[BLN] Sexismus ist zum Kotzen!

autonome antisexist_innen 17.11.2011 20:59 Themen: Antifa Blogwire Freiräume Gender
Statement zu den Frauen*reihen(1) auf der Silvio-Meier-Demo 2010 und Anstoß zur weiteren Diskussion.

Was bisher geschah…

Auf der Silvio-Meier-Demo 2010, waren wir Teil der Frauen*reihen. Nachdem wir zu diesen auf Indymedia mit einem knappen Aufruf, der nicht den Anspruch hatte, das eher traditionelle Konzept der Frauen*reihen neu zu überdenken, aufgerufen hatten, wurden wir von vielen Kommentaren und Kritiken überrascht. Konstruktive Kritik, die über das Internet oder persönlich an uns herangetragen wurde, hat einige wie wir finden durchaus fruchtbare Diskussionen angeregt. Auf die vielen sexistischen und beleidigenden Kommentare, die sich leider auch darunter befanden, möchten wir jedoch nicht mehr eingehen. Seit Jahrzehnten wird das Konzept der Frauen*reihe von Kritik verfolgt. Dabei hat sich der Charakter der Kritik durchaus in den letzten Jahren verändert, angefeindet wird es trotzdem immer noch stark. Die Silvio-Meier-Demo war daher nur der Anlass, der folgende Text soll sich aber allgemeiner mit Reaktionen auf Frauen*räume, -aktionen usw. beschäftigen. Wir werden uns im Folgenden insbesondere mit der Verschränkung von Patriarchat und Heteronormativität beschäftigen. Der Text soll jedoch nicht nur erklären und Scheinargumente entlarven. Darüber hinaus hoffen wir, dass dadurch eine Diskussion über die Ausgestaltung solcher Aktionsformen entsteht.
Wer wir sind...

Als Gruppe haben wir die Möglichkeit uns auf Grund der letztjährigen Reaktionen
(im Internet, persönlich und auf der Demo) nochmal ausführlich zu äußern Wir können jedoch nicht für alle sprechen, die Teil der Frauen*reihe waren. In der Auseinandersetzung mit diesem Thema ist uns wichtig zu betonen, dass wir uns alle aus einer bestimmten Perspektive mit Sexismus auseinandersetzen. Allerdings wollen wir die Identität nicht zum Zentrum der Kritik machen(2). Wir, die autonomen antisexist_innen, setzen uns aus Menschen aus unterschiedlichen politischen Zusammenhängen in der linken Szene zusammen, die in vielfältigen Kontexten die Erfahrungen gemacht haben, dass Sexismus allgegenwärtig ist.


1. MagenSchmerzen – Patriarchat und Heteronormativität

Als grundlegend für den Großteil der Kritik sehen wir die unterschiedlichen Vorstellungen die mit den Begriffen Patriarchat und Heteronormativität einhergehen. Während wir diese beiden Konstrukte als fundamentale Ausprägungen von Sexismus wahrnehmen, scheint diese Unterscheidung oft nicht gemacht zu werden oder bewusst zu Gunsten eines der beiden Unterdrückungsverhältnisses betont zu werden. Dies ist durchaus nachvollziehbar, da die Konstrukte auf komplizierte Weise miteinander verbunden sind. Dennoch halten wir es für notwendig eine Unterscheidung zu treffen. Auf dieser Grundlage können Diskussion weitaus differenzierter und reflektierter geführt werden und praktisches Vorgehen kann gezielter gegen die unterschiedlichen Ausprägungen des Sexismus gerichtet werden.
Doch was beinhaltet Heteronormativität, was Patriarchat ? Wie sind diese beiden Konstrukte miteinander verknüpft? Wo gehen sie zusammen und wo nicht?
Wir verstehen unter dem durchaus in verschiedensten Zusammenhängen genutzten Begriff der Heteronormativität knapp zusammengefasst ein gesellschaftliches Machtverhältnis. In dessen Rahmen werden Normen aufgestellt, die das biologische Geschlecht (sex) und das soziale Geschlecht (gender) auf zwei mögliche Ausprägungen: männlich und weiblich beschränken. So wird dem biologisch kategorisierten Geschlecht immer eine entsprechende gesellschaftliche Rolle zugewiesen. Darüber hinaus wird heterosexuelles Begehren als normal verstanden. Alles nicht mit diesen Normen konforme wird als unnormal, abweichend und Ausnahme dargestellt.
Das Machtverhältnis Patriarchat baut auf dieser Zweiteilung auf bzw. geht aus dieser hervor. Dabei wird mit diesem Begriff die strukturelle Unterdrückung von Frauen* bezeichnet. Patriarchat kann in diesem Sinne natürlich nur im Rahmen von Heteronormativität funktionieren, da hier die eindeutige Zuteilung eines Individuums zu einem der Geschlechter zwingend notwendig ist und dafür erzwungen wird. Damit sind diese beiden Machtverhältnisse natürlich miteinander verbunden.
Der Kampf dagegen bzw. die Kritik daran setzt jedoch an unterschiedlichen Stellen an. Während es natürlich unser Ziel ist insgesamt auf identitäre Kategorisierungen verzichten zu können und daran geknüpfte Privilegien zu bekämpfen, führt ein verfrühtes Ablegen der aktuell gesellschaftlich relevanten Kategorien nur zur Verschleierung existierender Unterdrückungen. Wir würden die Augen vor der Realität verschließen wenn wir behaupteten, dass die heilige Zweifaltigkeit von Geschlecht in unserer Gesellschaft und auch in unserer Szene nicht mehr existiert und keine Gewalt ausprägt. So halten wir es für dringend notwendig weiterhin auf patriarchale Strukturen hinzuweisen und diese anzugreifen.
Das im Rahmen von Aktionen, die auf (teils auch unsichtbare) Machtstrukturen hinweisen, Bezug auf diese Kategorien genommen werden muss und diese dabei reproduziert werden ist uns bewusst. Das Konzept eine oder mehrere Frauen*reihen zu machen bzw. dazu aufzurufen zielt klar auf eine Kritik am Patriarchat bzw. den von dort auch in unsere Szene hinüber geretteten Strukturen ab und übt natürlich nur in begrenztem Rahmen Kritik an Heteronormativität. Diese Aktionsform jedoch komplett abzulehnen bzw. als Tabuthema zu labeln, weil dadurch Kategorien wieder aufgerufen werden, über die wir hinwegkommen sein wollen geht aber an der Realität der gesellschaftlichen Machtverhältnisse vorbei. Hier ist es unbedingt notwendig einen Umgang mit diesem Problem zu finden. Im Folgenden soll Anstoß für eine Diskussion gegeben werden, die sich mit der Verbindung der Kritik an beiden Machtverhältnissen beschäftigt und versucht hier Lösungsmöglichkeiten zu entwickeln.
Es sind also Patriarchat und Heteronormativität die uns Magenschmerzen bereiten.


2. DurchFall – das Scheinargument des „umgedrehten Sexismus“

Auch die linksradikale Szene ist kein luftleerer Raum, der irgendwo außerhalb der Gesellschaft schwebt. Wir alle haben unterschiedliche Ausgangspositionen in der Gesellschaft und tragen diese in die Szene hinein wo sie fortwirken. Aus diesem Grund ist es auch hier wichtig sexistische Machtverhältnisse immer wieder zu thematisieren und dabei eingefahrene Verhaltensmuster und Strukturen anzugreifen. Daher denken wir noch immer, dass unter anderem die Silvio-Meier-Demo ein notwendiger Ansatzpunkt für die Auseinandersetzung mit diesem Thema war und sein sollte. In der Debatte, die durch diese Aktion angeregt wurde war es vor allem das Argument des „umgedrehten Sexismus“ das uns oft entgegen gebracht wurde. Dieses wird häufig bei derartigen Debatten, wie z.B. auch wenn es um FLT-Räume geht angeführt und wir halten es für ein Scheinargument.
In vielen Fällen basiert die Funktionsweise dieses Arguments auf Wahrnehmungen, die die gesellschaftlichen Machtverhältnisse und vor allem ihre Wirkmächtigkeit in unsere Szene hinein verkennen.
Der punktuelle Entzug von Privilegien kann dabei nicht gleichgesetzt werden mit der strukturellen Diskriminierung von Frauen* im Patriarchat.
Dabei wird es durch den Vorwurf des Ausschlusses von strukturell Bevorteilten unmöglich gemacht strukturell deprivilegierten Personen ein Forum zu bieten, ob z.B. im Rahmen von Frauen*räumen oder politischen Aktionen.
Die bestehende Annahme, welche bei diesem Scheinargument mitschwingt ist, dass in der Szene Geschlecht komplett dekonstruiert sei oder dass zumindest davon abstrahiert werden könne. Diese Annahme führt aber dazu, dass Machtverhältnisse verschleiert werden, was Handlungsunfähigkeit erzeugt. Denn Machtverhältnisse wirken überall ob mittelbar oder unmittelbar und müssen daher in unserer politischen Praxis benannt und angegangen werden.
Am Beispiel des damals unter unserem Text auf Indymedia geposteten Aufrufs zum Unisex-Block(3) zeigt sich anschaulich wie die Benennung von oben beschriebenen Machtverhältnisen verschleiert wird und daraus resultierende Problematiken ins Private verdrängt werden. Denn durch das Tragen angeblich geschlechtsneutraler Kleidung, werden die Geschlechterverhältnisse weder beachtet noch aufgearbeitet. Im Gegenteil wird vorausgesetzt, dass damit politisch alles getan und alle real existierenden Probleme individuell und privatverschuldet von den jeweiligen Einzelpersonen zu bewältigen seien.
Die oben kritisierte Scheinargumentation auf der einen und die Abdrängung der Problematik in den privaten Bereich auf der anderen Seite, sind althergebrachte Abwehrmechanismen.
Das Thema Sexismus bleibt durch sozialen Druck als Randnotitz stehen oder geht wenn nicht als Leerbegriff, dann sogar ganz unter. Aussprüche wie „das hält uns doch nur auf und hat auch gar nichts mit dem Thema zu tun“ oder „macht doch eine Demo/Reader/Kampagne zu Antisexismus“ zeigen, dass Einige den emanzipatorischen Anspruch den sie grundsätzlich zwar erheben nicht überall umsetzen. Denn die tatsächliche Einbindung antisexistischer Praxis in die Politische Praxis/Arbeit spielt bei allen Themen eine Rolle und muss in und außerhalb der Szene vorangetrieben werden. Genau deshalb finden wir Aktionen wie auf der Silvio-Meier-Demo so wichtig, weil sie immer wieder Konflikte aufzeigen, die sonst nur still „ausgesessen“ werden. Eine kollektive, kritische Auseinandersetzung mit den gesellschaftlichen Verhältnissen wird dabei verhindert und als Einzel-und Randerscheinung abgedrängt.
Wenn es dann doch dezidiert antisexistische Aktionen gibt, dann mangelt es häufig an Kontinuität. Das ist zwar bedauerlich aber auch verständlich wenn man bedenkt welche Art von Kritik diesen Aktionen entgegengesetzt wird und wie uns das Thema persönlich betrifft. Die Reflexion des eigenen Verhaltens, (die nicht mit „ja ich bin weiß und privilegiert geboren, das reflektieren wir mit; nächster Punkt“ abgewiegelt werden kann) erfordert Überwindung und die Fähigkeit zur Selbstkritik. Deshalb gelingt leider Vielen die Kritik auf sachlicher Ebene nicht, weshalb es bei derlei Debatten immer wieder zu reflexhaftem Abblocken von Kritik und Angriffen auf emotional-persönlicher Ebene kommt. Die ständigen Anfeindungen, Verharmlosungen (z.B. als unpolitisch siehe diss_ Hamburg(4)) und Drohungen gegenüber Gruppen und Einzelpersonen die zum Thema Sexismus arbeiten, bewirken entweder eine endgültige Zermürbung und/oder den Rückzug in die Subszene. Deshalb ist die Verquickung mit der alltäglichen Praxis aber auch mit allen politischen Prozessen, Kampagnen und Forderungen so wichtig und darf nicht à la Nebenwiderspruch abgetan werden.
Deshalb finden wir, dass der Großteil der Reaktionen aus der Szene heraus kommen durchgefallen sind.


3. BrechReize – Wie brechen wir mit Normen und bekämpfen das Patriarchat?

Aus dem oben Ausgeführten ergeben sich für uns zwei mögliche Angriffspunkte. Diese bestehen aus dem Angriff auf patriarchalen Strukturen zum Einen und dem Bruch mit Heteronormativität zum Anderen.
Dem Patriarchat kann zumindest teilweise durch den Entzug von Privilegien begegnet werden, da dies Raum schafft für die Selbstermächtigung von Depriviligierten. Durch derartige Interventionen werden Machtstrukturen sichtbar gemacht.Als Beispiel hierfür kann die Frauen*reihe gesehen werden.Hier können Zweifel an der bestehenden „Ordnung“, diskutiert, Erfahrung gesammelt und weitere antisexistische Aktionen geplant werden. Wichtig ist aber in aller Konsequenz, dass es weder Ziel, noch gar möglich ist, ein „Gegen-Patriarchat“ und eine Reproduktion von Ausschlussmechanismen zu etablieren!
Der Bruch mit der Heteronormativität kann an den drei Punkten sex, gender und Begehren greifen. Hierbei ist jeder Bruch weiterbringend und es wird unermesslicher Raum für Neuentwürfe und Möglichkeiten gelassen. Die Perspektive in der Frauen*reihe war,wenn auch nur bis zu einem gewissen Grad möglich, dass hierbei mit dem viel zitierten Bild von den „jungen militanten Männern aus dem schwarzen Block“ gebrochen wurde . Wir waren laut, entschlossen und kraftvoll und haben uns damit nicht an das Bild von Frau*, was eher von Zurückhaltung, mangelnder Militanz und Schwäche geprägt ist, gehalten.
Uns ist durchaus bewusst, dass das Brechen mit patriarchalen Strukturen eine Reproduktion von Heteronormativität impliziert, dass andererseits der Bruch mit Heteronormativität verschleiernd sein kann, aber wir sind gezwungen diese Diskrepanz anzunehmen, sonst bleiben uns keinerlei Handlungsmöglickeiten und wir sind völlig gefangen in Untätigkeit. Die Brücke zwischen Theorie und Praxis erscheint dadurch als unendlich schmaler Grat, vor dem wir alle auf keinen Fall kapitulieren sollten. Die Angst hier einen Fehltritt zu leisten ist immer präsent, sollte aber keine_n in die Unsichtbarkeit drängen. Der erste Schritt für alle ist es, sich diesem Thema zu stellen und aktiv zu werden.

FÜR MEHR SELBSTBEWUSSTE BRÜCHE UND ANTISEXISTISCHE PRAXIS ÜBERALL UND IMMER!
autonome antisexist_innen (aas)

Dieser Text soll nur den Anfang einer Diskussion darstellen. Wir würden uns über konstruktive Diskussionsbeiträge und konkrete Aktionsvorschläge freuen. Bitte schickt uns eure Anregungen. Wir werden diese auf unserem Blog sammeln. Geplant ist aus den Beiträgen zusammen mit anderen Texten ein Zine zusammenzustellen.
 autonomeantisexist_innen@hushmail.com
 http://brechreize.blogsport.de


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(1) Frau* als Fremdzuschreibung und/oder Selbstwahrnehmung und/oder Sozialisation: aus diesen Ebenen ergeben sich einzeln oder in Verschränkungen gesellschaftliche, soziale und wirtschafliche Deprivilegierungen

(2)Trotzdem ist eine kurze Kontextualisierung wichtig und soll sich hier auf Punkte konzentrieren die für unsere Perspektive eine Rolle spielen und erklären, warum wir die Schwerpunkte so gesetzt haben: wir werden alle als Frauen wahrgenommen und/oder nehmen uns als solche wahr. Wir sind weiß und kommen aus der Mittelschicht. Begehren und andere Aspekte der Selbstwahrnehmung bleiben hier außen vor, da sie zu dem Text nicht beitragen. Insgesamt sprechen wir also aus dieser Perspektive und ‚unterschlagen‘ demnach evtl. andere, vielleicht auch drastischere Deprivilegierungsmechanismen.

(3)Dabei war zu einem Block von mit Jogginghosen und Windbreakern bekleideten Menschen aufgerufen worden, der als diskreditierender Gegenentwurf zur Frauen*reihe das Geschlecht der Teilnehmenden unsichtbar machen und die Frauen*reihe als unnötige und kontraproduktive Aktion darstellen wollte.

(4) http://de.indymedia.org/2010/12/296982.shtml
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Ergänzungen

Silvio-Meier Demo 2011

- 17.11.2011 - 21:17
Rise up! Antifa heißt Angriff! Silvio Meier Demo

Mit dem Mist, gegen den wir tagtäglich ankämpfen, ließe sich eine ganze Enzyklopädie füllen: Gewalttätige Nazis, sexistische Anmachen, alltäglicher Rassismus, repressive Maßnahmen vom Amt, stupide Hausaufgaben, Leistungsterror vom Chef, ätzende Kontrollen in der Bahn, Dauerüberwachung der Straßen und verstärkte Polizeipräsenz durch „Brandstreifen“ sind nur ein kleiner Teil der der Dinge, auf die wir keinen Bock mehr haben. Glücklicherweise gibt es auch Lichtblicke: Solidarischen Umgang in Freundeskreisen und Politgruppen, selbstorganisierte Freiräume und immer wieder auch Widerstand. Kleine und große Orte oder Ereignisse, an welchen erkennbar wird, dass es auch anders geht, an welchen wir merken, dass wir nicht alleine sind!

Erinnern heißt kämpfen …

Vor 19 Jahren wurde Silvio Meier am U-Bhf Samariterstraße von Neonazis ermordet. Nur noch wenige von uns kannten ihn persönlich. Doch verbindet uns mit ihm der gemeinsame Wunsch nach einer befreiten Gesellschaft. Silvio engagierte sich in der DDR in selbstorganisierten Gruppen und nach 1989 in der Hausbesetzer_innen-Bewegung. Angesichts der Welle rassistischer Pogrome und der regelmäßigen Angriffe auf Linke wehrte er sich offensiv gegen Neonazis. Sein antifaschistisches Engagement kostete ihn am 21. November 1992 das Leben und der Bewegung einen wichtigen Aktivisten. Nichts was wir jemals vergessen werden. Ein Neonazi, mit dem er und seine Freund_innen zuvor eine Auseinandersetzung wegen dessen nationalistischen Aufnäher hatten, erstach ihn. Im Gedenken an Silvio und allen Opfern rassistischer und faschistischer Morde wollen wir nicht still verharren, sondern unsere Wut auf die Straße tragen und auch heute gegen Neonazis und für eine solidarische Gesellschaft kämpfen.

Aktuelle Nazisituation in Berlin

Im Vorfeld der Abgeordnetenhauswahl haben die Neonazis, rund um den „Nationaler Widerstand“ (NW) Berlin und der NPD, Berlin mit Kleinstaufmärschen und -kundgebungen überzogen. Gleichzeitig haben sie ihre gewalttätige Kampagne gegen linke Hausprojekte, Läden und Personen intensiviert. Mit den Brandanschlägen auf unsere Projekte im Juni fanden diese Angriffe ihren bisherigen Höhepunkt. Vor allem in Schöneweide und Teilen des Berliner Umlandes ist es ihnen gelungen sich festzusetzen. Nach erfolgreichen antifaschistischen Interventionen der letzten Jahre verfügen sie nur noch dort über eine gefestigte Infrastruktur. Außer dem Henker in Schöneweide und der NPD Zentrale in Köpenick ist ihnen in Berlin nicht viel geblieben. Sie versuchen jedoch mit dem Hexogen (Schöneweide) und dem Laden in der Lückstraße 58 (Lichtenberg) wieder neue Basen aufzubauen. Doch jeder verbliebene Rückzugsraum, ob Laden oder WG, dient ihnen als Ausgangspunkt für Übergriffe und Aktionen. Diese Zustände zwingen uns ihnen weiterhin und vermehrt Widerstand entgegen zu setzen. Mit Aufklärung über ihre Ideologie und Netzwerke, sowie der Unterstützung lokaler Initiativen und militanten Angriffen auf ihre Kader und Lokalitäten sind wir ihnen in den letzten Monaten immer mal wieder auf die Pelle gerückt. Doch das war bisher nicht genug: Es gilt weiterhin ihre Strukturen auch in den letzten Berliner Bezirken und darüber hinaus zu zerschlagen; reaktionäres Gedankengut in der gesamten Gesellschaft zurückzudrängen. Deswegen überlassen wir den Nazis keinen Kiez kampflos und statten ihnen mit der Silvio Meier Demo einen Besuch in Lichtenberg ab!

Der Staat (k)ein Freund und Helfer?!

Doch stehen uns bei diesem Kampf immer wieder die Bullen entgegen. In den letzten Monaten behindern die Berliner Cops antifaschistischen Widerstand nicht nur durch den gewohnten martialischen Schutz der Neonazis, sondern auch mit einer neuen Geheimhaltungspolitik. Nur durch intensive Recherchen wurden die letzten Neonazi-Aufmärsche und -Kundgebungen in Berlin kurz vorher bekannt und es konnte Widerstand organisiert werden. Bei dem Versuch der Nazis im Mai in Kreuzberg zu demonstrieren, waren die Uniformierten nicht gewillt oder fähig vermeintliche Migrant_innen oder Linke vor Naziangriffen zu schützen. Ihre alleinige Mission war der Schutz der Nazis und ihrer Veranstaltung. Das zeigt nur wieder einmal, dass sich Antifaschist_innen nicht auf den Staat verlassen sollten, sondern nur durch noch mehr selbstorganisierten Widerstand und Selbstschutz langfristig erfolgreich sein können.

Der Staat zeigt seine Zähne …

Wie der Staat auf erfolgreichen antifaschistischen Widerstand reagieren kann, zeigt die Repression in Dresden anlässlich der Verhinderung der Naziaufmärsche. Hier kommt das ganze Repertoire an Überwachungsmaßnahmen zum Einsatz, was in einem andauernden §129-Verfahren gegen antifaschistische Strukturen in Sachsen und darüber hinaus mündete. Doch gelang es den Repressionsbehörden weder die breiten Bündnisse zu spalten, noch die antifaschistischen Strukturen zu zerschlagen. Auch Berlin wird seit Monaten mit Bullen überzogen. Angeheizt durch die Debatte über brennende Autos wird versucht, das ganze Stadtgebiet mit zivilen Streifen und Hubschraubern unter Dauerobservation zu stellen. Immer wieder werden Aktivist_innen von den Handlangern des Staates gecasht und eingeknastet, meist mit aus den Fingern gesogenen Anklagen. Erst am 28. September wurde uns mit Tobias schon wieder ein Freund und Mitstreiter geklaut. An einzelnen Tagen sind dank der Unterstützung durch die Bundespolizei bis zu 650 zivile Schnüffler_innen unterwegs. Mit dem Ziel, Szene-Treffpunkte zu „befrieden“, werden Straßenparties aufgelöst und ganze Straßenzüge videoüberwacht. Doch auch diese Maßnahmen haben nicht die gewollte Wirkung, sondern heizen die Wut auf diesen Staat und die Bullen nur weiter an. Diese wird immer wieder offensiv auf die Straße getragen, wie auf der Demonstration zum Gedenken an den von Cops getöteten Carlo Guilani. Während die Teilnehmer_innen die unvorbereiteten, wie gewohnt aggressiven Bullen angriffen, ließen sie den Kreuzberger Kiez unberührt.

unite and fight

Nach wie vor bestehen in der Stadt linke Freiräume. Diese Wohnprojekte und WGs sind Orte des Widerstands gegen die voranschreitende Disziplinierung und Kommerzialisierung der Kieze – gegen Ordnungswahn und Überwachung, gegen die Vertreibung von Wohnungs- und Mittellosen und den Zwang für alles blechen zu müssen. Daher ist es kein Wunder, dass diese Freiräume regelmäßig mit Repression überzogen werden. Dass wir entschlossen sind, diese zu verteidigen, durfte Berlin vor, während und nach der Räumung der Liebig 14 spüren. Im Kampf für die Liebig 14 hat sich die Wut auf Mietsteigerungen und Verdrängungen aus unseren Kiezen gebündelt. Doch dies war kein einmaliges Ereignis. In etlichen Kiezen organisieren sich Mieter_innen zum Beispiel in Stadtteilinitiativen; tragen ihre Proteste gemeinsam auf die Straße gegen Flächendeckende Mietsteigerungen; versuchen Leute sich Wohnraum und öffentliche Plätze durch Besetzungen wieder anzueignen und Vorzeigeprojekte wie MediaSpree zu sabotieren.

let's get organized! - join your local antifa
Diese Kämpfe um ein besseres Leben im Hier und Jetzt sind gleichzeitig Kämpfe für ein besseres Morgen. Sie sprengen Breschen in die erdrückende Realität. Lassen uns kollektives Leben und solidarischen Umgang spüren und erproben. Sie lassen uns im Widerstand die Freiheit fühlen. Wir wollen die Selbstorganisation ausbauen und überall Widerstandsherde entfachen: in der Schule und der Uni, bei der Arbeit und auf dem Amt, im Stadtteil und weltweit. Immer in der Hoffnung diese zu einem Flächenbrand, zu einem Aufstand gegen Nazis, Staat und Kapital ausweiten zu können.

Doch Widerstand braucht Menschen. Menschen wie du und ich, die sich zusammen organisieren und aktiv versuchen, die Zustände in dieser Gesellschaft zu verändern; die ihre Wut und ihren Willen nach außen tragen und gegen Fremdbestimmung und Unterdrückung auf die Straße gehen. Ob in Miet- oder Wohngemeinschaften, Politgruppen , in Veranstaltungskollektiven – vom Widerstand zum Flächenbrand! Werde aktiv!

Wir vergessen nichts!

-- 17.11.2011 - 21:19
Am 21.November jährt sich der Mord an Silvio Meier zum 19. Mal. Silvio lebte in einem besetzten Haus in Friedrichshain. Bereits zu DDR-Zeiten war er in linken oppositionellen Gruppen organisiert. Er wurde im Jahr 1992 von einer Gruppe junger Neonazis am U-Bahnhof Samariterstraße ermordet. Der damals 27-jährige und seine Freunde hatten auf dem Weg zu einer Party die Nazis am Bahnhof auf einen rechten Aufnäher angesprochen. Als Silvio und seine Freunde den Bahnhof verließen, wurden sie von den Neonazis auf der Mittelebene des U-Bahnhofes erwartet und angegriffen. Silvio wurde erstochen und war sofort tot, zwei seiner Freunde wurden schwer verletzt.

Der Mord fiel in eine Zeit, in der von Seiten der Politik massiv gegen Migrant_innen und Asylsuchende gehetzt wurde. In so einem politischen und gesellschaftlichen Klima konnte sich die Nazis als „Vollstrecker des Volkswillens“ fühlen. Sie machten Jagd auf Menschen, die nicht in ihr Weltbild passen, und verübten Brandanschläge auf Wohnhäuser von Migrant_innen, wie beispielsweise in Rostock-Lichtenhagen, Hoyerswerda, Solingen und Mölln.
Silvio Meier ist somit einer von weit über 140 Menschen, der seit der Wiedervereinigung von Nazis ermordet wurde. In seinem Andenken und mit dem Ziel, aktuelle Nazistrukturen aufzudecken und zu bekämpfen, findet seither jedes Jahr im November die Silvio-Meier-Demonstration statt.

Nazis und Bullen: Hand in Hand
Die Berliner Nazi-Szene zeigt sich seit geraumer Zeit zunehmend aktiv. Nicht nur in den Randbezirken Berlins, sondern auch in innerstädtischen Gebieten kam es zu Angriffen auf Antifaschist_innen, Migrant_innen, linke Wohnprojekte und Initiativen. Auch 2011 fühlen sich die Nazis von der örtlichen Tagespresse ermuntert, die in regelmäßigen Abständen zur Räumung der „linken Terrornester“ aufruft. So kam es in der Nacht vom 26. auf den 27. Juni zu einer Reihe von Brandanschlägen auf linke Projekte und Wohnhäuser. Dadurch wurde überdeutlich, dass die Nazis mit ihrer mörderischen Ideologie nach wie vor den Tod von Menschen billigend in Kauf nehmen. Die Täter sind im Umfeld des „Nationalen Widerstands Berlin“ zu suchen, welcher sich aus Ex-Mitgliedern der Kameradschaft Tor, der Kameradschaft Berliner Alternative Süd-Ost (BASO), der Freien Kräfte und dem Berliner NPD-Vorstandsmitglied Sebastian Schmidke zusammensetzt. Mit der Kneipe „Zum Henker“ in Schöneweide und dem vom Nazikader und NPD-Kandidaten Schmidke geführten Bekleidungsgeschäft „Hexogen“ verfügen sie mittlerweile über etablierte Strukturen im Südosten Berlins. Auch in Lichtenberg sind die Faschisten verankert. Neben einigen Wohngemeinschaften ist in der Lückstraße 58 der Stützpunkt von „NW Berlin“ anzutreffen, der gegenüber dem Vermieter als gemeinnütziger Verein „Sozial engagiert in Berlin e.V.“ auftrat. Dieser kündigte den Mietvertrag sofort nachdem bekannt wurde, dass es sich bei dem Verein um eine Tarnorganisation von einschlägig bekannten und militanten Neonazis, wie Sebastian Thom, handelt. Trotzdem nutzt „NW Berlin“ den Laden weiterhin als Treffpunkt.

Seit der NPD-Wahlniederlage in Berlin gehen die Nazis in Lichtenberg wieder in die Offensive: Zwei Linke-Büros und Projekte, die im Kiez gegen Rassismus, Antisemitismus und Neonazis arbeiten, wurden angegriffen, Stolpersteine in der Weitlingstraße mit Teerfarbe überkippt sowie rassistische und Anti-Antifa-Sprüche an Häuserwände gesprüht, zum Beispiel im Umfeld des UJZ Karlshorst.

Besonders freuen können sich die Nazis derzeit über die schützende Hand des Staates. Vor allem die Polizei legt sich mit allen Mitteln ins Zeug, wenn es darum geht, Naziveranstaltungen zu ermöglichen und vor der Öffentlichkeit zu verschweigen. So versuchten die Nazis am 14. Mai zum Abschluss ihrer rassistischen „Ausländer raus“-Kampagne eine Demonstration am Mehringdamm in Kreuzberg durchzuführen, welche nur durch Zufall einen Tag zuvor ans Licht der Öffentlichkeit kam, der Polizei jedoch schon seit geraumer Zeit bekannt war. Der Aufmarsch von „NW Berlin“ konnte zwar durch kurzfristig auf den Plan gerufene Antifaschist_innen gestoppt werden, dennoch kam es an diesem Tag zu Übergriffen von Nazis auf Migrant_innen und Linke. Diese Übergriffe sind als Folge der neuerlichen „Geheimhaltungspolitik“ der Polizeiführung zu werten. Auch im Fall der NPD-Wahlkampfabschlussveranstaltung vom 11. September, zeigt sich, in welch trauter Zweisamkeit Polizei und Nazis Händchen halten. So wurde der Öffentlichkeit vorgegaukelt, dass diese im Berliner Südosten stattfinden würde. Auch hier kam eher zufällig zu Tage, dass Nazis und Bullen die Kundgebung mit der Nazi-Band „Sleipnir“ schon seit Wochen auf dem zentral gelegenen Alexanderplatz planten. Selbstverständlich sorgten dann über 1.000 Polizisten für ein störungsfreies Gelingen der Nazikundgebung, welche hermetisch abgeriegelt wurde. Wagt man dann noch den berühmten Blick über den deutschen Tellerrand hinaus, so bemerkt man, dass vor allem in Osteuropa Antifaschist_innen, Migrant_innen, Lesben, Schwule und Trans*menschen mit mordenden Nazis konfrontiert sind. Wir halten es daher für wichtig, unsere Genoss_innen vor Ort zu unterstützen, beispielsweise am 11. November in Warschau, wo Antifas zur Blockade eines geplanten Naziaufmarschs aufrufen.

Staat und Repression: Immer noch die gleiche Scheiße
Dass der deutsche Staat besonders dann motiviert ist, wenn er gegen so genannte Linksextremisten vorgeht, zeigte sich 2011 auf besonders beeindruckende Weise. So sammelte die sächsische Justiz im Februar, während tausende Menschen Europas größten Naziaufmarsch blockierten, Datensätze von insgesamt 65.645 Mobilfunknummern. Diese wurden aus einer Funkzelle gespeichert, die die gesamte Dresdner Südvorstadt umfasste. Hierbei wurden Gespräche und Kurzmitteilungen gespeichert und ausgewertet, Bewegungsprofile erstellt und diese dann später als perfide Begründung für Hausdurchsuchungen und weitere Ermittlungsverfahren verwendet. Während also am selben Tag Nazis in aller Seelenruhe das Dresdner Wohnprojekt „Praxis“ angreifen konnten, bereiteten sich Bullen und sächsische Justiz auf einen groß angelegten Schlag gegen Antifaschist_innen vor, die sich an diesem Tag den Nazis in den Weg stellten. Die Folge sind unter anderem Ermittlungsverfahren nach dem §129 sowie weitere Repressalien und Schikanen. Das Ziel soll offensichtlich die Spaltung und Einschüchterung von Nazigegner_innen sein - und damit eine Verhinderung einer erneuten, erfolgreichen Blockade des Naziaufmarschs im Jahr 2012. Doch wir werden uns sicher nicht davon abhalten lassen, auch im nächsten Februar die Nazis daran zu hindern, ihre geschichtsrevisionistische Heulorgie in Dresden auf die Straße zu tragen!

Häuserräumungen und Verdrängung: Zu viel Ärger, zu viel Wut!
Der Stress mit Justiz und Bullen hatte im Februar dieses Jahres auch in Berlin ein deutliches Ausmaß gezeigt. So wurde das in Friedrichshain gelegene, linke Hausprojekt „Liebig 14“ unter massiver Polizeigewalt geräumt. Trotz einer wochenlang anhaltenden Solidarisierungswelle über Berlin hinaus, setzte die Stadt die Räumung durch, damit das Wohnhaus aufgewertet, saniert und an Besserverdienende vermietet werden kann. Besetzte Häuser bieten eine alternative Möglichkeit zur Lebensentfaltung im Kapitalismus bieten. Sie bieten Räume für Veranstaltungen, Infoläden und Tresen, bei denen nicht Aufsicht nach der Fülle des Geldbeutels geführt wird. Und so wurde die Räumung der „Liebig 14“ nicht widerstandslos hingenommen; im Verlauf der folgenden Tage kam es zu großen, kraftvollen und militanten Protesten mit mehreren tausenden Menschen und die Stadt Berlin musste einen Sachschaden von über 2 Millionen Euro verzeichnen. Pech gehabt, sowas kommt von sowas!

Nach der Räumung des Hauses in der Liebigstraße verschärfte sich die Repression gegenüber den in der Nähe liegenden politischen Hausprojekten: Zum einen werden die Bewohner_innen durch eine starke Polizeipräsenz belästigt werden, zum anderen wurde die Rigaer 94 wochenlang von einem gegenüber liegenden Haus durch heimliche Videoüberwachung ausgespäht. Während linke Hausprojekte geräumt werden, steigen die Mietpreise in Berlin. In allen, innerstädtischen Stadtteilen kommt es immer häufiger zu Mieterhöhungen. Dies hat zur Folge, dass sozial schwächere Menschen aus ihren Kiezen vertrieben werden, um Platz für diejenigen zu machen, die es sich leisten können. Widerstandsaktionen gegen die soziale Misere werden vom Staat stets mit größtenteils panischer Repression beantwortet, um die Öffentlichkeit ruhigzustellen. Die Antwort auf Widerstand ist Einknastung und Isolation. Der kapitalistische Normalzustand nimmt seinen Lauf. Darauf haben wir keinen Bock! Weg mit den Mieterverdrängungen! Sanierten Wohnraum für alle und zwar umsonst!

Wir vergessen nichts
Ihr habt auch keinen Bock mehr auf den ganzen Mist? Dann kommt mit uns am 19. November 2011 auf die Straße. Lasst uns gemeinsam den Nazis in Lichtenberg zeigen, dass wir ihnen keine ruhige Minute lassen, in der sie ihre menschenfeindliche Ideologie verbreiten können. Gemeinsam rücken wir ihnen auf die Pelle. Fordern wir 1,2, 3 besetze Häuser und kämpfen zusammen gegen die. Und lassen wir uns nicht von den Bullen einschüchtern, die bestimmt auch an diesem Tag in martialischer Ausrüstung uns gegenüber stehen werden. Wir halten zusammen und sind solidarisch! Wir vergessen nichts! Nicht den Mord an Silvio Meier, nicht die vielen anderen weltweit von Nazis ermordeten Menschen. Wir vergessen auch keine noch so dreiste, staatliche Repressionsmaßnahme, keine noch so gewaltsame Häuserräumung!


Raus auf die Straße – kommt zur Silvio Meier Demo!
Weg mit dem Nazitreffpunkt in der Lückstraße 58!
Staatliche Repression und Bullenterror bekämpfen!
Verdrängung stoppen!

Nein zum„Thor Steinar“-Laden „Tønsberg“ in We

..................... 17.11.2011 - 21:30
Kein Kiez für Nazis!
Nein zum„Thor Steinar“-Laden „Tønsberg“ in Weißensee!

Am 28.Oktober 2011 eröffnete in der Berliner Allee 11 der Nazi-Laden „Tønsberg“. Der Laden vertreibt, wie schon sein gleichnamiger Vorgänger in Mitte, die rechte Bekleidungsmarke „Thor Steinar“. Bei „Thor Steinar“ handelt es sich nicht um ein beliebiges Fashionlabel. „Thor Steinar“-Kleidung transportiert rechte Botschaften in den öffentlichen Raum und kleidet Neonazis gleichzeitig so, das sie nicht offensichtlich als solche wahrgenommen werden können. Eine Ideologie, wie die des Nationalsozialismus, die von der Minderwertigkeit von Menschen ausgeht, können und wollen wir nicht hinnehmen.

„Thor Steinar“ – eine Marke von Neonazis für Neonazis

Das Klamottenlabel „Thor Steinar“ wurde im Jahr 2002 von Axel Kopelke und Uwe Meusel gegründet – zwei Personen, die immer wieder im Zusammenhang mit Veranstaltungen rund um die Königs Wusterhausener Neonaziszene aufgefallen waren. Schon das aus zwei nordischen Runen zusammengesetzte Logo, das u.a. das SS-Emblem enthält und deshalb längere Zeit verboten war, zeugt vom ideologischen Hintergrund der Marke – dem Nationalsozialismus. Und so ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass die Aufdrucke und Applikationen der „Thor Steinar“-Kollektionen immer wieder mit eindeutig zweideutigem Bezug auf Nationalsozialismus, Kolonialismus und Krieg bestand. Dies, sowie die Verankerung der Marke und ihrer Hintermänner in der Neonaziszene führten schnell zu deutschlandweiten Protesten, in deren Konsequenz „Thor Steinar“ viele seiner Läden schließen musste und das Tragen der Marke in einigen Fußballstadien und dem Bundestag verboten wurde. Seitdem setzt „Thor Steinar“ verstärkt auf unauffällige sportliche Klamotten.

„Tönsberg“ – nicht das einzige Problem

„Thor Steinar“ hat den neuen Standort für seinen Laden nicht zufällig gewählt. Neben seinen Bestandskunden kann „Thor Steinar“ in Weißensee mit rechtsoffener Kundschaft aus der unmittelbaren Umgebung sowie den benachbarten Bezirken rechnen. Der neben dem Laden gelegene Antonplatz entwickelt sich seit längerem zu einem Ort, an dem es regelmäßig zu rechten Pöbeleien und Übergriffen kommt. Auch die Fahrt mit den Tram-Linien M4 und M13 kann unter Umständen gefährlich werden, da größere Neonazigruppen (u.a. aus Weißensee und Hohenschönhausen) gerade an den Wochenenden immer wieder Fahrgäste bedrohen und zusammenschlagen. Die Eröffnung des „Thor Steinar“-Ladens, vor allem dessen Publikum, das in Zukunft zum rechten Shopping nach Weißensee kommen wird, wird diese Situation nur unnötig weiter verschärfen.

Kein Kiez für Nazis!

Die Vergangenheit hat uns gezeigt, dass der direkte Protest durch Aufklärung und Information in der Nachbarschaft, Demonstrationen und Kundgebungen der beste Weg ist, um Neonazis und ihrer Ideologie den Nährboden zu nehmen. Nachdem es Weißenseer*innen bereits 2005 gelungen war, die Schließung des Neonaziladens „Nordic Thunder“ herbeizuführen, sind wir zuversichtlich, dass auch die Schließung des „Tønsberg“ gelingen kann. Letztenendlich liegt es aber an uns allen, wie lange sich ein solcher Laden in Weißensee hält.

Ein erstes Zeichen wurde bereits zur Ladeneröffnung gesetzt, als sich spontan 100 Menschen am Antonplatz versammelten, um ihren Unmut kundzutun. Um es dabei nicht zu belassen, rufen wir am 18. November zu einer Demonstration gegen den „Tønsberg“ auf. Dies wird das nächste und gewiss nicht das letzte Zeichen gegen den Laden sein. Sagt euren Freund*innen Bescheid, malt Eure eigenen Schilder und Transparente und kommt zur Demo.

„Tønsberg“ in Weißensee? Wir sagen Ladenschluss von 0 bis 24 Uhr!
Rechte Klamottenmarken wie „Thor Steinar“ braucht keiner!

Demo:
Fr. 18. November 2011, 17.30 Uhr, S-Bhf. Greifswalder Straße

Informationen zur Marke „Thor Steinar“ und zur Demo gibt es unter:
www.keinkiezfuernazis.blogsport.eu

Unisex-Block RELOADED!

Unisex United 18.11.2011 - 12:06
In diesem Jahr rufen wir, die OrganisatorInnen des (sehr erfolgreichen) Unisex-Blocks vom vergangenen Jahr, wiederum zur Bildung eines Unisex-Blocks auf.

Wer sich selbst in besonderem Maße mit einem bestimmten Geschlecht identifiziert und deshalb die Gesellschaft von anderen Menschen, die sich dem selben Geschlecht zugehörig fühlen bevorzugt, soll dies natürlich gerne tun dürfen - und sich nur mit Menschen des selben Geschlechts umgeben.

Allerdings halten wir diesen Ansatz für unzeitgemäß und überholt. Wer geschlechtliche Antagonismen auflösen möchte, ist in unserem antisexistischen Unisex-Block auf jeden Fall am besten aufgehoben. Hier wird geschlechtsneutrale KLeidung getragen, und der Faktor Geschlecht ist schlicht - ein post-sexistischer Akzent - kein Thema. Anstatt angebliche Unterschiedlichkeiten zwischen (gesellschaftlich konstruierten) "Geschlechtern" noch zu betonen und durch "Frauenreihen" förmlich auf die Spitze zu treiben (und damit die Spielregeln der sexistischen Normierungen nolens, volens zu reproduzieren), lösen wir sie auf. Einfach so! Weil´s Spaß macht und schmeckt.

Kommt in Windbreakern, Jogginghosen & Co. Macht Euer Geschlecht unsichtbar - anstatt es in sexistischer Manier zu betonen und zum Ausschlusskriterium für "die (vermeintlich) Anderen" zu machen.

Bildet drei, zehn ... viele Unisex-Blöcke!

Wir sehen uns... im Unisex-Block!

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 17 Kommentare an

sex — ist muss

Stresstest — gestresst

Danke — ...

Liebe Autorinnen — Ahhh, ja...

Na endlich — Sexisms Sucks

Daumen hoch — Kemal

GUTE KRITIK — blner antifa

in wien — anonym

Sex — is

Bildet Unisex-Blöcke! — LiLaLauneBär

wertmüller hatte recht — antisexistischer islamlover

och du meine güte — Graf Grumpel

Graf Grumpel — yuhu

Sexismus? — La Solidaritad