(HH) Zomias Mobilisierungspotenzial

beobachtende 20.11.2011 03:37 Themen: Freiräume
Entgegen von Polizeispekulationen erfährt der räumungsbdrohte Bauwagenplatz Zomia in Hamburg breite Solidarität
Der Bauwagenplatz Zomia in Hamburg-Wilhelmsburg ist seit Monaten immer wieder räumungsbedroht. Seit circa drei Wochen erhöht sich stetig der Druck, die Ultimaten in der Presse kommen und gehen in immer kürzeren Abständen (30.4.2011; 3.11.2011; 17.11.2011 mittags, 17.11.2011 14 Uhr). Eine Petition brachte an diesem Wochenende die wohl vorerst letzte Atempause, das nächste Ultimatum wurde jetzt scheinbar von der SPD-Fraktion in Altona auf Montag 21.11.2011 um 12 Uhr gesetzt. (hier und und hier.)

Bezirksamtsleiter Markus „den-Sheriff-Stern-trag-ich-gern“ Schreiber scheint selbst von Parteikollegen nicht mehr davon abzubringen zu sein zu zerstören was nicht sein darf: ein Wagenplatz in seinem Bezirk.

Auf die Frage nach den Konsequenzen einer möglichen Räumung antwortete Mirko Streiber (Polizeisprecher) im Abendblatt die Polizei „könne und wolle noch keine Lageeinschätzung geben“. Scheinbar wird aber bei der Polizei trotzdem schon eifrig analysiert, denn, so das Abendblatt vom Donnerstag weiter:

„Nach Analysen der Polizei ist die Zomia-Gruppe in der linken Szene nicht allzu fest verankert. Es sei nicht sicher, ob sie ein großes Mobilisierungspotenzial habe, sagt ein Kripo-Ermittler."

Ob dieser Versuch das Problem schon im Vorfeld klein zu reden Michael Neumann und seiner Innenbehörde die Entscheidung zu räumen leichter machen soll, oder doch eher halbherzig versucht die Zomia-solidarischen zu verunsichern - egal. Jedenfalls kann es nicht überzeugen, wenn mensch nur einen kurzen Blick auf die (überhaupt nicht vollständige) Liste der Soli-Erklärungen für Zomia wirft:

Gängeviertel

Kampagne „Flora bleibt unverträglich!“

Bewohner_innen der Hafenstraße

Initiative Not in Our Name, Marke Hamburg!

Wagenplätze in Hamburg und anderswo (z.B. Treibstoff)

der Arbeitskreis Umstrukturierung

FC-St.Pauli-Fan-Initiativen (z.b. hier)

autonome gruppen

sowie jede Menge Wimpel, Banner, Soli-Aktionen und vorbereitete Gruppen in Wilhelmsburg und in der ganzen Stadt,…

und nach direkten Infos jetzt schon ca. 2500 Menschen auf dem Räumungsalarm – SMS-Verteiler.

Gemessen an dieser praktischen und verbalen Solidarität dürfte Zomia entgegen allen Polizei"analysen" gut gerüstet sein für die kommende Woche und neue Ultimaten. Es wird sich sicherlich zeigen, dass die großspurige Einschätzung eines Schmidt-von Koos (Sprecher Bezirkamt Mitte), man werde „definitiv in diesem Jahr, wenn nicht in diesem Monat, mit dem Thema 'Zomia' im Bezirk Mitte durch sein" etwas voreilig ist.

Auch wenn es den Leuten in ihren Wagen nicht zu wünschen ist – im Falle einer Räumung darf sich Hamburg einen stressigen Winter ausrechnen.

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Ergänzungen

auf jeden Fall!

Wilhelmsburgerin 20.11.2011 - 12:08
Diese Einschätzung kann ich voll und ganz teilen. Ihr hättet letzten Mittwoch, in der Nacht vor dem Ultimatum, mal durchs Viertel laufen müssen. Alle paar Meter kamen einem schwarz gekleidete, größtenteils vermummte Menschen entgegen, die sich nochmal umschauen wollten. Ich dachte bisher auch, dass Zomia in der "autonomen" Szene eher isoliert ist. Aber die Nacht von Mittwoch auf Donnerstag hat eindeutig etwas anderes belegt. Eins ist ganz klar: wenn hier geräumt wird - dann wird es krachen!

3000 Leute für Zomia...

Dein Name 20.11.2011 - 13:50
...und dann erzählen, Zomia wäre in der linken Szene nicht stark verankert?
Desaströse Lageeinschätzung oder bewusste Falschaussage, wer weiß das schon?

aktueller Stand

Zomia Blog 21.11.2011 - 14:55
 http://zomia.blogsport.eu/2011/11/21/kein-umzug-nach-altona/

(Kein) Umzug nach Altona?!
Bevor uns die mediale Welle der Empörung erreicht wollen wir hier kurz dokumentieren, wie sich “die Sache mit Altona” aus unserer Sicht am Montag Nachmittag darstellt. In guter Choreographie setzen uns Senat, Behörde und Bezirk massiv unter Druck, bis heute 14 Uhr eine blinde Zusage für einen Umzug auf eine nicht geeignete Fläche zu geben – ohne zu wissen, wo wir letztendlich landen werden. Dem haben wir entgegnet:

“(..) Gerne nehmen wir das Angebot an, unseren Umzug in die Wege zu leiten und bis Donnerstag auf dem Holstenkamp zu sein. Vorraussetzung für einen Umzug ist für uns jedoch,dass im Vorraus eine (längerfristig) für uns geeignete Fläche gefunden worden ist, und wir die schriftliche Zusicherung haben dort nach einer Übergangszeit auf dem Holstenkamp hinziehen zu können.
Möglicherweise ist diese Entscheidung für Sie nicht nachvollziehbar. Insbesondere durch die immer wieder ohne Ergebnis endenden Verhandlungen, im Laufe des letzten Jahres ist unsere Skepsis jedoch zu gross geworden um ihr, durchaus verlockendes, aber für uns nicht abgesichertes, Angebot anzunehmen, und ohne eine sichere Perspektive auf einen langfristig geeigneten Platz, umzuziehen. (..)”

Allerdings scheint die Sozialdemokratie in Hamburg nicht gewillt oder in der Lage, eine wirklich langfristige Perspektive für das Projekt Zomia zu schaffen: Weder sei in der Kürze der Zeit eine Fläche abschließbar geprüft, noch sei der Räumungswillen des Bezirks Mitte aufzuhalten.

Zum aktuellen Zeitpunkt spitzt sich die Lage also zu: Gegen 17 Uhr entscheidet der Eingabenausschuss über unsere Petition (mit SPD-Mehrheit…) und anschließend stellen wir uns auf den großen Irrsinn ein: Eine Wagenplatz-Räumung trotz Willkommensgruß, weil “Standort nicht abschließend geprüft” werden können und eine Räumung auch nicht aufgehalten werden wird.

Legt Eure Handys neben das Kopfkissen; wir halten Euch informiert!

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