Video-Kundgebung gegen das BMW-Lab (B)

BMW-Lab verhindern 26.04.2012 15:15 Themen: Freiräume Kultur Soziale Kämpfe
Trotz strömenden Regens fand am letzten Dienstag vor dem geplanten Standort des "BMW Guggenheim Lab" auf dem Pfefferberg im Prenzlauer Berg eine Video-Kundgebung unter dem Motto "BMW Lab verhindern" statt.
Aufgerufen hatte ein Bündnis namens "Projekte und Initiativen aus Mitte und Prenzlauer Berg" ( http://bmwlabverhindern.blogsport.de/2012/04/20/24-04-video-kundgebung-gegen-das-lab/).

Das Wetter war Pech - kurz vor Beginn der Kundgebung fing es in Strömen an zu regnen, 10 Minuten nach Ende der Kundgebung war der Regen vorbei. Trotzdem wurde die Video-Kundgebung durchgeführt.

Nachdem zusätzlich zum Regen die Bullen den eigentlich angemeldeten Standort, die Straße direkt vor dem Pfefferberg, verboten hatten und die Kundgebung ersatzweise auf eine Freifläche auf der gegenüberliegenden Seite ausweichen mußte, sich dann auch noch der Aufbau des regen-schützenden Pavillons als äußerst komplex erwies, verzögerte sich der Kundgebungsbeginn.

Der geplante Vorfilm über Werksverträge als neues Mittel für Ausbeutung und Umgehung von ArbeitnehmerInnen-Rechten (nicht nur) bei BMW ( http://www.wdr.de/tv/monitor/sendungen/2012/0202/werkvertraege.php5) wurde auf ein späteres Mal verschoben. Es gab Redebeiträge zur von steigenden Mieten und Verdrängung geprägten Situation im Kiez und in der Berliner Innenstadt, und zur Rolle des "Lab" als reine BMW-Image-Veranstaltung. Klargemacht wurde, daß es nicht unbedingt an Erkenntnissen über die Probleme der Stadt mangele, dafür um so mehr am politischen Willen, gegen Verdrängung, Zwangsumzüge, Räumungen aktiv zu werden. Im Gegenteil: u.a. durch massenhafte Privatisierungen wurde und wird diese Entwicklung durch die herrschende Politik aktiv vorangetrieben, so eine Rednerin.

Trotz des strömenden Regens waren es dann doch noch ungefähr 60 Menschen, die den Hauptfilm der Kundgebung - "Das Schweigen der Quandts" zur Vergangenheit der hinter BMW steckenden Quandt-Familie - sehen wollten. Auch wenn nach zwischenzeitlichen technischen Problemen (und noch mehr Regen) nicht alle TeilnehmerInnen bis zum Ende blieben, sehen wir die Veranstaltung als Erfolg an. Nicht zuletzt der völlig maßlose Bulleneinsatz dürfte deutlich gemacht haben, daß es noch lange nicht ruhig um das "Lab" geworden ist.

Auch Presse war reichlich anwesend, darunter 3Sat, RBB, Tagesspiegel und die taz.

Überrascht waren wir über den doch recht sachlichen Artikel im "Tagesspiegel" ( http://www.tagesspiegel.de/berlin/guggenheim-lab-protest-auch-am-pfefferberg/6550696.html). 3Sat Kulturzeit berichtete auch recht objektiv. Nicht überrascht waren wir über den ausnehmend beschissenen Artikel in der "taz" ( http://www.taz.de/Guggenheim-Lab/!92191/). Nachdem diese Zeitung erst kürzlich postulierte, daß der Protest gegen das Lab "nerve" ( http://www.taz.de/Kommentar-zur-Kritik-am-BMW-Guggenheim-Lab/!90989/), statt dessen aber zunehmend Henkel umschleimt ( http://www.taz.de/Interview-mit-Frank-Henkel/!91589/) und Henkels jugenliche Myfest-Polizei-Söldner großartig findet ( http://www.taz.de/Kreuzberger-Begegnung/!91847/), bestehen wenig Illusionen über das Wesen dieser Zeitung: die "taz" verbindet reaktionäres Denken mit einer umfassenden Unfähigkeit zu sorgfältigem Journalismus - eine zwar nicht uninteressante, aber trotzdem nicht sehr lesenswerte Mischung.
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Ergänzungen

BMW-Lab verhindern: Jetzt erst recht!

... 26.04.2012 - 15:38
Mitte Juni soll in Berlin-Prenzlauer Berg das sogenannte „BMW Guggenheim Lab“ entstehen, ein angebliches „Forschungslaboratorium“ zur Zukunft der Stadt. Nach BMW gerät jetzt ein zweites umstrittenes Unternehmen in den Fokus der Kritik: die „Nüssli AG“.

Das umstrittene Projekt wird zu hundert Prozent von BMW finanziert – einem Konzern, dessen Grundkapital zum großen Teil auf sogenannten „Arisierungen“ und Zwangsarbeit während des Nationalsozialismus beruht, der im Südafrika der Apartheid große Gewinne machte, heute einer der Vorreiter im Umgehen von Tariflöhnen und Arbeitnehmer-Rechten durch sogenannte „Werksverträge“ ist, bis heute vor allem auf große Luxusautos mit hohem Verbrauch setzt und 2011 einen Profit von 4,9 Milliarden erzielt hat.

Nun wurde bekannt, daß der Bau der temporären Installation „BMW Guggenheim Lab“ im Prenzlauer Berg ausgerechnet durch die Firma „Nüssli AG“ durchgeführt wird. Eben diese Firma hat den Bau der neuen Halle für den sogenannten „Eurovision Song Contest“ in Baku, Aserbaidschan, durchgeführt.

Die autoritäre Regierung in Aserbeidschan steht seit langem im Fokus der Kritik von Menschenrechtsorganisationen. Amnesty International:

„Friedlicher Protest gegen die Regierung wird wirkungsvoll kriminalisiert, indem Demonstrationen verboten und ihre Organisatoren und Teilnehmer inhaftiert werden. Die Polizei wendet exzessive Gewalt an, um friedliche, aber nicht genehmigte Demonstrationen aufzulösen. Menschenrechtsaktivisten werden bedroht und eingeschüchtert. Durch Gesetze und administrative Maßnahmen werden Organisationen, die sich für Demokratie und Menschenrechte einsetzen, ausgeschaltet und an der Registrierung gehindert. Journalisten wurden geschlagen, misshandelt und entführt. Durch Gesetze, die ausländische Sender von der Nutzung inländischer Frequenzen ausschließen, wurde die Vielfalt unabhängiger Medien beschnitten… Blogger und jugendliche Aktivisten werden schikaniert und unter erfundenen Anschuldigungen inhaftiert.“

Teil der Menschenrechtsverletzungen sind auch illegale Zwangsräumungen und die Zerstörung von Wohnraum, wo diese ökonomischen Interessen im Weg stehen. Erst letzte Woche wurden zwei Journalisten, die Filmaufnahmen von illegalen Hauszerstörungen in Baku machen wollten, durch Sicherheitskräfte und Polizisten brutal zusammengeschlagen und krankenhausreif geprügelt.

Auch unmittelbar im Zusammenhang mit dem von der Nüssli AG durchgeführten Bau der neuen Veranstaltungshalle kam es offenbar zu Zwangsräumungen von BewohnerInnen in Baku. „Die sogenannte „Kristallhalle“ sorgt aber auch für große Probleme innerhalb der Bevölkerung, da Zwangsräumungen mit diesem Projekt und allgemeinen Modernisierungsmaßnahmen der Stadt in Verbindung stehen. So werden laut Bürgerrechtsorganisation Menschen durch das Abstellen von Strom, Wasser und Gas zum Auszug bewegt.“

„Wir halten es für absolut zynisch“, so David Kaufmann, „daß der Bau des sogenannten BMW-Guggenheim-Lab, das sich angeblich mit der Zukunft von Berlin beschäftigen möchte – einer Stadt, wo steigende Mieten und Zwangsumzüge derzeit ein großes Problem darstellen – ausgerechnet durch ein Unternehmen durchgeführt wird, das aktuell bei einem großen Bauvorhaben in Baku genau von solchen Maßnahmen offenbar in großem Umfang profitiert hat.“ David Kaufmann weiter: „Dies zeigt noch einmal sehr deutlich den Charakter des „Lab“: eine Image- und Profitveranstaltung für einige Konzerne und Unternehmen, bei der die Interessen der Bevölkerung bestenfalls oberflächlich integriert werden, in Wahrheit aber überhaupt keine Rolle spielen.“

Mit dem Bau der Veranstaltungshalle für den ESC hat die Nüssli AG im Interesse hoher Profite sich genau in die Komplizenschaft mit dem autoritäten Regime in Aserbeidschan begeben, die von Amnesty International kritisiert wird. „Erleichtert wird die Unterdrückung Andersdenkender durch die verhaltene Reaktion der internationalen Gemeinschaft, deren Augen mehr auf Gewinne gerichtet zu sein scheinen als auf die Rechte normaler Aserbaidschanerinnen und Aserbaidschaner.“

David Kaufmann: „Nicht nur angesichts der neuen Erkenntnisse, die unsere Einschätzung, das „Lab“ sei eine reine, miese Image- und Profitveranstaltung für die beteiligten Unternehmen und Konzerne, nochmals bestätigen, wiederholen wir unsere Forderung: BMW-Nüssli AG-Lab verhindern – in Prenzlauer Berg, in Berlin und überall!“

Mehr Fotos

... 26.04.2012 - 16:26
Mehr Fotos der Kundgebung bei der "Prenzlberger Stimme":  http://www.prenzlberger-stimme.de/?p=43568

Tagesspiegel

... 27.04.2012 - 07:18
Im Tagesspiegel heute: ein langes Interview mit Bullensenator Henkel zu den Protesten am 1. Mai, zu Gentrifzierung und dem BMW Lab:  http://www.tagesspiegel.de/berlin/innensenator-frank-henkel-ich-mache-keine-experimente/6560530.html.

Interessant auch die Kommentare: Offenbar sind selbst die Tagesspiegel-LeserInnen um einiges schlauer als die Redaktion - und um vieles schlauer als Bullen-Henkel und Co.

Wer trifft beim "Lab" die Entscheidungen?

... 27.04.2012 - 13:00
Im oben erwähnten Interview spricht Innensenator Henkel Klartext, wer für die Entscheidungen beim angeblichen ach so unabhängigen "Kulturprojekt Lab" zuständig ist, BMW nähmlich - und nicht Guggenheim.

Henkel:
"Die Entscheidung, wo sich das BMW-Guggenheim-Lab ansiedelt, hatte nicht der Senat zu treffen, sondern die Veranstalter. Wir haben von Anfang an gesagt, dass wir die Einrichtung schützen werden, egal wo sie steht..

Der Regierende Bürgermeister und ich haben die Drohungen sofort scharf verurteilt. Ich bin mir aber sicher, dass ich mich auch als Oppositionsführer erst mal mit BMW in Verbindung gesetzt hätte, um zu fragen, was sie wollen. Wenn der Veranstalter mir sagt, dass er aus vielerlei Gründen an einen anderen Standort will, dann hätte ich das selbstverständlich auch als Oppositionsführer akzeptiert."

weiter gehts

alles 27.04.2012 - 17:55

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