Uni Greifswald: Nachhilfe in Sachen Neonazi

Greifswalder Student_in 01.11.2011 21:35 Themen: Antifa
Wer bisher immer dachte Einführungsveranstaltungen in das Fachgebiet der Politikwissenschaft seien eher dröge Vorlesungen, die man über sich ergehen lassen muss, um dann in die richtigen Veranstaltungen zu kommen, wurde heute eines besseren belehrt. Denn im Hörsaal 05 wurde vorgeführt, wie Politik auch sein kann. Und so haben die Studierenden auch heute etwas gelernt. Nota bene: Zwei Dutzend Kostümierte + Konfetti + Flyer + „Nazi“-Schilder + ein eingeschnappter Nazikader = geouteter Nazi.
Früher, da war Marcus G. einmal einer der führenden Köpfe der mittlerweile verbotenen Neonazikameradschaft „KS – Tor“ in Berlin. Dann kam er nach Greifswald und blieb trotz seiner notorischen Paranoia lange Zeit relativ unbehelligt. Heute dagegen saß Marcus eher bedröppelt in der Vorlesung. Kein Wunder: es ist mit Sicherheit wenig angenehm vor 200 Mitstudierenden so in die Öffentlichkeit gezogen zu werden.

Doch wer unbedingt der so genannten „Volksgemeinschaft“ wieder zum Durchbruch verhelfen will, wer einer Ideologie anhängt, die die Freiheitsrechte eines jeden Einzelnen in der „Volksgemeinschaft“ auflösen will, wer sich noch dazu mit persönlichem Engagement in einer gewalttätigen Neonazigruppe einbrachte, die zum Vorreiter, der als besonders gewaltbereit geltenden „autonomen Nationalisten“ bundesweit wurde, kann wohl kaum den Anspruch erheben, nach seinem gescheiterten Jurastudium auch noch in aller Unauffälligkeit Politik zu studieren.

Außer vielleicht Marcus G., der es vorzog sich in seinen Stuhl und seinem Kapuzenpullover zu verkriechen und mit ausgestrecktem Mittelfinger zu verharren (Ging der deutsche Gruß nicht irgendwie anders?), sahen das die meisten Student_innen wohl ebenso. Am Ende kam sogar stellenweise Beifall auf, als die Antifaschist_innen den Hörsaal ohne besondere Zwischenfälle wieder verließen. Auch in der Mensa war das Outing an vielen Tischen das Gesprächsthema Nummer eins. Neonazis hatten in der Vergangenheit immer wieder versucht sich bei den Studierenden anzubiedern.

Für Marcus G., der sich in seiner Freizeit auch gerne als Anti-Antifa-Aktivist betätigt, scheinen die Zeiten ungemütlicher zu werden. Am 10.12. findet in Greifswald eine Demonstration aus dem antifaschistischen Spektrum statt, bei der auch die hiesige Neonaziszene thematisiert werden soll. Insofern wird G. wohl in der Zukunft noch des öfteren Unigespräch sein.

In Greifswald war es in den letzten Monaten zu einer regelrechten Welle von Neonaziangriffen gekommen. So wurde versucht im Vorfeld der erfolgreichen Blockaden einer Neonazi-Demonstration am Ersten Mai zwei alternative Zentren in Brand zu setzen. Auch wurden Gewerkschafter_innen von einem Neonazimob gejagt und in einem Studierendenwohnheim bei rechten Ausschreitungen ein Fenster zerstört.

Kommiliton_innen können nun mit den zusätzlichen Informationen eine gut fundierte Entscheidung treffen, ob es beispielsweise notwendig ist mit einem Neonazi einen Vortrag auszuarbeiten oder sich auch nur mit ihm zu unterhalten.

Ein Video von der Aktion gibt es hier zu sehen...
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Ergänzungen

Infos zur Demo

Mensch 01.11.2011 - 22:14
Weitreichende Informationen zur Antifa-Demo am 10.12. in Greifswald, und weiteren antifaschistische Aktionen vor Ort, gibt es unter  http://defiantantifa.wordpress.com/

Weiterhin gibt es Mobiveranstaltungen in folgenden Städten:

Gadebusch | KuT | 03.11.2011 | 19.00 Uhr
Ribnitz-Damgarten | KiTa | 05.11.2011 | 19.00 Uhr
Wismar | Tikozigalpa | 08.11.2011 | 19.00 Uhr
Berlin | Projektraum H48 | 10.11.2011 | 20.00 Uhr
Rostock | Peter Weiss Haus | 11.11.2011 | 19.00 Uhr
Schwerin | Komplex | 17.11.2011
Bremen | G18 | 19.11.2011
Potsdam | APAP | 22.11.2011 | 20.00 Uhr
Hamburg | Rote Flora | 24.11.2011
Neubrandenburg | AJZ | 25.11.2011
Magdeburg | LIZ | 29.11.2011 | 19.00 Uhr
Leipzig | tbc | 30.11.2011
Dresden | AZ Conni | 01.12.2011 | 20.00 Uhr
Hamburg | Hafenvokü | 02.12.2011
Greifswald | IKuWo | 03.12.2011 | 19.00 Uhr

Weiteres zu Marcus Gutsche

Harry 01.11.2011 - 22:20
Pressemitteilung – Neonazi auf städtischem Bündnistreffen

Greifswald, 05. April 2011

Am heutigen Dienstag fand im Greifswalder Rathaus zum zweiten Mal das Treffen unter dem Motto „Greifswald ist bunt – kein Ort für Neonazis“ statt, zu dem die Greifswalder Bürgerschaft und Oberbürgermeister Arthur König geladen hatten. Kurze Zeit nach Beginn kam es zu einer überraschenden Unterbrechung. Der im Saal anwesende Greifswalder Neonazi Marcus Gutsche, der bereits in der vergangenen Woche dem ersten Treffen beiwohnte ohne erkannt zu werden, wurde des Saales verwiesen.

„In Greifswald gehört es zur Strategie der Neonazis auf zivilgesellschaftlichen Veranstaltungen aufzutauchen, um Informationen über lokale Anti-Rechts-Aktivisten zu sammeln“, so Claudia Schneider, Pressesprecherin der Antifaschistischen Aktion Greifswald. Marcus Gutsche ist bereits auf vielen, vor allem von Studierenden organisierten politischen Veranstaltungen anzutreffen gewesen. So ist er bei der Abstimmung zur Namensdebatte der Greifswalder Universität in Erscheinung getreten und lauschte in dem Greifswalder Studierendenclub „Geokeller“, dem von der gewerkschaftlichen Hochschulgruppe DGB Campus Greifswald organisierten Vortrag „Saufen, Schlagen, Seilschaften“ über studentische Verbindungen. Des Weiteren wurde er gleich bei drei Veranstaltungen, die im Zuge der 24-Stundenvorlesung angeboten wurden, gesehen, so zum Beispiel bei der Podiumsdiskussion „Rechtsextremismus – nur ein Phänomen?“, organisiert von den moritz.Medien. „Die auf den Veranstaltungen gesammelten Informationen nutzen die Neonazis unter anderem dazu, Referent_innen und Organisator_innen solcher Vorträge im Internet mit Namen und Fotos öffentlich zu diffamieren“, so Schneider weiter. „Dahinter steckt der Versuch, Menschen, die gegen Neonazis aktiv sind, einzuschüchtern. Insofern ist es ein wichtiges und notwendiges Signal, aktive Neonazis wie Marcus Gutsche von solchen Veranstaltungen auszuschließen.“ Dass Neonazis selbst auf Veranstaltungen des städtischen Protestbündnisses zum 1. Mai auftauchen, zeigt, wie selbstbewusst und sicher sie sich bei ihren Ausspähversuchen fühlen. „Dieser Tendenz muss Einhalt geboten werden. Der heutige Tag war ein wichtiges Zeichen dafür“.

webmo

gryphis 02.11.2011 - 10:42
 http://webmoritz.de/2011/11/02/antirechte-aktivisten-storen-vorlesung/

(der artikel is eher schlecht als recht, aber trackback und so...)

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