[M] Nazis gestoppt! Kafe Marat verteidigt!

antifa 24.01.2012 20:29 Themen: Antifa

+++Naziaufmarsch nach weniger als der Hälfte der Route blockiert+++mehr als 700 Antifaschist_innen bei Gegenprotesten und Blockaden+++800 Bullen versuchen weniger als 100 Nazis den Weg frei zu prügeln+++mehrere hundert Menschen auf antifaschistischer Spontandemonstration+++

Vorgeschichte

Nachdem Neonazis des 'Freien Netz Süd' (FNS) schon am Wochenende zuvor in Mühldorf (Oberbayern) einen kurzfristig angemeldeten Aufmarsch veranstalteten und bereits dort blockiert worden waren, versuchten sie am 21.01.2012 auf dieselbe Weise in München eine Demonstration unter dem Motto „Deutsche Freiräume erkämpfen! Für ein patriotisches Begegnungszentrum“ durch zu führen. Inhaltlich richteten die Nazis ihre Demonstration gegen das autonome Zentrum 'Kafe Marat'. Bereits 2008 hatten Nazis einen Aufmarsch gegen das Kulturzentrum geplant und damit heftige Proteste ausgelöst. Auch diesmal sollte der Marsch in direkter Nähe des Kafe Marat enden. Vorausgegangen war ein Farbanschlag auf das Gebäude, bei dem die Fassade mit roter Farbe verschmiert und neonazistische Parolen im Viertel hinterlassen wurden. Bereits seit einigen Wochen hatten die Münchner Nazis ihr Hauptaugenmerk auf die so genannte 'Anti-Antifa'-Arbeit gelegt.

Wie bereits beim Aufmarsch in Mühldorf meldete der Nazi Norman Bordin ('Kameradschaft München'/FNS) die Demonstration erst 48 Stunden davor an, während die Mobilisierung fast ausschließlich intern lief. Hierbei lässt sich eine 'neue' Taktik der Münchner Neonazis erkennen, die im Moment nur noch klandestin beworbene und kurzfristig angekündigte Aufmärsche durchführen, um so größerem antifaschistischen Protest aus dem Weg zu gehen.

Wenngleich die Polizei im Vorfeld verkündete, lediglich von 50 Nazis und 50 Gegendemonstrant_innen auszugehen, stellte sie dennoch ein für München übliches Polizeiaufgebot von 700 Beamt_innen auf.

Antifaschist_innen nutzten die knapp bemessene Vorlaufzeit für eine intensive Mobilisierung mit Flyern, Plakaten und Internet-Werbung. Außerdem wurden 2 antifaschistische Kundgebungen angemeldet: Eine vor dem Kafe Marat und eine am Stachus, in direkter Nähe zum Startpunkt der Neonazidemonstration. Somit gab es mehrere Anlaufstellen für Antifaschist_innen.

Der Tag

Viele Antifaschist_innen fanden sich bereits um 12.00 Uhr bei ungemütlichem Januarwetter auf der Kundgebung am Stachus ein, um kurz darauf in Kleingruppen Richtung Startpunkt der Neonazis zu laufen. Im Vorfeld hatten vor allem Einheiten des USK mehrere Antifaschist_innen auf ihrem Weg zu der angemeldeten Kundgebung aufgehalten und schikanöse Vorkontrollen durchgeführt. Gegen 12.30 Uhr trafen die ersten 60 Neonazis am Südausgang des Hauptbahnhofs ein; bereits zu diesem Zeitpunkt bildete sich die erste antifaschistische Blockade in direkter Nähe der Neonazis. Zunächst versuchten einige Anti-Antifa-Aktivist_innen (u.a. Sebastian Schmaus, Michael Reinhardt, beide 'Bürgerinitiative Ausländerstopp Nürnberg'), Gegendemonstrant_innen zu fotografieren. Nachdem die Nazis schon hier für einige Zeit nicht weiterkamen, entschloss sich die Polizei, die Neonazis durch den Bahnhof zum Haupteingang zu bringen und dort die Demonstration zu beginnen. Auch dort wurden sie von mehreren hundert Gegendemonstrant_innen erwartet und u.a. mit Schneebällen beworfen. Nach einer kurzen Rede von Norman Bordin zogen die rund 90 Nazis los, um kurz darauf in der Bayerstraße von der Polizei gestoppt zu werden. Über ihre Lautsprecheranlage hatten sie die Titelmelodie der Cartoon-Serie 'Der rosarote Panther' abgespielt und damit direkt Bezug auf die Morde des 'Nationalsozialistischen Untergrunds' (NSU) genommen. Daraufhin wurde der Fahrer des Lautsprecherwagens (M-W 3835) herausgezogen und seine Personalien kontrolliert. Die Polizeieinsatzleitung entschied sich kurz darauf dennoch die Demonstration weiterlaufen zu lassen, was allerdings auf Grund zweier Blockaden auf der Sonnenstraße nicht möglich war. Nachdem die Nazis bereits eine halbe Stunde lang im Regen gestanden hatten, versuchte die Polizei die Blockaden mit teilweise selbst für Münchner Verhältnisse übertriebener Gewalt zu räumen. Vor allem die Einheiten des USK bemühten sich mit Schlägen und Tritten die Blockaden abzudrängen und dann zu kesseln. Hierbei kam es zu mehreren Verletzungen auf Seiten der Gegendemonstrant_innen. Insgesamt wirkte die Polizei relativ konzeptlos, was sie offensichtlich mit Gewalt auszugleichen versuchte. Insbesondere bei den „bürgerlichen“ Gegendemonstrant_innen schien gerade das zu noch mehr Entschlossenheit zu führen. Bereits zu diesem Zeitpunkt wurde der Einsatzleitung bewusst, dass die vorhandenen Einheiten nicht ausreichen würden und forderten weitere Hundertschaften der Bundespolizei an. Am Sendlinger Tor Platz angekommen, hielten die Nazis ihre erste und gleichzeitig letzte Kundgebung ab. Denn wenige Meter weiter in der Lindwurmstraße blockierten mehrere hundert Antifaschist_innen die Route der Nazis erneut. Diesmal sah sich die Polizei trotz hinzugezogener Einsatzkräfte nicht im Stande die Blockade zu räumen. Somit mussten die Nazis nach nicht einmal der Hälfte der angemeldeten Route bereits gegen 17.30 Uhr ihre Demonstration für beendet erklären und waren somit nicht einmal in die ungefähre Nähe des Kafe Marat gekommen.

Nachdem klar war, dass die Nazis nicht weiter marschieren würden und schon in der U-Bahn verschwunden waren, entschloss sich ein großer Teil der Blockierenden zu einer Spontandemonstration in Richtung Kafe Marat, die kämpferisch mit mehreren hundert Leuten den Weg über die restliche Route der Nazis nahm. Kurz vor der Ankunft am Kulturzentrum ließ es sich das USK nicht nehmen, nochmals gegen die Antifaschist_innen vorzugehen, wobei es zu einer kleinen Konfrontation in der Kapuzinerstraße kam.

Viele der Gegendemonstrant_innen feierten den antifaschistischen Erfolg des Tages anschließend im Kafe Marat.

Fazit

Die Verhinderung des Aufmarsches ist als klarer antifaschistischer Erfolg zu werten. Selten konnte eine Nazidemonstration, die so kurzfristig angekündigt wurde, so effektiv angegangen und letztendlich blockiert werden. Die Polizei hatte die Situation unterschätzt und wollte dennoch zu jederzeit den Aufmarsch durchbringen. Dass die entschlossenen Demonstrant_innen gegen den Willen der Polizei den Aufmarsch gestört und zuletzt sogar teilweise verhindern konnten, freut uns besonders. Für uns ist klar, dass wenngleich die Nazis am Samstag eine Niederlage einstecken mussten, das Problem dennoch weiterhin besteht. Schließlich stellen Nazis vor allem im Alltag eine reale Bedrohung für Menschen, die nicht in ihr krudes Weltbild passen, dar. Das zeigt nicht nur der Übergriff von Nazis auf alternative Jugendliche am Hauptbahnhof nach dem Aufmarsch in Mühldorf oder auch der tätliche Angriff des Ottobrunner Neonazi Stefan W. auf einen Taxifahrer mit Migrationshintergrund in der Nacht nach dem verhinderten Aufmarsch in München. Die Liste von neonazistischen Übergriffen und Einschüchterungsversuchen ist beliebig erweiterbar. Gerade in den letzten Monaten haben sich Angriffe in ganz Bayern gehäuft und auch in München treten Nazis immer selbstbewusster auf. Höchste Zeit also, den antifaschistischen Selbstschutz zu organisieren und in die Offensive zu gehen.

Einige autonome Antifaschist_innen aus München

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Ergänzungen

Bewaffnete Nazis

Überraschter 24.01.2012 - 21:23
Was war mit den bewaffneten Nazis die vor dem Aufmarsch durch die Stadt gerannt sind? Sind diese nicht erwähnenswert? Im Bullenbericht steht auch das ein Rechter mit einem Knüppel festgenommen wurde. Kann mich nicht daran erinnern, dass schon mal Nazis mit Telis vor einer Demo unterwegs waren und Antifas gesucht haben.

Auszug aus dem Ticker:

"nazis_stoppen Nazis Stoppen!
Nazis wurden gerade vor dem Marat gesichtet aber sofort wieder vertrieben
21 Jan

nazis_stoppen Nazis Stoppen!
Bewaffnete Nazis streunen ums Sendlinger Tor rum! Passt auf euch auf!
21 Jan

nazis_stoppen Nazis Stoppen!
Die bewaffneten Nazis wurden am Stachus gesichtet"

Heute: Entscheidung über Polizeikameras

Innenstadtbereich M 25.01.2012 - 09:39
Auch für München kann das heutige Urteil des Bundesverwaltungsgerichts Folgen haben:

Abbau aller Polizeikameras im öffentlichen Raum. Das hiesse, die Kameras am Stachus und Sendlinger Tor, Hauptbahnhof etc..
müssen sofort abgebaut werden.





Justiz nimmt Hamburger Kiez-Kameras ins Visier

Im März 2006 wurden zwölf Überwachungskameras an der Reeperbahn installiert.
Sie sind längst abgeschaltet, dennoch sind sie entscheidend für die Zukunft der Videoüberwachung in ganz Deutschland: Heute verhandelt das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig über die Rechtmäßigkeit der Polizeikameras an der Hamburger Reeperbahn. Entscheiden die Richter, dass das Betreiben der Kiez-Kameras gegen geltendes Recht verstößt, müssten wohl auch in anderen deutschen Städten Videoüberwachungs-Anlagen vom Netz gehen.

Schlagstöcke

BeobachterIn 25.01.2012 - 13:10
Bei den "Schlagstöcken" handelte es sich vermutlich um kleine Fahnenstangen. Von antifaschistischen Demos ist es ja hinreichend bekannt, dass die Bullen diese mal gerne mit Schlagstöcken "verwechseln". Nun machen sie es wohl auch bei den Faschist_Innen.

Hier ein Bild von "Endstation Rechts" von den "Schlagstöcken":  http://www.endstation-rechts-bayern.de/2012/01/freies-netz-sud-schlagstocke-und-%E2%80%9Epaulchen-panther%E2%80%9C/nazidemo-und-gegendemo-2/

bullen

waffen 28.01.2012 - 03:50
 http://www.endstation-rechts-bayern.de/2012/01/freies-netz-sud-schlagstocke-und-%E2%80%9Epaulchen-panther%E2%80%9C/nazidemo-und-gegendemo-2/







Komisch das man auf diesem Foto,"Nazis" mit bullen knüppeln sieht.desweiterem sehen die ziehmlich orgasnisiert aus. die personen auf dem bild gehören fast alle zusammen.hmmmm, bullen sind ja nicht selten auf demos um streit zu entfachen........auch bei uns.....1.3.1.2.

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Netter Bericht — Antifa

USK — SUPERTRUPPE