17. November Gedenken in Griechenland

Umnulteoz Tetrasis 17.11.2011 16:45 Themen: Globalisierung Militarismus Soziale Kämpfe Weltweit
38.Jahrestag der Niederschlagung des Studentenaufstands am Polytechnikum. Demo von 15.000-20.000 unterwegs zur amerikanischen Botschaft, dabei etwa 3000 TeilnehmerInnen anarchistischer Blöcke.
Gedenken an Studentenaufstand 1973 – 7000 Polizisten im Großeinsatz

Die Feierlichkeiten im Gedenken an den Studentenaufstand von 1973 finden heute ihren Höhepunkt. Das Zentrum von Athen ist für den Fahrzeugverkehr weitgehend gesperrt. Am Nachmittag findet der traditionelle Protestmarsch Richtung US-Botschaft statt. Rund 7.000 Polizisten sollen die öffentliche Ordnung aufrecht erhalten.


Zum 38. Mal jährt sich heute der Aufstand der Studentenbewegung des 17. Novembers 1973. Heute Vormittag legten tausende Bürger vor dem Athener Polytechnikum an der Patission Straße rote Nelken nieder. Damit gedachten sie der zahlreichen Opfer des vor 38 Jahren blutig niedergeschlagenen Aufstandes.
Um 14.00 Uhr begann die zentrale Gedenkveranstaltung vor dem Parlament. Im Anschluss setzte sich der traditionelle Protestmarsch Richtung amerikanische Botschaft in Bewegung. Die Tore des Polytechnikums schlossen bereits um 13.00 Uhr. In den vergangenen Jahren wurde es von Anarchisten regelmäßig als Rückzugbasis genutzt, um sich dem Zugriff der Polizei zu entziehen. Um die öffentliche Ordnung im Stadtzentrum aufrecht zu erhalten, sind heute rund 7.000 Polizisten im Einsatz. Zentrale Verkehrsadern werden gesperrt. Außer Betrieb sind zudem viele U-Bahn-Stationen im Zentrum der Hauptstadt. Auch die Fahrpläne der Busse wurden teilweise geändert. Damit eventuell festgenommene Demonstranten und Randalierer zügig vernommen werden können, befinden sich auch mehrere Staatsanwälte in Bereitschaft.

Massierter Polizeieinsatz
Beobachter bezeichneten den heutigen Tag als eine erste Bewehrungsprobe für die am Mittwoch vereidigte Übergangsregierung unter Loukas Papadimos. In den vergangenen Jahren war es im Umfeld des 17. November fast regelmäßig auf Athens Straßen, aber auch in der zweitgrößten Stadt Thessaloniki, zu Krawallen gekommen. Das mehrere U-Bahnstationen in der Hauptstadt geschlossen werden, verfolgt u.a. angeblich den Zweck, dass sich Randalierer nicht dorthin zurückziehen und per Bahn dem Zugriff der Polizei entkommen können. Außerdem möchte man skandalöse Bilder von Fahrgäste eingasenden und Bahnarbeiter verprügelden Sondereinheiten vermeiden, die regelmässig in die U-Bahn Gas- und Schockgranaten schiessen.
Gesperrt wurde ab 12.00 Uhr die Metrostation Panepistimo, ab 13.00 Uhr die Metrostation am Syntagma-Platz und ab 15.00 Uhr die Stationen Evangelismos und Megaron Moussikis, wo der Protestmarsch auch enden wird.
Von den Straßensperrungen betroffen sind die Patission Avenue, die Straßen um den Omonia-Platz, die Stadiou und die Vassilissis Sofias, an der sich die US-Botschaft befindet, sowie die jeweils angrenzenden Straßenzüge. Von der Polizei bewacht werden zudem Ministerien, das Parlament, Botschaften und Universitäten.
Das Zentrum von Thessaloniki ist heute ab 14.30 Uhr für Kraftfahrer ebenfalls gesperrt. Zentrale Verkehrsadern wie etwa die Egnatia, die Ethnikis Amynis, Tsimiski, 3. Septemvriou und Gr. Lambraki werden nicht passierbar sein. Die Busse werden auf alternative Strecken umgeleitet.



Protest gegen Abschaffung des Universitätsasyls

30 Studenten haben heute Vormittag den Professor des Polytechnikums von Kreta, Ioakim Gryspolakis, mit Eiern beworfen. Hintergrund dürfte gewesen sein, dass sich dieser mit den neuen Maßnahmen für das Bildungssystem einverstanden erklärte. Dazu gehört u. a. auch, dass das Universitätsasyl abgeschafft wird. Seit es zu dem blutigen Aufstand der Studenten im Jahr 1973 gegen die damalige Militärjunta gekommen ist, ist es Polizisten untersagt, auf das Gelände der Universitäten vorzudringen oder dort in irgendeiner Form einzuschreiten. Während der Aufstände im Dezember 2008 hatten sich zum Beispiel Anarchisten in das Gelände des Athener Polytechnikums zurückgezogen und dort Brandbomben hergestellt, mit denen sie von dort aus die Polizei angriffen.



Linkspolitiker: Banken sollen bezahlen

Gegen 10.00 Uhr legte heute Vormittag der Fraktionsvorsitzende der Linksallianz Syriza, Alexis Tsipras, gemeinsam dem stellvertretenden Vorsitzenden der deutschen Partei „Die Linke", Klaus Ernst, im Polytechnikum einen Ehrenkranz nieder. Tsipras sagte in einer kurzen Ansprache, der Aufstand des 17. November 1973 beweise, dass „die Völker gewinnen können, wenn sie wollen". Ernst machte darauf aufmerksam, dass sich Die Linke als „Verbündeter und Unterstützer" betrachte. Seiner Ansicht nach müssten die Banken und das Bankensystem für die Krise bezahlen sollen, und nicht die Bürger.



Bildungsministerin legt keinen Kranz nieder

Bildungsministerin Anna Diamantopoulou hatte bereits am Mittwoch angekündigt, dass sie an den Feierlichkeiten am 17. November nicht teilnehmen werde und dass sie auch keinen Blumenkranz niederlegen werde. Ihre Entscheidung begründete sie damit, dass es keine Bedeutung habe, wenn so etwas in Anwesenheit der Polizei und politischer Vertreter geschehe. Ihrer Ansicht nach sei es eine Verpflichtung, „den wahren Grund und das Symbol des Polytechnikums" zu schützen.
Bezogen war dies offenbar auf die alljährlichen gewaltsamen "Provokationen", die Jahr für Jahr von kleinen "autonomen" Gruppierungen durchgeführt werden. Ein weiterer Anlass für die Feststellungen der Ministerin waren auch Zwischenfälle zwischen Mitglieder zweier Studentenparteien am Mittwoch vor dem Polytechnikum: Mitglieder einer linksextremen Partei hatten Mitgliedern der PASOK-Jugend (Pasp) den Zutritt zum Gelände verweigert.
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Ergänzungen

der 17. November 1973 und 1985

R.i.P 17.11.2011 - 19:24
Chronik des Anfangs vom Ende der Militärjunta:
 http://de.contrainfo.espiv.net/2010/11/20/athen-17-november-1973-eine-chronik-des-polytechnikum-aufstandes/


 http://eng.anarchopedia.org/Michalis_Kaltezas
Der 15-jährige Michalis Kaltezas wurde am 17. November 1985, während der Demonstration in Gedenken an die blutige Niederschlagung des Athener Polytechnikumaufstands 1973, in Exarchia von einem Polizisten mit einem Schuss in den Hinterkopf aus einer Distanz von 20 Metern ermordet.

Randale in Milano, Torino, Napoli, Roma...

etc. 17.11.2011 - 19:32

Wachhaus vor EU-Botschaft

abgefackelt 17.11.2011 - 19:36
 http://www.deutsche-mittelstands-nachrichten.de/2011/11/32555/
Nachdem Hellas nur noch mit Öl aus dem Iran beliefert wird, bricht jetzt Import/Export zusammen:
 http://www.deutsche-mittelstands-nachrichten.de/2011/11/32160/

Wieder ein Toter?

OP 17.11.2011 - 21:41
Nachdem das letzte Mal Stalinisten Demonstranten von 3 Meter hohen Kollonaden in die Intensivstation geprügelt hatten, durfte diesmal wieder das Motorradbullenpack ran: Beide Beine gebrochen, schwere Kopfverletzung, Zusammenstösse vorm Krankenhaus:
 http://www.occupiedlondon.org/blog/2011/11/17/reports-of-seriously-injured-demonstrator-in-todays-demo-in-athens/

Fähren eingestellt?

ecowatch 18.11.2011 - 01:17
Bei den beiden großen Fährgesellschaften ANEK und MINOAN die Griechenland via Italien mit Europas verbinden kann man nur noch Tickets mit Abfahrten bis spätestens Mitte Januar 2012 kaufen. Was passiert danach? Vermutlich ist die Verbindung danach derart unsicher, dass die Gesellschften jetzt noch keine Fahrplanauskünfte/Tiecketverkäufe anbieten wollen. Die Krise nimmt ihren Lauf...

Hintergründe

Danke an den dt. Klassenkampf 18.11.2011 - 07:51

Am 22. Luxemburg dichtmachen, umzingeln und

umliegende Flughäfen besetzen 18.11.2011 - 07:54

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