Nbg: Polizeigewalt überschattet Antifademo

AAB 31.03.2012 18:06 Themen: Antifa
Am heutigen Samstag zogen rund 600 AntifaschistInnen von der Nürnberger Südstadt über die Innenstadt bis nach Gostenhof. Unter dem Motto „Nazistrukturen bekämpfen! Verfassungsschutz abschaffen! Antifa in die Offensive!“ mobilisierte das Antifaschistische Aktionsbündnis zur Demonstration. Bereits am Bahnhof kam es zu den ersten Polizeiübergriffen.
Das Verbot die Demo durch die Fußgängerzone ziehen zu lassen, hatte ein massives Polizeiaufgebot auf Höhe des K4 zur Folge. Noch bevor die DemonstrantInnen überhaupt an den Absperrgittern ankamen, die sie von der verbotenen Route trennte, schlug ihnen ihnen Reizgas vom USK entgegen. Ein Bild der Provokation bot sich den Umstehenden, als einzelne Beamte mit ihren Schlagstöcken gegen die Absperrgitter schlugen und „Kommt doch her, ihr Hurensöhne!“ riefen. „Diese völlig überzogene Reaktion hatte zwar zur Folge, dass sich etliche PassantInnen mit uns sympathisierten. Aber drei Personen wurden schon an dieser Stelle durch das Reizgas leicht verletzt“, kommentiert Klara Weinberg das Vorgehen der Polizei.

Immerhin wurde den VeranstalterInnen durch das Verbot bewusst verwehrt ihre Inhalte einem breiten Publikum in der Fußgängerzone zu unterbreiten. Der Vorwand der Polizei, eine Tierrechtsdemo sei der Grund, konnte nicht aufrecht erhalten werden. Im Auflagenbescheid des Ordnungsamtes kam zum Ausdruck, dass die Demonstration aufgrund von einem Mobilisierungsvideo im Internet und den Aufruf von linksradikalen Gruppen eine „Gefährdung für die öffentliche Sicherheit“ darstellt. Gegen das Verbot der ursprünglichen Demonstrationsroute reichten die AnmelderInnen klage ein, welche aber abgelehnt wurde. Wir sehen diese Entscheidung als einen extremen Eingriff in das Versammlungsrecht. Ebenfalls wurde aufgeführt, dass durch unsere Demonstration PassantInnen gefährdet werden. Diese Begründung stellt einen absoluten Skandal dar, da noch nie die BesucherInnen der Innenstadt von unseren DemonstrationsteilnehmerInnen angegriffen wurden.

In der Grasergasse versuchte ein Teil der DemonstrantInnen durch eine Passage doch noch in die Innenstadt zu gelangen. „Dieser Versuch zog eine Gewaltorgie der Polizei nach sich. Personen kamen blutüberströmt aus der Passage zurück und konnten sich teilweise kaum mehr auf den Beinen halten. Und das ist wiederum kein Wunder. Immerhin lautete der Befehl eines ranghöheren Beamten:`Knüppelt sie weg bevor sie sich sammeln.` Selbst als sich ErsthelferInnen um die Verletzten kümmerten, kam es zu Pöbeleien. Eine Stadträtin der Linken Liste und eine junge Frau wurden von Seiten eines USK- Beamten als „Wichser“ betitelt, die junge Frau anschließend wegen Beleidigung festgenommen. Die Stadträtin kündigte dem Einsatzleiter gegenüber bereits rechtliche Schritte an.

„Angesichts mindestens drei Menschen, die nun im Krankenhaus behandelt werden müssen, weil sie schwere Kopfverletzungen und weiteres erlitten, angesichts der Festnahmen und der allgemeinen Polizeibrutalität, kann unsere Bilanz für den heutigen Tag nicht allzu positiv ausfallen. Doch obwohl wir gezwungen waren, uns massiv mit den Folgen der Repression der Polizei zu beschäftigen, haben wir es dennoch geschafft, einen starken und kraftvollen Startschuss für weitere antifaschistische Aktivitäten zu setzen. Die Einschränkung des Demonstrationsrechtes, wie wir sie heute erlebt haben, schockiert uns und wir müssen in Zukunft überlegen ob diese `Kooperation` mit den Behörden für uns nach solch einem Debakel noch zur Debatte stehen kann.“

Viele AntifaschistInnen konnten am heutigen Samstag nicht an der Demo teilnehmen, weil die Nazis in Schwandorf, Deggendorf, Pegnitz und Hof Kundgebungen und Aufmärsche angemeldet hatten. An dieser Stelle solidarische Grüße aus Nürnberg, an alle die sich den Nazis in den Weg gestellt, sie gestört und sabotiert haben!
Euer AAB
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Ergänzungen

Polizeipresse:

vegantofuantifa 31.03.2012 - 19:41
Bullenpressemitteilung:
"In der Zeit zwischen 14:00 Uhr und 18:00 Uhr hatte das Antifaschistische Aktionsbündnis Nürnberg ebenfalls zu einer Versammlung mit anschließendem Aufzug angemeldet. Die Auftaktkundgebung begann am Aufseßplatz mit rund 500 Teilnehmern. Gegen 15:15 Uhr setzte sich der Aufzug in Richtung Bahnhofsplatz/Königsstraße in Bewegung. Die Polizei begleitete den Aufzug abgesetzt. Am Kulturzentrum in der Königstraße versuchten mehrere Versammlungsteilnehmer die vorgegebene Aufzugsstrecke zu verlassen und überstiegen die dort aufgestellte Gitterabsperrung. Aus den Reihen der Versammlung wurde mit Lautsprechern aufgefordert die vorgegebene Zugstrecke in Richtung Fußgängerzone widerrechtlich zu verlassen. In der Nähe postierte Einsatzkräfte verhinderten dies. Nach einer Zwischenkundgebung und dem Einwirken der Polizei auf die Versammlungsleitung setzte sich der Zug dann auf der vorgegebenen Strecke in Richtung Frauentorgraben in Bewegung, dabei kam es auch zu vereinzelten Böllerwürfen aus der Versammlung heraus.

Gegen 16:15 Uhr versuchten ca. 80 bis 100 Versammlungsteilnehmer erneut von der vorgegebenen Aufzugsstecke abzuweichen und rannte von der Grasersgasse durch die sogenannte "Soldanpassage" in Richtung Vordere Sterngasse. Dort trafen sie auf polizeiliche Absperrkräfte und gingen diese mit Holzstangen massiv an. Mit unmittelbarem Zwang konnte ein weiteres Vordringen in die Fußgängerzone verhindert werden. Anschließend wurden die Demonstranten wieder auf die vorgegebene Aufzugsstrecke zurückgedrängt. Nach nochmaligen eindringlichen Gesprächen zwischen Einsatzleitung und Versammlungsleitung setzte sich der Zug dann weiter in Richtung Jakobsplatz in Bewegung. Nach einer erneuten Zwischenkundgebung, bei der es zu keinen weiteren Störungen mehr kam, wurde die Versammlung dann gegen 17:30 Uhr am Jamnitzer Platz beendet. Im Laufe dieses Aufzuges wurden fünf Personen festgenommen. Gegen sie wird wegen verschiedener Straftaten (u.a. Beleidigung, Raub) ermittelt. Alle kamen im Laufe des Abends wieder auf freien Fuß. "

 http://www.presseportal.de/polizeipresse/pm/6013/2227281/pol-mfr-576-einsatzgeschehen-am-30-31-03-2012-im-stadtgebiet-nuernberg-erste-bilanz/gn

Kommentarschlacht in der Lokalzeitung

Antifa Joe 01.04.2012 - 11:52
In den Online-Kommentarspalten der NN zum Artikel zu gestriger Demo ist mal wieder der Nazi los.

Arbeiter, Bauern! Nehmt die Tastatur zur Hand!

 http://www.nordbayern.de/region/nuernberg/500-demonstrieren-in-nurnberg-gegen-rechtsextremismus-1.1964097

Artikel der Nürnberger Nachrichten dazu

anonym 01.04.2012 - 11:55

liselotte

meyer 01.04.2012 - 14:05
was für eine witzige demo war das denn bitte? ich musste mehrmals beobachten wie genossenInnen, teils mit körperlicher gewalt und unter massiven beschimpfungen, aus dem block geworfen (sic!) wurden, da sie es scheinbar fü unnötig hielten in ketten zu laufen. in den von mir beobachteten situationen waren ketten auch unnötig und teilweise gar kontraproduktiv. nun gut... man marschiert gern in ketten. jederR wie er/sie mag. aber die leute dann so anzugehen, ist halt mal echt mies. vielleicht hab ich ja was falsch verstanden, aber dienen ketten nicht als schutz vor übergriffen? warum dann in ketten laufen wenn weit und breit keine polizei oder gar anzeichen für einen angriff sind?

ok, die ersten elitären reihen laufen in ketten...

...bis zum "versuch" doch in die innenstadt zu gelangen. und plötzlich, jetzt wo ketten angebracht wären, rennt die vermeintliche elite aus den ersten reihen, wie ein haufen bekloppter hühner durch die gegend und lässt sich verprügeln. wo waren denn da die ketten? dort wo sie wirklich benötigt wurden und genossInnen vor verhaftungen und verletzungen schützen hätten können? plötzlich keine spur mehr von ketten.

das konzept schwarzer block ist längst als überholt anzusehen. es mag noch einige wenige situationen geben in dem ein block mit geschlossenen ketten sinn macht, aber das ist doch die absolute ausnahme. anstatt als verketteter schwarzer block durch ein nadelöhr zu drängen wären mehrere kleine bezugsgruppen viel effektiver gewesen. und die idee mit dieser kleinen passage war an und für sich ganz nett, aber wenn man da einen augenblick drüber nach gedacht hätte, hätte man durchaus bemerken können dass das dabei rauskommt was dann letztendlich auch passier ist. einen gescheiterter versuch in die city zu kommen, mehrere verhaftete und zum teil echt übel verletzte genossInnen. schade...

(muss ausgefüllt werden)

(muss ausgefüllt werden) 01.04.2012 - 15:14