Todesstrafe USA - Suche nach Gift geht weiter

Weg mit der Todesstrafe - weltweit! 28.01.2012 23:01 Themen: Repression Weltweit
Im Dezember 2011 verhängte die EU Komission ein Ausfuhrverbot für das Präparat Natrium Thiopental, um europäischen Firmen Profite an der Todesstrafe in den USA zu verunmöglichen. Der bisherige Hauptexporteur, der dänische Pharma-Konzern Lundbeck verkaufte nun seine Patente und erzielte einen hohen Gewinn vor dem Hintergrund der Suche von US Bundesstaaten, Gefangene mit dem gesetzlich vorgeschriebenen 3-Gifte-Cocktail umzubringen.
Bei Hinrichtungen mit der Giftspritze werden den Gefangenen drei Chemiekalien in kurzer Abfolge injiziert. Sodium Thiopental war bis vor kurzem das erste davon. Aufgrund starker Kritik der Anti-Todesstrafen-Bewegung setzte der alleinige Hersteller Hospira Ende 2010 die Produktion aus, liefert allerdings weites gehend unbemerkt von der Öffentlichkeit weiterhin Pancuronium Bromide, die zweite Chemikalie. Während die meisten Hinrichtungen 2011 mit Sodium Thiopental (europäisch auch Natrium Thiopental) aus EU Ländern durchgeführt wurden, ist das legal inzwischen nicht mehr möglich. Indische Anbieterfirmen wurden aufgrund kürzerer Testphasen in der Entwicklung von der US Gesundheitsbehörde FDA nicht zugelassen. Lediglich Schweizer Firmen wie Naari oder Novatis scheinen den Anforderungen zu genügen, haben aber öffentlich zumindest Skrupel, sich an Hinrichtungen zu beteiligen.

In den USA haben die meisten hinrichtenden Bundesstaaten sehr schnell auf die enge Versorgungsenglage von Natrium Thiopental reagiert, seitdem ein Exportverbot aus der EU in die USA besteht. Es zeichnet sich eine 'Alternative' in mehr als 20 US Bundesstaaten ab. Wieder dabei ein "alter Bekannte", der dänische Konzern Lundbeck. Er verkaufte vor kurzem die Patente für sein Produkt namens Nembutal, welches medizinisch ähnliche Eigenschaften wie Thiopental aufweist (  http://markets.on.nytimes.com/research/stocks/news/press_release.asp?docTag=201112221330BIZWIRE_USPRX____BW5788&feedID=600&press_symbol=42373 ).

Während sich Lundbeck noch im Herbst 2011 öffentlich gegen die Verwendung ihrer Produkte bei der Todesstrafe positionierten (nicht ohne mehrere Monate vorher an verschiedene Henker zu liefern), reden sie nun von ethischen Regeln, um die Kritik an ihrer Rolle in der US Todesstrafe zu umgehen. Mit dem Verkauf ihres Präparats samt Patent an die Firma Akorn Inc. aus Lake Forest in Illinois müssen sie nun nicht mehr selbst an die Gefängnisse liefern. Sie behaupten auch, einen "ethischen Weiterverkauf" des Giftes per Kaufvertrag eingebunden zu haben, der es u.a. Dritthändlern verbietet, sich an der Todesstrafe zu beteiligen.

Auch Akorn scheint Angst vor öffentlichem Imageverlust zu haben und gründete daher die 100%ige Tochterfirma Oak, die nun Produktion und Vertrieb von Nembutal übernehmen soll. Oak ist rechtlich auch an die "ethische" Regelung gebunden. Ob und in welcher Form Oak nun gedenkt, das teuer erworbene Patent anzuwenden, ist bisher unklar. Klar ist, dass es theoretisch für Hinrichtungen eingesetzt werden könnte. Sie (und Akorn) stehen nun unter Beobachtung, während Lundbeck sich ein großes Problem lukrativ vom Hals geschafft hat. 45 Millionen US-$ eine Nachzahlung von weiteren 15 Millionen nach drei Jahren erzielte der dänische Konzern von Akorn für ein Patent, mit dem sich vor dem us-amerikanischen Versorgungsengpass in der Todesstrafe kaum Geld verdienen ließ (  http://www.marketwatch.com/story/akorn-acquires-three-hospital-based-branded-injectables-from-lundbeck-2011-12-22 ).

2012 wurden bisher zwei Menschen in den USA hingerichtet.
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Ergänzungen

Todestrakt Texas, USA

Rob Will - Antrag abgelehnt! 29.01.2012 - 17:33
(Todestrakt Texas, USA) Rob Will - Antrag abgelehnt!

Kunstausstellung im kukuun, Hamburg, Rob Will

Susan Nowacki 30.01.2012 - 15:04
Der Künstler Rob Will gibt mit seinen Arbeiten, die vom 27.01. - 10.02.2012 im Kukuun gezeigt werden, einen Einblick in sein Leben als Todestraktinsasse.

Rob Will wurde im Januar 2002, im Alter von 23 Jahren, wegen des Mordes an einem Polizisten im Dezember 2000 zum Tode verurteilt. Seitdem sitzt er im Todestrakt der Polunsky Unit in Livingston, Texas, ein. Rob hat seine Unschuld immer und auch glaubhaft versichern können.

Um seine Seele so gut wie möglich im Gleichgewicht halten zu können, nutzt Rob auch die Kunst.
Dabei arbeitet er sehr experimentell und bringt seine Gedanken, Wünsche, Ängste und Träume sehr vielseitig, mal impulsiv, mal kontrolliert bedacht zum Ausdruck. Rob schöpft das Wenige, was ihm im Todestrakt an Materialien und Inspiration überhaupt zur Verfügung steht, voll aus, um seine Bilder zu schaffen, denn der zu kaufende Kunstbedarf ist gering und von mangelnder Qualität. Daher stellt Rob häufig Farben, Malgründe und Pinsel selbst her. Die Not macht hier erfinderisch.

So findet sich die präzise Kugelschreiberzeichnung eines Adlers, als ein Symbol für Freiheit, auf einer Landkarte wieder, die ihm Freunde als Briefrückseite haben zukommen lassen.

Eines von Rob Wills Hauptwerken, "The Book Of The Damned" (vgl. Abbildung rechts), überrascht durch seine Vielschichtigkeit und zeigt Robs Erfindungsgeist. Gemalt ist es auf einer Papiertüte, die er zunächst aufwändig präpariert hat, indem er sie immer wieder zerknittert und glattgestrichen hat, um sie geschmeidig zu machen. Grundiert hat er seine "Leinwand", indem er die Tüte auf die Platten seines Metallbunkers geklebt und selbstgemachte Farbe in verschiedenen Schichten darauf gestrichen hat. Auch das Bemalen einer so großen Fläche stellt vor Herausforderungen in einer 5 qm kleinen Zelle und angesichts eines Schreibtisches in DinA3-Format. Das besonders Interessante an diesem Bild sind die roten Punkte auf ihm. Sieht der Betrachter genau hin, wird er rote Stücke aufgeklebten Plastiks erkennen. Das sind Stücke von zerplatzten Kampfabwehrgas-Projektilen, die Rob aufgesammelt hat, nachdem man ein halbautomatisches Sturmgewehr eingesetzt hatte.

Rob ist zertifizierter Yogameister und beschäftigt sich sehr viel mit Philosophie, Psychologie und Sozialpolitik und ist ein großer Verehrer Nietzsches. Rob schreibt regelmäßig Updates für die Öffentlichkeit, teilt mit ihr seine Gedanken zum globalen und zeitaktuellen Geschehen mit und schildert die Lebensbedingungen im Todestrakt. Auch diese handgeschriebenen Updates sollen Teil der Kunstausstellung werden. Rob ist ein sehr aktiver Mensch, der sich permanent in friedlichen Protesten, wie Hunger-und/oder Sitzstreiks, gegen die Lebensbedingungen im Todestrakt oder anstehende Hinrichtungen engagiert und dafür regelmäßig mit z.B. Tränengas ruhig gestellt werden soll und immer wieder in verschiedene Disziplinarstatus verwiesen wird, was die ohnehin repressiven Lebensbedingungen noch mehr erschwert.

Erstmals sollen seine jungen Arbeiten nun in Deutschland, im Kukuun in Hamburg, gezeigt werden und dem Besucher Einblicke in das Leben als Todestraktinsasse und das Innenleben von Rob Will geben.

Ausstellungsdaten auf einen Blick:

Ausstellungsdauer 27.01. bis 10.02.2012 Öffnungszeiten: Do – Sa ab 20:00 Uhr
Ort: Spielbudenplatz 22 – 1. OG St Pauli

www.kukuun.wordpress.com
www.freerobwill.org | www.robwilldeutschland.blogspot.com | www.drivemovement.org
Kontakt: Susan Nowacki  robwilldeutschland@gmail.com oder unter 0160-7280782

(SZ) EU liefert weniger Hinrichtungs-Gift

Artikel 09.02.2012 - 21:36
Todesstrafe in Amerika EU liefert weniger Hinrichtungs-Gift an die USA

Von Guido Bohsem, Berlin

Die USA werden sich einen zentralen Wirkstoff für die Hinrichtungsspritze künftig nicht mehr in der EU beschaffen können. Nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" wird eine Ausfuhr von Thiopental-Natrium nur noch mit einer Sondergenehmigung möglich sein. Nun steht die US-Justiz vor einem großen Problem.