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Zomia: Wer protestiert hier für wen & warum?

Eine solidarische Kritik 20.11.2011 13:56
Dieser Beitrag geht auf die enorme Mobilisierungswelle ein, die momentan gegen die drohende Räumung des Wagenplatzes Zomia in Hamburg/Wilhelmsburg läuft. Aber: Wer protestiert da für wen und warum? (Und für wen eben nicht?).
Die autonome Mobilisierung zu Zomia ist in der Tat erschreckend hoch. Autonome aus ganz Hamburg - und drum rum - planen Aktionen zur der erwarteten Räumung. Die Räumung des kleinen und jungen Bauwagenplatzes führt scheinbar dazu, dass nun auch Interesse am Stadtteil Wilhelsmburg aufkommt. Eigentlich komisch, denn Vertreibungspolitik isst in Wilhelmsburg nichts neues. Seit mehr als fünf Jahren werden aus dem Stadtteil systematisch Menschen vertrieben.
Aber warum hat das bisher so gut wie keine autonome Reaktion hervorgerufen? Und warum schreien jetzt auf einmal alle auf?
Na klar, es geht um einen Wagenplatz - den Inbegriff autonomen Lebens; die Räumung stellt einen symbolischen Angriff auf die ganze Szene dar. Und das ist wahrscheinlich wirklich das Hauptargument der sich jetzt mobilisierenden Autonomen; man kann sich mit diesem Wagenplatz, zu dem es eigentlich keinen wirklichen Bezug gibt, durch Konstruktion einer Szenezugehörigkeit, identifizieren.
Das ist ja soweit auch nicht schlimm, eigentlich sogar gut, ist es doch ein Zeichen von Solidarität. Nur sollte sich durchaus die Frage gestellt werden, warum diese Solidarität erst jetzt greift, wo eine handvoll Menschen von Vertreibung bedroht sind. Vertreibungen finden - wiegesagt- seit Jahren statt. Sie treffen bisher allerdings größtenteils Menschen, die nicht die entsprechende Szenezugehörigkeit inne haben.
Liegt es vielleicht daran, dass v.a. auch Autonome von den bisherigen Vetreibungen profitiert haben, da sie neben ihrer autonomen Identität meist auch noch deutsch, Weiß und in vielen Fällen akademisch sind. Somit gehören sie nach stadtenwicklungspolitischen Plänen, derzeit, zur Zielgruppe der Umstrukturierungsprozesse in Wilhelmsburg und finden wesentlich einfacher Wohnungen, als Menschen, die diese Priviegien nicht mitbringen. Und können sich die steigenden Mieten als Wohngemeinschaft, mit Mehrfachverdienst, einfacher leisten.
Bei aller Notwendigkeit des Protestes, muss die eigene privilegierte gesellschaftliche Position in diesem Prozess reflektiert werden. Und auch, dass dieser Protest zur Aufrechterhaltung dieser Privilegien beiträgt, da er an anderer Stelle, bei der Vertreibung von nicht-Weißen, nicht-Deutschen nicht-Akademiker_innen eben nicht stattfindet.

Echte Solidarität statt Weiß-deutsche-Privilegiensicherung! Zomia bleibt! Wir bleiben alle!
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