1000 Kreuze Marsch Münster

gegen 1000 Kreuze Bündnis 11.03.2012 13:36 Themen: Antifa Gender
Zum wiederholten Mal zogen am 10. März 2012 christlich-fundamentalistische Abtreibungsgegner_innen unter dem Motto „1000 Kreuze für das Leben“ durch Münsters Innenstadt.


Das Bündnis „gegen 1000 Kreuze“, hat auch in diesem Jahr zu kreativen Protesten mobilisiert und demonstrierte für das uneingeschränkte Selbstbestimmungsrecht der Frau.


Schon vor Beginn der Veranstaltungen wurde die Innenstadt von einem Großaufgebot der Polizei abgeriegelt. Diese ging, ähnlich wie bei den Protesten gegen den Naziaufmarsch am 3.3. in Münsters, unnötig aggressiv und ruppig gegen die Gegendemonstrant_innen vor ( http://de.indymedia.org/2012/03/326179.shtml). Erneut wurden 3 Genoss*innen festgenommen und dabei geschlagen und getreten.

Die knapp 150 Anhänger_innen der christlich-fundamentalistischen Organisation „EuroProLife“, die größtenteils von außerhalb Münsters anreisten, sammelten sich um 14:30 Uhr an der Aegidikirche und wurden von den ca. 150 Gegendemonstrant_innen empfangen, die ihren Unmut über den mittelalterlichen Kreuzzug lautstark und kreativ zum Ausdruck brachten.


Transparente und Schilder mit Aufschriften wie „mein Körper gehört mir“ oder „Don’t pray, go gay!“ wurden gezeigt, zahlreiche Trillerpfeifen und Parolen wie „Kein Gott- Kein Staat- Kein Vaterland- Abtreibung in Frauenhand“ waren zu hören, ein Chor stimmte das satirische Lied „every sperm is sacred“ aus dem Film „Der Sinn des Lebens“ von Monthy Python an und performte abgewandelt den „Jesustanz“ von Bibel.tv.

Die Abtreibungsgegner_innen setzten sich gegen 15 Uhr in Bewegung, und wurden die gesamte restliche Strecke durch vielfältige, kritische und kreative Aktionen der Gegendemonstrant_innen begleitet. Erstaunlich agressiv reagierten dieses Jahr Teile der Münsteraner Bevölkerung an der Wegstrecke, vor allem in den Einkaufspassagen auf die Proteste.



Beteiligung von Rechtsaußen
Während schon in den letzten Jahren einzelne Neonazis der Gruppe „Nationale Sozialisten Münster“ sowie der NPD-Jugendorganisation „Junge Nationaldemokraten“ bei den christlichen Fundamentalist_innen mitliefen, rief dieses Jahr die extrem rechte Organisation „pro NRW“ zum 1000-Kreuze-Marsch mit auf und beteiligte sich an dem Aufmarsch.
Dies überrascht kaum, da die christlich-fundamentalistische Szene frauenfeindlich, homophob und völkisch argumentiert und mit Aussagen wie „ein Volk stirbt im Mutterleib“ ultrakonservative Anschauungen verbreitet und sich den Erhalt der „eigenen Rasse“ zur Aufgabe macht.

Auch ein stadtbekannter Vertreter der rechten Plattform PI-News war wieder einmal unter den Kreuzträger*innen zu finden.



Insgesamt ein gelungener Tag, der abends in der Baracke mit einem Konzert seinen Ausklang fand. Damit ist der aktionsreiche März in Münster auch vorerst beendet.
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Ergänzungen

Video

Heinz 11.03.2012 - 14:16
Ein erstes Video von den Protesten gibt es auf YouTube:  http://www.youtube.com/watch?v=EXQeunzNepE

Allerdings ist dies von den "1000 Kreuze"-Spinnern erstellt wurden und offenbar wurde der Ton nachbearbeitet.

"linksradikale randale"

Jesus 11.03.2012 - 21:16

Blumenmörder_innen

Cat 12.03.2012 - 08:13
Ich habe die staatliche Repression diesmal als gar nicht so hart erlebt. Die Taktik schien mir nach den öffentlichen Reaktionen auf die Pfefferspray- und Prügelparties der Polizei am 03.03. zu sein, diesmal ein bisschen auf imageträchtigere Deeskalation zu setzen: Die Stadt war gut angefüllt mit Konsument_innen. Die Festnahmen wirkten außerordentlich zielgerichtet und kalkuliert. Da der gesamte Zug der Gegendemonstrant_innen aktionsorientiert und immer wieder erfolgreich zum Stören aufgelegt war und die Leutchen in grün dabei nichtmal Helme aufzogen, erschien die plötzliche Verhaftungsaktion völlig deplatziert. Da wurde zu Zwecken der persönlichen und der generellen Einschüchterung ein Exempel statuiert. Aber ansonsten kam man immer wieder an die Schafherde ran und konnte sich sogar streckenweise neben diese Sektierer_innen einreihen und "mitsingen". Die daraus resultierende Frustration auf seiten der Fundamentalist_innen ist den Kommentaren unter deren youtube-Beiträgen und ihren Artikeln leicht zu entnehmen. Der Protest war vielgestaltig, kreativ und dynamisch: Die Taktik ist meiner Meinung nach voll aufgegangen, sich nicht als einheitlichen Block zu präsentieren, sondern in kleinen Gruppen durch Nebenstraßen zu laufen und so immer aufs Neue der reaktionär-sexistischen Widerwärtigkeit fröhlichen Lärm, Lieder, Sprüche und bunte Präsenz entgegenhalten zu können. Besonders betroffen schauten die Blumenmörder_innen aus der Wäsche, als die von ihnen in die Aa geworfenen Pflänzchen durch die lebensbejahende Geistesgegenwärtigkeit der lautstark und auch bei diesem Ritual räumlich sehr nah protestierenden Menschen gerettet wurden und ihnen, während sie auf der Aabrücke knieten (!), als wiederauferstanden entgegengeschwenkt werden konnten. Ein insgesamt für die nicht ganz so direkt von der Repression Betroffenen sehr schöner Tag. Den völlig unverhältnismäßig und wie gesagt ganz offenbar geplanterweise Festgenommenen muss allerdings alle Solidarität gelten.

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gott ist tot — antonius