Ein Tag in Frankfurt/Main

Kombinat Fortschritt 04.04.2012 17:03 Themen: Antifa Repression Soziale Kämpfe
Die bundesweite Mobilisierung anlässlich des europaweiten Aktionstages M31 hat auch in Mecklenburg-Vorpommern ihre Wirkung nicht verfehlt. So machte sich in den frühen Morgenstunden ein Konvoi aus dem Nordosten nach Hessen auf den Weg, in Richtung Main. Zurück kamen sie mit vielfältigen, auch zwiespältigen Eindrücken...
Why we fight

Man fuhr nicht unvorbereitet nach Frankfurt am Main. Neben der obligatorischen Infoveranstaltung gab es vor allem in den Hansestädten Rostock und Greifswald im Rahmen der M31-Mobilisierung noch einige einführende Veranstaltungen in Sachen Kapitalismuskritik. Auch wenn die Kritik am Kapitalismus sich seit Marx fraglos weiter entwickelt hat, so bilden seine Grundeinsichten doch nachwievor das Fundament im Kampf für eine freiere und gerechtere Gesellschaft. Während Mitte des 19. Jahrhunderts "der Kapitalist" und "das Proletariat" sich noch weitgehend unvermittelt gegenüberstanden, führte die Ausweitung der staatlichen Aktivitäten über eine reine Repression hinaus dazu, dass immer häufiger der Staat Adressat sozialer Forderungen war. So konnten in langen und teils blutigen Kämpfen Krankenversicherungen, Rentenversicherung oder auch Arbeitsschutzgesetze erstritten werden. Sogar eine Umverteilung des, durch die kapitalistische Produktionsweise hergestellten, gesellschaftlichen Reichtums konnte erreicht werden. Diese, durch das staatliche Gewaltmonopol "den Kapitalisten" oktroyierte, Reduzierung des Profitmaximums befindet sich seit jeher unter Beschuss durch die entsprechend interessierten Kreise.

Namentlich dem Neoliberalismus mit seiner Marktfixierung ist es gelungen, unter dem Label der Effizienzsteigerung die Durchdringung aller Gesellschaftsteile durch den Kapitalismus neu zu mobilisieren. Soziale Wohlfahrt soll es nur noch geben, wenn diese "marktgerecht" organisiert wird. Ein Paradox, da der Markt bekanntermaßen nur für die Allokation, nicht aber für die gesellschaftliche Verteilung von Ressourcen zuständig ist. Ohne Intervention kommt es gesetzmäßig zur Herausbildung eines Monopolkapitals und zur Massenverelendung. Kartellgesetze und der so genannte "rheinische Kapitalismus" sind Ausdruck dafür, dass dies sogar seitens der Obrigkeit nicht gern gesehen wird. Wie weit auch immer die Utopie einer Gesellschaft in der niemand ein geknechtetes Dasein fristen möge entfernt ist, es zeigt sich, dass es eine politische (Macht-)Frage ist, wie es um die soziale Absicherung der Gesellschaft bestellt ist.

Als Margret Thatcher in Großbritannien den Gewerkschaften den Kampf ansagte, war dies nur der Auftakt. Über die EG respektive EU wurde durchgesetzt, dass öffentliche Güter auch privatisiert werden können müssen. Aber besonders die so genannten Arbeitsmarktflexibilisierungen setzten den doppelt-freien LohnarbeiterInnen zu. In der Bundesrepublik unter Schröder, dem Schüler Blairs "New Labour", noch unter relativ günstigen Konjunkturbedingungen durchgesetzt, zeigt sich die Härte dieser Bestimmungen in Länder wie Spanien oder Griechenland aktuell in voller Gänze. Um "marktgerecht" zu sein, wird dabei sogar auf angeblich urabendländische Traditionen wie der Demokratie verzichtet. Nicht der demos, sondern eine Troika entscheidet nun über den "Reichtum der Nationen" und dessen Verteilung. Auch die Europäische Zentralbank als vermeintlich unpolitische, gar neutrale Institution ist beim Angriff auf die "Volks-"Souveränität vorne mit dabei. Mit dem massenhaften Aufkauf von schrottigen Staatsanleihen, sanierten sie die Bilanzen privater Geldinstitute und stülpten das Ergebnis entfesselter Marktmacht der Allgemeinheit auf.

The way we had to go

Somit eignete sich der Neubau der EZB vortrefflich als Ziel einer Demonstration; allein, der Protestzug erreichte sein Ziel nicht. Die OrganisatorInnen des M31 hatten angekündigt, einen Wanderkessel, also ein monströses Seitenspalier durch die Polizei, nicht zu akzeptieren. Die Polizei hielt sich zunächst daran. Für MV durchaus ungewöhnlich, erreichte der Tross beinah überpünktlich den Auftaktsort. Irritiert, aber durchaus erfreut, wurde die augenscheinlich geringe Polizeipräsenz zur Kenntnis genommen. Doch bei etwas genauerer Prüfung ergab sich ein anderes Bild: Überall in den Seitenstraßen standen die vermeintlichen Ordnungskräfte.

In den ersten Reihen lief eine auch äußerlich eher bunte Mischung. Eine bunte Mischung aus GewerkschafterInnen (vor allem FAU und IWW), einer Samba- und einer Theatergruppe, aber auch klassischen Autonomen flanierte zwischen den Blöcken hin und her. Der sogenannte schwarze Block ließ sich mit zwei Schwerpunkten im hinteren Drittel und etwa in der Mitte der Demonstration ausmachen. Auf Höhe der "alten" EZB-Vertretung kam es zu den ersten Konfrontationen. Farbbeutel, Steine und Rauchtöpfe wurden in Richtung EZB geworfen. Ein ernsthafter Angriff blieb jedoch aus, so dass sich die Situation als relativ entspannt gestaltete als die Demonstration vorbeizog. Lediglich einige Polizeibeamte fielen negativ auf, da sie die Rauchtöpfe in Teile der Demonstration zurückwarfen, die keinesfalls Urheber der Aktionen waren. Offenkundig suchte die Polizei hier Teilnehmer der Demonstration aufzustacheln.

Im weiteren Verlauf der Demonstrationsroute kam es zu Glasbruch bei einigen Banken, Beraterfirmen und Sicherheitsdienstleistern. Erst jetzt, dann insgesamt jedoch recht zügig, kam das Aufgebot. Zunächst in Form von einzelnen Kleingruppen die sich schützend vor den Gebäuden aufstellten, dann sukzessive immer massiver durch ein Seitenspalier. Im hinteren Teil soll es dann, nach Darstellungen der Polizei, zu massiven Übergriffen auf Polizeibeamte gekommen sein. Die Polizei selbst spaltete die Demonstration in zwei Teile, wobei im hinteren Teil zusätzlich eine Gruppe vermeintlicher Straftäter eingekesselt wurde. Daraufhin entzündete sich im Kreuzungsbereich – der vordere Teil war inzwischen rechts abgebogen und hatte zunächst von dem Tohuwabohu hinten nichts mitbekommen – Auseinandersetzungen zwischen Demonstrierenden und Polizei. Zuvor war bereits ein Revier der "Stadtpolizei", sowie eine Niederlassung der Agentur für Arbeit attackiert worden.

Aus Solidarität mit den Eingekesselten weigerte sich die Demo anfangs weiterzuziehen. Auch mehrmalige Hinweise durch den Lautsprecherwagen, dass die Personengruppe, weil bei ihr angeblich u.a. Schreckschusspistolen sichergestellt worden seien, keinesfalls weiter an der Demonstration teilnehmen werde, änderten daran nichts. Erst nach rund einer Stunde zog die Demonstration weiter. Der Weg zur EZB-Baustelle wurde ihr dabei jedoch verwehrt. Stattdessen wurde eine Route vor die Konstablerwache, eine zentrale innerstädtische Polizeiwache, in der sich auch die GeSa befand, angekündigt. Doch auch dazu sollte es nicht mehr kommen. Bereits nach wenigen hundert Meter wurde die Veranstaltung von der Polizei für aufgelöst erklärt. Auch nachdem sich der Zug erneut in Bewegung gesetzt hatte war es zu Übergriffen gekommen, so wurden zahlreiche Scheiben von Bausstellenfahrzeugen eingeschlagen. Im Anschluss an das abrupte Ende der Demonstration kam es noch zu weiteren Auseinandersetzungen im Stadtgebiet. Doch davon bekam der MV-Mob nichts mehr mit; er befand sich bereits auf dem Rückweg. Insgesamt soll der Sachschaden die Millionengrenze überschritten haben, was der Demonstration nachträglich eine erhöhte Medienaufmerksamkeit bescherte.

Im Vergleich mit dem Ausmaß der Randale, auch wenn die meisten Auseinandersetzungen meist eher kurz und dafür heftig waren, kam die Demonstration in den Medien verhältnismäßig gut weg. Gleichwohl wirkten die öffentlichen Verlautbarungen des M31-Bündnis etwas befremdlich. So wurde ein aggressives und provozierendes Verhalten der Polizei beklagt. Natürlich gab es sie wieder: Gummiknüppeleinsätze auch gegen PassantInnen, willkürliche Festsetzungen, die sich teilweise über Stunden hinzogen, wobei Verletzten im Kessel eine dringend angezeigte medizinische Versorgung verweigert wurde. Solche polizeilichen "Maßnahmen" gegen linksradikale Demonstrationen können immer wieder festgestellt werden. Aber zur Wahrheit gehört nun mal auch, dass es bereits nach wenigen Gehminuten das erste Mal zum Glasbruch kam. Wenn die Polizei daraufhin dichter an die Demonstration heranrückt, kann dies gerne als Provokation bezeichnet werden, ist aber wohl eher die schlichte Konsequenz. Zumal die Beamten sich im Wesentlichen auf das schiere Begleiten beschränkten. Keine Greiftrupps die regelmäßig in die Demonstration einbrachen und dabei gerne zahlreiche Demonstranten verletzten, kein übermäßiger Pfeffersprayeinsatz. Warum ein Teil der Demo fortwährend militant agierte und dadurch nicht nur Vorwände, sondern wohl auch Gründe lieferte, um das Erreichen der Baustelle zu untersagen, wird wohl deren Geheimnis bleiben. Besonders ärgerlich: Durch das typische „aus der fünften Reihe werfen“ wurden mal wieder eigene Leute in Gefahr gebracht und zum Teil verletzt.

Ausblick

Die Demonstration erreichte nicht das ursprünglich anvisierte Ziel, die Baustelle am neuen EZB-Standort. Vor dem Hintergrund, dass diese in den Tagen zuvor massiv mit Stacheldraht gesichert wurde, mag dieser Wegfall zu verschmerzen gewesen sein. In jeden Fall ist die Bündnis- und Mobilisierungsarbeit zum europäischen Aktionstag eine gute Vorlage, um auch in Deutschland in den Zeiten der Krise mal in die Puschen zu kommen. In Frankfurt befindet sich immer noch eines der letzten größeren Occupy-Camps in einer Metropole. Der Widerstand gegen den Kapitalismus im Allgemeinen und das Krisenregime der EU im Besonderen geht weiter. In gut einem Monat stehen in Frankfurt bereits die nächsten Aktionstage an. Unter dem Motto "Blockupy Frankfurt" mobilisiert ein internationales Bündnis wieder in das Finanzzentrum am Main.

Kombinat Fortschritt
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Ergänzungen

Massenmilitanz,

ist was tolles! 04.04.2012 - 18:13

Als Mitdemonstrant halte ich euer Resumee für sehr gelungen und teile auch eure Einschätzung bezüglich der partiell zu indiferenzierten Direkten Aktionen (bescheidenes Zielen, im falschen Winkel werfen, sodass DemonstrantInnen gefährdet wurden, aus der 30sten Reihe schmeissen etc.).

Ansonsten halte ich 1 000 000 € Schaden für angemessen und der Bulle, der ein Paar kassiert hat tut mir kein bißchen leid.
Wenn es nicht so derbe gekracht hätte es sich keine der Systemzeitungen bequemt diese Demo auch nur mit einer Zeile zu erwähnen, demnach: gut & sinnvoll.

Solidarität mit allen Repressionsbetroffenen und wir sehen uns am 1ten Mai.

@ist was tolles

whatever 04.04.2012 - 20:59
Herzlichen Glückwunsch, mit deiner Logik gehts endlich bergauf.

Knallt bei der nächsten Demo doch einfach ein paar Leute ab, 2-3 Banker oder sonstwen. Damit landet ihr definitiv auf jeder Titelseite.
Bravo du Arschloch!

von FFM nach B!

Haftbefehl 04.04.2012 - 21:13
Fankfurt fanden wir gut, auch wenn es schade ist, dass der Plan, die EZB-Baustelle zu blockierne, nicht aufgegangen ist.
Toll war die kollektive Praxis und das auch Aktive aus unterschiedlichen Spektren kollektiv und solidarisch agiert haben! Super. Jetzt auf zu einem kämpferischen 1. Mai und dann wieder nach Frankfurt am 18.!


Mobivideo 30.04.

www.youtube.com/watch?v=lXWefm6ygwY

Mobvideo 1. Mai

 http://www.youtube.com/watch?v=V5ykPbQ9hik

Immer dasselbe ...

egal 04.04.2012 - 22:18
Natürlich muss eine Erfolgsmeldung rauskommen. Das ist Standard im Selbstvermarktungs-Kapitalismus, in dem auch politische Aktion immer der Imagebildung, Konkurrenzgehabe usw. unterliegt.
Tatsächlich waren Vorbereitung und Ablauf der Demonstration aber ein erneuter Beweis, dass politische Strukturen Selbstzweck sind. Weder inhaltliche Weiterentwicklungen sind zu verzeichnen noch die Aneignung von Aktions-Know-How. Schlimm ist weder das gewaltfreie Gelatsche noch das militante Steinewerfen. Sondern schlimm ist, wie schlecht Gewaltfreiheit und Militanz in diesem Land sind. Aber darüber, dass Militanz und gewaltfreie Aktion auch kreativ und einfach gut sein können, wird ja gar nicht diskutiert. Es kommt darauf an, die eigenen Label zu zeigen, die eigenen RednerInnen zu platzieren und in den Medien den Hahnenkampf (um nicht zu sagen: Schwanzvergleich) zu gewinnen.
Politischer Protest ist vom Kapitalismus längst eingemeindet worden. Wenn das hilflose Occupy, die inhaltsleere Piratenpartei, der stupide schwarze Block oder die spendengeilen NGOs nicht schon gegründet wären - Banken, Konzerne und Parteien wären gut beraten, sie selbst ins Leben zu rufen. Als Partner und Spielzeug im Haifischbecken.

ortsbezeichnung

... 04.04.2012 - 22:30
"Stattdessen wurde eine Route vor die Konstablerwache, eine zentrale innerstädtische Polizeiwache, in der sich auch die GeSa befand, angekündigt."

die konstablerwache war mal ein bullenrevier. jetzt ist sie anfangs-/endpunkt der fußgänger_innenzone. ebensowenig gibts es dort eine "gesa".
d.h. es ging augenscheinlich darum, den protest in die einkaufsstraßen zu bringen.

Konstablerwach ist ein Platz

keine Polizeiwache 04.04.2012 - 22:45
Das ist die "Konstabler Wache"
1544-188
 https://de.wikipedia.org/wiki/Konstablerwache

Die Gesa war woanders... ;-)

und

Mutti 05.04.2012 - 04:09
Uhi da ist er endlich, der heiß ersehnte Artikel zum M31. Lange hat Er auf sich warten lassen und dabei konnte er nicht im Ansatz alles erfassen was passierte. In sofern bin ich ein wenig enttäuscht. Aber das musste wohl so sein.
Auf alles einzugehen was M31 bedeuten könnte und auf alles einzugehen was sich denn wirklich abspielte würde wahrscheinlich auch den Rahmen so eines Artikels sprengen. Dennoch würde ich ein wenig ergänzen wollen. Zumindest was mir wichtig erscheint.

Zum Tag in FFM:
Alles in Allem ist es gar nicht so schlecht gelaufen und ich hatte den Eindruck das die meisten HeimkehrerInnen von der Fahrt, recht zufrieden mit dem Verlauf des Tages wahren und das niemand sagen konnte „das war totaler Mist“. Sind 5000 – 6000 Leute für deutsche Verhältnisse doch gar nicht mal so übel. Die meisten K-Gruppen und Politsekten sind der Veranstaltung ferngeblieben. Da konnte man ruhigen Gewissens zusehen wie die Scheiben einiger Geschäfte, Banken und natürlich der EZB traktiert wurden, um schlussendlich, stellvertretend für den Kapitalismus zu Bruch zugehen.
Anders als der/die VerfasserIn des Artikels möchte ich feststellen, dass ich den darauf folgenden Polizeiansatz und die Spaltung der Demonstration genau wie die OrganisatorInnen der Demonstration als ungeheuerlich empfinde. Ist ein polizeilicher Angriff auf eine legitime Demonstration doch grundsätzlich ein Skandal. Vollkommen unrelevant was vorher passiert ist. Ein paar kaputte Fenster und sich gegen hochgerüstete Polizisten Wehrende, zurecht gegen den Kapitalismus Demonstrierende anzugreifen, kann nicht als logisch gegeben akzeptiert werden! An dieser Stelle muss sich solidarisch mit den Festgenommenen und Verletzten verhalten werden. Es gibt schlicht keine Veranlassung die Perspektive des Staates einzunehmen.

Der Stellenwert:
Das die Besetzung der EZB Baustelle nicht gelingen konnte ist für mich sekundär. Viel wichtiger finde ich, dass es fernab von traditionellen und ritualisierten 1-Mai-Krawallen zu einem wirklich Protest gegen den alltäglichen Wahnsinn der kapitalistischen Produktionsweise und der damit verbundenen Herrschaftsformen gelungen ist. So etwas hat in der Bundesrepublik leider Seltenheitswert. Die Anzahl der an der Demonstration Teilnehmenden ist natürlich dem Anlass entsprechend als zu gering einzustufen. So würde ich bemängeln, dass sich schon in der Mobilisierung zeigte, dass die wenigsten relevanten Akteure in Ostdeutschland nach Frankfurt mobilisierten. Was sich auch ganz Augenscheinlich auf die regionale Zusammensetzung der Demonstration auswirkte. Exemplarisch dafür, die Szene aus M-V. So schaffte es hier nur ein sehr kleiner Teil die weite Reise anzutreten. Das zeigt ganz deutlich, welchen Stellenwert antikapitalistische Politik und Soziale Kämpfe in M-V haben. Ein Armutszeugnis, wenn man bedenkt, dass die meisten Menschen unter diesem System leiden und sterben müssen und das unsere GenossInnen in Spanien, Portugal und natürlich Griechenland gegen die Krisenmaßnahmen der maßgeblich von Deutschland beeinflussten EU permanent auf der Straße ankämpfen. Da wäre ein Signal der Linksradikalen Kräfte in Deutschland das Mindeste. So bleibt nur festzustellen, dass es an der Zeit ist die Themen Kapitalismuskritik und soziale Kämpfe wieder auf die Tagesordnung zu setzen.

M31 war europaweit:
Der wichtigste Verdienst des M31 Bündnis wurde im Artikel glatt unterschlagen. So ist es doch gelungen in wenigen Monaten Aktionen in 40 Städten Europas und in New York zu planen und durchzuführen bzw. Kämpfe mit dem Aktionstag zu verbinden. Darüber hinaus wird vom Netzwerk weiter gearbeitet und eine Art neue antinationale und europaweite Struktur gebildet. Was der eigentliche Verdienst des M31 sein dürfte. Ich denke darin besteht die Chance als Linksradikale Stimme in ganz Europa Antworten geben zu können oder zumindest entsprechenden Protest zu initiieren. Eröffnet doch nur die internationale Zusammenarbeit antiautoritärer Kräfte eine tatsächlich revolutionäre Perspektive. Wie es schon richtig im Aufruf der IWW lautete „M31 könnte ein Anfang sein“.

Jetzt hab ich wieder mehr geschrieben als ich wollte. ;)

Bullen werfen Pyro zurück?

Leser 05.04.2012 - 08:21
"Lediglich einige Polizeibeamte fielen negativ auf, da sie die Rauchtöpfe in Teile der Demonstration zurückwarfen, die keinesfalls Urheber der Aktionen waren."

Interessant das ist bei den bisherigen Berichten noch nicht erwähnt worden. Im Ausland passiert sowas ja öfter. Aber hier habe ich das noch nicht erlebt, dass Bullen Pyro zurückgeworfen haben.

Das würde mich jetzt wirklich interessieren gibt's davon Bilder?

@Leser

irgendwer 05.04.2012 - 09:55
 http://media.de.indymedia.org/images/2012/04/327908.jpg

Polizeibeamter wirft Rauchtopf in die Demo...

weitere Fotos und Einschätzung zum m31

Umbruch Bildarchiv 05.04.2012 - 12:08

Kessel

(muss ausgefüllt werden) 05.04.2012 - 20:59
Der Angriff auf den hinteren Teil des Demonstrationszug wahr sehr wahrscheinlich geplant:

- Lange Straße ohne Fluchtwege
- Keine Banken, Luxusgeschäfte usw. in unmittelbarer Entfernung
- Großer Platz zum "Basis" aufbauen
- Nicht wirklich einsehbar
- Trennung vom restlichen Zug war eher ein "Kinderspiel"
- Außerhalb der Innenstadt
- Frühzeitig abgesperrt
- Wenig Verkehr (Autos sowie Passanten)
- Hohe Wohnhäuser zum abfilmen des Kessels
- Kurzer Weg zur GeSa

Filmaufnahme die den Angriff dokumentiert:
 http://www.youtube.com/watch?v=zIZhA3aD9e0

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Verstecke die folgenden 5 Kommentare

toller artikel..

fXXck you 04.04.2012 - 17:32
"toller artikel"- auf welcher seite steht ihr eigentlich?

Geheimnis

egal 04.04.2012 - 19:41
Danke, schöner Bericht! Dass fortwährend unreflektierte militante Agieren von einigen TeilnehmerInnen hat jedoch nix mit Geheimnissen zu tun. Es liegt einfach daran, dass einige ohne Sinn und Verstand ihren patriarchalischen Mackerscheiß abziehen wollen um ihren Gewaltfetisch nachzugehen. Das unterscheidet sich dann kaum noch von dem rücksichtslosen, brutalen und hemmungslosen Angriffen der Bullen.

Der dümmste Bericht bisher

aaul 05.04.2012 - 00:19
Glückwunsch!

Schön das Ihr allen mitteilt, wann ihr heimgefahren seid. Spätestens jetzt wissen es auch die Ermittlungsbehörden. Sehr solidarisch! Ihr seid fein raus.
Noch besser, dass Ihr meint, der Angriff der Bullen auf die Demo hätte irgendetwas mit ein paar zerbrochenen Scheiben zu tun. Also so: Wenn keine Scheiben gekanllt wären, hätten uns die Bullen laufen lassen... oder?!

Unglaublich. Das Kombinat "Fortschritt" sollte in Zukunft auf (Erlebnis-)Reiseberichte verzichten. (Oder erlaubt es Eure Eitelkeit nicht einfach mal die Fresse zu halten?)

Der Kampf findet in den Betrieben statt!

toni 06.04.2012 - 01:35
Warum muss immer wieder in dieselben Fallen getappt werden?

Meiner Meinung nach lagen der Demonstration in Frankfurt mehrere Fehleinschätzungen zugrunde:
1. Basisgewerkschaften, die in unserem Land ihr Pflänzchen pflegen und ihre Idee voranbringen wollen, gehen völlig fehl, wenn ausgerechnet sie eine Demonstration gegen den Kapitalismus als solchen veranstalten. Das ist rein proklamatorisch gewesen, einfallslos und ohne konkrete Inhalte. Zweck dieser Demo sollte sein, zu zeigen, wie entschlossen und kampfbereit man selber ist. Praktisch leider nur rausgekommen: Kapitalismus-Scheiße schreien. Arme FAU, IWW-ler sollten es besser wissen.
Aber: nur was mit den KollegInnen zusammen gemacht wird und eine gute Ausstrahlung hat, bringt wieder etwas weiter.
2. Demonstrieren heißt, e i n e Sache gemeinsam und solidarisch zu vertreten.
Die Veranstalter nahmen aber ihre verdammte Verantwortung nicht wahr: Der Demo- und Aktionscharakter wurde erklärtermassen offengelassen, das heißt, wer wollte, durfte die Demo für seine eigenen Vorlieben benutzen und dadurch war von vorneherein klar, was passieren würde.
3. In ihrer Selbstverliebheit und völligen Selbstüberschätzung meinten die Veranstalter, sie wären allein auf dem Platz und haben nicht mit dem Gegner gerechnet, für den diese Spielereien eine allzu leichte Übung waren. Was habt ihr denn am Morgen des Tages geglaubt: Dass ausgerechnet in Frankfurt eine schöne Bauplatzbesetzung stattfindet mit anschließender Fete?


@@toni

Antwort 07.04.2012 - 18:47
Der Kampf findet in den Betrieben statt; allgemein gesagt, in deiner nächsten Umgebung.
Nochmal zur Demo und den damit verbundenen mißglückten Illusionen: Es stand wohl die Idee zur Seite, etwas ähnliches zu dem zu machen, was letztes Jahr in Oakland stattfand. Ein Tag anders wie andere, widerständige Bevölkerung auf den Strassen und Schließung der Häfen. Eine "Mobi" von sechs Wochen? In Oakland ging die Vorarbeit hundert Jahre zurück, eine lange Geschichte von Klassenkämpfen, Erfahrungen und Erinnerungen. An diesem Tag konnte etwas durchbrechen, was von namenlosen Gewerkschaftern, Bürgerrechtlern und "subversiven" Menschen vieler Richtungen vorbereitet war. Man kann das nicht einfach so mal imitieren oder durch eine (sterile) Internetkampagne generieren.
Was geht in Deutschland? Wo wir leben tanzen die Leute nicht auf den Strassen. Aufgrund der ökonomischen Situation werden wir wohl noch lange ein Schlußlicht bilden, da mache ich mir nichts vor. Und die geistige Situation prädestiniert unser Land auch nicht. Was ist das machbare?
Es mag banal klingen: Einem ziemlich festgefügten System kommst du nicht gegen an, wenn du nur deine Wut zum Ausdruck bringst.
Diese Gesellschaft ist gekennzeichnet durch Ungleichheit, Konkurrenz, Zerstörungswut, Gewalt und Dummheit. Wenn an vielen verschiedenen Orten sich Solidarität, Intelligenz, Kooperation, Selbstorganisation entwickeln, dann entsteht ein Bild von Weg und Ziel. Ich möchte heute schon anfangen so zu leben, wie ich in Zukunft leben will! Und ich will meine Zeit nicht als geistiger Gefangener verbringen, der sich auf den Spielfeldern verliert, für die sich der Staat bestens vorbereitet hat.
Eine neue Gesellschaft entsteht von unten, sie entsteht in der Schale der alten Gesellschaft. Jeder kann seinen Teil dazu tun. Machen wir das was wir wollen sichtbar. Wenn in einer wahrscheinlich kommenden wirklichen wirtschaftlichen oder ökologischen Krise das gewohnte in die Arbeit gehen und konsumieren stoppt, dann muss Produktion und Verteilung neu organisiert werden. Denk mal von der Seite. Jetzt ist es noch einfach, wenn man damit zufrieden ist, protestieren zu können.
Ganz praktisch: Diese Gesellschaft braucht Impulse, gerade aus den Betrieben. Es gibt soviel unorientierte Unzufriedenheit! Ein konsequenter Widerstand aus nur einem größeren Betrieb könnte den Damm der Lähmung brechen und würde aus Bereichen der ganzen Gesellschaft mit Aufatmen begrüßt werden oder wenigstens Respekt ernten. Es ist doch ein schlechter Witz, wenn "Basisgewerkschaften" anstatt dieses Feld zu beackern, auf deklamatorische Strassenaktionen ausweichen. Kein Vorwurf an einzelne.
Deshalb bin ich zum Beispiel in der IWW, aber mir ist klar, dass wir hier diesen guten Namen erst noch durch eigene Arbeit bestätigen müssen.