Wodka schützt vor Strahlung!

techa1312 19.11.2011 12:26 Themen: Atom Repression Soziale Kämpfe Weltweit Ökologie
Über die aktuellen Zustände im Zentralural nach dem ersten Supergau der Welt und die Geheilmhaltungspolitik der russischen Regierung.
Wodka schützt vor Strahlung!

Das erzählen die Leiter von Majak , einer der grössten russischen Atomfabriken im Zentral Ural ihren Angestellten, um deren Zweifel über die hohe Krebsrate und die geringe Lebenserwartung unter den Angestellten entgegenzutreten.
Majak, einer der bedeutendsten und gefährlichsten Atomwerke der Welt. Ende der vierziger Jahre wurde dort die erste russische Atombombe entwickelt und 1957 ereignete sich dort der weltweit erste Super Gau, als einer der unterirdischen Tanks in denen nukleare Brennstoffe gelagert wurden explodierte. Eine Explosion von vergleichsweise 80.000 Tonnen TNT beendete und veränderte das Leben hunderttausender Menschen.
Das derer, die damals im Werk waren und das derer, die in den Dörfern entlang des Techa' s lebten, in diesen Fluss wurde die Katastrophe damals entsorgt d.h. die radioaktiven Stoffe geleitet. Einige dieser Dörfer wurden sofort evakuiert. Ohne zu wissen warum, wurden Liquidatoren ( Menschen mit und ohne Fachkenntnisse um das Chaos des Gaus zu beseitigen) angeheuert. Die wenigsten wussten weder über das Ausmass der Katastrophe bescheid, noch über die gesundheitlichen Konsequenzen.
Kinder mussten anstatt zum Schulunterricht auf die Felder, um abzuernten bevor die Verseuchung sich weiter ausbreitet, zum Schutz gab man ihnen den Saft einer halben Zitrone. Schwangere Frauen wurden gegen ihren Willen gezwungen, die kontaminierten Kleider der Liquidatoren im Werk zu waschen, die Folgen sind Gendefekte bis hin zur dritten Generation.
All das wurde dank der russischen Geheimhaltungspolitik international verschwiegen bis ein russischer Dissident das Thema 1976 an die Öffentlichkeit brachte, die Pro Atom Hysterie war damals aber so gross, dass er kein Gehör für die Ungeheuerlichkeiten die dort stattfanden und bis heute stattfinden fand!
Denn nach wie vor produziert Majak Kernstoffe und bereitet nukleare Brennstoffe aus verschiedenen Teilen Europas auf. Und das unter Sicherheitsbedingungen die weder national noch international vertretbar sind. Nicht zuletzt deshalb befindet sich Majak zusammen mit seinen Angestellten in einer der letzten geschlossenen Städte Russlands, ein Relikt der Sowjetunion: Ozersk. Diese Stadt ist wie ein Hochsicherheitsgefängniss abgesichert! 10 Meter hoher Natodraht um das gesamte Gelände, Wachtürme, Gräben und bewaffnete Patrullien schützen das russische Staatsgeheimnis! Ein- und Ausgang nur über einen zentralen Checkpoint, Zugang für Ausländer, Journalisten und Leute ausserhalb Ozersks: unmöglich!
Doch man muss diese Stadt nicht betreten, um das Ausmaß dieser Katastrophe zu begreifen. Die ganze Region trägt den traurigen Titel des verseuchtesten Ortes der Welt!
Besonders die Menschen entlang des Flusses Techa sind betroffen.
Denn nach der Katastrophe sind nicht alle Dörfer evakuiert worden, bald begriff die Regierung, dass das Ausmass des Gaus uferlos ist und stellte ihre Schutzmaßnahmen ein, die Leute wurden sich selbst überlassen.
Unwissend führten sie ihr Leben an den Ufern des Flusses fort, an denen man bis heute das 100- bis 1000- fache der natürlichen Grenzwerte für Strahlung, messen kann.
Die Verwaltung Majak' s hat vor 3 Jahren mehrere hunderttausend Euro von der deutschen Regierung erhalten, um die Ufer des Flusses für Mensch und Tier unzugänglich zu machen. Doch immer noch liegt der Techa frei, Warnsignale findet man nur auf den dritten Blick und so wird weiter gefischt, gebadet und Wasser für Landwirtschaft und Nutztiere geschöpft. Mit verheerenden Folgen für die Gesundheit der Menschen dort . Die Krebsrate ist 14 mal so hoch wie im Rest des Landes, fast Jeder hat mindestens ein Familienmitglied das aufgrund der Strahlung erkrankte oder starb. Viele Leiden unter absurden Krankheiten, die auf die Strahlung zurückzuführen sind oder haben verschiedene Krebsarten auf einmal. Auch von vererbbaren Gendefekten sind viele betroffen. Doch die Leute dort haben keine Alternative und auch keine Hilfe zu erwarten. Aktivisten und NGOs setzen sich zusammen der Bevölkerung dafür ein, dass den Opfern ( die Zahl geht in die hunderttausende) Entschädigung erhalten, um das verseuchte Gebiet zu verlassen und um angemessene medizinischen Versorgung zu bekommen.
Doch die russische Atomenergiebehörde RosAtom, die Leiter Majak's (von denen die meisten selbst an Krebs erkrankt sind) und die russische Regierung machen es den Menschen so schwer wie möglich als Opfer der Strahlung anerkannt zu werden. Immer wieder werden Gesetze geändert, oder der Einführung von neuen zum Schutze der Menschen widersprochen. Langerkämpfte Papiere und Zertifikate verschwinden, unabhängige Komitees werden von der Regierung ersetzt, Aktivisten werden vom FSB (ex KGB) bedroht und überfallen, Öffentlichkeitsarbeit wird verhindert und illegalisiert.
Im Gegenzug wird den Menschen erzählt, dass es völlig ungefährlich ist dort zu leben und dass die radioaktive Strahlung der Vergangenheit angehöre.
Denn es besteht ein nicht unwichtiges Interesse seitens der Behörden und der Regierung die Gegend weiter bewohnt zu lassen:
Die Region ist als ein Openair-Laboratorium zur Untersuchung von Langzeitfolgen nuklearer Kontamination am menschlichen Organismus zu verstehen.
Menschen werden von der Atomenergiebehörde bezahlt um dort wohnen zu bleiben. 2007 hat RosAtom ein Umsiedlungverfahren eines extrem kontaminierten Dorfes gestartet. Das ganze Dorf wurde 2 km flussabwärts verlegt!!!? Anstatt auf sauberem Land leben zu dürfen, wurden die Bewohner verpflichtet sich regelmässig über Jahre und Generationen hinweg ausgiebig untersuchen zu lassen (Aufenthalt im "Gesundehietszentrum": 3 Wochen mehrmals im Jahr) . Dort werden die Menschen einigen Tests unterzogen, ohne aber jemals zu erfahren was die Ergebnisse sind oder irgendeine Art von Behandlung zu bekommen.

Die Zustände um den Fall Majak sind ein Paradebeispiel für die Unmenschlichkeit der Atompolitik. Staat und Lobby gehen für Profit und Machterhaltung über Leichen und entziehen sich schliesslich jeglicher Verantwortung gegenüber der Bevölkerung. Menschen, die sich gegen diese Zustände wehren werden illegalisiert, Aktionen delegitimiert, Informationen eliminiert.
Die Rechte der Individuen existieren nicht!
Solidarisiert euch mit den Opfern von Majak, den Opfern eines totalitären, kapitalistischen und repressiven Regimes!

2010 hat die Bundesregierung und Röttgen einen Transport von Brenn- und Abfallstoffen aus deutschen Atomkraftwerken nach Majak geplant. Nur aufgrund des Widerstands der deutschen Antiatombewegung wurde dieser Transport abgesagt. Später rühmte Röttgen sich mit seiner ach so humanitären Entscheidung.

Majak' s Gegenwart darf nicht Gorleben' s Zukunft werden: Castor schottern, oder was auch immer!

 http://www.youtube.com/watch?v=s08hT8LRPpU


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