DD-Silvester zum Knast

(A)lerta 02.01.2012 16:54 Themen: Repression Weltweit
Auch in Dresden bekundeten knapp 20 GenossInnen knallige solidarische Grüße für die Gefangenen der JVA Dresden.
Da Gefangene in der JVA Dresden wie in jedem anderen Gefängnis, ja nun nicht so oft das Vergnügen haben, Feuerwerk u.ä. hinter den Mauern zu sehen, dachte sich ein verwegenes Grüppchen von knapp 20 GenossInnen eine bunte Grußbotschaft zu senden. Chrysanthemenblümchen gegen Betonscheiße!
Solidarische Grüße auch an die MitstreiterInnen vor anderen Mauern in anderen Städten!

Knäste zu öffentlichen selbstverwalteten Baulücken!

Auf ein kämpferisches 2012!

(A)lerta
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skeptisch

skeptiker 03.01.2012 - 00:30
sollte dieser knast-soli-kram nicht mal überdacht werden? bei dresden springt es so offen ins auge. ich denke, dass in dem knast nur sehr wenige "genossen" sitzen, dafür aber haufenweise "kameraden". dass aus linker perspektive knäste per se abgelehnt werden, ist mir klar. dennoch die frage: freut sich nicht jeder in der ostdeutschen provinz, wenn der nazischläger ausm dorf dann doch endlich mal ne weile weggesperrt wird? freut man sich nicht eigentlich immer, wenn bei nazigewalttaten vom strafrecht gebrauch gemacht wird? wär jetzt reflexhaft "nein" schreit, sollte sich mal fragen, ob er ganz ernsthaft nazimörder nicht im bau sehen will. bei aller perversität des knast- und rechtssystems (und dem unrecht, dass in diesem zuge geschieht): ist es eine ernstahfte alternative, dass mörder und vergewaltiger nicht in den bau gehen (sollen)? dass es massenweise straftatbestände gibt, zu denen man sich als linker anders positioniert, ist klar. dass in einer ersehnten gesellschaft, der knast keinen platz mehr hätte, ebenso. ich könnte jetzt einen sehr ausgeleierten adorno-satz sagen (wahrscheinl sein bekanntester). dieser knast-soli-kram sollte sich mal neu bestimmen und positionieren. in der derzeit vorherrschenden platten und unreflektierten und vor allem absoluten form, ist er nicht mehr als ein schlechter anachronistischer witz

@ Skeptiker

wenn kacken gesellschaftsfähig wär 03.01.2012 - 05:12
Die Gesellschaft ist der Knast. Es ist lediglich verkürzt den Knast im falschen Ganzen zu kritisieren ohne dabei das Ganze in Betracht zu ziehen. Somit findet man sicherlich auch ein Adorno-Zitat um für so eine Aktion zu argumentieren, wenn man als Grundlage von Argumentation Zitateonkel den Inhalten vorzieht (sonst hättest du doch sicherlich den Inhalt geäußert). Der würde sich im Grabe umdrehen, bei der Tatsache, dass ihm in einer Religiösität gehuldigt wird und er konsumierbar gemacht wird in einer Form, die einer Verwertungslogik entspringen.
Und Konkret zu den Beispielen. Wie du richtig bemerkt hast, kann es nur darum gehen die Gesellschaft überflüssig zu machen, die ohne die Notwendigkeit von Knästen nicht bestehen kann. Aber eine Botschaft an alle Gefangenen - nicht nur Genossen, sondern eben auch soziale Gefangene, deren Handeln zeigt, welche inhumanen Verhältnisse bestehen, die ein Handeln auslösen, um nach geltendem Recht eingebuchtet zu werden - hat diese Unzulänglichkeit einer verkürzten Kritik zumindest im Hinblick auf die daraus resultierende Praxis nicht.
Und die Nazischläger die einsitzen machen nur einen unmerklichen Teil aus. Auf die paar kommts da bei den ohnehin steigenden Zahlen rassistisch motivierter Gewalt auch nicht an - Selbst eine bürgerliche Argumentation müsste da scheitern, wenn sie bemerkt, dass Repressionen gegen Rassisten Rassismus nicht eindämmt - das sind Probleme die unabhängig von Institutionen behandelt werden müssen, wenn die Kritik, sowie die Praxis der Theorie eine revolutionäre sein soll.

In diesem Sinne: Bilden, Handeln und wenn möglich die Nazis schon bei der Einlieferung in den Knast dauerhaft Handlungsunfähig machen.

Revolution und so weiter

@ wenn kacken

skeptiker 03.01.2012 - 10:11
ich kann deinen ausführungen in sehr weiten teilen zustimmen. und was uns definitiv eint, sind die ansichten, dass es a) um eine gesellschaft geht, in der der knast überflüssig ist und b) dass der knast nur als teil des "falschen ganzen" kritisiert werden kann. selbst deine einschätzung zum umgang mit adorno in der heutigen linken szene. das halt sehr pointierte "es gibt kein richtiges leben im falschen" nicht zu zitieren, war mein zugegebenermaßen sehr unbeholfener versuch, sich irgendwie davon abzugrenzen.
nichtsdestotrotz lese ich hier am laufenden meter unter den knastdemoartikeln die parole "knäste zu baulücken", die ich als linker für absolut verfehlt halte. wohlmöglich trennt uns das. ich sehe nämlich in der tat momentan keinerlei perspektive für eine bessere gesellschaftsform, welche über die bestehende hinausgehen würde. und ich befürchte, dass es sehr lange dauern könnte, bis sich eine solche perspektive ernshaft ergeben wird. gegenläufige tendenzen sehe ich sowohl hier als auch -um es mal sehr plakativ zu machen - z.b. in Ungarn.
und bis eine bessere gesellschaftsform nicht in sichtweite ist, gilt es meines erachtens den demokratischen rechtsstaat bisweilen auch zu verteidigen.
was der positive gewinn wäre in diesem szenario die knäste zu baulücken zu machen, bleibt mir schleierhaft. und so wie hier ein artikel nach dem anderen geschrieben wird, habe ich nicht den eindruck, dass die antiknastszene (schlimme wortneuschöpfung; ich weiss) besagte parole (...zu baulücken) lediglich auf eine andere gesellschaftsform bezieht. in anbetracht des institutionellen rassismus möchte ich trotzdem nicht die nazimörder von 180 menschen seit der wiedervereinigung woanders als im gefängnis sehen. ich hätte nicht mal etwas dagegen, dass die knäste noch voller werden, wenn das hiesige strafsystem endlich nochmal kurz vor lebensende reihenweise die im ausland bereits verurteilten ss- und wehrmachstmörder in die gefängnisse steckt. und mal vom politischen gegner abgesehen, sehe ich momentan nicht wirklich die alternative mörder, vergewaltiger und andere gewalttäter auch nach rechtsstaatlichen verfahren (zumindest ein fortschritt gegenüber anderen formen) zu verurteilen und in gefängnisse zu stecken. dass diese rechtsstaatliche verfahren ein zweischneidiges schwert sind, ist mir vollkommen klar. aber welche alternative siehst du im falschen g.? dass in den knästen reihenweise leute sitzen, die man als linker egal unter welchen umständen nicht einsperren wollte, ist auch klar. aber das hiesige rechtssystem ist bei aller perversität das geringere übel. diese knastdemokampagne jedes jahr zu silvester kommt mir aufs übelste verkürzt vor und ich kann nur hoffen, dass es nie durch eine panne bei der bewachung dazu kommt, dass durch einen dummen zufall eine knastdemo von aussen mal einen knast öffnen könnte. momentan wäre aus linker perspektive dadurch gar nichts gewonnen.

@skeptiker

wenn kacken gesellschaftsfähig wär 07.01.2012 - 20:47
Ich sehe selbst die bessere Gesellschaftsform nicht - jeder Versuch einer Möglichkeit ist mir zu sehr mit den Zwängen und Einschränkungen im Jetzt behaftet und so wäre jede erdenkliche Möglichkeit darin befangen. Ich kann also nicht sagen wie es besser ist, geschweige denn wie es werden kann - maximal einen durch abstraktion geschaffenen groben Rahmen kann ich versuchen zu stecken. ich kann an sich und für mich nur die Verhältnisse angreifen und dabei bestmöglich versuchen nicht in Rückschritt zu verfallen. Sicherlich fehlt die inhaltliche Auseinandersetzung mit der in diesem Falle eigenen Praxis und ist verkürzt und damit inkonsequent, sonst würde man unabhängig von solchen Tagen, an denen Böllern legal ist dahin gehen. aber generell Knäste zu beböllern und irgendwie anzugreifen wie es in manchen Städten geschehen ist, finde ich dahingehend nicht bedenklich. Auch ist es für die vielen sozialen Gefangenen (die den Großteil der Insassen ausmachen), eine Abwechslung im monoten Knastalltag, die auch Kraft gibt, was man mitunter an den Reaktionen bemerken kann.
Und ich finde es falsch etwas zu verteidigen, was auf den Müllberg der Geschichte gehört, nur weil man gerade keine Perspektive sieht und Gefahr laufen könnte, dass es schlimmer ginge. Sein heil dann ausschließlich in der Philosophie zu suchen ist nichts als bloße Selbsttherapie. Es gibt sicherlich eine noch schlechtere Gesellschaftsform in der Menschen in einer anderen Form Anhängsel der Dinge sind, die sie selbst geschaffen haben, aber überwunden werden diese Verhältnisse nie, wenn man mögliche Gefahren heraufbeschwört und sich dadurch Handlungsunfähig macht.
Und ich empfinde es ehrlich gesagt nicht als Fortschritt, wenn in einer Gesellschaft Rassisten resozialisiert werden um wieder funktionierende Lohnarbeiter zu werden oder um die anderen Lohnarbeiter in ihrem dahinsiechen nicht zu beeinträchtigen. Da wünschte ich mir eine konsequente Behandlung Marke Mittelalter. Wer Rassisten resozialisiert resozialisiert auch Rassismus. Und bei den mordenden Nazis wäre das auch keine Barbarei wenn man die aufgrund einer humanistischen Motivation handlungsunfähig macht - unabhängig von den vermeintlich zu verteidigenden rechtstaatlichen Verfahren. Sicherlich ist weniger Willkür in der Rechtssprechung etwas begrüßenswerteres aber dennoch nicht zu verteidigen. Und die in diesem Zusammenhang immer erwähnten Sexualstraftäter können doch die gleiche Behandlung erfahren die sie hinter Gitter von Mithäftlingen erfahren - das wäre zumindest kein Rückschritt in deinem Sinne, da die Methoden die gleichen wären. Und selbst in dieser ekligen Gesellschaftsform wäre es durch konsequente Praxis möglich eine Gesellschaftliche Eindimensionalität aufzubrechen, sodass die Menschen in verbindliche Beziehungen miteinander treten können. Das würde allein psychologisch vermutlich viele Verbrechen (der Begriff ist nicht im bürgerlichen Sinne gemeint) nicht geschehen lassen.
Die Verhältnisse angreifen wo es nur geht, so wenig wie möglich mitmachen und den Konflikt auf die Spitze treiben! Welches Handeln im humanistischen Sinne richtig sein wird kann ohnehin nur die Geschichte beurteilen - wir können es nur erahnen.