Dorfmark (Nds.): Antisemitische Ludendorffer

Thomas Baden & Meike Kenin 11.04.2012 17:38 Themen: Antifa Antirassismus Repression
Auch in diesem Jahr kam der rassistische, antisemitische und völkische „Bund für Gotteserkenntnis“ (Ludendorffer) wieder zu seiner Ostertagung nach Dorfmark in der Lüneburger Heide. Wie in den letzten Jahren gab es antifaschistischen Protest dagegen und natürlich ließ auch die Staatsgewalt nicht auf sich warten.
Nachdem die SPD im letzten Jahr nicht an den Protesten gegen die Ludendorffer teilgenommen hatten, konnten sie es wohl dieses Jahr kaum erwarten und meldeten bereits vor dem ersten Bündnisgespräch eine Mahnwache an. Sie forderten von den anderen BündnispartnerInnen, dass keine „deutschlandfeindlichen“ Transparente gezeigt werden. Folglich ist ihnen offensichtlich nicht bewusst, dass Deutschland denken Auschwitz denken heißt (Adorno) und es unter anderem somit keinen Frieden mit Deutschland geben kann. Aus dieser Situation heraus entschieden sich der feste Bündniskern dieses Jahr erstmalig eine Demonstration anzumelden anstatt des sehr beliebten Konzepts „Spontandemonstration“.
Die DemonstrantInnen versammelten sich am Bahnhof in Dorfmark, wo umgehend eine kleinere Gruppe Jugendlicher vom Staatsschutz kontrolliert wurde. Die Demonstration umfasste 150 TeilnehmerInnen, die aus antifaschistischen Gruppen, Gewerkschaften, verschiedenen regionalen Initiativen und Parteien mit den Farben grün und rot bestand. Die Demonstration zog lautstark am Gasthaus „Zur Post“ vorbei, welches als zusätzliches Quartier der Ludendorffer dient, bis zum „Deutschen Haus“, das die Hauptanlaufstelle der Ludendorffer ist.
Die Straße vor dem „Deutschen Haus“ war weiträumig mit Straßenabsperrungen blockiert. Vor einem dieser Zäune befand sich die Mahnwache der roten und grünen Parteien mit Kaffee, Kuchen und Bierzeltganituren. Nachdem es einer größeren Gruppe von AntifaschistInnen gelungen war dieses Hindernis zu überwinden, fiel einer der Straßenabsperrungen um. Das überraschte BFE versuchte die AntifaschistInnen durch Schlagen und Schubsen aus der Sperrzone zu schaffen. Drei SPDlerInnen, die offensichtlich noch nie etwas von Solidarität und Toleranz anderer Protestformen gegenüber gehört hatten, drängten sich zwischen die Antifas und das BFE. Da die Antifas sich der Solidarität verpflichtet fühlten, nahmen sie Rücksicht auf die unwissenden SPDlerInnen und zogen sich geordnet zurück.
Im weiteren Verlauf versuchten verschiedene Gruppen von ProtestlerInnen auf die andere Seite des „Deutschen Haus“ zu gelangen. Dabei wurde unter anderem die bereits am Bahnhof kontrollierte Gruppe nochmals kontrolliert. Eine Person schlug dem Staatsschutzbeamten Olaf Schröder aus Wietzendorf vor, doch in die Eisdiele zu gehen. Daraufhin wollte er eine Anzeige wegen Beleidigung stellen, wurde aber von anderen Personen davor geschützt sich selbst zu blamieren und daran gehindert weitere Namen für seine Kartei zu sammeln.
Abschließend ist noch anzumerken, dass Dorfmark ein Dorf mit 3200 EinwohnerInnen ist, dafür aber ein sehr großes BFE-Aufgebot da war und auch mehrere Zivilbullen, die allerdings noch lernen müssen sich zivil zu benehmen und auszusehen. Mit Spannung wird erwartet, ob der Staatsschutz auch in diesem Jahr wieder willkürlich Strafanzeigen gegen Protestierende stellt und Hausbesuche macht.

Am Ostersonntag, den 8. April, waren dann zwei Journalisten vor dem „Deutschen Haus“. Nachmittags kam ein Ludendorffer aus dem Haus und bedrohte erst wortlos einen Journalisten.
Bei dem Ludendorffer handelt es sich um den bekannten Nazi-Führer Steffen Hupka. Hupka war bereits vor einigen Jahren Referent bei der Ostertagung der Ludendorffer in Dorfmark. Hupka gilt seit vielen Jahren als einer der führenden Köpfe der militanten Naziszene (  http://de.wikipedia.org/wiki/Steffen_Hupka ).
Kurze Zeit später kam er erneut aus dem Haus und sagte zu dem Journalisten: "Wenn du noch ein Foto machst, nehm ich dir die Kamera weg". Dann ging Steffen Hupka ins Hotel zurück.
Nach einigen Minuten kam Hupka zum dritten Mal aus dem Hotel. Den ersten Journalisten schubste er vom Bürgersteig runter und schubste ihn weiter, so dass er dabei annähernd 15 Meter rückwärts gehen musste. Hupka versuchte dabei ihm die Kamera zu entreißen und schlug mit seiner flachen Hand kräftig auf die Brust des Journalisten.
Diese Szene versuchte der zweite Journalist zu filmen. Als Hupka dies bemerkte, ließ er von Erstem ab, ging auf den Zweiten zu und schlug diesen mehrfach auf den Schulterbereich, schubste ihn und versuchte dessen Camcorder zu entreißen. Hupka schaffte es, den Camcorder zu bekommen und warf diese Kamera etwa 10 Meter weit auf die Straße. Danach ging Hupka zurück ins Hotel.
Die Journalisten riefen die Bullen, die dann erst nach 30 Minuten kamen und sehr widerwillig die Anzeigen der Journalisten aufnahmen. Beide stellten gegen Steffen Hupka Strafantrag wegen Körperverletzung und Sachbeschädigung. Eine Strafanzeige wegen Nötigung wollten die Bullen nicht aufnehmen. Der ältere Bulle kommentierte gegenüber den Journalisten: Wenn Sie mich gegen meinen Willen fotografieren, würde ich mich auch wehren. Die Bullen ließen per Handy das Kfz-Kennzeichen des Pkw, mit dem Hupka angereist war, überprüfen. Allerdings gingen sie nicht in das Hotel, um Hupka zu sprechen und zu überprüfen.

 http://recherche-nord.com/gallery/2012.04.09.html
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Ergänzungen

Ludendorffer werden unterschätzt

EX-Dorfmarkerin 15.04.2012 - 06:45
Was mich am meisten bei der (Nicht-) Auseinandersetzung mit den Ludendorffern ärgert , ist der Umstand, dass hier Kinder und Jugendliche in einer rassistisch geprägten Gegengesellschaft aufwachsen, ohne dass das irgendwelche Beachtung findet. Und das alles nur, weil die Ludendorffer ihrem offen gelebten Rassismus das Etikett "Religion" verpassen. Welchen Aufschrei geb es hingegen bei der HdJ?

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Das ist aber nett,

dass der 12.04.2012 - 20:03
Herr Baden jetzt hier schon seine eigenen Aktionen und die seiner Kolleg_innen darstellt und kommentiert, weiter so! Folgt jetzt etwa auch noch ein aufschlussreicher Bericht zu Eschede? Was mich bei der Sache allerdings etwas irritiert, ist die Tatsache, dass er seine Kolleg_innen mit Bullen bezeichnet; offensichtlich ist ihm die weibliche Form "Bulletten" fremd. Naja, denn beim nächsten Mal, und nix für ungut!

Bulletten

: ) 12.04.2012 - 21:38
Vielleicht waren ja keine Bulletten dabei?!?