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Au­to­no­me 1. Mai-​De­mo in Oldenburg

Oldenburg 23.04.2012 20:04
Au­to­no­me 1. Mai-​De­mo in Oldenburg unter dem Motto „so­li­da­ri­sie­ren, or­ga­ni­sie­ren, an­eig­nen – welt­weit! So ra­di­kal wie die Wirk­lich­keit!“
Au­to­no­me 1. Mai-​De­mo: „so­li­da­ri­sie­ren, or­ga­ni­sie­ren, an­eig­nen – welt­weit! So ra­di­kal wie die Wirk­lich­keit!“

solidarisieren...
Seit 2008 befindet sich der Kapitalismus in einer Krise – sie ist nicht die Erste und wird auch nicht die Letzte bleiben. Die Krise bringt mit äußerster Brutalität zu Tage, was schon immer Bestandteil des Systems Kapitalismus war: massive Privatisierungs- und Sparmaßnahmen verursachen vor allem in Südeuropa die Verarmung breiter Bevölkerungsteile. Renten- und Lohnkürzungen, Obdachlosigkeit, die Ausweitung des Zeitarbeitssektors und die damit einhergehende Umverteilung von unten nach oben sind nur einige der Folgen.
Anstatt sich in rassistischer Manier über die „Pleite-Griechen“ aufzuregen, müssen wir uns bewusst werden, dass der Wohlstand der Bundesrepublik auch auf der Verschuldung Griechenlands fußt.
Es ist dieselbe kapitalistische Elite, die in Griechenland Sparprogramme durchdrückt, Proteste niederknüppeln lässt und hier in der BRD Hartz IV-Gesetze verschärft. Wie sollen wir dieses System jemals abschaffen können, wenn wir nicht aufhören, uns gegenseitig zu bekämpfen?

Diese Unzumutbarkeiten kennen wir jedoch nicht erst seit der aktuellen Krise, sie durchziehen schon lange den Alltag Vieler. Sei es ein Wirtschaftssystem, das nicht das Allgemeinwohl, sondern die Bereicherung einiger Weniger zum Ziel hat. Einschnitte im Arbeitsalltag, Lohndumping, und die Unsicherheit, ob morgen der eigene Arbeitsplatz noch sicher ist, sind für viele traurige Realität. Sei es die Spaltung der Gesellschaft in bessere und schlechtere Menschen, die zu Hause genauso zu spüren ist wie auf der Straße oder am Arbeitsplatz. Wenn hier nicht-weiße Menschen rassistischen Anfeindungen ausgesetzt sind oder Flüchtlinge in Sammelunterkünften auf dem ehemaligen Fliegerhorst leben und anstelle von ausreichend Bargeld zur Sicherung ihres Lebensunterhaltes lediglich Wertmarken bekommen.
Wenn Nazis mordend umher ziehen und Verfassungsschutz, Polizei, Medien und Politik so tun, als gäbe es keinen rassistischen Hintergrund.
Wenn die NPD genug Stimmen bekommt, um in den Stadtrat einzuziehen.
Wenn Frauen weniger Geld für die gleiche Arbeit erhalten, in der Disco angeglotzt und angegrapscht oder im trauten Heim vom Ehemann verprügelt werden.
Wenn FrauenLesbenInterTrans*-Demos angegriffen und Menschen dabei verletzt werden.
Wenn Menschen keinen Bock haben, sich als Lohnsklaven zu verdingen und sich dann anhören müssen, dass sie Sozialschmarotzer sind und von der ARGE drangsaliert werden.
Wenn ein Farbanschlag auf den jüdischen Friedhof immer noch bittere Realität ist.
Wenn Homosexualität als abartig oder krankhaft bezeichnet wird.
Diese Aufzählung ließe sich leider noch um ein Vielfaches erweitern. Wenn diesen Ungerechtigkeiten auch unterschiedliche Herrschaftsverhältnisse zu Grunde liegen, so gehen Rassismus, Kapitalismus und Patriarchat doch Hand in Hand und haben die Absicherung der Herrschaft einer weißen, männlichen Klasse, die zudem noch über den Großteil der finanziellen Mittel verfügt, zum Ziel. Alle, die nicht dieser herrschenden Klasse angehören, sind auf unterschiedlichste Art von diesen Herrschaftsverhältnissen betroffen. Es liegt an uns allen, jedes dieser Probleme zu erkennen und uns, auch wenn es auf den ersten Blick nichts mit uns zu tun hat, mit den Anderen zu solidarisieren und die einzelnen Kämpfe zusammenzuführen. Das muss auch heißen, die eigene Stellung im System zu hinterfragen, eigene Privilegien zu erkennen und bereit zu sein, sie abzugeben – zu Gunsten einer Gesellschaft, in der Menschen nicht mehr unterschiedlich viel „wert“ sein werden. Wir werden diese Missstände nur beseitigen können, wenn wir gemeinsam gegen sie vorgehen und zeigen, dass wir uns nicht spalten lassen oder auch nur einen dieser Unterdrückungsmechanismen jemals hinnehmen werden.

organisieren...
Der Alltag ist für die meisten Menschen alles andere als einfach. Um mit den Problemen nicht allein zu bleiben und um diesen Missständen lautstark und entschlossen etwas entgegensetzen zu können, müssen wir uns zusammenschließen. Dies ist oft gar nicht so einfach. Die Meisten sind in der Lohnarbeit verstrickt, die zu viel Zeit und Energie klaut. Viele haben Kinder und versuchen, sich so gut sie können um sie zu kümmern. Schule, Studium oder Ausbildung fressen ebenso einen Großteil der zur Verfügung stehenden Zeit. Und wenn wir schon etwas Zeit erübrigen können, wollen wir es uns ja nun auch gerne ein wenig gut gehen lassen. Manchmal fällt es schwer, aufzustehen, die eigene Stimme zu erheben, Aktionen zu organisieren, und den herrschenden Verhältnissen ins Gesicht zu spucken. So will also auch der Widerstand gut vernetzt und organisiert sein. Schüler_innenvertretung, gemeinsame Kinderbetreuung, Voküs, Arbeitslosenselbsthilfe und andere Formen der gegenseitigen Unterstützung und Bündelung der eigenen Kräfte sind hier ein erster Ansatz.

aneignen...
Die Entwicklung dieser Gesellschaft, dieser Welt, zu einer, in der alle solidarisch zusammenleben können, wird nicht reibungslos passieren. Haben doch nahezu alle Menschen Privilegien, die sie verteidigen werden. Geschenkt wird uns in diesem Kampf nix. Deshalb müssen wir den Mut haben, uns zu nehmen, was uns sowieso gehört, um die Verteilung von Reichtum ein Stück weit gerechter zu machen. Wenn sich die Erwerbslose das viel zu teure Biobrot nimmt, ohne es zu bezahlen, dann nennen sie das Diebstahl. Wenn FrauenLesbenInterTrans* in Oldenburg nachts in der Innenstadt demonstrieren, um sich zumindest kurzfristig einen kleinen Freiraum von dummen Anmachen und Patriarchat anzueignen, dann nennen sie das Nötigung. Wenn Jugendliche, die wegen „Aufwertung der Immobilie“ aus ihrer Wohnung geflogen sind, sich Wohnraum aneignen, indem sie ein Haus besetzen, dann nennen sie das Hausfriedensbruch. Wir nennen es Aneignung – und sehen darin einen kleinen Schritt in Richtung gutes Leben für alle! Wir erkämpfen uns dieses Leben, ob wir nun die öffentlichen Plätze in unserer Stadt besetzen oder die Grenzen um Europa niederreißen, um uns frei bewegen zu können. Zu klein sollten wir da nicht denken, denn am Ende soll ja schließlich nichts weniger, als eine befreite Gesellschaft für alle stehen, und zwar...

...weltweit!
Auch wenn die Gegebenheiten hier alles andere als rosig sind, müssen wir uns vor Augen halten, dass wir das Glück haben, in dem Teil der Welt zu leben, der einen verhältnismäßig großes Maß an Wohlstand und Sicherheit bietet. Und das nur, weil der globale Norden, insbesondere die großen Industrienationen, seit Jahrhunderten ihren Reichtum aufrechterhalten können, indem sie den Süden ausbeuten. Erst funktionierte dies durch rigorose Kolonialisierung und damit einhergehender Unterdrückung und Verklavung. Heute durch die weiter bestehende wirtschaftliche Ausbeutung und Unterstützung von repressiven Diktaturen und Oligarchien. Diese sind Handlanger von Konzernen und Staaten des globalen Nordens, die die Bevölkerungen auspressen, sich selbst bereichern, das Land rauben und ohne Skrupel die Natur zerstören lassen. Deshalb gilt es auch und gerade hier den Mund aufzumachen, um sich mit den Kämpfen vor Ort zu solidarisieren! Wir haben keinen Bock, dass für den Kaffee den wir hier trinken, Menschen auf den Plantagen verrecken.


Alle, die wie wir für ein gutes Leben für alle kämpfen wollen, die keinen Bock mehr haben, würdelos am Existenzminimum rumzukrebsen, die keinen Bock haben ihrem_r Vermieter_in jeden Monat die sowieso knappe Kohle in den Rachen zu werfen; alle, die genug davon haben, täglich auf dem A-Amt oder der Ausländerbehörde schikaniert zu werden, die keinen Bock mehr darauf haben immer nach der Laune ihres_r Vorgesetzten zu springen, die keinen Bock mehr haben, jeden Tag wahnsinnigem Leistungsdruck in Schule oder Uni ausgesetzt zu sein, rufen wir auf, mit uns am 1. Mai auf die Straße zu gehen! Wir wollen den herrschenden Verhältnissen etwas entgegensetzen und uns aktiv in die Prozesse in Oldenburg einmischen. Und zwar so radikal, wie es die Wirklichkeit verlangt!


Wann & Wo? 01. Mai | 13 Uhr | Kai­ser­str./Hbf Ol­den­burg
Im Anschluss gibt es ein Straßenfest beim Alhambra geben.
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Ergänzungen

Naziaufmarsch verhindern!

antifa! 23.04.2012 - 22:41

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Gegen die Gewerkschaftshetze! — Solidarität!