No Fracking!

http://fracturahidraulicano.wordpress.com/ 15.04.2012 10:07 Themen: Ökologie
Erste Bewegung gegen Fracking in Spanien
Erste Bewegung gegen Fracking in Spanien

Fracking ist in Spanien momentan in einer experimentellen Phase, d.h. es gibt mehrere Investigationsgenehmigungen mit entsprechenden Probebohrungen, verteilt über ganz Spanien (Valencia, Murcia, Kastilien, Baskenland, Navarra, Aragon, Andalusien, Leon, Katalonien, Asturien, Kantabrien) aber mit einer Konzentration im Norden, im Flussbecken des Ebro. Die Genehmigungen wurden hauptsächlich seit 2008 vergeben. Am weitesten fortgeschritten ist die Situation im Raum der Stadt Vitoria im Baskenland, dort sollen die ersten Bohrungen Anfang nächsten Jahres beginnen. Die Öffentlichkeit wusste bis vor kurzen nichts von den Erschließungsplänen, es wurde alles weitestgehend im Dunkeln gehalten.

Die Zuständigkeit für die Konzessionen hängt in Spanien davon ab, ob die Projekte nur eine autonome Region oder mehrere betrifft. Ist es nur eine, so vergibt die Regionsregierung die Konzession, sind es mehrere, so ist das Industrieministerium zuständig. Die Konzessionen des Industrieministerium wurden unter der Nationalregierung der Sozialisten vergeben. Seitens den autonomen Regierungen gibt es ein bisschen von allem: die rechte Partei (Partido Popular), die seit den letzten Wahlen vom 20. November 2011 auch in der Nationalregierung sind, Sozialdemokratie (PSOE) und regionale Parteien.

Die Firmen müssen rein theoretisch normalerweise eine Umweltverträglichkeitsprüfung beantragen, aber offensichtlich können sie davon freigestellt werden: Am 8. Dezember veröffentlichte das Staatssekretäriat zum Klimawechsel des Umweltministeriums eine Erklärung, laut der für die Probebohrung in Vitoria keine Umweltverträglichkeitsprüfung notwendig ist. Aufgrund der zunehmenden Mobilisierung in der Bevölkerung wurde jedoch am 02.02.2012 im baskischen Parlament ein Antrag angenommen, der eine unabhängige Umwelverträglichkeitsprüfung seitens der baskischen Regierung fordert, sowie eine Untersuchung über die Risiken des Verfahrens für den Boden und die Gesundheit. ( http://www.elcorreo.com/alava/v/20120203/alava/parlamento-pide-evaluacion-ambiental-20120203.html Artikel auf spanisch)

Die Mobilisierungen begannen in Kantabrien, eine relativ kleine Provinz an der Atlantikküste, zwischen Baskenland und Asturien gelegen. In Kantabrien erfuhren wir von den Erschließungsabsichten durch einen Presseartikel. Daraufhin bildete sich mi Sommer 2011 die Asamblea contra la Fractura hidráulica, eine Versammlung aus betroffenen und besorgten Individuen und Organisationen mit dem Ziel, Fracking zu stoppen, hier in Kantabrien und überall. Momentan beschäftigen wir uns hauptsächlich mit der Öffentlichkeitsarbeit: wir haben eine Informationsbroschüre herausgebracht, in der das Verfahren, die möglichen Konsequenzen und die aktuelle Situation in Kantabrien erklärt wird, wir haben Briefsendungen mit Informationen in den betroffenen gebieten verteil, es gibt einen blog  http://fracturahidraulicano.wordpress.com und wir geben Informationsveranstaltungen vor allem in den betroffenen Gebieten.
Seit kurzem gibt es auch eine Versammlung gegen Fracking in der Region Burgos und im Baskenland wurde von verschiedenen Umweltorganistationen und Parteien eine Plattform gegen Fracking gegründet.

Eine der ersten Aktionen der Asamblea war es, sich sich mit verschiedenen betroffenen Gemeinden in Kontakt zu setzten und diese darüber zu informieren, was Fracking ist und dass ihre Gemeinden innerhalb des sogenannten Projekts Arquetu ( http://www.greatenergychallengeblog.com/blog/2012/02/02/fracking-arrives-at-the-sistine-chapel-of-prehistoric-art/ Artikel auf englisch) liegen. Seitens der Gemeinden, die bis dahin nichts von dem Projekt wussten, und der Umweltorganisation Ecologistas en Acción wurde Berufung eingelegt und das Projekt ist entsprechend momentan unterbrochen, bis sich die zuständigen Behörden dazu äussern.

Arquetu ist nicht das einzige Projekt für neue Erschließungen von Gas in Kantabrien, aber im Gegensatz zu den anderen bisher beantragten Genehmigungen wird im Antrag explizit darauf verwiesen, dass Fracking als Verfahren angewandt werden wird. Momentan gibt es vier Firmen, die in Kantabrien Gas fördern wollen: Repsol, Trofagas hidrocarburos (eine Filiale von BNK Petroleum), die Sociedad de Hidrocarburos de Euskadi und Oil & Gas Capital. Insgesamt gibt es sechs verschieden Anträge auf die Genehmigung von Investigationsbohrungen für Gasförderungen. Derartige Genehmigungen können bei positiven Ergebnissen jederzeit in eine Förderungsgenehmigung umgeändert werden. Während der Investigation werden Probebohrungen mit der Technik des Fracking durchgeführt. Obwohl lediglich einer der Anträge ausdrücklich diese Technik erwähnt, gehen wir seitens der Asamblea davon aus, dass in allen 6 Anträgen Fracking angewandt werden wird. Dies liegt nahe einerseits weil das geographische Zielgebiet, das sogenannte baskisch – kantabrische Flussbecken, eine geographische Einheit bildet, andererseits weil sich alle beteiligten Firmen bereits mit Aktivitäten rund um die Förderung von Schiefergas beschäftigen. So sucht die Kompanie Oil & Gas auch in Gandía Schiefergas  http://www.levante-emv.com/comunitat-valenciana/2011/01/18/buscan-gandia-gas-convencional-revolucionado-mercado-energetico/774757.html Artikel auf Spanisch), Repsol ist bereits in Argentinien auf diesem Gebiet aktiv und die Interessen von BNK Petroleum sind in Deutschland nur zu bekannt. ( http://www.unkonventionelle-gasfoerderung.de/2011/02/19/bnk-petroleum-aktualisiert-plaene-fuer-thueringen-und-nordrhein-westfalen/ Artikel auf deutsch)

Von Regierungsseite gibt es bisher wenig öffentliche Stellungsnahmen. Der Präsident der baskischen Regionalregierung war vor kurzem in Dallas, wo er am Fuss der Bohrtürme die zukünftige Erschließung von Gas im Gebiet in Vitoria bekanntgab. Über die Methode des Fracking und die internationale Kritik daran sprach er dabei nicht. Nach einem Treffen im Industrieministerium hinter verschlossener Tür zum Thema “Energiesicherheit in Europa” (mit dem spanischen Staatssekretär für Energie Fabrizio Hernández; dem Vizepräsidenten des Europäischen Parlaments Alejo Vidal-Quadras; dem Präsidenten von BNK Petroleo, Wolf E. Regener, verschiedenen Führungskräften von Repsol und Exxon Mobil und der polnischen Vizeministerin für Energie Beata Stelmach) erklärte die spanische Presse: “Das Interesse an neuen Gas- und Rohölreserven in Spanien wächst” und “Das Industrieministerium fordert, dass die EU Shale Gas unterstützt”.
Es sieht also ganz so aus, als sollten für das Fracking in Spanien heimlich still und leise Grundlagen geschaffen werden, bevor die Öffentlichkeit überhaupt erfährt, worum es da geht. Die Asamblea contra la Fractura hidráulica ruft daher dazu auf, sich zu informieren und gegen die Frackingabsichten zu kämpfen, hier und überall. Im spanischen Bürgerkrieg, bei der Belagerung Madrids hiess die Devise: ¡No pasarán! (Sie kommen nicht durch!) Wie uns kürzlich ein polnischer Frackinggegner schrieb, gilt heute eine neue Devise:¡NO GASARÁN!

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Ergänzungen

Sicher

Dieter Sieber 17.04.2012 - 07:32
Also ich traue dem Verrecking, denn schließlich hat auh Dieter Sieber ein Interesse an sauberem Trinkwasser. Wahrscheinlich wird deshalb weit weg vom Wohnort des "Ein-Ingenieurs-bei Exxon Mobil" gefrackt werden.