Kiel: 300 auf 1. Mai-Vorabend-Demo

NoNazisNMS 30.04.2012 23:14 Themen: Antifa Antirassismus Globalisierung Soziale Kämpfe
Kurz­be­richt:

Unter dem Motto „GE­SCHICH­TE WIRD GE­MACHT – KA­PI­TA­LIS­MUS ZU GE­SCHICH­TE MA­CHEN!“ zogen heute bis zu 300 Men­schen auf der re­vo­lu­tio­nä­ren und an­ti­fa­schis­ti­schen Vor­a­bend­de­mo zum 1. Mai durch die Kie­ler In­nen­stadt.
Un­ter­malt von ei­ni­gen ben­ga­li­schen Feu­ern, Böl­lern und so­zi­al­re­vo­lu­tio­nä­ren und an­ti­fa­schis­ti­schen Pa­ro­len lief die Demo von der Hol­ten­au­er­stra­ße durch die Kie­ler In­nen­stadt bis zur Alten Meie­rei. In 6 ver­schie­de­nen Re­de­bei­trä­gen wurde auf den kri­sen­haf­ten Ka­pi­ta­lis­mus und seine Über­win­dung, gegen Nazis in Kiel vor und nach der Wahl, gegen die ras­sis­ti­sche EU-​Flücht­lings­po­li­tik und den ers­ten Mai als in­ter­na­tio­na­len Kampf­tag der Ar­bei­ter_in­nen für Würde und Eman­zi­pa­ti­on ein­ge­gan­gen. Der mor­gi­ge Na­zi­auf­marsch in Neu­müns­ter wurde auch aus­führ­lich the­ma­ti­siert.

Im An­schluss lie­ßen sich noch viele Men­schen im Gar­ten der Alten Meie­rei nie­der, ge­nos­sen die VoKü und in­for­mier­ten sich über den ak­tu­el­len Stand zu den An­ti­fa-​Ak­tio­nen gegen den Na­zi­auf­marsch in Neu­müns­ter. Zur Stun­de läuft bei bes­ter Stim­mung das Kon­zert in der gut ge­füll­ten Alten Meie­rei.

Und für mor­gen: Von 13-​14h gibt’s den Stand zu den an­ti­fa­schis­ti­schen Ak­ti­vi­tä­ten in Neu­müns­ter unter http://​www.​fsk-hh.​org zu hören.
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Infoübersicht 1. Mai NMS

Antifa-Bündnis 30.04.2012 - 23:41
An­ti­fa-​Ak­tio­nen gegen den Na­zi­auf­marsch am 1. Mai in Neu­müns­ter

Ge­mein­sa­me An­rei­se aus Ham­burg

Treff­punkt Hbf. (Rei­se­zen­trum): 09:00 Uhr
Ab­fahrt des RE: 09.​20 Uhr (Pin­ne­berg: 09.​40 Uhr | Elms­horn: 09.​50 Uhr)


Ge­mein­sa­me An­rei­se aus Kiel

Treff­punkt Hbf.: 09.​50 Uhr (pünkt­lich!)
Ab­fahrt des RE: 10.​21 Uhr

WICH­TIG: Wir bit­ten alle aus Lübeck und Städ­ten nörd­lich von
Neu­müns­ter an­rei­sen­den Ge­nos­s_in­nen über Kiel zu fah­ren und die
dor­ti­ge Zu­g­an­rei­se zu un­ter­stüt­zen. Allen Städ­ten süd­lich von
Neu­müns­ter und An­rei­sen­den aus Nie­der­sach­sen emp­feh­len wir über
Ham­burg zu fah­ren.


Wich­ti­ge An­lauf­punk­te

10 Uhr: Ju­gend­block auf der DGB-​De­mo, Groß­fle­cken
11 Uhr: Kund­ge­bung von VVN/BdA & AJZ, Fried­richs­str.
11.​15 Uhr: Men­schen­blo­cka­den, Li­ni­en­str./Ecke Fär­ber­str.


Struk­tur

Info-​Te­le­fon: 0174 / 857 68 39
Info-​Ti­cker: twitter.​com/​nonazisnms
EA (Er­mitt­lungs­aus­schuss): 0160 / 160 87 60


Wir sehen uns auf der Straße - Alerta Antifa!

REDEBEITRAG - 1. Mai-Vorabenddemo Kiel, 30.4.

Autonome Antifa-Koordination Kiel 03.05.2012 - 00:41
Liebe Genosss_innen, liebe Kieler_innen!

Morgen, am 1. Mai will die neo­na­zis­ti­sche NPD als Hö­he­punkt ihres Land­tags­wahl­kamp­fes in Neu­müns­ter auf­mar­schie­ren. Der 1. Mai ist tra­di­tio­nell der in­ter­na­tio­na­le Kampf­tag der Ar­bei­ter_in­nen­be­we­gung, an­läss­lich des­sen seit 1890 welt­weit Mil­lio­nen von Men­schen in Ge­den­ken an die Opfer des Ar­bei­ter_in­nen­auf­stands vom Chi­ca­go­er Hay­mar­ket 1886 und für Ar­bei­ter_in­nen­rech­te auf die Stra­ße gehen. Be­zugs­punkt für die NPD an die­sem Datum ist dagegen aber der na­tio­nal­so­zia­lis­ti­sche „Tag der na­tio­na­len Ar­beit“. Die­ser wurde 1933 nur we­ni­ge Mo­na­te nach der Macht­über­tra­gung an Hit­ler als ge­setz­li­cher Fei­er­tag in Na­zi-​Deutsch­land in­stal­liert, um den be­fürch­te­ten an­ti­fa­schis­ti­schen Kund­ge­bun­gen der or­ga­ni­sier­ten Ar­bei­ter_in­nen­schaft am 1. Mai das Was­ser ab­zu­gra­ben und die Zer­schla­gung der Ge­werk­schaf­ten am 2. Mai vor­zu­be­rei­ten. Statt in­ter­na­tio­na­lem Klas­sen­kampf wurde nun die Deut­sche Ar­beits­front ge­fei­ert, im Mit­tel­punkt stan­den nicht mehr ant­ago­nis­ti­sche Klas­sen­ver­hält­nis­se son­dern die deut­sche Volks­ge­mein­schaft und das spe­zi­fisch deut­sche Ver­hält­nis zur Ar­beit als Selbst­zweck.

Die zahl­rei­chen fa­schis­ti­schen und rechts-​au­to­ri­tä­ren Re­gime in ganz Eu­ro­pa waren die re­ak­tio­nä­ren Ant­wor­ten auf die so­zia­len Ver­un­si­che­run­gen ei­ner­seits und re­vo­lu­tio­nä­ren Pro­zes­se an­de­rer­seits im Zuge der gro­ßen Welt­wirt­schafts­kri­se von 1929. Den­noch lässt sich ge­ra­de die deut­sche Spiel­art des Fa­schis­mus nicht ein­di­men­sio­nal als Kri­sen­fol­ge er­klä­ren: Der Na­tio­nal­so­zia­lis­mus konn­te auf ein lange tra­dier­tes Fun­da­ment aus An­ti­se­mi­tis­mus, Chau­vi­nis­mus, Au­to­ri­ta­ris­mus und Mi­li­ta­ris­mus des völ­kisch be­grün­de­ten deut­schen Na­tio­nal­ge­fühls auf­bau­en. Die Ent­schei­dung der Mehr­heit der Deut­schen für die wahn­haf­te Aus­gren­zung, Aus­beu­tung, Ver­skla­vung und Ver­nich­tung von zu Un­ter­men­schen oder Volks­schäd­lin­gen er­klär­ten Men­schen und gegen die Op­ti­on der eman­zi­pa­to­ri­schen Auf­he­bung der kri­sen­haf­ten ka­pi­ta­lis­ti­schen Ver­hält­nis­se und der Durch­set­zung der Gleich­heit aller, gip­fel­te in Ver­nich­tungs­krieg und Shoa. Statt die Schuld für die Fol­gen der Wirt­schafts­kri­se in der bür­ger­lich-​ka­pi­ta­lis­ti­schen Ge­sell­schafts­ord­nung zu su­chen, wurde sie einem ideo­lo­gi­schen Außen zu­ge­scho­ben – vor allem einer an­geb­li­chen jü­disch-​bol­sche­wis­ti­schen Welt­ver­schwö­rung. Trotz sei­ner teil­wei­se re­bel­li­schen und an­ti-​bür­ger­li­chen In­sze­nie­rung: Der NS ist nur auf Grund­la­ge der Wi­der­sprüch­lich­keit der bür­ger­li­chen Ge­sell­schaft zu ver­ste­hen, die mit der bar­ba­ri­schen Re­gres­si­on seit ihrer Ent­ste­hung min­des­tens eben­so schwan­ger geht, wie mit der Mög­lich­keit ihrer eman­zi­pa­to­ri­schen Auf­he­bung.

Im gegenwärtigen Jahr 2012 er­le­ben wir gerade die hef­tigs­te Krise der ka­pi­ta­lis­ti­schen Wirt­schaft der letz­ten 80 Jahre. In einem glo­ba­li­sier­ten Ka­pi­ta­lis­mus ver­su­chen die ein­zel­nen na­tio­nal­staat­lich ver­fass­ten Wirt­schafts­stand­or­te ihren Arsch zu ret­ten. Wenn die deut­sche Re­gie­rung ihre öko­no­mi­sche und po­li­ti­sche Vor­macht­stel­lung in Eu­ro­pa, die vor allem durch ihre ex­port­ori­en­tier­te Wirt­schaft auf Kos­ten der im­por­tie­ren­den Staa­ten und der hie­si­gen Lohn­ab­hän­gi­gen er­mög­licht wurde, ag­gres­siv durch den Ruin und die Un­ter­wer­fung von Stand­or­ten wie Grie­chen­land durch­setzt, be­treibt sie ka­pi­ta­lis­ti­schen Kon­kur­renz­kampf der Na­tio­nal­öko­no­mi­en - von oben.

Dass häu­fig grade in sol­chen Zei­ten ir­ra­tio­na­le und men­schen­feind­li­che Ideo­lo­gi­en an Be­deu­tung ge­win­nen ist kein Zu­fall. Durch vor­han­de­ne Res­sen­ti­ments und au­to­ri­tä­re Cha­rak­ter­zü­ge un­ter­stüt­zen viele Men­schen re­ak­tio­nä­re For­men der Kri­sen­ver­wal­tung. Wenn auf eher links ver­or­te­ten Kri­sen­de­mos unter Ver­wen­dung an­ti­se­mi­ti­scher Ste­reo­ty­pen in gie­ri­gen Macht­cli­quen die Ver­ant­wort­lich­keit ge­sucht und an deut­schen Stamm­ti­schen ras­sis­tisch gegen „faule Plei­te­grie­chen“ oder sozialchauvinistisch gegen "Langzeitarbeitslose" ge­hetzt wird, ge­schieht die Ideo­lo­gie­pro­duk­ti­on nicht sel­ten auch ohne Hoch­glanz-​Kam­pa­gnen als Selbst­gän­ger von unten. So wird der Kon­kur­renz­kampf der na­tio­nal­staat­lich or­ga­ni­sier­ten Stand­or­te durch re­ak­tio­nä­re Res­sen­ti­ments le­gi­ti­miert.

Ge­ra­de im Um­gang des deut­schen Staa­tes und Stamm­ti­sches mit Grie­chen­land zeigt sich, dass es ein „ge­läu­ter­tes Deutsch­land“ nicht gibt, dass auch der „mo­der­ni­sier­te“ deut­sche Na­tio­na­lis­mus nicht ohne Groß­macht­stre­ben auskommt.​ Auf der einen Seite ver­wei­gert der selbst­er­nann­te „Er­in­ne­rungs­welt­meis­ter“ den Op­fern von NS-​Kriegs­ver­bre­chen nicht nur im grie­chi­schen Dist­o­mo Ent­schä­di­gungs­zah­lun­gen, an­de­rer­seits for­dert die BILD-​Zei­tung in im­pe­ria­ler Ma­nier: „Gebt uns Korfu, dann gibt’s Kohle.“ Zur Er­in­ne­rung: Der letz­te deut­sche An­lauf zur Be­herr­schung Kor­fus kos­te­te fast 1600 der 1900 dort le­ben­den Jü­din­nen und Juden das Leben, die An­zahl der Opfer der Bom­bar­die­run­gen ist nicht be­kannt.

Die NPD will morgen mit ihrem Aufmarsch in Neumünster stump­fen Motto „Wir ar­bei­ten – Brüs­sel kas­siert! Raus aus dem Euro!“ eine eher alt­ba­cke­ne Ver­si­on re­ak­tio­nä­rer Kri­sen­ver­wal­tung in Form der na­tio­na­len Aut­ar­kie propagieren – die frei­lich ohne krie­ge­ri­sche Raub­zü­ge nicht zu haben ist. Tat­säch­lich macht sie sich damit für einen an­de­ren Weg an­ti-​eman­zi­pa­to­ri­scher Kri­sen­po­li­tik stark, als den der deut­schen Do­mi­nanz in einem öko­no­misch ver­ei­nig­ten Eu­ro­pa. Die deut­sche Do­mi­nanz als Ziel haben auch zahl­rei­che Li­be­ra­le, So­zi­al­de­mo­kra­ten und Kon­ser­va­ti­ve. Das chau­vi­nis­ti­sche Stre­ben nach einer deut­schen Groß­macht als Ziel­vor­stel­lung gibt es als in ver­schie­de­nen Va­ri­an­ten, al­ler­dings ist es bei den be­ken­nen­den Neo­na­zis näher an der mör­de­ri­schen Tra­di­ti­on des his­to­ri­schen Na­tio­nal­so­zia­lis­mus an­ge­sie­delt.

Am 1. Mai, oder eben an seinem Vorabend, gilt es für uns also auch dem Ge­fa­sel von wahl­wei­se „Stand­ort“ oder „Volks­ge­mein­schaft“ ent­ge­gen­zu­tre­ten und klar­zu­ma­chen, dass das In­ter­es­se der deut­schen Schol­le nicht unser In­ter­es­se ist. Viel­mehr gilt es zu un­ter­strei­chen, dass Deutsch­land nur des­halb Kri­sen­ge­winn­ler ist, weil es hier seit Jah­ren sta­gnie­ren­de Re­al­löh­ne gibt, dass der Auf­schwung vor allem da­durch er­kauft wurde, dass mas­sen­wei­se be­schis­sen be­zahl­te Jobs ge­schaf­fen wor­den sind, sprich: Dass dem Ka­pi­tal al­ler­bes­te Ver­wer­tungs­mög­lich­kei­ten ge­schaf­fen wor­den sind.

Wir haben kei­nen Bock dar­auf, uns hier für ’ne Hand­voll oder auch ein paar mehr Euro ka­putt zu ar­bei­ten, wir haben kei­nen Bock uns als mo­der­ne Skla­ven in Lei­h­ar­beits­ver­hält­nis­sen zu ver­kau­fen oder von Hart­z4 zu ve­ge­tie­ren, damit der groß­deut­sche Stand­ort wei­ter zu sei­nen Guns­ten die Le­bens­be­din­gun­gen gan­zer Ge­sell­schaf­ten an­ders­wo zer­stö­ren kann. Des­halb kämp­fen wir auch und ge­ra­de heute noch im Geis­te der Hay­mar­ket-​Auf­stän­di­schen vom 1. Mai 1886 für die Auf­he­bung des zer­stö­re­ri­schen und men­schen­feind­li­chen ka­pi­ta­lis­ti­schen Aus­beu­tungs­ver­hält­nis­ses – über­all! Wenn wir den Nor­mal­be­trieb der Ka­pi­tal­ver­wer­tung hier in Deutsch­land sa­bo­tie­ren, be­trei­ben wir prak­ti­sche So­li­da­ri­tät mit den kämp­fen­den Men­schen in Grie­chen­land und an­ders­wo!

Gegen re­ak­tio­nä­re Kri­sen­ver­wal­tungs­stra­te­gi­en – für in­ter­na­tio­na­len Klas­sen­kampf!
So­li­da­ri­tät und Eman­zi­pa­ti­on statt na­tio­na­lis­ti­sche Bar­ba­rei!
Ka­pi­ta­lis­mus ab­schaf­fen - die be­frei­te Ge­sell­schaft er­kämp­fen!
Und morgen: Na­zi­auf­marsch am 1. Mai in Neu­müns­ter blo­ckie­ren – an­grei­fen – ver­hin­dern!

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige den folgenden Kommentar an