[B] Es bleibt dabei: Zeit zu Handeln!

Antifa Berlin 10.04.2012 22:34 Themen: Antifa
+++ Antifa-Demo: 13.04. 17:30 Uhr U-Bhf Lipschitzallee +++ Neuköllner Nazis versuchen Ablenkungsmanöver +++ Antifaschistische Mobilisierung geht weiter +++ Vorfeldveranstaltungen voller Erfolg
Antifaschistische Gruppen mobilisieren seit Wochen für den 13.04. zu einer Demonstration nach Südneukölln. Diese richtet sich gegen die Neonazistrukturen im Süden des Bezirks und ihre Protagonist_innen. Immer wieder hatten Antifaschist_innen auf das Problem mit Neonazis in Neukölln hingewiesen. Insbesondere in den südlichen Ortsteilen ist bereits seit den 1980er Jahren eine vorwiegend subkulturell geprägte Neonaziszene zu beobachten. Im Laufe der Jahre hat sich der Habitus hin zu dem der „Autonomen Nationalisten“ gewandelt. Das Problem bleibt dasselbe. Südneukölln ist einer der Schwerpunkte der aktionsorientierten Neonaziszene, die dortigen Strukturen und ihre Akteuer_innen sind fest integriert mit dem unter dem Label „NW-Berlin“ stadtweit agierenden Neonazinetzwerk. An ihren Versuchen den „Mythos Rudow“ aufrecht zu erhalten, halten sie dennoch fest. Obwohl dieser Mythos durch antifaschistische und zivilgesellschaftliche Intervention längst nicht mehr besteht, beanspruchen die Neonazis den Süden Neuköllns durch massive Propagandaaktionen sowie Übergriffe und Drohungen gegen Migrant_innen und als „alternativ“ wahrgenommen Menschen als Raum für sich. Seit dem Jahr 2009 kommt es im Bezirk zudem immer wieder zu neonazistischen Angriffen auf linke Einrichtungen, so wurde die Kinder- und Jugendeinrichtung „Anton-Schmaus Haus“ der „Falken“ am U-Bahnhof Britz-Süd im vergangenen Jahr bereits zwei Mal Ziel von Brandanschlägen.

Diesen Zuständen entgegenzutreten ist das Ziel der antifaschistischen Kampagne „Zeit zu Handeln“, die den Nazis mehr als nur einen schlechten Frühlingsanfang bereiten will. Das Bündnis „Neukölln gegen Nazis“, das ebenfalls zu der antifaschistischen Demo mobilisiert, legt gemeinsam mit weiteren zivilgesellschaftlichen Akteur_innen den Fokus auf die Sensibilisierung und Aktivierung der Menschen vor Ort, um Plattformen zu schaffen, auf denen sich Engagierte austauschen und vernetzen können. Bei einer mit mehr als 80 Gästen außerordentlich gut besuchten Diskussionsveranstaltung am U-Bahnhof Lipschitzallee gelegenen Gemeinschaftshaus Gropiusstadt wurden nicht nur die Strukturen Neuköllner Neonazis vorgestellt, Kritik an der Untätigkeit der Ermittlungsbehörden von Betroffenen von Neonazigewalt geübt, sondern auch gemeinsam über Lösungsansätze debattiert. Die Organisator_innen der Demo haben die Route dabei bewusst so gelegt, dass sie durch ein Gebiet führt, indem die Rudower Neonazis wohnen und aktiv sind, um dort die Menschen aufzurütteln und antifaschistische Präsenz sichtbar zu machen.

Antifaschistische Präsenz: Sie ist bitter notwendig

Dass antifaschistisches und antirassistisches Engagement insbesondere auch in Neukölln notwendig ist und bleibt, lässt sich an vielen Vorfällen belegen. In der Nacht von Samstag auf Sonntag wurde die Sehitilik- Moschee am Columbiadamm mit Farbbeuteln beworfen. Am Tor der Moschee hinterlassene „Ostergrüße“ sowie das Bild eines Schweins lassen an der rassistischen Motivation der Täter_innen keinen Zweifel. Noch nicht abschließend geklärt und von einer völlig anderen Dimension ist der kaltblütige Mord an einem jungen Mann am Krankenhaus Neukölln in Britz. Ein Mann in schwarzen Kapuzen trat Mittwochnacht an eine Gruppe junger Migrant_innen heran und eröffnete das Feuer. Ein 22-jähriger starb, zwei 16- und 17 jährige Begleiter wurden schwer verletzt. Die Spekulationen in der Presse schießen ins Kraut, die Polizei hält sich derweil sehr bedeckt. Vor dem Hintergrund der rassistischen Mordserie des NSU, den auch antifaschistische Gruppen über ein Jahrzehnt nicht in einen politischen Kontext einzuordnen vermochten, gilt es für Antifaschist_innen in Solidarität mit den von Rassismus Betroffenen die Finger in die Wunde zu legen, die Ermittlungen kritisch zu begleiten und Aufklärung zu fordern. Nur so kann eine erneute rassistische Umdeutung der Hintergründe der Tat von vornherein begegnet werden

„Getroffene Hunde bellen…“ - Wir machen weiter!

Dass die antifaschistischen Aktivitäten der letzten Wochen und insbesondere die geplante Demonstration mitten durch ihre vermeintliche „Homezone“ ihre Wirkung auf die Neuköllner Neonaziszene nicht verfehlt haben, zeigt ihre nervöse Reaktion die sich in den hektischen Aktivitäten der letzten Tage äußert. Am Sonntag tauchte auf dem Internetportal „NW-Berlin“ und einer weiteren Neuköllner Neonaziseite eine Ankündigung für einen Aufmarsch, zeitgleich zur geplanten Antifa-Demo am Freitag, unter dem rassistischen Motto „Zeit zu Handeln – Kriminelle Ausländer raus!“ auf. Vom zentralen Internetportal der Berliner Neonaziszene war der Aufruf, der im üblichen kruden Schlagwörtermix den Bogen von der „Zerstörung der deutschen Sprache“ zur Entwicklung der Benzinpreises zu schlagen versucht, nach wenigen Stunden wieder verschwunden. Die Mobilisierung ging über die sozialen Netzwerke und weitere Kanäle jedoch weiter. Heute tauchte die Ankündigung auf diversen Neuköllner und Berliner Neonaziseiten wieder auf. Die Polizei bestätigte am Nachmittag, dass eine Neonazi-Anmeldung für den U-Bahnhof Blaschkoallee eingegangen ist und geprüft werde. Doch offensichtlich haben die Neonazis Probleme einen geeigneten Ort zu finden und sind von ihrem Plan schon wieder abgerückt. Nicht nur das Motto spricht dafür, dass es um ein gezieltes Ablenkungsmanöver handelt, um die antifaschistische Mobilisierung zu schwächen. Dieser Versuch darf und wird nicht aufgehen. Wir rufen euch umso mehr auf, gehen wir am Freitag gemeinsam dorthin, wo es den Nazis weh tut und setzen wir eigene Akzente. Die Nazis lassen wir selbstverständlich nicht unbeobachtet und versorgen euch mit aktuellen Informationen. Auf der Demo seid ihr also in jedem Fall richtig! Wir empfehlen eine geschlossene Anreise in Gruppen. Die Demo wird pünktlich starten!

Ein Infoupdate zur aktuellen Lage und zur Demonstration gibt es am Donnerstag, den 12.04. ab 20:00 Uhr im Projektraum H48. Im Anschluss wird im Rahmen der Veranstaltungsreihe zur Befreiung Neuköllns der Film „Ich war 19“ gezeigt.

Zeit zu Handeln! Keine Homezone für Nazis und Rassist_innen!
Antifaschistische Demonstration: 13.04.12 | 17:30 Uhr | U-Bhf Lipschitzallee (U7)
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

mobi

... 11.04.2012 - 08:27

Nazis laufen in Mariendorf

Beobachter 11.04.2012 - 14:11
Die für Freitagabend geplante NPD-Demonstration wird nach Informationen der „Berliner Zeitung“ in Mariendorf stattfinden. Seit heute Nachmittag steht die genaue Route fest: Die Demo soll am Nahmitzer Damm beginnen.

 http://www.berliner-zeitung.de/berlin/nazidemo-in-berlin-npd-will-durch-neukoelln-marschieren,10809148,14747162.html

Verkehrsverbindung zur Nazidemo

andi 12.04.2012 - 13:49
Nach der "Zeit zu Handeln"-Demo (17.30 Uhr) in der Gropiusstadt kann man zur Nazi-Demo, die um 18.30 Uhr beginnen soll:

1. Schnellste Verbindung:

U Rudow einsteigen, bis U Johannisthaler Chaussee fahren
Dort in den X11er (Richtung Dahlem Dorf) einsteigen, direkt zum Nahmitzer Damm und soweit zu den Nazis ranfahren wie möglich. (24 Minuten)

2. Alternativ direkt mit dem Bus:
Metro-Bus M11 Richtung U Oskar Helene Heim
ab Bushaltestelle Neuköllner Straße Zwickauer Damm, fährt direkt zum Nahmitzer Damm nach Marienfelde (27 Minuten)

@andi

egal 12.04.2012 - 14:16
und wer angesichts dessen sofort nach Marienfelde will kann auch in Neukölln in der Lahnstr am S+U BHF Neukölln mit dem Bus fahren M246

winwin

nk 12.04.2012 - 14:51
ablenkungsmanöver heißt hier wohl eher nicht, dass sie ihren aufmarsch nicht machen und nur ein fake ankündigen. klar wollen - und werden sie - wenn sie geschützt werden, in mariendorf laufen. aber es geht um nachhaltige, langfristige politik in den kiezen. mariendorf wird so schnell kein nazi-schwerpunkt. sind garnicht die örtlichen vorraussetzungen dafür da.
und es werden sich immer genügend leute vor ort in mariendorf finden, die den nazis widerstand entgegen bringen: zivilgesellschaft, regionale antifas, sportlich ambitionierte... und wir kommen später noch nach mariendorf. wir kriegen locker beides gewuppt!

denken wir mal so: wenn nazis in berlin nur noch eine halbwegs erfolgreiche (viele nazis werden eh nicht kommen) demo machen können, wenn parallel eine antifademo stattfindet oder wir inrgendwie andwerweitig beschäftigt sind, haben wir doch schon den absolut größten schritt gewonnen und es wird nur offenbar, dass die nazis in berlin am boden sind (wie sie übrigens - nicht nur damit - selbst eingestehen)

also: kommt ruhig mal nach neukölln! es geht um langfristige politik!

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 2 Kommentare an

keine Homezone für Nazis — Kalle Meier

Ort unklar — @Kalle Meier