[Aachen] Kasinostraße 55 besetzt

KeinGrundGelangweiltZuSein-OderLangweilig 31.12.2011 23:44 Themen: Antifa Antirassismus Freiräume Gender Repression
Weil das Wünschen nicht geholfen hat – Hausbesetzung in Aachen

In Aachen wurde in der Nacht vom 31.12.2011 auf den 1.1.2012 in der Kasinostraße 55 ein Haus besetzt. Kurz gesagt gibt es zwei Gründe dafür. Zum einen geht es um so etwas wie Selbstbestimmung was unser alltägliches Leben angeht, zum anderen um das Finden sinnvoller Widerstandsformen gegen neofaschistische Formierung, rassistische Ausgrenzung, sexistischen Normalzustand und soziale und politische Repression.

Aber langsam…
In Zeiten zunehmender neoliberaler Vereinzelung und Isolation, flankiert von sozialen Angriffen und der Ausweitung staatlicher Kontrollbefugnisse, ist es uns wichtig, Gegenpunkte zu schaffen. Orte, an denen Menschen zusammenkommen, sich zusammen wehren können, sich darüber austauschen können, wie wir alle je unsere Leben gestalten wollen. Es geht darum, öffentlichen Raum zu schaffen, der Vereinzelung entgegenzuwirken ohne in autoritäre Gemeinschaften zu verfallen, kurz: es geht um kollektive Freiheit. Generell erfordern politische Auseinandersetzungen manchmal eigensinnige und kreative Wege. Wir sind davon überzeugt, dass eine Vielfalt von Widerständen, von solidarischen Widerständen uns nicht nur unseren Zielen näher bringt, sondern uns auch lernen lässt, welcher Wert in Differenz, welcher Wert in den kleinen Kämpfen und in der Vernetzung, in der Bezugnahme der kleinen Kämpfe steckt. Diese Differenzen sind ein guter Garant gegen autoritäre Vereinheitlichung. Ein soziales Zentrum kann dazu beitragen, ihnen Platz zu geben. Es geht nicht darum, ein Ort jenseits gesellschaftlicher Strukturen zu behaupten, diesen Ort gibt es nicht. Es geht aber darum, wissend um all die Widersprüche, solidarische Praxen zu erproben. Wenn wir von solidarischen, von befreiten Gesellschaften sprechen, mag sich das für die ein oder den anderen attraktiv anhören. Das Sprechen darüber ist die eine Sache, Utopien sollten formuliert werden, das Experimentieren im Hier und Jetzt ist die andere Sache. Solidarität, soziale Gerechtigkeit, Selbstbestimmung und Herrschaftsfreiheit sind linke Prinzipien, die es gilt im Alltag umzusetzen. Dafür braucht es Raum. Diesen schaffen wir. Zusammen.
Wir sehen Gesellschaft und Geschichte als etwas an, das nicht von „den Großen“ gemacht wird. Wir alle sind Mitgestalter_innen der Verhältnisse, in denen wir leben. Daher ist es notwendig, sich mit Gesellschaft und Politik auseinanderzusetzen und offensiv gegen gesellschaftliche Unterdrückungsverhältnisse vorzugehen. Wir müssen uns gemeinsam darüber klar werden, in welcher Gesellschaft wir miteinander leben wollen. Soll es eine sein, die auf permanentem Ausschluss beruht oder eine, die keine_n alleine lässt? Linke, emanzipatorische Politik heißt für uns auch, Gewaltverhältnisse in Frage zu stellen und nicht Menschen.
Weltweit brechen immer wieder Menschen auf, um für ein besseres Leben zu kämpfen. Seien es die Aufstände in Nordafrika, die Kämpfe in Spanien und Griechenland, von diesen gesellschaftlichen Auseinandersetzungen können wir viel lernen. Zum Beispiel, dass Geschichte nie zu Ende ist, dass es Besseres gibt, als das, was wir kennen und was uns als so selbstverständlich und normal verkauft wird. Kämpfe um Räume, seien es öffentliche Plätze oder Häuser, die ihrer Bestimmung, genutzt zu werden, wieder zugeführt werden, gab es immer und es wird sie immer geben. All diese Bestrebungen waren und sind immer wieder Ziele staatlicher Repression, ob das in Form der Illegalisierung von Hausbesetzung in den Niederlanden geschieht oder durch exzessive Polizeigewalt bei der kürzlich erfolgten Räumung des sozialen Zentrums Kukutza im baskischen Bilbao. Diese Repression macht die Besetzungen, die Zurückeroberung des öffentlichen Raums aber nicht weniger legitim.
In Aachen werden neonazistische Strukturen seit geraumer Zeit immer stärker. Seit etwa drei Jahren finden fast in regelmäßigem Takt körperliche Übergriffe auf Linke, auf Migrant_innen und andere, die nicht ins faschistische Weltbild passen, statt – meist ohne öffentliche Aufmerksamkeit.
Kameradschaft Aachener Land und NPD halten in Aachen nationalsozialistische Treffen ab, organisieren Wehrsportcamps, trainieren mit Waffen, ihre Mitglieder greifen Menschen an, überfallen Wohnungen von Antifaschist_innen und attackieren gezielt linke Räume. In der medialen Öffentlichkeit wird das mitunter zynisch als „Schlagabtausch zwischen Links und Rechts“ abgetan oder schlicht als „Auseinandersetzungen zwischen Jugendlichen“. Getreu der Extremismustheorien wird so rechte Gewalt entpolitisiert und ihre Ursachen ins Unerklärliche verschoben. Dass Aachen sich zu einer Hochburg der extremen Rechten in NRW entwickelt hat, versuchen die örtlichen etablierten Parteien zu ignorieren. Aber sie werden ja auch (noch) nicht angegriffen, da ist Ignoranz ziemlich leicht. Antifaschismus, so stand es mal auf einem in Aachen öffentlichkeitswirksam platzierten Transparent, Antifaschismus braucht Freiräume. Den Rekrutierungsversuchen der Neonazis an Schulen, in Fußballstadien und Kneipenmeilen müssen sichtbare antifaschistische Orte und Überzeugungen entgegengesetzt werden. Antifaschismus bedeutet für uns Veränderung und Bewegung, er ist nicht nur eine Reaktion auf faschistische Gefahr, sondern er bedeutet das Begehren eines Lebens, das die Bedingungen für Faschismus abschafft. Für uns bedeutet Antifaschismus nicht die Verteidigung des Bestehenden, sondern er bedeutet, weiterzugehen. Will Antifaschismus erfolgreich sein, muss er offensiv sein, sichtbar, nicht nur als Abwehrbewegung gesehen werden. Wir werden in Aachen antifaschistische Räume etablieren und so der neonazistischen Bewegung entgegenarbeiten. Kein Millimeter der Straße darf Neonazis gelassen werden. In Zeiten dieser zunehmenden Gefahr, sind linke Räume auch als antifaschistische Räume wichtig. Umso bedenklicher ist es, dass in dieser Situation das Aachener Autonome Zentrum zur Disposition steht. Die Zukunft des Autonomen Zentrums in Aachen ist durch den (bevorstehenden) Verkauf ungewiss. Ohne dieses Zentrum, ohne die Jahrzehntelange selbstbestimmte, unkommerzielle, linke, antifaschistische Arbeit dort, würde es, da sind wir sicher, in Aachen bedeutend schlechter aussehen. Sollte es zu einer Schließung ohne die Bereitstellung eines adäquaten (!) Ersatzobjektes kommen, können sich die dort Engagierten unserer tatkräftigen, solidarischen und ausdauernden Unterstützung sicher sein. Diese Besetzung ist damit auch ein Statement zum Erhalt des Autonomen Zentrums – zu den Bedingungen, die das AZ fordert.
Neben dem AZ braucht es – und diese Forderung ist nicht neu – Räume, die eine andere Funktion erfüllen als die des AZ. Im sozialen Zentrum wird die alltägliche politische Arbeit und nicht die alternative politische Kultur im Vordergrund stehen. Ein soziales Zentrum soll verschiedensten Gruppen, Initiativen oder auch Einzelpersonen einen Raum geben und somit emanzipatorischer Politik eine Infrastruktur bieten. Wir brauchen beides!
Es ist absurd, wenn Häuser leer stehen, wenn sie von Bewaffneten davor „geschützt“ werden, ihrem Zweck zugeführt zu werden, dass Menschen sie bewohnen. Aber auch das Aachener Stadtbild ist immer mehr bestimmt von Sanierung oder Abriss alter Gebäude, Neubauten, steigenden Mieten und Preisen und einer anschließenden Verdrängung von Menschen, die sich diese nicht mehr leisten können. Die Verdrängung von nicht erwünschten Menschen aus dem Stadtbild kann wie am Beispiel des Adalbertsbergs durch direkte Kündigungen von Mietverhältnissen passieren, kann aber auch strukturell durch stetige Erhöhung der Mietpreise vollzogen werden. Als erstes trifft es immer diejenigen, die im unteren Teil der gesellschaftlichen Hierarchie zu finden sind, am Kaiserplatz sind das Obdachlose und Drogenkonsument_innen.
Dieses (neoliberale) Städtekonzept wird flankiert von der Privatisierung zuvor öffentlichen Raumes, von Plätzen, Parks und Freiflächen. Wo vor einigen Jahren in Aachen noch Raum war für Begegnung jenseits von Konsumlogik, haben heute Cafes und Restaurants den Platz vereinnahmt. Vereinzelung wird so Vorschub geleistet, kollektiven Widerstandsformen wird der Raum genommen, sich finden zu können. Die offizielle Politik spielt diesen Entwicklungen in die Hände. 2007 beschloss der Rat der Stadt Aachen die Änderung der Aachener Straßenordnung. Beispielsweise ist es seitdem nicht mehr erlaubt, öffentliche Versammlung von mehr als drei Personen abzuhalten. Das heißt: Eine Gruppe von mehr als drei Menschen kann vom Ordnungsamt oder der Polizei zur Versammlung erklärt und folglich aufgelöst werden.
Es geht also darum, uns Räume anzueignen, es geht um städtische Aneignungskämpfe für das Recht aller Bewohner_innen jenseits nationaler oder sozialer Hintergründe auf Stadt. Es geht darum, die Stadt entlang der Bedürfnisse der darin lebenden Menschen zu gestalten und nicht nach den Logiken von Profit, Verwertung und Konsum. Mit einer Aneignung von Orten, Plätzen, Häusern
verändert sich nicht nur die Stadt: Es verändern sich unsere Bezugspunkte, Beziehungen und Begegnungen. Ein soziales Zentrum stellt in einer immer mehr auf Verwertungslogik aufbauenden Städteplanung einen konkreten Gegenpol dar, einen Ort des Austauschs und der Kommunikation.
Das sind nur einige Gründe, die die Notwendigkeit „freier“ Räume in Aachen begründen. Was sich entwickeln wird, wozu diese Räume genutzt werden, kommt nicht zuletzt darauf an, mit welchen konkreten Praxen sie gefüllt werden.

Kommt vorbei und nutzt den neu entstandenen Raum!
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Ergänzungen

Update

muss ausgefüllt werden 01.01.2012 - 09:46
Die Straße ist von Bullen abgeriegelt, aber es wird noch nicht geräumt. Kommt alle an die Absperrungen!

UPDATE!!!!

b.setzt 01.01.2012 - 10:34
UPDATE!!!

Das Haus in der Kasinostr. 55 ist nun seit ca. 10 Stunden besetzt. Gegen 2:30 wurde die Kasinostraße jeweils 50 Meter oberhalb und unterhalb des besetzten Hauses von mehreren Einsatzwagen abgeriegelt und Personen, die sich aus diesem Bereich wegbewegen wollten wurden kontrolliert. Währenddessen wurde eine Person in Gewahrsam genommen.

Im Laufe der Nacht gab sich selbst Aachens Polizeipräsident Oelze die Ehre höchstpersönlich die Lage zu inspizieren. Seit heute morgen ist zu den Streifenwagen eine Plastikabsperrung positioniert worden.

Herzlichen Dank an die Personengruppe, die gegen 7 Uhr morgens versucht hat die Leute im Haus zu unterstützen!


ES WERDE DRINGEND LEUTE VOR ORT ZUR UNTERSTÜTZUNG BENÖTIGT!!! AUßERDEM BRAUCHEN DIE LEUTE IM HAUS DRINGEND LEBENSMITTEL, LASST EUCH WAS EINFALLEN UND BRINGT IHNEN WAS!!!!

UPDATE!!!! Part 2

b. setzt 01.01.2012 - 11:18
Vor ca. 1 Stunde wurde eine Person die das Haus verlassen haben soll von den anwesenden PolizistInnen in einen Streifenwagen gezerrt und befindet sich bis Dato dort!

Zentraler Anlaufpunkt für Soli-Aktionen ist das AZ!

Kommt zum Haus oder zum AZ!!!!

Es wird gemunkelt, dass der Durchgangstunnel aus Richtung AZ ebenfalls von der Polizei abgesperrt ist.

Update Part 3

b.setzt 01.01.2012 - 12:59
Die besagte kontrollierte Person befindet sich in Gewahrsam.



Die Polizei hat sich mittlerweile den Garten des Hauses angeschaut. Weiterhin bestehen die Absperrungen auf der Kasinostraße, es werden nur AnwohnerInnen durchgelassen. Auch in den Seitenstrassen/Zufahrtsstraßen befinden sich vereinzelte Streifenwagen.

Es wurden bereits von Personen vor den Absperrungen Personalien und Taschen kontrolliert, bevor Sichtkontakt zu dem Haus besteht.



Vielen Dank an die 2 netten NachbarInnen, welche Kaffee vorbeigebracht haben!!!



Leute zeigt Solidarität!



Geht am besten nicht vereinzelt, kommt in großen Gruppen!



Sammelpunkt ist im AZ!!!

UPDATE!!! Part 4

b.setzt 01.01.2012 - 13:05
Momentan fährt ein großes Polizeiaufgebot in die Kasinostraße!

ES SIEHT SEHR NACH RÄUMUNG AUS!!!!!!!!

KOMMT IN DIE KASINoSTRAßE UND UNTERSTÜTZT DIE LEUTE VOR ORT!

JETZT!!!!

update

b.setzt 01.01.2012 - 13:09
Momentan fährt ein großes Polizeiaufgebot in die Kasinostraße!

ES SIEHT SEHR NACH RÄUMUNG AUS!!!!!!!!

KOMMT IN DIE KASINoSTRAßE UND UNTERSTÜTZT DIE LEUTE VOR ORT!

JETZT!!!!

-

b. setzt 01.01.2012 - 14:05
Anwohner_innen haben direkt vor dem Haus zur Unterstützung der Besetzer_innen einen Tisch aufgebaut und gedeckt.
Kommt vorbei und unterstützt die Leute vor Ort!

soidarität

b.setzt 01.01.2012 - 14:14
mittlerweile sind wasserkocher und was zu essen gespendet worden

vielen dank an die spender_innen!

Bitte noch mehr von solchen aktionen!

Update!!! Part 5

b.setzt 01.01.2012 - 14:51
AnwohnerInnen haben Tische zum Neujahrbrunch auf die Straße gestellt. (YEAH!)

Personen mit Lebensmitteln wurden nicht bis zum Haus durchgelassen, dank der AnwohnerInnen haben die Lebensmittel doch ihren Weg in das Haus gefunden!!!

VIELEN DANK FÜR DIE SPENDEN!

Es wird weiterhin um Unterstützung und Sachspenden (Decken, Tabak+Blättchen und Lebensmittel) vor Ort gebeten!!!


Polizei ist weiterhin vor Ort, Absperrungen bestehen, jedoch scheint die Lage den Umständen entsprechend "relativ" entspannt.

Kommt in die Kasinostraße!!!!

UPDATE!!! Part 6

b.setzt 01.01.2012 - 15:01
Die Leute aus dem besetzten Haus haben begonnen den Silvestermüll vor der Tür zu beseitigen, bisher zeigt die Polizei keine Reaktion.

Kommt vorbei!

UPDATE!!! Part 7

b.setzt 01.01.2012 - 16:01
Die Leute aus dem Haus bedanken sich für die zahlreichen Spenden und Unterstützungen. Ein besonderes DANKESCHÖN geht an die direkten NachbarInnen!!!!

Die Polizei scheint sich häuslich einzurichten, Absperrungen bestehen weiterhin, Polizeiaufgebot im gesamten Viertel, Lage jedoch den Umständen entsprechend "relativ entspannt"

KOMMT VORBEI!

Es wird immernoch um Deckenspenden gebeten!

Impressionen Kasinostraße

b.setzt 01.01.2012 - 16:20
Bild von vor ca. 1-2 Stunden. AnwohnerInnen machen Neujahrsbrunch auf der Straße und spielen Fußball.

Diese Besetzung ist Unsinn

Manes 01.01.2012 - 18:16
Diese Besetzung ist Unsinn und schadet den Zielen, die ja gut sind.
Das Haus steht deshalb zur Zeit leer, weil es bald zu Wohnungen umgebaut werden soll.
Es ware besser gewesen, sich vorher zu erkundigen.

UPDATE Part 9

b.setzt 01.01.2012 - 18:23
Weiterhin wird um Unterstützung an dem besetzten Haus gebeten!
Jede Person ist hilfreich, kommt vorbei!

Vor ca. einer halben Stunde wurde Andrej Hunko (Mitglied des Bundestags für "Die Linke") zu dem Haus durchgelassen.

Twitter dazu

hackepeter 01.01.2012 - 18:33

,,,

voss 01.01.2012 - 19:30
Kasinostraße 55 Der herrschaftliche Komplex, Ende des 19. Jahrhunderts
erbaut, gehörte ursprünglich dem Tuchfabrikanten August Erckens. Als
bischöfliches Palais 1931 umgebaut, besaß es zeitweise sogar eine Hauskapelle,
noch heute zeugen Spuren, wie der besondere Fußboden, davon. Jetzt
soll das Gebäude in moderne Wohneinheiten im historischen Ambiente
umgebaut und saniert werden.
Quelle:
 http://www.aachen.de/de/stadt_buerger/planen_bauen/denkmalpflege/dokumente/toffd2011.pdf

Fanvideo für Andreas Kampe

Einfach ein Fan 01.01.2012 - 19:56
Andreas Kampe (kennt den jemand?) hat den bisher schönsten Kommentar in der Aachener Zeitung verfasst.
 http://www.aachener-zeitung.de/lokales/aachen-detail-az/1974264?_wo=Lokales:Aachen&_link=&skip=&_g=Hausbesetzung-Kasinostrasse-gesperrt.html

Sein Ausfall strotzt vor strukturellem Rassismus und legt dabei en passant die Ausgrenzungsmechanismen offen, die unsere Scheißgesellschaft Tag für Tag und seit immer konstituieren. Nie wieder Deutschland!

 http://youtu.be/1mxBlxTyxA0

UPDATE!!! Part 10

b.setzt 01.01.2012 - 20:49
Weiterhin bestehen alle Absperrungen und selbstverständlich das besetzte Haus! Immernoch ist zu wenig Unterstützung auf den Straßen.





Nochmal viele Dank für die zahlreichen Spenden! Mittlerweile dürften vorerst genug Decken und Lebensmittel vor Ort sein.









Aber kommt vorbei!!



Es wird eine lange Nacht!

Sperrung der Kasinostraße?!

Johnny John John 01.01.2012 - 21:13
Man mag ja von der Aktion halten, was man will (hätte Euch eher eine der Wohnungen am Kaiersplatz empfohlen).

Aber die Sperrung der Kasinostraße halte ich für völlig unnötig und für nichts anderes als ein taktisches Manöver der Polizei, um möglichst effektiv Stimmung gegen die Hausbesetzer zu machen.
Denn spätestens morgen früh im Berufsverkehr werden tausende Aachener Bürger und Berufspendler aus der Region über die Hausbesetzer schimpfen.
Wer aus Belgien oder den westlichen Stadtteilen in die Innenstadt möchte, muss über die Burtscheider Brücke ausweichen und am Hauptbahnhof vorbei - die Strecke ist so schon völlig überlastet im Berufsverkehr.
Wer aus der Innenstadt die Stadt gen Süd-Westen verlassen möchte, muss durch enge und zugeparkte Wohngebiete kurven, um die Stelle zu umfahren.
Bemerkenswert ist auch, dass die Sperrung nicht schon an der Hackländer-Straße angekündigt wird - den ganzen Tag schon lässt die Polizei die Auto (und sogar die LKWs und Linienbusse der Aseag!) in die "Falle" fahren; den ganzen Tag schon müssen tausende Fahrzeuge hier vor meinem Küchenfenster wenden, um wieder Richtung Innenstadt zu fahren.
Das ist doch echt Schikane!
Irgendwie muss die Sperrung der Straße aufgehoben werden. Andernfalls wird der Rückhalt in der Bevölkerung sehr sehr schnell dahin sein.

UPDATE!!!! Part 11 Wahrscheinlich das letzte

b.setzt 01.01.2012 - 21:22
Die BesetzerInnen sind mit den EigentümerInnen/VerwalterInnen in Verhandlung getreten, in den kommenden Minuten wird ein Gutachter, unter Beobachtung von Andrej Hunko (Mitglied des Bundestags "Die Linke") und Horst Schnitzler (Stadtrat Aachen/UWG), das Haus nach verursachten Schäden inspizieren. Folgend werden die BesetzerInnen das Haus verlassen. Dies geschieht unter der Bedingung, dass von einer Strafanzeige abgesehen wird.

Kommt sofort alle vorbei in die Kasinostraße und zeigt euch solidarisch!!!!

Eine ausführliche Pressemitteilung der BesetzerInnen folgt.

UPDATE!!!! Part 12

b.setzt 01.01.2012 - 23:38
Der Eigentümer hat nach langen Verhandlungen den BesetzerInnen absolute Straffreiheit seinerseits garantiert. Auch die Staatsanwaltschaft war gezwungen, nicht weiter gegen die im Haus verbliebenen Personen zu ermitteln. Alle Verbliebenen sind wohlbehalten und ohne Personalienkontrolle und mit sämtlichem Equipment raus.



Danke an alle UnterstützerInnen und vor allem auch an die grandiose Nachbarschaft!





Heute ist nicht alle Tage, wir kommen wieder keine Frage!!!

???

chaos planlos 02.01.2012 - 01:54
ok, die absicht war da, das ist gut und wichtig
- aber was sollte das jetzt?

Bitte nächstes mal VORHER :

informieren ob das Objekt geeignet ist (als für längere Zeit keine Nutzung in Sicht),
Lebensmittel mitbringen,
sich selbst so klar sein was man machen will dass man es auch anderen erklären kann
und dann die sache richtig durchziehen!

Freie Räume für freie Menschen!

tuppes

@geronimo 02.01.2012 - 04:54
ja klar alles voll lächerlich...
erst ein viel zu großes,schönes,luxuriöses objekt finden,scouten,besetzen. Dann rauskommen ohne strafanzeige mit mehr als 20 leuten....
und dann ab zu mama. so wird das aber nix mit der proletarischen revolution.
respekt für die macherinnen... IHR SEID SUPER...DANKE
unser bullenpräsi steht morgen da wie n begossener pudel. sperrt für 17 stunden ne hauptverkehrsader von aachen wegen dieser enorm gefährlichen hausbesetzer und dann lässt er sie laufen. ohne alles.
bullen gehen, squater erst danach.
notsobadfornewyear

Fragen und Probleme

Unsehender 02.01.2012 - 06:05
Liebe Hausbesitzende, Hausbesitzendinnen, Hausbesetzende und Hausbesetzendinnen,

abgesehen von einigen aus meiner Sicht relativ fragwürdigen Kommentaren auf dieser Seite (Siehe Geronimo) und Berichten finde ich eure Aktion interessant. Ich bin allerdings nicht von ihrer Richtigkeit überzeugt. Deshalb habe ich einige Fragen und Probleme:
1. Probleme des Mittels
a) Selbstbestimmung und Freiheitskampf: Mit der Kasinostraße 55 wurde von den Hausbesetzern und Hausbesetzerinnen ein Haus besetzt, dass sich derzeit im Privatbesitz befindet und bis vor kurzem als Familienbildungsstätte benutzt wurde. Es soll zukünftig zu einem Mehrappartmenthaus umgebaut werden und Menschen Wohnraum bieten. Wie legitimierern die Hausbesetzer und Hausbesetzerinnen die "Aneignung" von solchem Raum gegen den Willen des Besitzers im Rahmen ihrer Interessen im Bezug auf Selbstbestimmung? Setzen sie sich nicht mit der gewaltsamen Übernahme eines Objektes, das nicht ihnen zugehörig ist, auch selbst über diese Selbstbestimmung hinweg, nämlich über die des Besitzers? Nun könnte möglicherweise entgegnet werden, dass dies für einen guten Zweck geschehe - als Mittel gegen den Kapitalismus und Rückführung öffentlichen Gutes an die Öffentlichkeit. Doch neben der Frage, was man hier unter "Rückführung" zu verfstehen hat, tut sich für mich die Frage auf, ob die verallgemeinerte Durchsetzung dieses Interesse statt einer kollektiven Freiheit nicht vielmehr eine kollektive Willkür gegen Einzelne zur Folge hätte.
b) die "sinnvolle Nutzung": Die Hausbesetzer und Hausbesetzerinnen möchten "freien Raum für freie Menschen" schaffen. Schafft man dies durch die Besetzung eines sich im Besitz eines anderen befindlichen Gebäudes? Und ist dies - sollte diese Frage adäquat mit "ja" beantwortet werden können - tatsächlich der einzige und wenn nicht, der vernünftige Weg?
c) das Problem der Mehrheit und des Rükhalts: Die Hausbesetzer und Hausbesetzerinnen möchten für die Gesellschaft streiten, für kollektive Freiheit. Indem sie Schritte wie den der Hausbesetzung gehen, postullieren sie, dass ihre Meinung von den meisten Menschen geteilt wird, diese aber aus welchen Gründen auch immer nicht in der Lage sind, die freie Gesellschaftsform selbst anzustreben oder sich dieser Meinung bewusst zu sein. Wie sonst könnte man einen Schritt, der gegen das bestehende Recht ist, legitimieren? Ist dieses Postulat nicht aber ein wenig voreilig getroffen? Sollte man sich nicht erst des Rückhalts versichern und dann gegen die "Unterdrücker" der Freiheitssuchenden angehen? Vor allem, wenn man auf dieser Seite liest, dass die Sperrung der Polizei wegmüsse, da sonst der Rückhalt in der Aachener Bevölkerung verloren gehe, ist für mich doch fraglich, ob eine Mehrheit gefunden werden könnte - denn inhaltlich scheinen sich die Menschen angesichts einer solchen Befürchtung ja nun nicht sonderlich mit dem Projekt Hausbesetzung identifizieren zu können.
2. Probleme des Ziels:
a) In der Pressemitteilung der Hausbesetzer und Hausbesetzerinnen ist zu lesen, dass man daran glaube, Schritte wie der anliegende würden die Ziele der Bewegung fördern. Was sind aber konkret die Ziele der Bewegung? Wenn ich solche Kommentare lese wie "Das Patriarchat ist unabhängig davon scheiße" oder jemand einen Kommentar unter den Pseudonym "Che" auf diese Seite postet, mache ich mir doch Sorgen, dass diese Ziele absolut antidemokratisch sind. Ich würde mich über etwas mehr Klarheit zwecks größerer Vertrauenswürdigkeit freuen. Sollte das Ziel tatsächlich "nuR" in der Schaffung von freien Räumen zum politischen Austausch bestehen, möchte ich erneut auf die obigen Punkte verweisen und fragen, ob dies nur und wenn nicht bestenfalls durch eine Hausbesetzung bewirkbar ist.
b) Widerstand gegen Neofaschismus, etc.: In wie fern kann durch eine Hausbesetzung Widerstand gegen den Neofaschismus geleistet werden? In wie fern kann NUR oder NUR SINNVOLL durch eine Hausbesetzung Widerstand gegen den Neofaschismus geleistet werden?

Dies sind einige Probleme und Fragen, die sich aus meiner Sicht bei der Betrachtung des - nun ja "abgeschlossenen" Projektes Hausbesetzung auftun. Über Antworten würde ich mich freuen.

Vorsichtig interessierte Grüße
Unsehender

@ Unsehender

anonym 02.01.2012 - 10:24
Ich gehöre nicht zu den BesetzerInnen, daher kann und will ich hier nicht auf alle deine Punkte eingehen. Auch, weil ich vieles nicht einschätzen kann und nach derzeitigem Kenntnisstand diese Besetzung teilweise etwas kritisch sehe. Und es ist alles nur meine persönliche Meinung.

Nun denn:
1a) Hausbesetzungen werden letztlich immer dadurch gerechtfertigt, dass es freien Wohnraum gibt, der a) nicht genutzt wird und b) gut genützt werden könnte. Relativ gut zu vermitteln war das bei der Besetzung des heutigen Autonomen Zentrum Kalks, wo ein Haus schon fast ein Jahrzehnt leer stand und irgendeine Benutzung weiter nicht vorgesehen war. Ergo sollte ein Haus leer stehen, obwohl es Menschen gibt, die dringend einen Raum brauchen. Daher wurde sich dieser Raum genommen. Warum es meiner Ansicht nach wichtig ist, sich genau dieses Recht zu nehmen, dazu später mehr. Auch in dem Aufruf zu dieser Besetzung schreiben die BesetzerInnen, dass es absurd wäre, "wenn Häuser leer stehen, wenn sie von Bewaffneten davor „geschützt“ werden, ihrem Zweck zugeführt zu werden, dass Menschen sie bewohnen." Falls jetzt tatsächlich das Haus noch nicht lange leer stand und schon nicht in all zu ferner Zukunft einem Zweck zugeführt werden sollte, ist fraglich, inwiefern diese Begründung noch legitim ist. Da würde ich zustimmen...
1b) Ja, das tut man. Ein Haus ist ein Weg, wo man eine Atmosphäre und Struktur schaffen kann, wo Menschen sich entfalten können, wo sie Schutz finden, wo sie schlicht leben können. Viele Menschen brauchen einen solchen Ort. Des Weiteren sind solche Orte wunderbar geeignet, neue Formen des Zusammenlebens auszuprobieren, die solidarisch und frei sind sowie auf Selbstbestimmung basieren. Ist es das einzige Mittel? Nein. Das heißt aber nur, dass man zusätzlich noch andere Dinge tun muss. Das deligitimiert nicht die Hausbesetzung. Im Übrigen nimmt man bei einer Hausbesetzung niemanden seinen Wohnraum, sondern nur das Eigentum; also die Möglichkeit, mit Wohnraum Profit zu erwirtschaften.
1c) Wir wollen Freiheit für uns und für alle. Gleichzeitig sind wir uns bewusst, dass die meisten Menschen unsere Ansichten ganz und gar nicht teilen. Entweder weil sie Verhältnisse, die wir als unfrei betrachten, nicht als solche sehen oder auch weil sie nicht glauben, dass sich diese Verhältnisse positiv aufheben ließen. In dieser Situation versuchen wir einerseits uns selber einen Freiraum zu verschaffen und andererseits genau so auch der Öffentlichkeit neue Wege aufzuzeigen - indem man bestimmte Selbstverständlichkeiten in der Gesellschaft wie das Privateigentum an Wohnraum in Frage stellt. Indem man eben solche Situationen provoziert, dass leerer Wohnraum von bewaffneten verteidigt wird, dass er weiter leer bleibt. Indem man die Widersprüche sieht, dass es Wohnungslose und leere Wohnungen gibt und das jeder normal findet. Es geht also schlicht um den Versuch, einen kleinen und dennoch wichtigen Bewusstseinswandel in der Gesellschaft zu schaffen.
Bei einer Hausbesetzung zeigt sich aber immer wieder, dass viele Menschen schon mit unseren Zielen symphatisieren. Freilich keine Mehrheit. Aber viele Menschen, deren Unterstützung viel wert ist. Insofern war es nur logisch, hier darüber zu reden, ob die Unterstützung schnell verloren gehen könnte.
2a) Es gibt kurzfristige und langfristige Ziele. Kurzfristig ist wie gesagt die Schaffung eines Freiraums für viele unterschiedliche Menschen. Langfristig geht es sowohl um den Aufbau einer antifaschistischen und evtl auch antikapitalistischen Kultur und um die Aufbrechung verschiedenster Strukturen, die zum Kapitalismus gehören, um diesen anzugreifen.
Über den Begriff der Demokratie kann man streiten (immerhin ist auch Demokratie genau genommen eine Form von Herrschaft; und ist Herrschaft nicht prinzipiell etwas, was möglichst zu überwinden ist?). Klar ist aber, dass natürlich keiner hinter die Demokratie zurück will. Die kapitalistische Demokratie ist die bislang höchst entwickelte Gesellschaftsform, die einen zwar definitiv unzureichenenden aber geschichtlich doch betrachtlichen Grad an Freiheit geschaffen hat. Uns geht es darum, darüber hinaus zu gehen. Es geht um eine Gesellschaft der Freien, in der jeder ohne Angst verschieden sein kann. Ohne Hunger, Ausbeutung und diesen ganzen Dreck - um die klassenlose Gesellschaft eben. Die Hausbesetzung soll einen kleinen Schritt in diese Richtung weisen. Und wie schon erwähnt auch ausprobieren, wie Zusammenleben von Menschen organisiert werden kann.
2b) Die Erfahrung zeigt sehr deutlich, dass vor allem eine antifaschistische Gegenkultur eine der wichtigsten Aspekte der Bekämpfung von Faschisten ist. Ein Haus bietet Schutz, Solidarität, einen Ort für Projekte gegen Faschisten und letztlich ein Zentrum zum Aufbau einer Gegenkultur. (denn leider ist das Autonome Zentrum ja alles andere als gesichert).

Viele Grüße

@Anonym

Unsehender 02.01.2012 - 11:48
Vielen Dank für die ausführliche Antwort. Sie hat mir einige Dinge verdeutlicht und gute Denkanstöße gegeben. Ich denke, wir stimmen darin überein, dass die Wahl des Hauses in der Kasinostraße, gesetzt den Fall die Angaben der Aachener Zeitung stimmen, was die zukünftige Verwendung angeht (was ich einmal für wahrscheinlich erklären möchte), bestenfalls problematisch war. Abstrahiert von diesem konkreten Einzelfall muss ich aber eingestehen, dass mir das Mittel der Hausbesetzung nicht rundsätzlich ilegitim erscheint. Ich möchte es aber weiterhin mit Vorsicht betrachten: Hausbesetzungen hindern Menschen, d. h. die Besitzer, daran, aus ihren Besitztümern wirtschaftlichen Profit zu schlagen. Stattdessen führen sie die Häuser ihrem eigentlichen Zweck, nämlich der Nutzung durch Menschen zu. Ich verstehe die moralische Dimension dahinter. Dennoch mache ich mir Sorgen über das Mittel. Der Wert der Nutzung der Häuser durch Menschen wird von der Hausbesetzerbewegung als gewichteier anerkannt als der Wert des Profitmachens durch den Hausbesitzer. Dem stimme ich zu. Allerdings sehe ich es trotzdem als problematisch an, aus der eigenen Bewertung eines Problems die Konsequenz zu ziehen, "gewaltsame" Mittel zu ergreifen, um die eigene Sicht gegen die eines anderen durchzusetzen. Ich sehe hierin auch weiter einen Widerspruch zum Gedanken der persönlichen Freiheit eines jeden Einzelnen und die Gefahr der kollektiven Willkür gegenüber Einzelnen.
Nun noch einige Worte zum Thema Herrschaft:
Was bedeutet Herrschaft? Das ist eine philosophische und soziologische Frage, die, so meine Meinung, nicht in einem Satz beantwortbar ist. Ich glaube, dass Herrschaft heute nicht mehr so funktioniert, dass es einen Beherrschten und einen Herrscher - oder eine jeweilige Gruppe - gibt. Herrschaftsverhätlnisse sind heute sehr komplex. Herrschaft ist meines Erahtens nach zu großen teilen entpersonifiziert und taucht als abstraktes Phänomen innerhalb eines Systems auf. Natürlich kann auch ich mich des Gedankens nicht erwähren, dass sie dennoch schließlich zumindest ursächlich auf einige wenige zurückführbar ist, aber die Zusammenhänge zwischen diesen und den anderen Teilen des Systems sind komplexer als nur ein "die da oben""die da unten"-Verhältnis. Was nun die Frage angeht, ob Herrschaft grundsätzlich zu überwinden ist, so kann man sicher darüber streiten. Meine Meinung dazu ist die Folgende: Aus zwei Gründen braucht es ein bestimmtes System der Einschränkung von Freiheit:
1. Die Begrenztheit der Sympatie.
2. Die Begrenztheit der Güter
Zu 1.: Dies ist ein Punkt aus der Moralphilosophie und auch aus der Staatstheorie. Selbstverständlich können wir Sympathei mit anderen Menschen empfinden und somit mit ihnen solidarisch sein und in Freiheit und Einklang leben wollen, ohne sie dabei uns unterordnen zu wollen. Es geht auch gar nicht darum, zu behaupten, dass es unmöglich wäre, dass man diese Sympathei auf alle Menschen übertragen könnte. Es geht darum, dass man sich darauf nicht verlassen kann. Dahinter steckt ein bestimmtes Menschenbild. Die Begrenztheit der Sympatie ist meines Erachtens ein weit verbreitetes Phänomen, mit dem wir rechnen müssen und bei dem ich mir nicht sicher bin, ob es sich ändern ließe. Ich würde es zu bezweifeln wagen. Und wenn doch, dann ist dies ein sehr, sehr langwieriger Prozess, der wesentlich subtiler von Statten laufen müsste als durch Revolutionen oder Ähnlichem.
Zu 2.: Mit Gütern sind in diesem Falle sowohl materielle als auch imaterielle Güter gemeint. Dass zumindest das erstere begrenzt ist, darauf können wir uns wohl einigen, denke ich. Geht man nun aber von der Begrenztheit der Sympathie aus, so folgt daraus, dass es immer Prioritätensetzungen im eigenen Handeln geben wird, wenn es um das Verteilen von Gütern geht. Dabei werden immer Menschen zurückbleiben, die aus ihrgnd einem Grund nicht "stark" genug sind, sich gegen andere durchzusetzen. Und genau aus diesem Grund, so meine ich, braucht es eine Form der Herrschaft. Wie diese geartet sein muss, damit die Vorausseztungen für die größtmögliche Freiheit für jeden erfüllt sind und dabei nicht darüber hinaus in einen Kontrollstaat geschliddert wird, darüber lässt sich bestimmt diskutieren.

Jedenfalls vielen herzlichen Dank nochmal für die Antwort. es macht mir Freude, darüber nachzudenken.

Viele Grüße
Unsehender

@ Unsehender

Marvin 02.01.2012 - 16:36
Verzeihung, meine Aussage "Das Patriarchat ist unabhängig davon scheiße" bezog sich allein darauf, dass Geronimo die möglicherweise gegebene wäschewaschende Mama der Bestzer*innen erwähnte.

Ich wollte ihm in seiner Ablehnung der Aktion widersprechen, weil ich finde, dass man schon allein durch die Aufmerksamkeit für und die Diskussion über diese "Besetzung" natürlich vielleicht ein bisschen was erreichen kann.

Ich wollte ihm aber eben nicht widersprechen, dass das ein echt mieser Zustand wären, wenn die Besetzer*innen ihre Mamas in grausamen Geschlechterrollen gefangen halten.

Deswegen "unabhängig davon".

Sorry für die missverständliche Ausdrucksweise.

Personalienkontrollen JETZT in der Stadt!

gottistgroß? 03.01.2012 - 02:45
In der Aachener Innenstadt finden in dieser Nacht und am vergangenen Abend an verschiedenen Stellen Personalienkontrollen und Taschenkontrollen von Zivi-Bullen bei AntifaschistInnen und Alternativen statt. Offenbar wollen die Bullen Verbindungen zur Hausbesetzung finden.

Neue Pressemitteilung

b.setzt 03.01.2012 - 04:51

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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solidarität — egal

jau — mensch

Solidarität — from hamburg with love

YA BASTA! — hm!

UPDATE!!! Part 8 — b.setzt

Hallo, Mods? — anonym

klartext — textor

Geschwurbel — Geronimo

bitte was? — nixcheck

Türkisch text — AMED