Erlangen: Eckhard Jesse zu Gast an der Uni

Autor des Beitrags 07.02.2012 02:08 Themen: Antifa Bildung Blogwire Medien Repression
Für den 11.01.2012 lud Prof. Roland Sturm vom Institut für politische Wissenschaften den umstrittenen Extremismusforscher (Selbstbezeichnung!) Eckhard Jesse in die Friedrich- Alexander Universität Erlangen- Nürnberg (FAU)ein . Jesse ist dafür bekannt nicht zwischen linker und neonazistischer Weltanschauung zu unterscheiden, sondern beide Ideologien, die nicht unterschiedlicher sein können, gleichzusetzen.
Für den Chemnitzer Professor Jesse ist die Demokratie durch „Extremisten“ gefährdet. Er veranschaulicht seine Darstellung anhand des Hufeisen Schemas (nach Backes). In der Mitte sind die DemokratInnen, die durch die linke und rechte Achse (gemäßigte linke/rechte und extremistische linke/rechte) gefährdet sind.
Im Vorfeld hat ein Bündnis, bestehend aus Banda Sinistra Erlangen, Antifaschistische Linke Fürth und dem Antifaschistischen Aktionsbündnis Nürnberg den Uni Professor Sturm dazu aufgefordert, den umstrittenen Extremismusforscher Jesse wieder auszuladen. Kritisiert wurde in dem offenen Brief die politische Nähe Jesses zur neuen Rechten, seine Kontakte zu einzelnen Neonazis und seinen antisemitischen Äußerungen. Sturm gab daraufhin in den Erlanger Nachrichten bekannt, dass er Jesse nicht ausladen werde, da er Professor an der TU Chemnitz ist, und somit kein Verfassungsfeind sein kann.
Am Vortragstag verteilten linke AktivistInnen an sämtliche StudentInnen Fyler, in welcher auf die umstrittene Rolle Jesses hingewiesen wurde.
Knapp 60 ZuhörerInnen fanden sich dann in dem Vortragszimmer ein, wobei über die Hälfte davon den Vortrag im Rahmen ihres Studiums als Pflichtseminar besuchen musste.
Während der Vortrag hauptsächlich sehr trocken war und teilweise widersprüchliche Thesen hervorbrachte, möchten wir hier nun einige Zitate von Herrn Jesse aufführen :

- „Die NPD ist keine Neonationalsozialistische Partei“
- „Die NPD erfüllt die Voraussetzungen für ein Parteiverbot. Ich bin aber gegen ein Parteiverbot. Ich würde die Herrschaften der NPD mal einladen, damit sie erklären, was sie vom Nationalsozialismus halten“
- (zum Thema Antideutsche) „Man sieht was Adolf Hitler angerichtet hat. Deutsche sagen, es darf nie wieder das passieren was in Deutschland passiert ist“
- „In der NPD gibt es solche und solche Mitglieder, nicht jeder ist ein Extremist“
- „Nicht alles was rechtlich sinnvoll ist, ist auch politisch Sinnvoll. Die NPD zu verbieten ist falsch. Sie ist aggressiv aber nicht gewalttätig“
- „Der islamische Fundamentalismus ist die größte Gefahr seit dem 9.1..“
- „Es ist gut, dass nach dem dritten Reich Geheimdienstler der NSDAP in das neue System und die Ämter integriert wurden. So hat man fähige Leute in den Behörden, die dann dadurch die Demokratie akzeptieren“

Im Anschluss an den Vortrag wurde es den ZuhörerInnen gestattet einige Fragen zu stellen. Etliche TeilnehmerInnen machten Jesse darauf aufmerksam, dass er und seine Thesen in keinster Weise seriös seien, da er die NPD und andere Nazis total verharmlost, indem er sagt, die NPD wäre nicht gewalttätig. Etliche Köpfe der NPD sind vorbestraft und der NPD Chef Udo Voigt leugnet öffentlich den Holocaust.
Ein Student forderte die Universitätsleitung auf, dass es eine erneute Veranstaltung zu politischen Extremismus geben solle, aber diesmal sollte die Uni eine fähige Person einladen.
Eine Sprecherin der Erlanger Gruppe Banda Sinistra stellte am Ende fest „Eine wirkliche Öffentlichkeit hat Jesse damit nicht erreicht. Dennoch muss sich die FAU fragen warum sie Jesse erneut in ihre Räumlichkeiten eingeladen hat. Einen „Wissenschaftler“, der vom weichen Extremismus der Partei Die Linke redet, der genauso gefährlich sei wie der „weiche“ Extremismus NPD.“
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Ergänzungen

lokale Links

LeserIn 07.02.2012 - 02:24
Banda Sinistra: www.bandasinistra.blogsport.de/
Antifa Fürth: www.antifa-fuerth.de.vu
Antifa Aktionsbündnis Nürnberg: www.redside.tk

Da findet man auch den offenen Brief und das verteilte Flugblatt!

Sturm

Andre Gunder Frank 07.02.2012 - 04:09
Sturm war früher links, u.a. hat er zu Unterentwicklung und Dependenztheorie (strukturelle Heterogenität) gearbeitet.

ausufernde "Linksextremismusforschung"

Fridolin Sorgenfrei 07.02.2012 - 10:35
Seit Familienministerin Schröder den Kampf gegen links zum Gebot "politischer Aufklärung" erklärt hat, häufen sich Publikationen über sog. "Linksextremismus". Die folgenden Links führen zu kritischen Rezensionen solcher Machwerke, die die Argumentationsstrategien der "AntiextremistInnen" erkennen lassen.
Der erste beschäftigt sich mit einer Veröffentlichung der "Bundeszentrale für politische Bildung:
 http://www.trend.infopartisan.net/trd1211/t141211.html
Der zweite befasst sich mit einem Buch über "Linksextrem - Deutschlands unterschätzte Gefahr?":
 http://www.trend.infopartisan.net/trd0212/t110212.html
Da die Inhalte dieser Art Publikationen über sog. MultiplikatorInnen, das sind z.B. LehrerInnen oder JournalistInnen, eine breitere Öffentlichkeit erreichen, obwohl sie argumentativ eher schwach sind, ist eine Befassung damit für alle die, die an dem Ziel einer Gesellschaft ohne Ausbeutung und Unterdrückung festhalten, notwendig.
Auch wenn´s ätzend ist!

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