BLN: Occupy/Krisen-Proteste 29.10.11

. 30.10.2011 15:40 Themen: Globalisierung Kultur Soziale Kämpfe Weltweit
Gestern kam es zu verschiedensten Formen des Protests im Zentrum der Stadt.
Eine spontane Aktion, aus der 13 Uhr-Demo am Neptunbrunnen heraus das Marx-Engels-Forum zu besetzen um dort Zelte aufzubauen kam deswegen nicht zur Ausführung da die Demo-Strecke nicht öffentlich angekündigt war im Vorhinein. Somit bewegte sich die Demo weg vom Marx-Engels-Forum, um lautstark durch die Tor- und Friedrichstraße zu ziehen und den Banken und Konzernen ihre baldige Enteignung anzukündigen ( http://arab.blogsport.de/2011/10/29/29-oktober-fast-3000-menschen-fordern-occupy-berlin/) . Unter massiver Polizeipräsenz wurde die Demo bis zur Ecke Dorotheenstraße/Neustädtische Kirchstraße laufen gelassen, um dort mit mehreren Polizeiketten vom kollektiven Durchfließen zum Bundestag abgehalten zu werden.
Derweil hatte sich ein Teil der Demo, hauptsächlich bestehend aus gut gelaunten Vertretern der 1 %, in die andere Richtung losbewegt direkt Richtung Brandenburger Tor die Parolen skandierten wie: „Weiter wie bisher, war doch nicht so schwer!“ und ein Gebet auf die Huldigung des Profits anstimmten. Dieser Zug der Demo traf auf eine am Brandenburger Tor abgehaltene Meditation für radikale Veränderung und eine Welt wirklichen Friedens. Nach und nach kamen Teilnehmer_innen der Demo hinzu und eine Menschenmenge setzte sich in Richtung Bundestag in Bewegung um dort eine Asamblea mit vielen hundert Leuten abzuhalten. Die Polizei ging dort gezielt gegen alles vor, was als eine Sesshaft-Werdung interpretiert hätte werden können. Die VoKü wurde von der großen Wiese vor dem Reichstag gedrängt und gab ihr Essen dann beim Brandenburger Tor aus, sich auf Matten setzende Menschen wurden aggressiv von Polizist_innen angegangen. Der großen Asamblea tat dies aber keinen Abbruch und es wurden viele gute Beiträge zu den entwürdigenden Lebensverhältnissen der Sprechenden selbst und weltweit gehalten sowie diskutiert, wie der Widerstand ausgeweitet und die Ängste überwunden werden können. Nach einiger Zeit wurde von dem bestehenden Support-Camp in der Klosterstr. 66 berichtet und ein Vorschlag eingebracht, die Asamblea beim ‚neuen‘ Camp fortzusetzen, welches gemeinsam von den Leuten aus dem Support-Camp in der Klosterstr. 66 und den Menschen vom Bundestag auf dem Marx-Engels-Forum aufgebaut werden sollte. Getragen vom Asamblea-Song und Vokü-Unterstützung flutete der Spaziergang lautstark den Pariser Platz am Brandenbuger Tor um in Begleitung von der überrumpelten Polizei die rechte Fahrbahn der Unter den Linden einznehmen. Nach mehreren gescheiterten Versuchen der Polizei, die Menschen auf den Gehweg zu drängen, konnte der Zug ungehindert auf sein Ziel zu laufen. Währenddessen wurde ihn erwartend auf dem Zielort angefangen, ein paar Zelte aufzubauen – wahrscheinlich zu früh.
Denn die Polizei bekam vom Plan Wind und es gelang ihr, ihn in letzter Sekunde zu vereiteln durch Umlenken des Zugs kurz vor Erreichen des Ziels und vorübergehender Beschlagnahmung der Zelte. Der bunte Spaziergang musste kurz vor dem ehemaligen Palast der Republik-Platz nach rechts abbiegen in die Unterwasserstraße, konnte dann wieder nach links um dann wiederum Richtung Süden in die Breite Straße gedrängt zu werden. Am Mühlendamm, von dem aus das Marx-Engels-Forum links gelegen ist, sollten die Menschen auf der rechten Seite laufen doch die Menge durchbrach die leicht bestückte Polizeikette, um zu versuchen, in eine der nächsten Seitenstraßen nach links zum Forum abzubiegen. Es gab einen kleineren und einen größeren Ausbruchversuch. Doch die Polizei drängte mit massivem Einsatz die Menschen in Richtung Klosterstraße, die sich dann spontan am Moltkenmarkt hinsetzten um sich zu einem Konsens über das weitere Vorgehen zu verständigen. Nach einigem Diskutieren und vielen Stimmungsbildern ging ein Teil Richtung Support-Camp in die Klosterstr. 66 und ein anderer zur Marienkirche am Alex, um da die Asamblea abzuschließen. Dort wurde die Unterstützung des Charité-Streiks gutgeheißen und eine Arbeitsgruppe diesbezüglich gegründet. Weiterhin werden nun vor Ort an der Marienkirche Info-Tische aufgebaut, die für Passant_innen am Alex sichtbar sind.
Nach wie vor werden täglich Asambleas um 17 Uhr stattfinden. Erst einmal weiter beim Reichstag, mindestens so lange, bis es einen größeren öffentlichen Ort für ein Camp oder für den Winter ein zentral gelegenes großes Gebäude gibt, wo sich die Menschen dauerhaft aufhalten und versammeln können.

Wenn mehr Menschen, die mit der Organisierung von Protestcamps wie in Heiligendamm Erfahrungen gesammelt haben, mitwirken würden, hätte Berlin wahrscheinlich schon ein Camp wie so viele andere Städte weltweit.

Solidarische Grüße an die Menschen, die heute in Friedrichshain in Aktion treten!
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Ergänzungen

Kein Camp

berliner 30.10.2011 - 16:25
Die Polizei hat wohl die Anordnung von ganz oben bekommen, kein Camp im Regierungsbereich zuzulassen.
Daher ginge das wohl eher an einem anderen Platz, weit genug vom eichstag usw. entfernt.

(Die Roma hat die Polizei zumindest im Görlitzer Park campen lassen.)

im reichstag

tom 30.10.2011 - 17:23
ziel eins camps so nahe wie moeglich am reichstag am besten im reichstag

Kontakte und Infos zu occupyBerlin

Berlin 30.10.2011 - 19:25
Netzwerkknotenpunkt
 http://occupyberlin.info

aktuelle Informationen und Kurzberichte der asambleas
 http://occupyberlin.info/blog/

Pads & AGs zum Mitmachen
 http://occupyberlin.info/blog/index.php/pads-zum-mitmachen/

offener occupyBerlin-Blog
 http://www.alex11.org/


livestream occupyBerlin
 http://occupystreams.org/item/occupy-berlin-germany-castortv

Pad zur Unterstützung des livestreams  http://piratenpad.de/NV9OJoAx1x

livestream-Archiv occupyBerlin seid 15.10.
 http://www.livestream.com/undergroundreports/folder?dirId=7733bcd9-4653-4459-8a23-5886e3ae1532

occupy-livestreams weltweit  http://occupystreams.org/


Beitrag über occupyBerlin mit vielen Infos
 http://de.indymedia.org/2011/10/318817.shtml

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Verstecke die folgenden 4 Kommentare

Bei aller Solidarität

XY 31.10.2011 - 01:29
Ihr vergleicht die Repression gegen euch nicht wirklich mit der Repression gegen Roma?

Lest bitte mal ein Geschichtsbuch!

http://www.uruknet.info/?p=m82714&hd&size=1&l

Paul 31.10.2011 - 08:56

in fhain? ... wohl eher im treptower park...

fhainer_in 31.10.2011 - 14:25
die in aktion tretung in friedrichshain (fhain) soll wohl bedeuten das versucht werden soll ein camp in einen öffentlichen park am spreeufer aufzustellen... na dann friert mal schön.

Kritik an Occupy

Bea 09.11.2011 - 14:31
Occupy – Eine Bewegung zwischen verkürzter Kapitalismuskritik und strukturellem Antisemitismus. Dazu ein Artikel von mir auf:

 http://bea.blogsport.de/2011/11/08/occupy-eine-bewegung-zwischen-verkuerzter-kapitalismuskritik-und-strukturellem-antisemitismus/