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Solidarität mit Frau Konietzko

teinehmender beobachter 03.01.2012 13:36
In Berlin geht eine Frau freiwillig in Haft, um die unhaltbaren Zustände bei der Pflege demenzkranker anzuprangern. Sie will die Kosten eines verlorenen Rechtsstreits um die angemessene Betreuung Demenzkranker nicht zahlen.

Angelika-Maria Konietzko hat schon eine kleine Tasche gepackt, in der einige wichtige Utensilien verstaut sind. Denn sie muss im kommenden Jahr ins Gefängnis. Der Haftbefehl ist schon ausgefertigt .Konietzko soll in Erzwingungshaft, die bis zu 6 Monate andauern kann, weil sie einen Offenbarungseid verweigert aber auch nicht bereit ist, die Kosten eines Rechtsstreit von über 2200 Euro zu tragen. Sie sind bei einem Rechtsstreit vor dem Berliner Arbeitsgerichts entstanden., der sich um die Bezahlung ihrer Tätigkeit als Nachtwachenbereitschaft in einer Berliner Wohngemeinschaft für Demenz-Kranke drehte.
Sie habe bei der Nachtschicht nur 10 Stunden vergütet bekommen, obwohl ihr eigentlich als Nachtwache 11 Stunden zustünden, ist Konietzko überzeugt. „Die Bewohner_innen der Seniorenwohngemeinschaft waren schwerst pflegebedürftig. Sie haben eine Überwachung und Pflege rund um die Uhr benötigt“, betont die 43jährige Bremerin, die nach einer sozialpädagogischen Ausbildung nach Berlin kam. Sie habe laufend Kontrollgänge machen müssen, und hätte daher keine Pausen gehabt. Ein Pausenraum sei an der Arbeitsstätte auch nicht vorhanden gewesen. Der Pflegedienst Hauskrankenpflege widerspricht dieser Darstellung. „Die Senioren befanden sich in Wohngemeinschaften und nicht in einem Heim oder einer medizinischen Einrichtung, wo eine Pflege der Senioren rund um die Uhr notwendig ist“.
Das Arbeitsgericht gab dem Pflegedienst in mehreren Instanzen recht und verwies auf den Arbeitsvertrag, in dem eine pauschale Vergütung des Nachtbereitschaftsdienstes festgelegt ist. Zudem sei in der Stellenausschreibung eine Arbeitsleistung von ca. drei Stunden und ein Bereitschaftsdienst von 8 Stunden pro Nacht festgelegt. Dabei lässt das Gericht offen, ob Konietzko tatsächlich 11 Stunden gearbeitet hat. „Es ist nicht Aufgabe des Arbeitnehmers, Pflegestandards selbst festzulegen“, heißt es in dem Urteil. Dieser Satz empört die Klägerin besonders. „Hätte ich die Pflegearbeiten nicht gemacht, hätte ich meine Arbeit enorm vernachlässigt und hätte unter Umständen sogar wegen fahrlässiger Tötung angeklagt werden können“, behauptet sie. So habe zu ihren Tätigkeiten das Absaugen der Mundhöhle bei den demenzkranken Patient_innen gehört, da sonst die Gefahr bestanden hätte, dass diese im Schlaf ersticken.
Diese Auffassung wird von verschiedenen Organisationen, die sich mit Pflegearbeit beschäftigten bestätigt. Thomas Birk vom Verein Selbstbestimmtes Wohnen im Alter e.V. schreibt, dass in Demenz-Wohngemeinschaft eine durchgängige 24-Stunden-Betreuung notwendig sei. „Das bedeutet für die Nachtstunden eine Nachtwache und keine –bereitschaft.“ Auch Gabriele Tammen Parr von der Organisation „Pflege in Not“ bekräftigt, dass ein nächtlicher Bereitschaftsdienst in einer Demenz-WG nicht nur völlig unzureichend ist sondern auch grob fahrlässig sein kann. Auch Kathrin Ruttloff vom Anbieterverband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen betont, dass in einer Demenz-Wohngemeinschaften „die Anwesenheit einer Nachtwache im Sinne der Sicherheit der Bewohner erforderlich ist.“
Die Stellungnahmen sind vom Arbeitsgericht allerdings nicht berücksichtigt worden.
Das hat die Kampfbereitschaf von Konietzko angespornt. Ihre Weigerung, den Offenbarungseid zu leisten, sind sie als Akt des Widerstandes. „Dabei geht es mir nicht in erster Linie um Lohnforderungen. Ich will d auf die Zustände im Pflegebereich aufmerksam machen., meint die Frau.
Unterstützung von Frau Konietzko
Handelt es sich um einen sinnlosen und verzweifelten Akt des individuellen Protests? Das wäre zu kurz gegriffen. Zunächst gibt es immer wieder Fälle, wo Menschen lieber in den Knast gehen, als eine Geldstrafe zu zahlen, weil sie damit gegen die Verurteilung insgesamt protestieren wollen. Daneben gibt es das Mittel der Beugehaft, wo Genoss_innen in den Knast geschickt werden, um Aussagen zu erzwingen. Die drohende Haft von Frau Konietzko ist auch eine Art Beugehaft, nur soll von ihr keine Aussage sondern der Offenbarungseid erzwungen werden. Da Frau Konietzko aber das gesamt Verfahren angreift, will sie mit ihrer Haft dagegen protestieren. Ihr Protest steht damit in der Tradition eines Widerstands gegen die Zustände im Pflegebereich. Noch sind dort kollektive Widerstandsaktionen selten. Umso höher sind individuelle Widerstandsaktionen zu begrüßen, die allerdings kollektiv begleiten werden sollten. Dass wäre die Aufgabe von solidarischen linken Strukturen. Ein Solikreis könnte sich um eine Internetpräsenz für Frau Konietzko kümmern und dort informieren, wann sie die Haft antreten muss sowie immer berichten, wie es ihr dort ergeht. In dieser Zeit sollte nicht nur mit ihr Solidarität geübt werden. Die Zeit sollte auch genutzt werden, um die Zustände im Dumpinglohnbereich Pflege anzugreifen. Schließlich wissen alle Menschen, die als Beschäftigte, zu Pflegende oder Angehörige damit zu tun haben, dass dort ein Hochprofitsektor geschaffen werden. Leidtragende sind die Beschäftigen und die Pflegebedürftigen. Menschen wie Frau Konietzko sind hier Sand im G etriebe, die eben nicht einfach funktionieren und die Zustände hinzunehmen bereit sind. Dass sollte auch die Triebkraft für Solidarität und Unterstützung sein.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
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Ergänzungen

Quelle

... 03.01.2012 - 17:59
 http://www.taz.de/!84608/ (Bitte immer die Quelle nennen, wenn aus anderen Medien kopiert wird, ist transparenter!)

Kein abgeschriebener Text

Frau Krämer 09.01.2012 - 16:52
Ich bin eine Freundin von Frau Konietzko, habe diese Seite bisher nicht gekannt, habe ich mich aber sehr gefreut, dass ihr Fall bekannt gemacht wird. Jetzt habe ich erfahren, dass der Artikel wieder runterstuft wurde, dass heißt, er eben weniger bekannt ist, weil er einen Zeitungsartikel zur Grundlage hat.
Dabei hat das einen einfachen Grund. Wir sind keine Menschen, die sich Artikel einfach so aus den Ärmel schütteln. Wir waren deshalb froh, dass es den Presseartikel gibt und haben ihn in Absprache mit dem Autor zur Grundlage für den Bericht genommen. Wir hätten nie gedacht, dass es hier wie bei einer Uniarbeit zugeht und ein Artikel zurückgezogen wird, weil er einen Zeitungsartikel zur Grundlage hat.
Geht es hier um Uniarbeiten doer um Unterstützung. Der Hinweis auf den Zeitungsartikel hatte den Eindruck einer Denunziatoin durch die Hauskrankenpflege Mitte, die natürlich wenig Intersse an Öffentlichkeit hat. Ich wundere mich, dass ihr auf solche Denunzaitonen hin den Artikel praktsich verschwinden lässt.


Beste Grüsse
Frau Elke Krämer, Betreuerin



Anmerkung der Moderation:
...Um Indymedia als Plattform für eigene Berichterstattung zu konturieren, werden bestimmte Beiträge nicht auf die Startseite gestellt. Dazu gehören:
...# schon an anderen Stellen veröffentlichte Texte
# aus kommerziellen Medien kopierte Texte (hierbei sind übersetzungen von Texten und Meldungen von hier kaum zugänglichen Medien eine Ausnahme.)
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 http://de.indymedia.org/static/moderation.shtml

Treffen-Solidarit mit Frau Konietzko

soldarität 11.01.2012 - 19:56

Angelika-Maria Konietzko hat als Pfegehelferin in einer Demenz-Wohngemeinschaft für eie höhere Entlohnung und bessere Arbeitsbedingungen gekämpft. Sie verlor sämtliche Prozesse beim Arbeitsgericht und soll die Prozesskosten zahlen, was ihr aus finanziellen Gründen nicht möglich ist. Weil sie sich aus politischen weigert, den geforderten Offenbarungseid zu leisten, drohen ihr jetzt bis zu 6 Monaten Erzwingungsshaft.

Da der Haftbefehl schon ausgestellt ist, kann der Haftantritt jederzeit erfolgen. Da Frau onietzko ihre Haft als Kampf gegen die Bedingungen in der Pflege nutzen will, was nur möglich ist, wenn ihre Haft von einer gewissen solidarischen Öffentlichkeit begleitet ist, gibt es den Vorschlag zu einem Treffen am morgigen Donnerstag, den 12.1. um 17 Uhr im Restaurant Fargo in der Grünbergerstr. 77 (gegenüber Boxhagener Platz in Berlin-friedriechshain).

Dort soll es um die Frage gehen, wie es möglich ist, Koniietzkos Haft mit Solidaritäts- und Öffentlichkeitsaktionen zu begleiten.

Angesprochen sind sowohl Journalist_innen als auch Gewerkschaftler_innen und Menschen, die sich vorstellen, Solidarität zu zeigen.

Hier ein Artikel aus der tat zu Frau Koniietzko:  http://www.taz.de/!84608/

Tagesspiegel:  http://www.tagesspiegel.de/berlin/arbeitsrecht-gericht-frau-darf-ex-firma-anprangern/6019940.html
Weitere Hinweise zu ihren Fall im Internet: :
 http://www.whistleblower-net.de/blog/2012/01/03/hinweise-auf-oeffentliche-gerichtsverhandlungen/

 http://de.indymedia.org/2012/01/322570.shtml

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Es gibt jetzt ein Solikomitee

Jochen Gester 16.02.2012 - 18:20
Es hat sich jetzt ein Soli-Komitee zur Unterstützung von Angelika Konietzko gegründet. Mehr Infos unter:  http://konietzko.blogsport.de/

Solidarische Grüße
Jochen Gester