Protest Sammelabschiebung - Polizei nervös

sand im getriebe 18.04.2012 16:32 Themen: Antifa Antirassismus Soziale Kämpfe
Protest gegen Frontexabschiebung - Flughafen & Polizei reagieren nervös
Di 17. April 2012 große Sammelabschiebung nach Serbien - Frontex-Charter über mehrere Länder - kleine aber entschloßene Proteste am Flughafen Düßeldorf - Polizei und Flughafen reagieren nervös
Abflug AB 1008 12.00 h Belgrad Gate FSo steht es tatsächlich auf der Anzeigentafel im Abflugterminal des Flughafen Düßeldorf. AB - AirBerlin, Flug 1008, Gate F statt der Nummer eines Bordingterminals. Ob dies nun Provokation oder eine tatsächliche Anzeige der Tafel ist bleibt unklar. Tatsache ist, daß es sich hierbei um einen Abschiebeflug handelt. Sammelabschiebung von Roma und anderen Menschen nach Serbien.
138 Personen sind gebucht, 122 Namen finden sich auf der Bordliste (nach bisherigem Stand). Es ist eine der größten Sammelcharter-Abschiebungen seit langem. Der Flug hat auch Abzuschiebende aus Belgien, Schweden und Italien an Bord! Ein EU-weiter FRONTEX-koordinierter Charterabschiebeflug. Billiger für die Behörden, weil EU-finanziert, traumatisierend für die Betroffenen. Viele der abzuschiebenden Personen sind Roma, viele leben schon seit Jahrzenten in Deutschland. In Serbien erwartet sie eine unbekannte Zukunft in Elendsquatieren und unter raßistischer Diskriminierung.

Morgens 8 Uhr am Gate F bzw. Tor 3&. Einige wenige Aktivist_innen haben sich zum Protest eingefunden. Mit einem Transparent und ab und an rufend stehen sie seitlich, um ihren Unmut über die Abschiebung kundzutun. Relativ viele Kleinbuße der Ausländerbehörden fahren vor, hinter den verdunkelten Scheiben sitzten die Menschen, die der deutsche Staat und die EU gerne loswerden möchte. Einige sehen die Proteste und schauen herüber.
Im Verlaufe der nächsten halben Stunde kommen noch einige Menschen hinzu, doch es bleibt, bei ca. 20 Personen, im Vergleich zu den letzten Mobilisierungen mit &0-120 Menschen sehr viel weniger Aktivist_innen.
Trotz der geringen Zahl von Aktivist_innen vor Ort reagiert die Polizei nervös. Umstellt den Bereich, will unbedingt eine_n Anmelder_in, droht in freundlicher Manier, daß eine Versammlung nur, wenn sie angemeldet sei auch "geschützt" sei. Es findet sich eine Anmelderin, doch die Provokationen seitens der Polizei gehen weiter.

Der schon bekannte Einsatzleiter Müller aus Düßeldorf scheint ein eigenes Verständnis von "schützen einer Versammlung" zu haben. Beamt_innen stellen sich vor das einzige Transparent, es kommt immer wieder zu Drängeleien, wegen angeblicher überschreiten einer weißen Linie zur Straße hin, einzelne Beamt_innen duzen, provozieren, drohen, grinsen hämisch und es kommt im weiteren Verlauf zu einer völlig unverhältnismäßigen Personenkontrolle und Anzeige wegen angeblicher Beamtenbeleidigung wegen angeblichen Duzens. Die Polizei erhält im Gegenzug eine Anzeige, auch wegen Duzens.
"Das ist eine Verschwendung von Steuergeldern" von dieser angeblichen Außage fühlt sich ein weiterer Beamter tief in Ehre und Persönlichkeit verletzt und weiß sich mit Anzeige und rüdem Herausgreifen einer Person zu helfen.

Wir nerven? - Das ist gut so!Die Nervosität und das völlig unnötige provozierende Verhalten der Polizei bei lediglich 20 Demoteilnehmer_innen erscheint merkwürdig. Bei den letzen Protesten wurde sich auch auf die Straße gestellt, kurzzeitig blockiert, der Betriebsablauf, wenn auch nur für Sekunden verzögert. Es scheint zu nerven - wir scheinen zu stören!!! Das ist gut so!
Doch wir reden hier auch von strukturellem und persönlichem Raßismus der Polizei. Es ist dieselbe Einsatzhunderschaft wie meist am Flughafen. Es sind dieselben raßistischen Bemerkungen, hämisches Lachen und überzogenen Reaktionen wie auch die letzen Male. Erinnert sei an die gewalttätigen Polizeiübergriffe in Deßau auf der Oury Jalloh Demo und auf der Velberter Flüchtlingsdemo. In faschistischer Manier fährt der große, weiße Gefangenbus der Bielefelder ZAB provozierend dicht und sehr gefährlich nah an die Demoteilnehmer_innen ran, begleitet von hämischen Winken und Hupen des Busfahrers.

Demo im TerminalUm 10 Uhr wird sich einzeln zum Terminal begeben. Auch im Terminal stehen nur sehr wenige Menschen, einige suchen die sonst immer sehr deutlich wahrnehmbare Demo. Doch ob 10 oder 100 Menschen, wir erinnern uns an die Anfänge der Proteste am Flughafen und daß es damals auch nicht mehr Personen waren. Kurzerhand wird dem großen Polizeiaufgebot eine weitere spontane Demo im Flughafen angemeldet, eine andere Einheit scheint zuständig und ein wenig relaxter.
Mit Transparent und lautem Rufen und Megafon geht es erneut durch das Terminal. Nach und nach gesellen sich die verstreuten Aktivist_innen dazu.
Der Flughafen ist voll, es scheint Reisezeit und vor allem vor AirBerlin stehen die Menschen Schlange und werden über Megafon und durch direkte Ansprache über die Machenschaften dieser Airline aufgeklärt. Reaktionen sind von intereßiert bis raßistisch ablehnend, teilweise bedanken sich Menschen für den Protest.Auch auf türkisch wird auf die Aschiebungen aufmerksam gemacht. Dynamisch und laut finden Trauer und Wut über die Abschiebungen ihren Ausdruck.

Laut und entschloßenDer Polizeieinsatz am Gate hat viele wütend gemacht. Es fällt gar nicht mehr auf, nur ca. 30 Personen zu sein, die Stimmung ist laut und entschloßen und es werden mehrere Runden durch den Flughafen gedreht. Dank der Akkustik gut wahrnehmbar. Auch die überall anwesende Flughafen-Security kann die kleine Demo nicht davon abhalten, die schon auf anderen Aktionen so beliebte Rolltreppe zu benutzen. Die Demo zieht einfach an den sich in den Weg stellenden Securities vorbei und stört sich auch nicht an der Drohung, daß nun die Rolltreppe abgestellt würde.
Auch der Flughafen scheint nervös zu reagieren, nicht nur die Rolltreppe, auch die Livewebcam am Flughafen werden während der Demo ausgestellt. (). Besonders skurril ist die plötzliche Anschuldigung, daß eine_r der Aktivist_innen angeblich einen Koffer irgendwo abgestellt haben soll. Zugegebener Maßen am Flughafen eine blöde Idee. Doch nichtexistente Koffer können auch nicht abgestellt werden und so schert sich die Demo auch wenig um dieses Anschuldigungen.
Alles in allem und trotz der geringen Teilnehmer_innenzahl eine gelungene Aktion. Es bleibt die Frage, warum nur so wenige gekommen sind. Ob es an der schlechten Mobilisierung im Vorfeld lag, den vielen antiraßistischen Terminen oder ob dies Ermüdungen sind, durch die immer häufiger und immer gleich ablaufenden Demos. Ein Verbreiterung der Mobilisierung, ein breitere Vernetzung ist nötig und gewünscht. Auch eine Weiterentwicklung einer Kampagne ist gut. Die Demos sind eigenverantwortlich, d.h. denkt euch selbst etwas aus. kreativer Widerstand gegen die Mühlen der Abschiebemaschiene!

Abschiebeflieger auf den Schrotthaufen!
Profiteure keine Ruhe gönnen!
Sand im Getriebe.
Kein Mench ist illegal!


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Das Noborder Camp vom 13.-22.Juli 2012 in Köln/Düsseldorf wird sich u.a. auch mit den oben genannten Themen beschäftigen:
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Ergänzungen

Demo gegen Abschiebungen morgen in D'dorf

ausgefüllt 18.04.2012 - 22:23
DEMO GEGEN ABSCHIEBUNGEN NACH GUINEA
UND ANDEREN AFRIKANISCHEN LÄNDERN

 http://thecaravan.org/node/3200

Donnerstag, 19. April
16 Uhr Düsseldorf Hauptbahnhof

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