Greifswald: Die kleinen und großen Lügen des Marcus G.

Kombinat Fortschritt 14.11.2011 14:49 Themen: Antifa
Frei nach dem Motto „Jetzt spricht das Opfer“ hat sich Marcus G. via Webmoritz zur Wort gemeldet. Nach dem Outing tritt er nun die Flucht nach vorne an. Natürlich sei er „schon national“ eingestellt, aber irgendwelche Extremismusvorwürfe seitens der Antifa weise er streng zurück. Ist also alles nur ein großes Missverständnis? Ist Marcus G. nur ein harmloser junger Mann, der vielleicht eine Minderheitenmeinung vertritt, aber sonst niemandem schadet? Haben die Greifswalder Antifaschisten übertrieben? Schauen wir uns doch zu Beginn die Stellungnahme (PDF) von Marcus mal im Detail an...
„Im Gegensatz zum flüchtigen Zeitgeist stehe ich der Globalisierung sehr kritisch gegenüber. Stattdessen sehe ich Begriffe wie Volk und Heimat als zentrale Werte in meinem Leben.“

Wir haben hiermit zur Kenntnis genommen, dass er den Prozess der Globalisierung ablehnt, da dies anscheinend einen negativen Einfluss auf seine zentralen Werte „Volk“ und „Heimat“ hat.Er ist mithin keiner von den zahlreichen Globalisierungskritikern, die sich gegen Lohn-, Umweltschutz- und Sozialdumping aussprechen und für eine bessere Kontrolle der Finanzmärkte plädieren, sondern er gehört zu denjenigen die das „deutsches Volk“ und den „deutschen Raum“ den Mechanismen einer zunehmend verflochtenen Weltwirtschaft entziehen wollen. Man kann diesen wirtschaftspolitischen Amoklauf belächeln, weil nicht nur die Antifa das besser weiß. Somit bleibt dann nur ein armer Verwirrter übrig, der untaugliche Lösungsvorschläge für ein nicht vorhandenes Problem entwirft. Denn Nation und Volk sind bekanntlich Konstrukte, sie existieren nur in den Köpfen der Menschen.Folglich können sie auch keinen Schaden nehmen wie Omas Kaffeetasse, wenn sie aus dem Regal fällt. Die Vorstellungen darüber wer Mitglied einer Gesellschaft ist, kann sich allerdings wandeln, wie man trotz allem Widerstand der Konservativen selbst an der Entwicklung des deutschen Rechts ablesen kann. Welch traurigen Eindruck das Weltbild des Marcus G. angesichts dieser Wandlungen auch macht, ändern wird er sie doch nicht. Auch in anderer Hinsicht mag sich die Frage stellen wieso Grund zur Panik bestehen sollte, schließlich schreibt er über sich selbst:

„Ich distanziere mich von jeglicher physischer und psychischer Gewalt – mit Ausnahme des Notwehrparagraphen – und bekenne mich zum rechtsstaatlichen Prinzip.“

In dem Outing wurde Marcus G. beschuldigt Mitglied der ehemaligen Kameradschaft „KS-Tor“ gewesen zu sein. Mit keiner Silbe geht Marcus G. auf diesen Punkt ein und auch Webmoritz lässt diese Selbstbeschreibung unkommentiert stehen. Und dies, wie bereits Fleischervorstadtblog bemerkte, ausgerechnet am 9. November. Angebrachter wäre es gewesen kritisch nachzufragen. Und Marcus G. vielleicht folgende Fragen zu stellen.

1.) Warst du in Vergangenheit Mitglied bei der KS-Tor, wie immer wieder behauptet wird oder nicht?

2.) Distanzierst du dich von dem Gedankengut der KS-Tor, die nach Feststellung in einem rechtsstaatliche Verfahren: Adolf Hitler, Rudolf Hess sowie Horst Wessel glorifizierte, eine antisemitische Einstellung hatte, aggressiv fremdenfeindlich auftrat, nach Auffassung des zuständigen Oberlandesgerichtes eine dem Nationalsozialismus wesensverwandte Ausrichtung hatte und eben kein harmloser Diskutier- und Selbsthilfeverein war, sondern sich gegen die verfassungsgemäße Ordnung1 richtete?

Es wäre sicher interessant wie Marcus G. seine etwas zurückliegende Vergangenheit beurteilt. Vielleicht handelt es sich um eine Jugendsünde?

Zweifel wären aber angedacht. Wieso taucht Marcus G. dann immer wieder bei Demonstrationen von Nazis auf. Und dies nicht als zufälliger Gast, sondern in Funktion bei der Durchführung der Veranstaltung? Hat sich Marcus G. eigentlich auch von Michael Grewe distanziert, jenem verurteilten Schläger?
Er war ein Nazi und er ist ein Nazi. Mag sein, dass der RCDS und Webmoritz solche Einstellungen für harmlos und für kompatibel mit dem universitären Geist halten, der 73 Jahre nach der Reichspogromnacht durch die Flure der alma mater wehen sollte. Es ist zu hoffen, dass dies seitens der Studentenschaft anders gesehen wird.

P.S: In Greifswald läuft zur Zeit eine ganze Menge! Am 10.12 findet in der Hansestadt eine Antifa-Demo unter dem Motto ,,Zieht euch warm an" statt. Eine Woche vorher, am 3.12, findet zudem ein Konzert mit den Bands "Feine Sahne Fischfilet" und "My Terror" statt, bei dem es vorher nochmal einen letzten Infovortrag- und ein Infoupdate zur Demo geben wird.

Auch in eurer Nähe wird es sicherlich einen Mobivortrag geben.
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Ergänzungen