Uni Rostock:Probleme mit Neonazis?

Antifaschist_Innen aus Rostock 08.12.2011 13:38 Themen: Antifa Antirassismus Bildung Freiräume
Über Neonazi-Outings an der Rostocker Universität, eine kleine Nazigemeinschaft im Studiengang „Good-Governance“ und Probleme an der Universität im Umgang mit den Neonazis
Der Audimax und auch die beiden Hörsäle im neuen Arno-Esch-Gebäude bieten den Studenten_innen eine gewisse Anonymität. Die Vorlesungen die hier stattfinden, werden meist von mehreren hundert Studenten_innen besucht. Die Masse strömt in den Saal, folgt der Vorlesung mehr oder weniger interessiert, um anschließend wieder ihrer Wege zu gehen.

In dem Studiengang „Good-Governance“ wurde am 03. November 2011 dieser studentische Alltag gestört. Die Studenten_innen der juristischen Fakultät wurden über einen ihrer Mitkommilitonen aufgeklärt. Hierbei handelte es sich um den Rostocker Neonazi und JN-Aktivisten Daniel F. (1)

Für den Neonazi, der auch in der Rostocker Kameradschaftsszene aktiv ist, ist damit die Anonymität abhanden gekommen. Seine Mitstudenten_innen wussten nun, wes Geistes Kind er ist. Es dauerte nicht lange, da war er in der Facebook-Gruppe zum Studiengang das Thema Nummer eins.


Sinnvolle Aufklärung durch Outings

Das Vorhaben der Antifaschisten_innen, die Studierenden_innen über die Gefahren aufzuklären, die von einem Neonazi wie Daniel F ausgehen, machen durchaus Sinn. Mit seiner menschenverachtenden Ideologie, ist er alles andere als ein harmloser Student. Vielmehr widerspricht sein Gedankengut den Ideen einer humanistischen Wissenschaft, die Freiheit und Gleichheit achtet und fördert. Den Student_innen hiermit die Möglichkeit gegeben, sich eindeutig von dem Neonazi zu distanzieren. In Seminaren o.ä. wissen sie nun, neben wen sie sich setzen können und wem gegenüber sie sich wie weit öffnen können.

Bereits in der Vergangenheit bewirkte dieses antifaschistische Vorgehen, dass ein Neonazi sein Studium nicht wie gewollt beschreiten konnte. Der Kamerad von Daniel F, der Neonazi Michael Fischer, ließ sich nach seinem ersten Outing (2) nicht mehr an der Universität blicken. Als er einen Neustart in dem Studiengang „Good-Governance“ wagte, ließ sein zweites Outing (3) nicht lange auf sich warten. Auch hier ließ sich der NPD-Direktkandidat zur Landtagswahl 2011, nach eher mäßiger Standhaftigkeit, schließlich nicht mehr sehen. Unterdessen versuchte er sich im Security-Gewerbe, aber auch diese Tätigkeit konnte er nicht ohne antifaschistische Intervention ausüben. (4)

Nazigemeinschaft als Gegenmodell zur Ausgrenzung

Mittlerweile ist jedoch auch Michael Fischer in das Studentendasein zurück gekehrt. Anscheinend verspricht er sich mehr Erfolg für sein Studium, wenn er zusammen mit Daniel F die Veranstaltungen der Erstsemester besucht. Michael Fischer, mittlerweile im dritten Fachsemester, klammert sich an die Anwesenheit des Erstsemesters F, um doch noch sein Studium zu einem erfolgreichen Abschluss zu führen. Gleichfalls scheint sich auch Daniel F einen Nutzen von der Anwesenheit des fünf Jahre älteren Kameraden zu erhoffen.

Auch wenn die beiden Neonazis somit ein einsames Dasein untereinander zu führen scheinen, sind beide regelmäßig auf dem Ulmencampus anzutreffen. Ihr Plan, durch gegenseitige Unterstützung möglichen Problemen vorzubeugen, scheint bisher aufzugehen.

„Nichts hören, nichts sagen“: Probleme im Umgang mit den beiden Neonazis

Die kleine Zweckgemeinschaft scheint jedoch nicht vor all zu großen Problemen zu stehen. Schuld an diesem Zustand ist das unkritische Verhalten der Kommilitonen, welche anscheinend kein Problem mit Neonazis in ihrem Studiengang zu haben scheinen. Bereits in der Facebook-Diskussion um das Outing von Daniel F, äußerten nur wenige Studenten ihr Unbehagen über die Anwesenheit einen Neonazis in ihrer unmittelbaren Umgebung. Viele Studenten äußerten sich jedoch gar nicht zur Thematik, während es sogar Verurteilungen gegenüber der Outingaktion gab. Auch Michael Fischer, vielen zu diesem Zeitpunkt noch nicht als Neonazi bekannt, sprang seinem Mitstreiter zur Seite. Zur abschließenden Krönung wurde die Diskussion völlig unreflektiert gelöscht. Man wollte das Problem unter den Tisch kehren.

Doch nicht nur die Studierendenschaft scheint ein Problem im Umgang mit Neonazis zu haben. In der Vergangenheit wiesen Antifaschisten immer wieder auf Neonazi-Studenten in Rostock hin. Neben Michael Fischer und Daniel F, waren auch Ragnar Dam und Anita Schindler Studenten der Rostocker Universität. (5) Bis zum Verbot der „Heimattreuen Deutschen Jugend“ (HDJ) waren beide in der neonazistischen Jugendorganisation aktiv und bewegen sich auch weiterhin in den alten Strukturen und im Umfeld der NPD. Die Universität und das Rektorat blieben in allen Fällen untätig. Auch die Studierendenvertretungen sahen sich bisher nicht veranlaßt, dem Problem Einhalt zu gebieten. Die ausbleibenden Reaktionen seitens der Unileitung, nahmen Neonazis bereits zum Anlass, sich im Internet als „vollauf integriert, gesellschaftsfähig und beinahe modern“ zu präsentieren. (5)

Das Rektorat, die Student_innen des Studiengangs "Good-Governance", die Studierendenvertretungen, aber auch die Hochschulgruppen, müssen Maßnahmen gegen die Umtriebe der Neoanzis an der Rostocker Universität unternehmen. Oberste Priorität muss hierbei die Bewahrung einer freien Universität haben. Die Ausbildung von Neonazis gefährdet die freie Bildung Aller.

(1) -  http://linksunten.indymedia.org/de/node/49671

(2) -  http://de.indymedia.org/2008/11/233251.shtml

(3) -  http://linksunten.indymedia.org/de/node/32516

(4) -  http://de.indymedia.org/2011/07/311422.shtml ,  http://unlimited.blogsport.de/2011/07/08/rostocker-neonazi-als-security-auf-warnemuender-woche/ ,  http://unlimited.blogsport.de/2011/07/08/fragwuerdiges-engagement-neonazi-auf-warnemuender-woche/

(5) -  http://a3.blogsport.de/2010/06/30/neonazis-werben-fuer-studium-in-mecklenburg-vorpommern/
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links zu fiß ;)

retro 08.12.2011 - 16:46

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xxx 08.12.2011 - 19:50
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piep

piep 08.12.2011 - 15:43
letztlich müsst ihr das problem alleine lösen. die forderung an andere den freien raum gefälligst nazifrei zu machen, kommt schon ein wenig autoritär daher und ist leider unrealistisch.

Ergänzung

Ich 08.12.2011 - 17:36
Guter Artikel. Wurde auch langsam mal Zeit, diese ganze Misere öffentlich zu machen.
Was ich mich aber wirklich frage ist, warum man so einen Menschen noch schützt, in dem man seinen Nachnamen nicht nennt!

Pläne von 38 Waffendepots geben Rätsel auf

HinzundKunz 15.12.2011 - 00:28
2008 erschoss sich ein Bombenbauer in Bayern - Pläne von brisanten Verstecken könnten dem Terror-Trio gedient haben.

Dresden. Welche Dimensionen möglicherweise die Umtriebe der rechtsextremistischen Terroristen annehmen, machen jetzt Berichte der "TZ" aus Bayreuth und des in Wien erscheinenden "Kurier" deutlich. Sie bringen einen Fall aus Bayern vom Mai 2008 mit der Zwickauer Terrorzelle in Verbindung.

Quelle: Mittwoch, 14.12.2011
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