Naziaufmarsch in Worms erfolgreich sabotiert!

AK Antifa Mannheim 19.02.2012 06:31 Themen: Antifa
Am Samstag, den 18.02 mobilisierten Nazis der NPD, des „Aktionsbüro Rhein-Neckar“ und aus deren Umfeld zu einer Ersatzveranstaltung für den verhinderten Aufmarsch in Dresden. Sie wollten einem angeblichen alliierten „Bombenholocaust“ im Zweiten Weltkrieg gedenken, damit die Geschichte verfälschen und den Nationalsozialismus verharmlosen.Dem Aufmarsch der Nazis stellten sich ca. 400 Menschen entgegen.
Eine Kundgebung des „Bündnis gegen Naziaufmärsche“ endete leider schon weit vor Beginn der angemeldeten Nazidemonstration. Entgegen den Aussagen dort, man wolle sich den Nazis entgegenstellen, verließen die meisten der Teilnehmer_innen den Bahnhofsvorplatz bereits gegen 12:00 Uhr. Entschlossene Antifaschist_innen konnten den Aufmarsch der Nazis erheblich stören und so einen frühen Abbruch erzwingen. Mit zwei Spontandemonstrationen setzten sie zudem ein deutliches Zeichen gegen Geschichtsrevisionismus, Rassismus, Faschismus und Antisemitismus.

Antifaschistische Kundgebung in Mannheim
Bereits am frühen morgen um 9:00 Uhr startete der Tag für ca. 60 Antifaschist_innen in Mannheim. Bei einer Kundgebung am Hauptbahnhof, die als Treffpunkt für die Anreise nach Worms diente, wurden in Redebeiträgen die Aufmärsche von Dresden und Worms thematisiert. Es sprachen Vertreter_innen von AK Antifa Mannheim, Antifajugend Ludwigshafen/Mannheim, Bündnis gegen Abschiebungen Mannheim, dem Kreisverband der Grünen und der Landtagsabgeordnete Wolfgang Raufelder.

Unsolidarisches Verhalten
Ab 11:00 Uhr fand in Worms eine Kundgebung des „Bündnis gegen Naziaufmärsche“ statt, die leider schon weit vor Beginn der Nazidemonstration wieder aufgelöst wurde. Die Veranstalter_innen beschränkten sich darauf, am Vormittag mitzuteilen, dass Nazis nicht willkommen seien, dies behaupteten sie aber auch von den „bösen auswärtigen Autonomen“. Sie hielten es andererseits aber nicht für notwendig, sich selbst aktiv den Nazis in den Weg zu stellen. Dieses unsolidarische Verhalten, führte dazu, dass mehrere junge Menschen Probleme mit Platzverweisen bekamen, da es ab 12 Uhr keinen offiziell angemeldeten Anlaufpunkt in der Stadt mehr gab. Einige Organisationen und Teilnehmer_innen entschlossen sich deshalb, eigenständig und trotz der Gefahr der Repression durch die Polizei die Nazis in der Weststadt zu blockieren.

Naziaufmarsch blockiert!
Gleichzeitig organisierte die Grüne Jugend am Eingang zur Fußgängerzone eine Suppenküche, die sich bei den herrschenden Temperaturen großer Beliebtheit erfreute. Dieser Ort konnte so auch den Tag über als Anlaufpunkt für Antifaschist_innen dienen.
Etwa 200 Menschen konnten auf der Westseite der Bahngleise mehrere Blockaden aufstellen. Es gab spontane Demonstrationen, aus einigen Straßen stiegen kleine Rauchsäulen auf. Als die Nazis dann ihre Kundgebung abhalten wollten, läutete eine engagierte Pfarrerin die Glocken ihrer Kirche direkt neben der Naziroute. Die „Schweigeminute“ der Nazis ging im Glockengeläut unter. Die wütenden Faschisten brachen darauf hin offenbar ihre Veranstaltung ab, begannen Rangeleien und scheiterten, so dass sie unverrichteter Dinge den Heimweg antreten mussten. Das ab 15:00 stattfindende Fußballspiel Wormatia Worms gegen FC Bayern Alzenau (Wormatia hat 4:2 gewonnen!) war für die Polizei ein zusätzlicher Anlass, die Nazidemo frühzeitig zu beenden.

Das Scheitern der Nazis
In Dresden fand an diesem Samstag kein Naziaufmarsch statt. Der ehemals größte Naziaufmarsch Europas konnte durch antifaschistische Blockaden 2010 und 2011 gestoppt werden und fiel in diesem Jahr aus. Auch wir hatten die letzten Jahre nach Dresden mobilisiert und sehen dies als großen antifaschistischen Erfolg. Die Nazis waren in diesem Jahr nicht in der Lage, alternative Veranstaltungen auf die Beine zu stellen. Ihr Aufmarsch am vergangenen Montag in Dresden wurde durch Blockaden verkürzt. Heute gab es offenbar nur einen verkürzten Aufmarsch in Gera, in Worms wurde er durch Blockaden gestoppt.
Die Teilnehmer_innen des Naziaufmarsches in Worms reisten vor allem aus den Regionen Vorderpfalz/Ludwigshafen, Südhessen/Biblis und Rheinhessen/Alzey an. Die Veranstaltung war vom „Aktionsbüro Rhein-Neckar“ um deren Chef Matthias Herrmann organisiert worden, eine Organisation, die sich mit der NPD eng überschneidet. Nach ihrem Scheitern versuchten sie in Ludwigshafen eine Ersatzveranstaltung für die Ersatzveranstaltung zu machen. Auch hierbei taten sich insbesondere Kader des „Aktionsbüro Rhein-Neckar“ hervor. Auch hier scheiterten sie.

Erfolgsrezept (fast) nach Dresdner Vorbild
Wieder einmal führten breite und solidarische Blockadeaktionen im Zusammenspiel mit militanten Aktionen, Spontandemos und zivilem Ungehorsam zum antifaschistischen Erfolg. Auch die unsolidarisch ausgestaltete und wenig hilfreiche Kundgebung des „Bündnis gegen Naziaufmärsche“ konnte den Gesamteindruck kaum trüben. Die engagierte und motivierte Beteiligung vor allem der Jugendorganisationen von ver.di, Jusos, Grüne Jugend, Solid, Falken sowie der Antifagruppen und anderen linken Organisationen, die sich im Bündnis „Nazis wegschunkeln“ zusammengefunden hatten, führte schließlich zu einem positiven Ergebnis, mit dem nicht unbedingt zu rechnen war.

Resümee
Eine Sprecherin des AK Antifa dazu: „Wir freuen uns, dass so viele junge Menschen heute gegen Nazis auf der Straße waren und sich engagiert und entschlossen dem Aufmarsch entgegenstellten. Absolut unverständlich ist uns die Haltung der Organisator_innen des „Bündnis gegen Naziaufmärsche“. Mit ihren Reden und Entscheidungen haben sie sich von großen Teilen der Antifaschist_innen entsolidarisiert und sogar Menschen indirekt in Gefahr gebracht. Stattdessen hat die Jugend dafür gesorgt, dass die Nazidemo nur stark verkürzt stattfinden konnte und ihre faschistische Hetze im Glockengebimmel untergegangen ist. Mit warmen Worten und Abgrenzung von anderen Demonstrationsformen lassen sich keine Nazis stoppen. Mit solidarischen und entschlossenen Blockaden schon.“

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Ergänzungen