzten linksalternativen Wohnprojekte der Stadt“ 1

Die Bedeutung solcher Projekte wird immer wieder deutlich, wenn ein Blick auf sächsische Zustände geworfen wird. Sachsen ist bekannt für seine Nazis – die Robert-Matzke-Straße 16 ist dagegen ein Ort für alternatives Wohnen und linke Politik. Jetzt haben wir die Chance, das Haus zu kaufen – oder es zu verlieren. Deshalb brauchen wir deine Unterstützung.

1999 besetzten Antifaschist_innen in Dresden einen Altbau im Stadtteil Pieschen. Sie sanierten das Gebäude und 2002 wurde das Projekt von der Stadt Dresden anerkannt. Seit dem ist es nicht nur ein Wohnhaus, sondern auch Veranstaltungsort für Vorträge, Kinoveranstaltungen, Konzerte und Partys. Die RM 16 ist ein wichtiger Ort des Widerstands gegen Neonazis und reaktionäre Politik in Sachsen. Deswegen war das Haus und seine Bewohner_innen, wie auch andere Projekte in Dresden, oft Ziel von Neonaziangriffen. Allein von 2007 bis 2010 wurde das Haus 13 Mal attackiert. Dabei wurden Fenster eingeworfen, Autos beschädigt und im Garten randaliert. 2010 warf ein Dresdner Neonazi nachts einen Molotowcocktail in das Haus. Nur durch schnelles Handeln konnte der Brand rechtzeitig gelöscht werden, so dass niemand verletzt wurde. Zu diesem Zeitpunkt hielten sich 12 Personen im Haus auf.

Ein Naziproblem gibt es nicht nur in Dresden. Die NPD sitzt seit 2004 im sächsischen Landtag, die NSU-Mörder lebten jahrelang unbehelligt im sächsischen Zwickau und nationalbefreite Zonen werden zu No-Go-Areas. Gegen linke Politik hingegen schwingt der Freistaat gern die „Extremismus-Keule“ und versucht antifaschistisches Engagement zu delegitimieren und zu kriminalisieren.

Wir Bewohner_innen der RM 16 wollen angesichts dieser Zustände mehr als ein linkes Wohnprojekt sein. Unser Haus mit einem Bar- und Veranstaltungsraum, einer Galerie und einem Konzertkeller soll eine linke Alternative zum reaktionären Alltag in Sachsen sein. So hat sich beispielsweise die Partyreihe „Squeerdance“ in der LGBT2-Szene Dresdens etabliert, auch vielfältige Konzerte von Hardcore bis Techno wurden veranstaltet. Wöchentlich fand das „Umsonstkino“ statt, in welchem vielfältige Themen bearbeitet werden. In verschiedenen Vortragsreihen widmeten sich die Referent_innen z.B. Religion & Relegionskritik, Antisemitismus & Antizionismus oder regressiver Kapitalismuskritik. Sie wurden u.a. von der Amadeo Antonio Stiftung gefördert.

Zur Zeit müssen diese Veranstaltungen ruhen, da das Bauaufsichtsamt, nachdem es vom LKA Sachsen dazu angehalten wurde, Baumaßnahmen in den Veranstaltungsräumen fordert. Damit können wir jedoch erst anfangen, wenn die Existenz des Projektes gesichert ist – und dafür brauchen wir deine Hilfe!

Wir haben die Chance, unser Haus von der Stadt Dresden zu kaufen. Wir brauchen Spenden oder Darlehen, um einen Kredit aufnehmen zu können. Deshalb bitten wir dich um Unterstützung – macht Soli-Partys, teilt diese Informationen. Spenden nehmen wir gern über folgende Kontonummer entgegen:

Parabel e.V.
KN: 659377101
BLZ: 10010010
Postbank
Verwendungszweck: Erhöhung des Vereinsvermögens

Vielen Dank!

Die Bewohner_innen und Freund_innen der RM 16

Kontakt:  klub-rm16@gmx.net

Infos:  http://rm16.blogsport.de

1 Heitmeyer, Wilhelm et. al/ Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (IKG) Universität Bielefeld (2012): Rechtsextreme Strukturen, Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit und bürgerschaftliches Engagement gegen Rechtsextremismus in der Landeshauptstadt Dresden.

2 Lesbian,Gay,Bi,Trans*


 http://rm16.blogsport.de/2013/01/08/35/

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Frage — koller

frage — ute

Schade auch... — Anja