Kundgebungen von Nationalisten in Russland

aka berlin 25.10.2011 23:46 Themen: Antifa Antirassismus Weltweit
Kurz vor dem diesjährigen sogenannten „Russischen Marsch“ am 4. November und der Wahl zur Föderalen Duma im Dezember verstärken die Nationalist_innen ihre xenophoben Kampagnen. Am vergangenen Wochenende fanden landesweit Kundgebungen unter dem Motto „Khvatit kormit' Kavkaz“ (Schluß mit der Fütterung von Kaukasier_innen) statt. Außerdem mobilisiert „Russkij Obraz“ (Russische Idee, RO), die „Dvizhenie protiv nelegal'noi immigrazii“ (Bewegung gegen nicht-legale Einwanderung, DPNI) und andere Nationalist_innen zum Gedenken an einen in St. Petersburg getöteten Nazi. Im Zuge der Tötung ruft RO erneut zur Bewaffnung auf.
Eigentlich ist es nichts Neues, daß russische Nazis dazu aufrufen sich selbst zu bewaffnen. Insbesondere Autonome Nationalist_innen von RO und nationalistische Knastaktivist_innen von „Russkij Verdikt“ (Russisches Urteil, RV) forcieren spätestens seit dem Prozess gegen Nikita Tichonov und Evgenija Chasis, die wegen des Mordes an Stanislav Markelov und Anastasija Baburova zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt wurden, eine Kampagne zum massenhaften Ankauf von Waffen.

Die Mobilisierung und Kampagnenfähigkeit der Nazis scheint allerdings sehr gering zu sein. In mindestens vier Städten kamen insgesamt nur einige Hundert Nationalist_innen zu den Kundgebungen der seit Frühjahr 2011 laufenden anti-kaukasischen Kampagne gegen die Subventionierung der südlichen Republiken durch die russische Regierung. In Moskau waren es gerade einmal 300 Menschen, die sich beteiligten. In St. Petersburg kamen lediglich 100 Nationalist_innen, die sich mit Transparenten auf Kadyrow und seine Geburtstagsshow bezogen (an der sich auch zahlreiche semi-prominente westliche Künstler_innen, wie Seal, Vanessa Mae, Hilary Swank usw. beteiligten) sowie an die Tötung eines Nazis und Fan von „Zenit“ erinnerten.

Das heißt, in den beiden größeren Städten waren lediglich 400 Nazis auf der Straße. In Moskau beteiligten sich die üblichen Organisationen. Die Gruppe „Russkoe Obshhestvennoe Dvizhenie“ (Russische gesellschaftliche Bewegung, ROD) war mit Vladimir Tor und Konstantin Krylov gleich mit zwei Vertreter_innen gekommen. Aleksandr Belov Potkin, der ehemalige Chef der verbotenen DPNI, sprach ebenfalls auf der Moskauer Kundgebung. Demushkin, der provokante Schwätzer und bekennende National-Sozialist, war nicht da. Gegen ihn wird aufgrund seiner Äußerungen zum Moskauer „Russischen Marsch“ und insbesondere der Ankündigung diesen auch mit Gewalt durchsetzen zu wollen wegen Volksverhetzung ermittelt.

Landesweit kamen weit weniger Nationalist_innen als in Moskau und St. Petersburg. Es waren lediglich etwas mehr als 100. In Novosibirsk sollen sich nach Angaben der Veranstalter_innen zwar 200 Nationalist_innen versammelt haben. Das Informations- und Analysezentrum "Sova" und andere berichten allerdings eher von 70 Teilnehmer_innen, die sich unter den Parolen „Khvatit kormit' Moskvu“ (Schluß mit der Fütterung von Moskau), „Pkazhem Moskve Sivir'“ (Zeigen wir Moskau Sibirien) und „Khvatit grabit Regiony“ (Schluß mit dem Diebstahl an den Regionen) versammelten. Erwähnenswert ist, daß sich an der Veranstaltung, wie „Sova“ berichtet, neben den üblichen Nationalist_innen auch Mitglieder_innen der vermeintlich sozialdemokratischen Partei „Spravedlivaja Rossija“ (Rechtschaffenes Russland) und des vermeintlich (links-) liberalen und breiten Oppositionsbündnisses „Solidarnost'“ (Solidarität) beteiligten. Vor allem „Solidarnost'“ scheint problemlos an den lokalpatriotischen Diskurs um die „Räuber_innen“ aus Moskau andocken zu können. Die Duma-Wahl schmiedet merkwürdige Bündnisse.

Die anti-kaukasische Kampagne läuft denkbar schlecht. Womöglich macht der multiethnische Staatspatriotismus und pan-eurasische Nationalismus des Vladimir Putin das übliche Mobilisierungspotenzial durch xenophobe Ausgrenzungen zunichte. Die staatliche Repression gegen Organisator_innen des „Russischen Marsches“ sorgt ebenfalls für Schwäche innerhalb des nationalistischen Spektrums. Die Freien und Autonomen Nationalist_innen, wie zum Beispiel RO oder Soprotivlenie, halten sich bisher aus der Mobilisierung zu den landesweiten „Russischen Märsche“ raus. Mal sehen, ob sich diese Zurückhaltung angesichts eines (weiteren) getöteten Nazis ändert.

Quelle Informations- und Analysezentrum "Sova"  http://www.sova-center.ru/
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Ergänzungen

Solidarnost = US-Lakai Kasparow

Juri 26.10.2011 - 10:05
Der Chef von Solidarnost, der ehm. Schachspieler Kasparow, ist jüdischer Abstammung, aber es hindert ihn trotzdem nicht daran mit Neonazis gemeinsame Sache zu machen. Kasparow macht es mit jedem, der gegen Putin ist. Ein Glück, dass dieser belanglose Abschaum in Russland kaum Rückhalt hat. Die TAZ feiert diesen erbärmlichen US-Lakaien ständig als eherenwerten Menschenrechtler und Demokraten. Die deutsche Linke unterstellt Putin und Russland zu unrecht ständig irgendwelchen Rassismus. Zur Abwechslung sollte man hier mal ein Auge auf die liberale Opposition werfen, die kein Problem mit Neonazis hat.


"Wir wollen Protestpotential bündeln", erklärte Kasparow wenige Monate nach dem Kiewer Umsturz gegenüber dem "Stern": "Das Ziel muß sein, (Putins) Regime zu demontieren." Zu diesem von der Ukraine abgeschauten Zweck gründete er seine nächste Organisation, die "Vereinigte Bürgerfront". Mit ihr organisierte er am 30. Oktober 2005 den ersten "Marsch der Unzufriedenen" in Moskau, zu dem freilich nur einige hundert Teilnehmer erschienen. Es hatte Ärger gegeben, denn Kasparow war ein umstrittenes Demonstrationsbündnis mit der Nationalbolschewistischen Partei eingegangen, die nicht nur rechtsextreme Positionen vertrat, sondern im Sommer 2005 offiziell als verfassungsfeindlich eingestuft und verboten worden war.

Wundern kann man sich über das deutsche Lob für derlei Bündnisse mit Rechtsextremen längst nicht mehr. Vergleichbares gab es unter anderem Ende 2004 in der Ukraine. Beobachter von der British Helsinki Human Rights Group waren pikiert, als sie unter den Protagonisten der dortigen "demokratischen Opposition" auf bekennende Antisemiten stießen. Die umstürzlerischen Industriemagnaten um Piotr Poroschenko und Julia Timoschenko, in Kiew unter dem Label "Orange Revolution" vermarktet, hatten sich für ihren Kampf gegen die Regierung traditionell an Deutschland orientierte Milieus ins Boot geholt.

 http://www.konkret-verlage.de/kvv/txt.php?text=putindemontieren&jahr=2007&mon=06

Juri

Chernjak 26.10.2011 - 16:36
Das ist der gute alte Juri, der ständig auf de.indymedia zu beweisen versucht, dass Russland nicht rassistisch/faschistisch ist und der nie ein gutes Haar an zivilgesellschaftlich couragierten Personen lässt.

Ich stehe allen rechtsextremen Gruppen, also auch den Nazbols absolut ablehnend gegenüber, aber ein Verbot durch die russische Regierung ist für mich kein Beweis dafür dass eine Organisation schlecht ist, sondern vielmehr ein Beweis für Russlands Strategie, jeglichen Pluralismus zu unterbinden.

Der Seitenhieb auf die in der Ukraine inhaftierten Oppositionspolitiker gehört gleich mal gar nicht zum Thema und hat auch nichts mit irgendwelchen bekennenden Antisemiten zu tun.

Juri, Juri, wenn Du denkst, Deine "Arbeit" hier bewirkt was, unterliegst Du einem tiefen Irrtum. Lass es einfach.

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