[FFM] Besetzung des IVI bedroht!

Medienkollektiv FFM 28.02.2012 03:13 Themen: Antifa Bildung Freiräume Gender Kultur
FRANKFURT (MAIN). Seit bereits über 8 Jahren bietet das Institut für vergleichende Irrelevanz(IvI) im Kettenhofweg 130 die Möglichkeit „Theorie Praxis und Party“ unter einem gemeinsamen Dach zu vereinen. Nun hat die Leitung der Frankfurter Goethe-Universität das Gebäude, in dem sich das das IvI befindet an einen privaten Investor verkauft.
Das damals leerstehende Unigebäude wurde im Zuge der Studierendenproteste 2003 besetzt. Die Proteste richteten sich nicht allein gegen die geplante Einführung von Studiengebühren, wie es heute oftmals verkürzt dargestellt wird, sondern ebenso gegen die noch immer an den Universitäten grassierende Sparwut, und die damit einhergehende „Irrelevantisierung“ von Forschungsbereichen und Bildungsinhalten.



Den der neoliberalen Dogmatik zum Opfer gefallenen Themengebieten und Interessensschwerpunkten sollte mit dem IvI ein Rückzugsort geschaffen werden, und trotz der stets prekären Situation am Institut gelang es eine Vielzahl von irrelevantisierten Seminaren, Vorträgen, Kongressen, aber eben auch Partys und Konzerten selbstbestimmt und eigenverantwortlich zu organisieren und durchzuführen.



Das Gebäude Kettenhofweg 130 wurde von Ferdinand Kramer als Institutsgebäude für die Universität entworfen, und steht für die so genannte ‚demokratische Architektur’ der 50er Jahre, welche als antifaschistisch zu werten ist und, so die Besetzer*Innen, „mit dem demokratischen Verwaltungsstrukturen des Instituts korrespondiert“



Der anfänglichen Duldung durch die Universitätsleitung folgte seit 2006 eine dem IvI gegenüber ablehnende Politik, in deren Folge sich das Verhältnis zwischen Uni und Institut stetig verschlechterte. Das Gebäude, in dem sich das missliebige Institut befand sollte abgestoßen, die Besetzer*innen vertrieben werden.



2009 folgte ein erneuter Versuch das Gebäude zu veräußern, welcher allerdings am bestehenden Denkmalschutz scheiterte.



Am 23. Februar diesen Jahres veröffentlichte das Präsidium der Frankfurter Goethe-Universität jedoch eine Pressemitteilung, in der mitgeteilt wurde, dass das Gebäude nun an einen privaten Investor veräußert würde.



Dem Vorwurf der Besetzer*innen an die Universität, über einen Verkauf nicht informiert worden zu sein begegnete Unipräsident Müller-Esterl mit der lapidaren Auskunft:



„Bei Gebäuden, die sich in Besitz der Universität befinden und die illegal besetzt sind, besteht aus unserer Sicht keine Verpflichtung, bei einem anstehenden Verkauf um Erlaubnis zu fragen.“(1)



Dies sehen die Mitarbeiter*innen des Instituts für Vergleichende Irrelevanz als eine Verhöhnung ihrer jahrelangen selbstorganisierten, freiwilligen und unentgeltlichen Arbeit. „Es ist eine Frechheit, dass wir über den Verkauf aus der Presse erfahren mussten,“ sagt eine der Besetzerinnen hierzu.



Nun wird also, während sich die Unileitung in der Pflicht sieht, „alle sich bietenden Möglichkeiten zu nutzen, die finanzielle Basis der Universität zu verbreitern“(2), der Raum für irrelevantisierte Arbeitsbereiche und Lebensentwürfe an der Goethe-Universität immer weiter beschnitten. Während dessen schreiten die Arbeiten am prestigeträchtigen „Campus-Westend“, welcher im Kern aus der ehemaligen Konzernzentrale der IG-Farben-AG besteht, weiter voran. Die IG-Farben war maßgeblich am nationalsozialistischen Massenmord beteiligt. Das von Ferdinand Kramer entworfene Gebäude, in dem sich das IvI befindet, spricht eine andere Sprache. Hier sollte demokratisch gelehrt und geforscht werden. Die Besetzer*innen tun genau dies, und werden dafür jetzt von der Universität abgestraft.



Um die Möglichkeit für eine erste Solidarisierung zu geben, wurde eine Onlinepetition eingerichtet:

 http://www.ipetitions.com/petition/ivi/



Weitere Informationen über den aktuellen Stand unter:

 http://www.irrelevanz.tk/





IVI BLEIBT!

Kritisches Denken braucht - und nimmt sich - Zeit und Raum!



















1Pressemitteilung der Uni, abrufbar unter:  http://cms.frankfurt-live.com/front_content.php?idcatart=113091

2ebd.
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Keine Räumung — ak44

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