Knast-Shop-Preise ein Ärgernis!

Thomas Meyer-Falk 04.12.2011 16:41 Themen: Repression
Schon früher hatte ich kritisch über den mittlerweile in weit über 50 Gefängnissen vertretenen Lebensmittelverkäufer Massak (genauer gesagt: Massak Logistik GmbH  http://www.massak.de/) berichtet (vgl.  http://de.indymedia.org/2010/05/280395.shtml).
Immer wieder erzählen Gefangene aus verschiedenen Anstalten von der eigenwilligen Preispolitik besagter Firma oder über sonderbare Lieferungen, die, sofern eine Reklamation erfolgt, als „bedauerliches Versehen“ bezeichnet und dann reguliert werden.

So hatte in Bruchsals Gefängnis ein Insasse ein paar Markensportschuhe bestellt, nach eigenen Angaben jedoch ein No-name Billigprodukt geliefert erhalten: freilich zum Preis des Markenprodukts. Erst als er sich energisch beschwerte, wurde von einem „Versehen“ gesprochen und das bestellte und bezahlte Produkt nachgeliefert.


Eine – nicht repräsentative, denn eine solche wäre von der Haftzelle aus nicht leistbar – Stichprobe in der 46. Kalenderwoche (2011) ergab die im Folgenden dargestellten Preisaufschläge. Vorauszuschicken ist, dass der Vergleich angestellt wurde anhand des Werbeprospekts der Lebensmittelkette EDEKA, da zu der Firmengruppe um Werner Massak (er ist Geschäftsführer und Teilhaber von Massak Logistik GmbH) mehrere EDEKA-Geschäfte, u.a. in Bamberg, gehören, so dass es durchaus angängig erscheint, EDEKA-Preise als Vergleich zu wählen. Unredlich wäre z.B. auf Aldi-Prospekte zurückzugreifen, da Werner Massak in diesem Preissegment – soweit bekannt – nicht aktiv tätig ist.


Ausweislich der EDEKA-Werbebroschüre Nr.46/2011, „diese Woche“ (e-mail:  Kundenservice@edeka-suedwest.de), sowie der Bestellliste, die die Firma Massak Logistik GmbH (e-mail:  info@massak.de) den Inhaftierten der JVA Bruchsal in derselben Woche als Abrechnungsgrundlage für Bestellungen hatte zukommen lassen, gibt es die Preisdifferenzen, die in der "Tabelle Preisvergleich" zusammengestellt sind: siehe angefügte Grafik!


Auch Saison-Artikel, wie aktuell die Weihnachtsgebäck-Produkte, verkauft die Firma Massak Logistik GmbH den Gefangenen mit Aufschlägen (im Vergleich zu EDEKA) von 25 % und höher. Werner Massak rechtfertigte sich früher stets damit, dass er in den Gefängnissen „anders kalkulieren“ müsse, da er dort über die Lebensmittel seinen „Gewinn generiert“. Da zu über 50% des Umsatzes, so Massak, auf Tabak und Kaffee entfielen, mit entsprechend geringer Marge, müsse er bei Lebensmitteln und Körperpflegeprodukten mehr Geld verlangen.


Diesen Rechtfertigungsversuch können zumindest Gefangene in Bruchsal nicht nachvollziehen, denn bevor Massaks Firma 2007 anfing die hiesigen Inhaftierten zu beliefern, konnte man bei REWE einkaufen, die in der JVA eine Filiale unterhielten. Dort wurde dann genau das berechnet, was am selben Tag in einer Filiale in Freiheit berechnet wurde.


Auch aus anderen Anstalten ist bekannt, so z.B. Hohenasperg, dass dort, wo Massak noch nicht tätig ist, die Preise teilweise erheblich niedriger sind (auf dem Hohenasperg kann ein kleiner Einzelhandelskaufmann sogar Rabatt auf Briefmarken geben, da er diese im Auftrag der Post AG verkauft und zu einem geringeren Preis einkauft, als auf der Briefmarke aufgedruckt).


Dann lautete noch 2008 eine Erklärung von Werner Massak, er „finanziere“ in Gefängnissen, in welchen er tätig sei, großzügig Sommerfeste, und er legte eine Mappe mit schönen Fotos vor. In Bruchsal hörte man davon noch nichts, hier finanzieren die Gefangenen selbst das Sportfest; ganz abgesehen davon, dass es letztlich nicht die Massak Logistik GmbH ist, die „Sommerfeste finanziert“, sondern die Gefangenen durch die hohen Preise, die sie zahlen müssen.


Unverändert gehört auch zur Geschäftspolitik der Firma, dass wer auf Missstände hinweist, ganz unverblümt gesagt bekommt, dass dies Folgen für alle Gefangenen in einer Anstalt haben könne. Exemplarisch ein Vorgang aus der JVA Nürnberg: dort hatte sich ein Gefangener über den verkauften Leberkäse beschwert. Die Lebensmittelkontrolle stellte einen „sensorisch“ auffälligen Befund fest. Anstatt sich zu entschuldigen und fürderhin Waren zu liefern, die keinen Anlass für Bußgelder geben, wurde kurzerhand das entsprechende Produkt (warmer Leberkäse) aus dem Sortiment genommen.


Lebensmittel- und Körperpflegemitteleinkauf ist für Gefangene von immenser Bedeutung. Niemand verübelt einem Anbieter einen gewissen Profit, allerdings sind die oben dargestellten Aufschläge inakzeptabel. Nur der Vollständigkeit halber sei angemerkt, dass kein einziges Produkt in „diese Woche“ teurer war als bei Massak Logistik GmbH, d.h. obige Auswahl ist nicht etwa einseitig, sondern bietet von der Tendenz her ein realistisches Abbild der Preispolitik Werner Massaks.


Berücksichtigt man dann noch, dass Gefangene auf Grund stagnierender, eher sogar sinkender „Löhne“ jeden Monat lediglich 60-80 Euro, wenn jemand „sehr gut“ verdient vielleicht auch 100 Euro, zur freien Verfügung (sogenanntes „Hausgeld“) bleiben, wovon freilich Stromkosten, Kabelgebühr etc. noch abgehen, mag die Empörung unter den Gefangenen noch verständlicher erscheinen.


Thomas Meyer-Falk, c/o JVA-Z. 3113
Schönbornstr. 32, D-76646 Bruchsal
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Ergänzungen

Markenprodukte + Vergleich Kosten am Kiosk

(muss ausgefüllt werden) 05.12.2011 - 12:41
Markenprodukte sind Luxus. In der Tabelle sind keine No-Name-Produkte aufgelistet sondern nur teure Marken, die sich auch draußen nicht jeder leisten kann. Ein Vergleich von No-Name-Produkten wäre hilfreich.

Außerdem zahlt man am Kiosk wahrscheinlich noch mehr dafür, weil der Aufwand höher ist. Man kann einen Knast-Shop mit begrenzter Kundenzahl nicht vergleichen mit einer Edeka-Filiale, wo täglich ein Umsatz von vielen Tausend Euro gemacht wird.

Wer das Bestrafungssystem...

boeseraltermann 05.12.2011 - 15:33
Wer das deutsche Knastsystem als Bestrafungsinstanz anerkennt,anerkennt auch das kapitalistische System und die Klassenjustiz in selbegem.Als Knacki hat mans eh schon nicht leicht und dann sein Sauer verdientes(mit schlecht bezahlter Arbeit) Hausgeld auch noch an einen Kapitalisten reinsten Wassers abtreten zu müssen ist schon bedenklich.Und ausserdem werden im Knast meist nur Markenprodukte angeboten,da die Gewinnmargen wesentlich höher als bei Dicounterprodukten sind.Also hört auf mit dem"Knast ist Strafe"-gesülze auf und denkt lieber drüber nach wie dieses System mit seiner fragwürdigen Klassenjustiz überwunden werden kann.In Knästen weltweit sitzen einfach zuviele zu Unrecht ein.Und von deutschen Knästen will ich garnicht erst anfangen.Obs sogenannte "Schüblinge"(Abschiebehäftlinge) oder zu Unrecht eingesperrte Antifas sind,dieses System ist mit all seinen Auswüchsen falsch.Da gibts kein"Knast ist Strafe"-gelaber,sondern meine volle und uneingeschränkte Solidarität,denn jeder Gefangene ist einer zuviel.

Knäste zu Baulücken!
Widerstand findet Weiterstadt!
Freiheit für alle Gefangenen!!!
No Justice,No Peace!

P.S. das essen im Knast ist mitnichten Umsonst.Wer einer Tätigkeit nachgeht zahlt dafür ganz ordentlich.Und das nicht zu knapp.Und in berlin werden zum beispiel für einen haftraum in der Grösse einer Besenkammer(2mx3m)140 euro etwa fällig,wenn man das Glück hat Freigänger zu sein und draussen zu arbeiten.Da ist dann noch nicht mal Verpflegung mit drin.Sollte einer von der"Knast ist Strafe"schreiern mal Lust haben,kann er gerne den Monatspreis umrechnen.Aber bei dem Mietpreis würden ne menge Leute im quadrat springen glaub ich.

Jetzt aber mal langsam und überhaupt...

Bär 05.12.2011 - 22:32
Ey Leute! In dieser durchgeknallten, abgedrehten Welt will ich wenigstens in Ruhe mein Bierchen trinken und auf ner Wiese tanzen, ohne dass ich von Morgens bis Abends Schwächere vor Stärkeren schützen muss (Bsp. Körperverletzung, Demütigung und Vergewaltigungen). Diese Scheiße kommt ohnehin schon viel zu häufig vor. Nicht auszudenken was los wäre, wenn es keine einigermaßen adäquate Gewaltenteilung gäbe!

Und jetzt kommt mir nicht mit eurer Anarcho-Kacke, wo alle Menschen wie vom Blitz getroffen Hand in Hand und - VON HEUTE AUF MORGEN diese System überwunden haben.

Die Leute sind durch, man. Nen haufen benachteiligter Leute würden sich ohne mit der Wimper zu Zucken das nehmen, wonach ihnen gerade ist. Anarchie oder freier Kommunismus interessiert den Mob einen Dreck.

Es geht doch darum, daran zu arbeiten den sog. Strafvollzug so Human wie möglich zu gestalten. Norwegen hat da kein schlechtes Programm. Wäre schonmal ein Anfang.

Im übrigen geht Marx davon aus, dass nach dem Zusammenbruch des Kapitalismus (in westl. Industgrienationen) - der Übergang zum Kommunismus (letzte Phase = Abschaffung von Staat, Polizei etc.) einige hundert Jahre dauern wird.

Sorry, aber eure Argumentation ist mir zu infantil!

P.S.

Wann kommst du - Thomas, denn endlich mal aus`m Knast raus. Du sitzt ja beinahe schon so lange wie ein Massenmörder. Du könntest ja auch einfach mal klein beigeben und dir deinen Teil denken. Du wärst schon lange, lange raus, Alter. Ich verfolge deinen Fall seit Jahren. Anscheinend ist es wohl doch ganz nett im Knast...

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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It's — Capitalism

Naja... — Bär

Na und? — Mein Schöner

@bär — wolf

also — ich

maaaaann — -

Soso... — Observer