Anmerkung der Moderationsgruppe: Trotz der Bitte, de.indymedia.org zum Veröffentlichen von eigenen Berichten und selbst recherchierten Reportagen zu nutzen, wurde hier ein Termin, ein Aufruf, die Einladung zu einer Veranstaltung oder die Ankündigung einer Aktion reinkopiert.
Es ist nicht das Ziel von Indymedia, ein möglichst umfassendes Infoportal incl. Terminkalender anzubieten. Indymedia will eine Plattform für engagierte MedienmacherInnen und ihren eigenen Inhalte bieten. Das Veröffentlichen von Terminen, Aufrufen und Einladungen gehört nicht zu den Zielen des Projektes. Mehr Informationen, warum sich Indymedia nicht zum Veröffentlichen von Terminen eignet, findest Du hier.    Bitte nutze stattdessen die verlinkten Terminkalender-Seiten.

Stop d.Geschlechtsnormierung durch Jugendamt

A. K. 11.04.2012 20:34 Themen: Gender Repression
Das Jugendamt Steglitz-Zehlendorf stützt diejenige Ergänzungspflegerin, die Alex‘ Geschlechtsdentität nicht anerkennt: So wurde versucht, Alex von ihrer Mutter zu trennen und sie in eine Pflegefamilie zu geben; kompetente Therapeuten und Ärzte wurden abgelehnt, sowie mit Zwangspsychiatrisierung gedroht.
Ursprünglich hatte sich Alex‘ Mutter in der Hoffnung auf Unterstützung an das Jugendamt gewandt - stattdessen erleben sie und ihre Tochter nun Drohung und Zurechtweisung.
Die derzeitige Situation stellt eine Belastung für Alex dar - die Bevormundung durch Behörden und Medizin muss aufhören!
Wir fordern das Jugendamt auf, dafür zu sorgen, dass Alex‘ bei ihrer Mutter bleiben kann! Wir fordern kompetente und selbstgewählte Versorgung, sowie Unterstützung der Mutter!
Die zugewiesene Pflegerin muss abgesetzt werden!
Rückgabe des Gesundheitsfürsorgerechts an die Mutter!
KUNDGEBUNG
18. april 2012
14h
vor dem Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf
Kirchstr. 1/3, 14163 Berlin
S1 Zehlendorf


Jugendämter in die Schranken weisen - Geschlechtsnormierung stoppen !
- Für eine selbstbestimmte medizinische Versorgung -


Übrigens:
Das Jugendamt, bzw die Pflegerin verstossen gegen Standards des Berliner Senats, die Diskriminierungsfreiheit und Diversity (=Vielfalt) im Umgang mit Trans*, Queer, Lesben und Schwulen beanspruchen.
Ausserdem widerspricht das Verhalten auch internationalen Kinderrechtskonventionen, die Deutschland mitunterzeichnet hat.


Hintergründe:
Alex ist 12 und lebt als Mädchen - entgegen dem ihrem bei der Geburt zugewiesenem Geschlecht. Ihre Mutter unterstützt sie in ihrem Leben in dem gefühlten Geschlecht.
Der Vater hingegen kann Alex’ Leben als Mädchen nicht akzeptieren und behauptet, die Mutter hätte der Tochter alles nur eingeredet.
Im Zuge des Sorgerechtsstreits zwischen den Eltern wurde Alex’ Mutter das Gesundheitsfürsorgerecht entzogen und dem Kind eine Ergänzungspflegerin durch das Amtsgericht zugewiesen. Diese Pflegerin verfolgt das Interesse, Alex in das Geschlecht ihres Geburtseintrags zu zwingen - was nicht funktioniert und die Betroffenen traumatisiert!
Kürzlich entschied das Gericht wieder gegen die Mutter und das Kind. Darin wurde der Mutter unter anderem die nicht vorhandene Kooperationsbereitschaft zur Ergänzungspflegerin vorgeworfen, sowie dem Kind die Geschlechtsidentität eingeredet zu haben. Geforderte Ergänzungsgutachten zur Entlastung der Mutter wurden vom Gericht abgelehnt.

Trans* ist ein Begriff für Menschen, die entweder entgegen dem ihr bei der Geburt zugewiesenem Geschlecht leben oder aber jenseits des zweigeschlechtlichen Systems leben.
Auf hiesiger medizinischer und gesetzlicher Grundlage könnte Alex als transsexuell eingeordnet werden.
Wenn Menschen ihr Interesse an einer Vornamensänderung gemäß dem eigenen Geschlecht oder an medizinischen Maßnahmen durchsetzen können, sind sie gezwungen einen einjährigen Alltagstest zu absolvieren, sich in psychiatrische Behandlung zu begeben und auf eigene Kosten mehrere Gutachten von sich erstellen zu lassen. Die Vornamens- und Personenstandsänderung setzt die Zustimmung des Gerichts und des Innenministeriums voraus. Diese Verfahren können für die Betroffenen mehrere Jahre dauern und einige tausend Euro kosten. Die Wünsche der Betroffenen können unter vielfältigen Gründen auch abgelehnt werden.


Die Grundlage für die Vornamens- und Personenstandsänderung ist das Transsexuellengesetz (TSG) von 1980. Passagen aus dem Gesetzt strich das Bundesverfassungsgericht in jüngster Vergangenheit wegen ihrer Verfassungsfeindlichkeit mehrfach.
Auch der Europarat mahnte die Bundesregierungen mehrfach ab, die Menschenrechtssituation der Transsexuellen in Deutschland zu achten und deutlich zu verbessern. Die damalige Rot/Grüne Bundesregierung hat dies auch in einer Erklärung zur “Situation Transsexueller in Deutschland” anerkannt, sich jedoch, wie die nachfolgende Regierung, geweigert diese zu verbessern.
Internationale Krankheitskataloge (ICD und DSM), sind die Richtlinie von juristischer, sowie medizinischer und psychiatrischer Praxis, die mit Diagnosen wie “Geschlechtsidentitätsstörungen” eine solche Zwangsbehandlung und Pathologisierung von trans* Menschen unterstützen. Eine internationale Kampagne fordert seit Jahren die Streichung der Kategorie “Geschlechtsidentitätsstörungen” aus den internationalen Krankheitskatalogen sowie die Gewährleistung einer selbstbestimmten medizinischen Versorgung.
Schluss mit Pathologisierung und Psychiatrisierung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, die nicht dem Geschlecht entsprechen, welches in ihrer Geburtsurkunde fälschlicherweise festgelegt wurde!
Recht auf freie Persönlichkeitsentfaltung !
Für eine selbstbestimmte medizinische Versorgung !
- für Kinder, Jugendliche und Erwachsene - !
Stopp die Pathologisierung von trans* menschen !
Das eigene Geschlecht zu leben ist ein Recht – keine Krankheit !

Aktionsbündnis ALEX
....................................
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

warum auf anifa seite

paola zucker 13.04.2012 - 09:01
Welche unsägliche Rolle die Psychiatrie (und auch Jugendämter)in der "Behandlung" von nicht "normgerechten", als "behindert" stigmatisierten Kindern und Jugendlichen in der deutschen Geschichte gespielt hat, ist in einer aktuellen Ausstellung der Topografie des Terrors in Berlin zu sehen. (www.topographie.de) Sie leiteten die Menschenversuche mit ein und sorgten für die "Verbringung" in KZ's, z.B. in die Uckermarck...

In der Rede der Kundgebung am 26.03.12 vor der für Bildung und Jugend(ämter) verantwortlichen Senatsverwaltung der "Berliner Kampagne Stop Transpathologisierung 2012", die das Aktionsbündnis Alex unterstützt und ebenso vom AK Marginalisierte Gestern und Heute (die u.a. antifaschistische Gedenkpolitik machen, derzeit eine Veranstaltungsreihe zu Kindern und Jugendlichen im dt. Faschismus im Haus der Demokratie vorbereiten - Eröffnung am 06.mai) wird der antifaschistische Zusammenhang erwähnt: Zitat

Solches repressives Verhalten von Jugendämtern und Psychiatrie hat in Deutschland eine besondere Tradition:
Psychiater und deren Organisationen waren wie die Vorläuferorganisationen der deutschen Psychiatervereinigung, DGPPN ebenso wie Jugendamtsmitarbeitende an den Verbrechen des deutschen Faschismus, an massenhaften Ermordungen von Menschen mit “Behinderungen“ und „psychisch Kranken“ sowie Zwangssterilisierungen aktiv mitbeteiligt.

Bis heute haben psychiatrische Diagnosen grundsätzlich einen gewaltförmigen, stigmatisierenden Charakter. Auch im Rahmen der „Begutachtung“ kommt es nicht selten zu übergriffigem und herabwürdigendem Verhalten der selbst ernannten „Experten“, die das Recht auf Selbstbestimmung und freie Entfaltung von Persönlichkeit ihrer „Patienten“ verletzen, was auch vom Beauftragten des Europarats für Menschenrechte in mehreren Menschenrechtsberichten erklärt wurde. Psychiatrische Normierungen verschärfen eine soziale Selektion und fördern eine Ausgrenzung „Unangepasster“. Schon vor und besonders im dt. Faschismus wurden Obdachlose, Prostituierte, Homosexuelle, Sinti und Roma u.v.a. als "soziale Randgruppen" und "gemeinschaftsfremd“ gebrandmarkt. Im Kampf „jede_r gegen jede_n“ fördern psychiatrische Normierungen heute die Ausgrenzung „Unangepasster“ als "Looser". Diese verschärfte soziale Selektion markiert einen gesellschaftlichen Rechtsruck, dem wir uns entgegen stellen!


Wir fordern:
1. Die Streichung der „Geschlechtsidentitätsstörungen“ aus den internationalen Krankheits-Handbüchern.
2. Die Streichung der Geschlechtsnennung in offiziellen Dokumenten.
3. Die Abschaffung von Behandlungen binärer Normalisierung an intersexuellen Menschen.
4. Der freie Zugang zu Hormonbehandlung und Chirurgie (ohne psychiatrische Vormundschaft).
5. Die Prävention der Transphobie: Projekte der Antidiskriminierungs- und Aufklärungsarbeit sowie soziale und berufliche Förderung von Trans*-Menschen.
6. Asylrecht und gleiche soziale Rechte für Trans*-Flüchtlinge! Anerkennung von Verfolgung aus Gründen sexueller u. geschlechtlicher Identität als Fluchtgrund! Weg mit Lagerunterbringung, Residenzpflicht u.a. Sonderstatus für Flüchtlinge.

Lasst Alex in Ruhe ihr Geschlecht selbst bestimmen!
KEINE PSYCHIATRISIERUNG VON KINDERN UND JUGENDLICHEN!
Keine Zwangseinweisung und Zwangsbehandlung von nicht geschlechtskonformen Kindern und Jugendlichen!

SCHLIESSUNG ALLER GESCHLOSSENEN INSTITUTIONEN DER KINDER UND JUGENDPSYCHIATRIE SOWIE DER JUGENDHILFE SOFORT!


STOPP DER ZWANGSPSYCHIATRISIERUNG VON ALEX SOFORT!

Mehr Informationen über die Kampagne „Stopp Trans Pathologisierung 2012“:

 http://www.stp2012.info/old/de


Historie der deutschen Sexologie

Kim 16.04.2012 - 13:13
Vielleicht noch eine Erwähnung: Die deutsche Sexologie hat, wie andere Medizinbereiche, auch Wurzeln, die bis in die Zeit des Nationalsozialismus zurück reichen. Die Begründer der Deutschen Gesellschaft für Sexualforschung, die heute noch behauptet, transsexuelle Mädchen, seien "biologische Jungs" mit "gender identity disorder"/"gender dysphorie", waren Verfechter nationalsozialistischer Ideologie. Hans Bürger-Prinz, war in den 50ern Leiter der Deutschen Gesellschaft für Sexualforschung und vorher in der Nazizeit ehrenamtlicher Richter am Erbgesundheitsgericht, Hans Giese, ehemaliger Sexologe vom UKE Hamburg-Eppendorf war ebenso NSDAP-Mitglied.

Die Nationalsozialisten waren starke Gegner der Erkenntnisse des jüdischen Sexualwissenschaftlers Magnus Hirschfeld (der von den Nazis aus Deutschland vertrieben wurde), der geschlechtliche Normabweichungen für in der Natur vorkommend und eher für die Regel, als für die Ausnahme hielt (Sexuelle Zwischenstufentheorie. Die Nationalsozialisten hatten an diesen Erkenntnissen und Forschungen kein Interesse, da ihnen eine Gesellschaft vorschwebte, die nur Männer auf der einen und Frauen auf der anderen Seite, die klar und deutlich voneinander zu unterscheiden sind, vorschwebte. Diese Idee hatte zwar nichts mit Realität zu tun, in vielen Bereichen konnte sich diese Ideologie der "Widernatürlichkeit" geschlechtlicher Normabweichungen halten.

In einer wissenschaftlichen Arbeit von Susanne zur Nieden vom Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte wird aufgeführt, wie und warum z.B. der Nationalsozialist Hans Bürger-Prinz die Natürlichkeitserkenntnisse Hirschfelds ablehnte. Er argumentierte, dass "die soziale Genese homosexuellen Verhalten" möglich wäre, andererseits aber "die Gefahr der Verführbarkeit zur Homosexualität" gegeben wäre. Die Nationalsozialisten nahmen also an, dass Homosexualität, Intersexualität und Transsexualität widernatürlich seien, und Menschen, die sich geschlechtsabweichend verhielten, von diesem Verhalten geheilt werden könnten.

Nach dem zweiten Weltkrieg und mit dem offiziellen Ende der Nazizeit endete aber nicht die Ideologie dieser Zeit. Menschen mit geschlechtlichen Abweichungen wurden auch danach noch als "so geworden" und "psychisch krank" angesehen. Die Ausläufer dieser Ideologien finden sich auch heute immer noch in den deutschen sog. "Sexualwissenschaften". Auch hier wird immer noch die alte nationalsozialistische Ideologie vertreten, ein homosexueller oder transsexueller Mensch würde "so werden". Offiziell nennt sich das dann in Sexologensprech "psychosexuelle Entwicklung", die dann zu einem "geschlechtsatypischen Verhalten" führen kann. Im DSM IV (und auch in den Plänen zum DSM V), dem internationalen Buch der psychischen Störungen wird dann auch unter "gender identity disorders in childhood" genau immer noch auf die Theorien der Nazizeit Bezug genommen und a) behauptet, dass es einerseits geschlechtlich streng von einander abzugrenzende Männer und Frauen gäbe** und b) auf dieser Behauptung beruhend dann die Menschen, die sich unpassend zu dieser These verhalten, als "gender identity disordered" bezeichnet. In der Kindheit seien, so behauptet die Sexologie (nicht nur in Berlin), mit "Geschlechtsidentitätsstörungen" schwerpunktmässig Kinder, die später "homosexuell würden" (siehe: Ideologie des so-werdens weiter oben), und nur in besonderen Fällen Kinder, die später "transsexuell würden".

Die Ausläufer einer Ideologie des letzten Jahrhunderts sind also immer noch zu spüren, Menschen werden auf Grund dieser Ideologien immer noch Ausgegrenzt. Ebenfalls gibt es immer noch Propaganda, die ähnlich wie damals abläuft... Thesen des "So-Geworden-Seins" und des Ablehnens geschlechtlicher Normabweichungen werden ja immer noch in den Medien verbreitet. Aus transsexuellen Mädchen, die Mädchen SIND, werden z.B. (auch eine Folge der Ideologien der Nazizeit), Kinder, die als Mädchen LEBEN, denen man ein eindeutig "biologisches Geschlecht" andichtet.

**Der Deutsche (Un-)Ethikrat hat im April genau so eine Behauptung aufgestellt.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige den folgenden Kommentar an

allles gut und — schoen