Rostock: Nach Buttersäureanschlag - Knapp 400 auf Antifademo

Kombinat Fortschritt 25.01.2012 21:02 Themen: Antifa
Knapp 400 Leute versammelten sich heute zunächst am Universitätsplatz in der Rostocker Innenstadt. Nach zwei Redebeiträgen, die den Buttersäureanschlag vom Montag und darüber hinaus die andauernde Nazigewalt in MV thematisierten, ging es gemeinsam Richtung Kröpeliner Tor Vorstadt (KTV). Bei der Doberaner Straße / Ecke Budapester Straße wurde eine Zwischenkundgebung abgehalten, in der auf den ehemaligen Naziladen East Coast Corner eingegangen wurde und an die produktive Zusammenarbeit aller Anwohner_innen des Viertels gegen die Nazis erinnerte. So hieß es in einem Redebeitrag, dass sich die Anwohner von all den martialischen Gesten und Drohungen der Nazis damals nicht einschüchtern ließen. Auf die Eröffnung des Ladens folgte eine intensive Welle des Protests, die durch eine seltene Vielfalt der Mittel gekennzeichnet war. Kreative Aktionen, breit angelegte Demonstrationen, spontane Wutausbrüche und zahlreiche Demontageversuche waren die Folge. Ob autonomer Antifaschist, Fußballfan oder Studentin, das Viertel war sich einig.
Danach setzte sich die Demonstration wieder in Bewegung und passierte eine ganze Reihe der Kneipen, die diesen Stadtteil und seine Menschen ausmachen. Neben eugierigen und einigen skeptischen gab es viele zustimmende Reaktionen. Insgesamt war sehr auffällig, dass die Demonstration auch über das typische Antifaspektrum hinausreichte, was auch für die außerordentlich hohe Teilnehmerzahl verantwortlich sein dürfte. Vor allem mit Blick auf die kurze Mobilisierungszeit kann von einem Erfolg gesprochen werden.

Vom Margarethenplatz im Herzen der Kröpeliner Tor Vorstadt zog die Demo zur Niklotstraße, in der in der Nacht zum Montag der Buttersäure-Anschlag stattgefunden hatte. Doch der „Awiro e.V." ist nicht der einzige selbstverwaltete und explizit antifaschistische Freiraum in Mecklenburg-Vorpommern, der von Neonazis bedroht und attackiert wird. Dem „Tikozigalpa", einem alternativen Freiraum in Wismar, wurden im Jahr 2011 mehrfach die Scheiben eingeschmissen. Dabei hinterließen die Täter auch Hakenkreuzschmiererein.Ebenso das „Jugend rockt für Toleranz"-Festival in Nordwestmecklenburg wurde 2011 von Neonazis gestört, die mehrere Besucher der Veranstaltung angriffen und verletzten. In der Hansestadt Greifswald ist es im vergangenen Jahr mehrfach zu neonazistischen Angriffen gekommen. Im Vorfeld des NPD-Aufmarsches am ersten Mai in der Hansestadt am Ryck brachen Neonazis eine regelrechte Orgie der Gewalt vom Zaun. Sie griffen antifaschistisch engagierte Gewerkschaftsjugendliche, die Flyer gegen den Aufmarsch verteilten, körperlich an und jagten offensichtlich nicht-rechte Personen durch die Neubauviertel. Höhepunkt der Gewalttätigkeiten waren Brandanschläge auf alternative Einrichtungen. So zündeten sie im Hof des „Internationalen Kultur- und Wohnprojektes" „IkuWo" ein Privatfahrzeug an. Zufällig bemerkte ein Bewohner des Hauses das Feuer und konnte somit ein Übergreifen auf ein ebenfalls bewohntes Gebäude verhindern. In der selben Nacht entzündeten Neonazis ein Feuer in der Scheune eines Wagenplatzes in der Nähe von Greifswald.

In der Niklotstraße endete die Demo mit einer Abschluss-Kundgebung. Dort gab es auch - beinah standesgemäß - ein ordentliches Feuerwerk. Die Projekthäuser in der Straße waren in den Medien in den letzten Tagen wahlweise zum Antifahaus oder zur Antifazentrale geadelt worden. Antifa - das ist aber keine Organisation mit Vereinschef und Bürokomplex. Antifa das ist nicht nur, wenn ich sage „Diesen oder jenen Nazimist will ich nicht hören", sondern wenn man gemeinsam mit anderen dafür sorgt, dass rechte Gewalt keine Chance mehr hat. Das haben die Bewohnerinnen und Bewohner des Stadteils heute einmal mehr gezeigt.
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Ergänzungen

Die entlarvende Reaktion der Nazis

Freudfan 25.01.2012 - 21:14

überrascht

more than faschion 25.01.2012 - 23:17
eine wirklich schöne demo. Viele Ansagen. Flyer für Passanten und kein unnötiges Rumgeprolle, sondern eine schöne demo.

Mehr davon. Auch toll, dass das Mau, das Jaz und viele andere Projekte zu der Demo aufgerufen haben

Für mich persönlich eine überraschend gute Demo, besonders in Anbetracht der kurzen Mobilisierung.

TOP Foto

icke 26.01.2012 - 08:53
have fun

Kritische Anmerkungen zur Demo

Kritische Provinz 26.01.2012 - 19:28
Unser Text "Kritische Anmerkungen zu einer gelungenen Antifa-Demo" findet sich auf unserem Blog oder direkt unter  http://kritischeprovinz.blogsport.de/2012/01/26/kritische-anmerkungen-zu-einer-gelungenen-antifa-demo/

Video zu Demo

mkmanfred 27.01.2012 - 21:15
Ein Video zur Demo gibts hier

Gelungene Demo

far 28.01.2012 - 11:03
Möchte auch noch mal meinen Senf zur Demo geben. Ich fand es echt super, dass in so kurzer Zeit und bei der Kälte soviele Menschen auf die Straße gegangen sind, noch dazu ein bunt gemischter Haufen. Vorne viel Black Block, weiter hinten Menschen mit Kinderwagen. Und die Pyro am Ende war auch wieder schön mit anzusehen.
Zum Motto "Das Viertel ist sich einig" möchte ich eigentlich gar nicht viel sagen. Zwei Tage Zeit und der awiro hat die Räumlichkeiten nun mal in der KTV, aber trotzdem waren auch Menschen auf der Demo, die nicht in diesem Viertel wohnen und sich trotzdem einig sind. das Nazis scheiße sind. Also vllt ein bisschen unglücklich ....
Was ich allerdings mehr als daneben fand ist/war der der Spruch "Das Viertel ist sich einig, Nazis werden gesteinigt". Sorry, ich kann Nazis auch nicht leiden, aber es gibt Länder auf dieser Welt da werden Menschen wirklich gesteinigt, weil sie anders denken oder handeln als mensch es da möchte bzw. es gesetzlich bestimmt ist und das finde ich schrecklich und möchte ich hier nicht haben. Auch wenn es sich um Nazis handelt. Da sollte es dann doch mal 'ne ehrliche kritische Selbstreflektion geben.

Wegen dem Mackerhaften: Wieso verbinden die Leute, die sich darüber aufregen, das immer mit "Männern"??!! Frau kann das auch. Ich tu das z.B. auch manchmal ganz gerne ^^

Aber alles in allem echt eine tolle Demo. Schönes Zeichen gesetzt. Das nächste Mal dann bitte in Dierkow vor dem Haugesund!

BTW: es waren ja auch wieder einige zivile Beamt_Innen unterwegs, besonders von der MAEX. Auch wenn bestimmt einige übersehen wurden, die die erkannt wurden, konnten die Demo nicht mehr in Ruhe beobachten und mussten teilweise den Rückzug antreten *grins*

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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glückwunsch

erna 25.01.2012 - 23:53
geiler scheisz ! zeigt einmal mehr das gute mobilisierungspotential in mv und das nach solchen angriffen natürlich nicht nur in betroffenheit versackt wird, sondern adäquat drauf reagiert werden kann!

sehr schöne sache!

MV rockt

hendrix 26.01.2012 - 00:11
Die Antifa MV rockt. Aber mal so richtig. Beeindruckend was sich da so entwickelt. Macht weiter so!

Die Antifa "MV" rockt?!

--- 26.01.2012 - 10:59
Macht mal nicht so'n Harten um Rostock und Greifswald!
MV ist größer und da gibts genug "Andere" die sich das ruhig angucken wie Ihr Euch auf Euren "Kiez" feiert und ab und an mal wo was reißt.
Unsereins weiß wer besser aufgegliedert ist in dieser Ecke des Landes!

Und mal abgesehen davon. Lebt Ihr ja in einer netten "Ehe" mit den Großteil der Regierenden in Schwerin, die Euch vieles durchgehen läßt und Euch auch tatkräftig unterstützt solche Halunken, wie diese hier zu ermitteln, bestrafen und Ihr könnt noch die Autos etc dazu abfackeln!

Also "rockt" weiter ...

@ rocker

heinz 26.01.2012 - 11:19
die antifa rockt in mv. aber gewaltig. dass man bei euch in mäc-pomm keine zustände wie in berlin oder hamburg hat, ist ja wohl selbstverständlich, jedoch ist es sehr beachtlich was die bewegung dort auf die beine stellt bzw. gestellt hat. mecklenburg vorpommern ist eine neonazihochburg. mecklenburg vorpommerns neonazi strukturen sind im vergleich zum bundesgebiet sehr vorangeschritten und dienen so manchen anderen faschisten als modellregion.

dies wird kein antifaschist der bei sinnen ist bezweifeln. aber genau darin liegt die stärke. seinen feind runterzureden ist eine schwäche. ihn beim namen zu nennen und ihn wissen einzuschätzen ist der erste schritt, ihn bekämpfen zu können!

weiter so genossen.von außen lässt sich das schön ansehen!ihr macht euch

@Heinz

--- 26.01.2012 - 13:06
Nicht das mich falsch verstehst. Die linken Zentren in Rostock & Greifswald haben starkes Potential und aktive "Genossen". Das weiß man in MV und guckt sich das, wie gesagt an.

Unterschätzen tut unsereins nicht im geringsten Euren Aktionsraum, da Ihr bundesweit größer seid, größeren Medieneinfluß habt, eure Projekte gefördert werden (allein euer sogenanntes "Cafe" in HRO allein mit 20000€ und wer weiß was noch), eure Aktivitäten nicht wirklich sepperat aufgenommen werden, geschweige denn bestraft (sicher es gibt auch mal hier und da ne Bauernopfer)!
Das ist eure Schwäche ... der jetztige Mächtigere zu sein. Klar gibts da mal klinsch mit de Staat und einige von Euch sind militanter und lehnen jegliche Arbeit mit dem Staat ab. Aber im großen und ganzen seid Ihr ein Apperat! Was gibts, glaube 30Mio. vom Staat und denn so noch genug andere "Projekte" und wollt die Zahlen von der NPD stoppen, die so um die 1Mio. kriegen! Na das ist doch was. Außerdem gibts genug die mit der Partei nix haben und es gibt viele gute kleinere Kreise in der ganzen "Republik"!

@ kritische provinz

fragender 27.01.2012 - 12:19
alles schön und gut. aber dass ihr euch über das "mackerhafte" verhalten irgendwelcher antifas auf vergangenen demos beklagt, ist nicht nur lächerlich, sondern geradezu zynisch.
ich geh mal davon aus, dass ihr in rostock lebt. geht es euch dort schon dermaßen gut, dass ihr solch einen szenegejammer über so etwas anfangen wollt. dass bei so schwarzen block-geschichten immer auch leute, irgendwelche ganz persönlichen - von mir aus macker- - bedürfnisse befriedigen, sprich: sich identitär verhalten, ist geschenkt. es ist in mcpomm bitterst nötig, dass antifas offensiv und martialisch auflaufen, wenn man die nazis irgendwie zurückdrängen will. der staat versagt seit jahren und durch irgendwelche unoffensiven latschsachen erreicht man nicht gerade viel. ich hätte auch gerne verhältnisse, in denen es nicht sein müssen, aber in anbetracht der tatsache, dass im ganzen osten regelmäßig leute (halb-)tot geprügelt werden, ist das einzige was die nazis beeindruckt, solch ein vorgehen. ich bin selber auch kein typ dafür, aber muss ich diesen antifas deshalb so dermaßen asozial in den rücken fallen, wie ihr es mit eurem text tut. nur weil man nicht auf martialisch macht, heißt das noch lange nicht, dass man sich nicht auch genauso - nur in anderer form- identitär verhält, oder eigene sekundärbedürfnisse befriedigt, und nicht einfach nur im sinne einer vollzugsthese die politischen überzeugungen praxis werden lässt (das tut -by the way- nämlich keine/-r). wenn ihr schön in der ktv lebt, habt ihrs zu nem großen teil solchen leuten zu verdanken. ich würde mich ganz ernsthaft über ne rückantwort aus dem spektrum der schreiber freuen.

Fettes Ding

Heidjer Jung 27.01.2012 - 12:31
...lasst euch von den jaulenden Nazikommentaren (eure Spaltungsversuche sind immer wieder "niedlich", ihr Verlierer!)und kritischen Provinzschlaumeier und innen NICHT einen weiteren Erfolg madig machen!!

Weiter so! Im Viertel oder sonstwo! Und immer schön martialisch bleiben! Antifa heisst eben auch, Eier zu haben und zu zeigen!

Sportliche Grüße aus dem Norden