11.11 Warschau - FAQ zum Aufmarsch

db.assel 04.11.2011 11:57 Themen: Antifa Antirassismus

Als ein Land, dass tatsächlich im Großen und Ganzen nur Opfer des Krieges war, haben es in Polen die Rechtsextremen vergleichsweise leicht, ihre nationalistische Ideologie zu verbreiten. In Deutschland genügt es Hitler zu sagen, um jedem klar zu machen, wohin Nationalismus und Rassismus führen können. In Polen sieht das anders aus: Die polnischen Rechtsextremen orientieren sich nicht am deutschen NS (wär auch schön blöd, wobei es sicherlich genug gibt, die es trotzdem tun), sondern sie orientieren sich am italienischen Faschismus, und geben sich als Beschützer ihrer Nation vor den Deutschen und vor der ganzen Welt, aus. Seit vielen Jahren marschieren sie am 11.November, dem Nationalfeiertag in Polen, auf um zu zeigen wie dämlich sie sind.#


Seit einigen Jahren wächst jedoch der Widerstand, so konnte 2010 durch Blockaden erstmals verhindert werden, dass die Faschisten durch die Hauptstadt ziehen.


Der offizielle Aufruf auf Deutsch.



Artikel über den Aufmarsch auf deutschen Antifaseiten: Indymedia, AAGWeimar, Inforadio Jena (Freitagabend 4.11. eine Sendung zum Thema.), Publikative.org, Junge Welt, Indy 2010,

Video von der Blockade des Aufmarsches am 11. November 2010:


FAQ von der offiziellen Website (Von uns übersetzt und bearbeitet):

Was ist das Bündnis 11. November?
Das Bündnis11. November ist eine Initiative, die die verschiedenen Gruppen, die sich gegen Nationalismus, Rassismus und alle Formen des Faschismus und die Demonstration am 11. November, gegründet haben, vereinen soll.

11. November Warum?
Wie jedes Jahr planen Nationalisten und Neofaschisten aus verschiedenen Organisationen am 11. November durch die Straßen von Warschau zu marschieren. Wir wollen nicht, dass die Anhänger der fremdenfeindlichen und rassistischen Ideologien, die offen ihre faschistische Haltung präsentieren, wieder durch die Hauptstadt laufen können. Am 11. November planen wir eine Demonstration auf der Aufmarschroute. Wir wollen die Nazis wie schon 2010 physisch blockieren, unter Wahrnehmung unserer Bürgerrechte.

Ist diese Blockade legitim und legal? Wer wird daran beteiligt sein?
Wir planen eine angemeldete legale Demonstration, und laden alle ein daran teilzunehmen. Wir wollen soviele Gruppen, die sich gegen die Diskriminierung von Menschen, gegen Rassismus und Nationalismus engagieren wie möglich, aber wir wollen auch ganz normalen Bürgern die Möglichkeit geben sich den Faschisten entgegen zu stellen. Wahrscheinlich werden die meisten Gegendemonstranten aus Warschau kommen, aber wir erwarten auch viele Gäste aus anderen Städten und anderen Ländern. Kurz gesagt, alle, die sich gegen die Aktionen der extremen Rechten stellen wollen. Von Jahr zu Jahr wächst die antifaschistische Demonstration, wächst der Kreis der Personen, die sich gegen die Faschisten stellen, darunter auch viele ältere Menschen, die den Faschismus noch miterleben mussten. Wichtig ist auch die Teilnahme von jungen Menschen, die manchmal einzige Waffe in einer demokratischen Gesellschaft, in der die Eltern dem Geschehen nur passiv gegenüber stehen.

Wie sicher ist die Teilnahme für die Gegendemonstranten?
Wir bereiten die Menschen hier darauf vor, indem wir ihnen die Möglichkeit zeigen wollen, legal und sicher zu blockieren. Aber wir können natürlich keine Garantie für die Friedlichkeit der Faschisten übernehmen, schließlich zeigt die Erfahrung, dass deren Demonstration oftmals nicht friedlich verläuft. Organisatorische Details werden auf unserer Website www.11listopada.org erscheinen.

Inwiefern sind politische Parteien Teil des Bündnisses?
Wir lehnen die Zusammenarbeit mit Parteien nicht grundsätzlich ab. Das Problem des Faschismus sollte ein breites Spektrum von politischen und ideologischen Gruppen vereinen. Nur spezifisch antifaschistische Gruppen zur Demo einzuladen wäre unfair gegenüber all den anderen, die sich durch die Faschisten bedroht und gestört fühlen. Wir haben daher ein Bündnis, dass die sehr unterschiedlichen Organisationen vereint. Derzeit sind unter den Mitgliedern des Bündnisses, unter anderem Boyówki Feminist, der anarchistische Bund Rozbrat aus Poznan die Stiftung für Autonomie, die MaMa-Stiftung, die Stiftung Trans! Fusion, die Kampagne für Solidarität mit den Palästinensern, die Queer-Organisation Lambda-Warschau, die jüdische Jugendorganisation, die Initiative gegen Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit Open Republic, Workers 'Democracy, die Aktion radikale Solidarität, Rhythms of Resistance, die Jungsozialisten, die antifaschistische Aktion in Warschau. Es kommen immer mehr Gruppen hinzu: für eine aktuelle Liste aller beteiligten Gruppen schaut auf www.11listopada.org nach.

Ist das Bündnis im weitesten Sinne als "links" zu bezeichnen?
Was uns verbindet ist der Wille gegen den Aufmarsch aus nationalistischen Kreisen vorzugehen. Nationalistische Parteien und Organisationen wie Youth, National Radikales Lager (ONR) oder Nationale Wiedergeburt Polens (NOP), zusammen mit neofaschistischen Gruppen, benutzen den polnischen Nationalfeiertag (der Unabhängigkeitstag) um ihre nationalistische, fremdenfeindliche, rassistische und antisemitische Propaganda zu verbreiten. Dagegen wollen wir uns stellen!.

Die Teilnehmer des Bündnisses 11. November haben unterschiedliche Motivationen sich den Neofaschisten zu widersetzen. Die Ermordung von Maxwell Itoya durch die polnische Polizei, die restriktive Politik gegenüber Migranten, die Homophobie, der Rassismus, Islamfeindlichkeit und Antisemitismus, sowie die offizielle Duldung der Besetzung palästinensischer Grenzgebiete - das sind nur einige der Phänomene, die der nationalistischen Ideologie entstammen, und gegen die wir uns positionieren wollen . Wer die einzelnen Beweggründe der Organisationen wissen möchte, sich an unserem Bündnis zu beteiligen, kann diese hier nachlesen:: http://www.11listopada.org/node/6.

Was sind die Aktivitäten von neofaschistischen Kreisen in Polen? Was kennzeichnet sie?
Charakteristisch ist der Aufruf zum blinden Gehorsam gegenüber der Autorität, Einschränkungen der Freiheit des Einzelnen, eine Ideologie von einer geschlossenen nationalen Gemeinschaft, Hierarchie und Militarismus, Anti-Amerikanismus und Antizionismus. All das lässt sich in den Programmen der Faschisten finden. Gleichzeitig ist diese Bewegung tief gespalten: Von nationalistischen Katholiken bis zum Neonazi-Heidentum.

An den Märschen der außerparlamentarischen Gruppen ONR (National Radikales Lager) und NOP (Nationale Wiedergeburt Polens) nehmen Neonazi-Milizen, wie Blood & Honour oder Combat18 teil. Alle diese Gruppen rufen homophobe und antisemitischen Parolen während ihrer Aufmärsche, rufen zur Gewalt gegen Menschen anderer Hautfarbe, Herkunft, sexueller Orientierung oder Weltanschauung, sowie gegen Obdachlose auf..

Was zieht die Menschen, die faschistischen Bewegungen?
Es gibt viele Gründe: Einer von ihnen mag die Unsicherheit in der heutigen Zeit sein, bei der der Nationalismus und Faschismus ein falsches Gefühl der Sicherheit bietet, dass der Faschismus durch die Teilnahme an einer stark hierarchischen Gesellschaft produziert. Menschen, die zusammen mit dem kapitalistischen Umbruch die Chance verloren, ein menschenwürdiges Leben zu führen, zeigt der Faschismus einen angeblichen Sündenbock. Er tut dies unter Berufung auf Stereotypen und weit verbreitete oft nur unterbewusste Vorurteile. Mangelnde Perspektive erzeugt Frustration, Angst, Wut, und diese wiederum führt zur Ausbildung und Verfestigung faschistischer Strukturen.

Was charakterisiertdie antifaschistische Bewegung in Polen?
Antifaschistische Bewegung in Polen arbeitet auf verschiedenen Ebenen. Sie ergreifen Maßnahmen auf lokaler Ebene (Konzerte, Flugblätter, Filme, Tagungen), aber auch auf nationaler Ebene (zB kontrmanifestacja 11. November). Aktive antifaschistische Zentren in Polen sind Olsztyn, Poznan, Torun und Bialystok.

Besonders die Bewegung in Bialystok gewinnt an Dynamik. Spontan unterstützen sie mehr und mehr Menschen. Immermehr Menschen beschäftigen sich mit diesen Themen. Die antifaschistische Bewegung in Polen hat großes Potenzial, auch wegen der Art der polnischen Geschichte. Aufgrund dieser Geschichte drücken immermehr Menschen ihren Widerstand gegen Faschismus und Nationalismus aus, und sympathisieren mit zeitgenössischen Opfern des Faschismus.

Wirken Polizei und Regierung dem Neofaschismus aktiv entgegen?
Vor allem die Behörden und die Polizei sollten die neo-faschistische und nationalistische Bewegungen nicht indirekt unterstützen, wie es in den letzten Jahren der Fall war. Im Jahr 2009, während des Aufmarsches wurden Antifaschisten provoziert und beleidigt. Es gibt bekannte Fälle von Behinderung der Ermittlungen durch die Polizei, in Fällen der Förderung des Faschismus. Ein skandalöser Fall war am 11. November 2009, das Heben der Hände zum Hitlergruß am Denkmal von Roman Dmowski.

Wir erwarten, dass der Staat sich in keinster Weise mit diesen Bewegungen arrangiert, oder sie gar unterstützt, sondern die Menschen für den Kampf gegen den Faschismus sensibilisiert. Wir sind besorgt über die Passivität der europäischen Gesellschaften bezüglich des Anstieges von Intoleranz und Fremdenfeindlichkeit.

Warum werden Naziaufmärsche offen von Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens unterstützt?
Die Unterstützung dieser Märsche in der Öffentlichkeit ist so gering wie ihre Unterstützung in der Gemeinde. Allerdings bedeutet dies nicht, dass es harmlos wäre. Sie brauchen in Polen niemanden zu erklären, was der Hitlergruß bedeutet, es ist bekannt, dass er Zeichen der Neofaschisten, oder wie sie sich nenen, der wahren Patrioten, ist . Die Unterstützung des Aufmarsches am 11. November ist eine zynische Förderung von Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Antisemitismus und seine Unterstützer sind für uns keine Authoritäten. Außerdem ist die Unterstützung nicht wirklich konsequent, so verließ, zum Beispiel, Marek Jurek (der Führer der Rechten der Republik) das Aufmarschbündnis und distanziert sich von der ONR (Nationalradikales Lager).

Was ist die Anti-Faschismus-Woche?
Die Anti-Faschismus-Woche ist eine Reihe von Veranstaltungen, die zwischen dem 4. und dem 10. November stattfinden. Es gibt Konzerte, Diskussionen, Filmvorführungen, Gespräche mit antifaschistischen Aktivisten und Gruppen und Zusammenkünfte. Es wird eine Konferenz stattfinden. Alle diese Ereignisse sind so ausgelegt, nicht nur die breiteren Erscheinungsformen des Neofaschismus  zu analysieren, sondern vor allem die besten Methoden zur Verhinderung und Bekämpfung herauszuarbeiten. Der Höhepunkt dieser Woche wird die Blockade des Aufmarsches am 11.11.11 in Warschau sein.

Anmerkungen unserseits zu Besonderheiten in Polen:
1. Polnische Faschisten sind meistens keine Nazis, sondern am italienischen Faschismus orientierte Nationalisten, die panische Angst davor haben, dass ihr Land wieder von den Deutschen überfallen wird. Dennoch sind auch Symboliken gegen das Hakenkreuz verbreitet, ob diese aber auch gegen die Faschisten und Nationalisten passen, die hier marschieren werden, ist nicht sicher. Auch Sprüche gegen das Land Polen, das Verbrennen polnischer Flaggen usw. ist nicht unbedingt gerne gesehen, da Polen im Großen und Ganzen nunmal nicht Täter sondern Opfer war. Gerade durch deutsche Gäste wären derartige antinationale Gesten sicherlich unangebracht.
2. Kommunismus ist in Polen unter den radikalen Linken nicht besonders beliebt, schließlich war Polen, viel mehr noch als die DDR, vom Stalinismus und dem "alles nach Russland verschicken"-Sowjet-Kommunismus betroffen. Außerdem hat gerade die Sowjetunion, neben dem Angriff auf Polen als Teil des Hitler-Stalin Paktes, das Land während des Krieges und seiner Befreiung eher wie einen Feind als wie einen Freund behandelt. Nach diesen Erfahrungen wird in Polen der Kommunismus eher mit Diktatur assoziiert als mit schönem Leben, die explizite Trennung zwischen real existierendem Kommunismus und der kommunistischen Ideologie findet auch innerhalb der Linken oftmals so nicht statt. Ihr braucht euch also nicht wundern, wenn ihr bei den Gegendemonstranten Symbole wie dieses hier seht: (Link), sie meinen es anders, als wenn bei uns solche Symbole gezeigt werden. Viel besser fahrt ihr mit Anarchismus, der ist innerhalb der polnischen Antifa durchaus beliebt.

Wenn ihr euch ein Bild über die Antifa in Polen machen wollt, hier mal ein paar Antifa-Seiten:
http://antifa.bzzz.net/site/index.php?option=com_content&task=view&id=128&Itemid=72
http://antifa-wildeast-blog.tk/
http://cia.media.pl/mala_akcja_antyfaszystowska_w_warszawie
http://www.rozbrat.org/publicystyka/aktywizm/588-calosciowe-sprawozdanie-z-akcji-antyfaszystowskich-w-warszawie-11-11-09
http://www.anarchista.org/node/420

Auch in Deutschland gab es schon spezielle Infoveranstaltungen zu den polnischen Verhältnissen:
Nazis in Polen

Quelle: dbasozial.blogsport.de

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Ergänzungen

Reisegruppen

Berlin 05.11.2011 - 13:47
Es gibt Reisegruppen aus Berlin, nur wurden die bisher nicht veröffentlicht.

Vlt können ja gut organisierte Gruppen (ARAB oder ALF z.B.) noch was auf die Beine stellen, für Leute gerne hin möchten, denen aber Mitreisende fehlen.

Nur zu 3-4 würde ich besser nicht nach Warschau fahren!

Aber quatscht doch einfach mal Leute an, es ist nicht so dass es in Berlin + Umland keine Genossen gäbe die mit wollen.

Oder am besten selbst einen Treffpunkt organisieren.

Arsch hoch!

Es gibt keine Rassisten in Polen

Zbigniew Lisiecki 10.11.2011 - 22:10
Es ist unverkennbar, dass einige Provokateure indymedia Deutschland irre gefuehrt haben. Der Feiertag 11 November betrifft in Polen die Erlangung der Unabhaenginkeit nach 125 Jahren Fremdherrschaft. (siehe  http://de.wikipedia.org/wiki/Zweite_Polnische_Republik ) Dies war kein Akt des Rassismus ! Faerht hin als Freunde und nicht als Feinde und ueberzeugt Euch. Die Informationsquelle fuer die 11 Nov.Veranstaltung sind keine Antifa-Polen Seiten, sondern  http://marszniepodleglosci.pl - die originelle Seite des Veranstaltervereins - leider bisher nicht auf deutsch. Der Autor dieser Ergaenzung wohnt in Warschau.

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Aha, aha, aha.......

RIB 04.11.2011 - 13:19
"Als ein Land, dass tatsächlich im Großen und Ganzen nur Opfer des Krieges war"

Waren die Polen auch Opfer als sie die 340 Juden in Jedwabne in eine Synagoge getrieben und angezündet haben???

Organisierte Hinreisen?

asd 04.11.2011 - 13:26
Ja gibt es denn auch mehr als die Aufrufe? Irgendwelche organisierten Hin- und Rückreisen?
Ich meine, natürlich kann sich jede Gruppe ihre eigenen Zugverbindungen raussuchen. Aber erstens ist das sehr unsicher, zweitens - naja sol läuft halt keine wirksame Mobilisierung.

im großem und ganzem

ant 04.11.2011 - 15:13
@RIP
ich denke die vormlierung "im großem und ganzem" beinhaltet deinen hinweiß.
die formulierung, zugegeben, ist nicht glücklich

.öcs-

alerta 04.11.2011 - 15:19
genau wie deutschland im großen und ganzen täter war, obwohl es natürlich auch viele deutsche gab die sich gegen die faschisten gewehrt haben.

besser wäre wohl gewesen: überwiegend

ABER NOCHMAL: GIBT ES REISEGRUPPEN (speziell für Berlin)? Ich werd sicher nicht mit 3-4 Leuten da hin fahren! Gibts irgendnen Treffpunkt und ne Zeit wo man mitfahren könnte, oder fährt niemand da hin?

das rechnet sich dann gegenseitig

ant 05.11.2011 - 00:35
@Jihaaaaaaaaaaaaaa!
verstehe deine "antwort" nicht
das rechnet sich dann gegenseitig auf ? oder wie

verstehe deinen hinweiß nicht.

nicht hinfahren

übeltäter unerwünscht 10.11.2011 - 20:21
das letzte was die polen brauchen ist, ein paar durchgeknallte möchtegern-kommunisten die randale machen.

naja wers nicht lassen kann, viel spass