Generalstreik in Griechenland und die KKE

SoL * Sozialistische Linke 20.10.2011 23:35 Themen: Globalisierung Soziale Kämpfe Weltweit

In Griechenland haben diverse Gewerkschaften und alle linken Kräfte angesichts der Verabschiedung weiterer „Sparmaßnahmen“ zu einem 48-stündigen Generalstreik aufgerufen. Es war abzusehen, dass die Beteiligung diesmal immens sein würde. Es wurde sogar von der „Mutter aller Streiks“ gesprochen.

Der erste Tag lief dann auch wie erwartet: Es gab zwei große Demos, eine von der PAME bzw. KKE (die KKE ist die sog. kommunistische Partei Griechenlands und die PAME ihre Gewerkschaft), und eine von allen anderen, von den gelben Gewerkschaften über AnarchistInnen bis zu KommunistInnen. Ab dem Mittag gab es bei den verschiedenen Versuchen, das Parlament zu erreichen, immer wieder Zusammenstöße mit der Polizei. Besonders engagiert zeigten sich hierbei die TaxifahrerInnen, für die sehr viel auf dem Spiel steht. Insgesamt beteiligten sich mehrere Hunderttausend Menschen.

Der zweite Tag verlief lehrreicher. Wie üblich fand zuerst die Demo der PAME/KKE statt. Doch diesmal zog diese nicht wie gewohnt vom Parlamentsplatz ab, sondern bildete mehrere Ketten um das Parlament herum. In ihren Erklärungen sprachen sie davon, das Parlament blockieren und so die für den Nachmittag und Abend geplanten Abstimmungen verhindern zu wollen. Tatsächlich spielten sie die Rolle der Polizei: Sie hinderten Menschen mit Gewalt am Erreichen des Platzes und machten jeden Versuch zunichte, die Abstimmung im Parlament zu be- oder verhindern. Entgegen ihrer Behauptungen waren es Mitglieder der PAME, der KKE und der KNE (der Jugendorganisation der KKE), die andere DemonstrantInnen angriffen. Dies führte schließlich zu Auseinandersetzungen mit AktivistInnen der „I don`t pay“-Bewegung und einigen Hundert AnarchistInnen. Es entwickelte sich eine brutale Straßenschlacht, bei der die AnhängerInnen der KKE alles auffuhren, was sie in der Auseinandersetzung mit der Staatsmacht verdammen: Helme, Vermummung, Knüppel, Steine usw. Mindestens drei DemonstrantInnen sollen von den staatstreuen SchlägerInnen an die Polizei übergeben worden sein. Im weiteren Verlauf solidarisierten sich BasisgewerkschafterInnen, KommunistInnen und verschiedene Linksradikale mit den Angegriffenen, indem sie durch Blockaden die Polizeikräfte davon abhielten, auf Seiten der PAME/KKE zu kämpfen. Nachdem sich die Lage beruhigt hatte, zogen PAME und KKE vom Platz ab. Eine Polizeieinheit übernahm den Schutz des Parlamentes. Wachwechsel in Athen.

Auch wenn der Militanzfetisch einiger griechischer AnarchistInnen nicht unsere Unterstützung hat und wir die Ideologie des Anarchismus ablehnen, so ist das Vorgehen der PAME-Leute nicht nur beschämend, sondern offenbart ihren Charakter.

Noch zu erwähnen ist, dass der 53-jährige Dimitris Kotsaridis, der Mitglied der PAME war und während des Tages an einem Herzinfarkt starb, laut dem offiziellen Krankenhausbericht keine Kopfverletzungen hatte, wie verschiedene bürgerliche Medien behaupteten, um die heutigen Kämpfe zu deligitimieren. Er starb am Tränengas, das die Bullen eingesetzt haben.

Dieser Tag hat vor allem eines vor Augen geführt: die Auseinandersetzung mit Reformismus und Revisionismus ist in Zeiten des Kampfes kein intellektueller Streit zwischen Fraktionen, sondern eine Frage von Sein oder Nichtsein, von Revolution oder Untergang.

Neu ist das nicht und erschüttern tut uns das auch nicht. Am 15. Oktober, dem weltweiten Occupy-Tag, haben sich Leute der COBAS-Gewerkschaft in Rom ähnlich verhalten. Auch hier wurden Militante angegriffen und der Polizei ausgeliefert (vgl. hierzu die Erklärungen von Red Block >>>, Proletari Communisti >>> und Partido dei CARC >>>) Auch beim G8-Gipfel 2009 in L'Aquila haben wir derartige Erfahrungen mit der COBAS gemacht.

They have chosen their side. They should burn with it.“ Dies ist das Fazit eines Kommunisten, der vor Ort kämpfte. Mehr gibt es nicht zu sagen.



Es gibt eine Fotodokumentation, die zeigt wie die Auseinandersetzungen begonnen, es sind die Bilder am Ende des Artikels. Die Website von der wir sie haben findet ihr hier.

Videos von den Kämpfen findet ihr hier, hier und hier.

Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Naja

mh 21.10.2011 - 01:05
also so wie ich das von einem KKE-Bekannten aus Athen erklärt bekommen habe wollten die nicht das Parlament schützen sondern blockieren, und zwar alle Ein- und Ausgänge damit die Politiker nicht zur Abstimmung können bzw. nicht mehr rauskommen. Die Anarchisten hingegen wollten das Parlament stürmen. Somit wurden zwei unterschiedliche Strategien verfolgt und jeder wollte sein Ding durchziehen bis diese Meinungsverschiedenheit in einer Schlägerei ausgeartet ist. Besser wär es gewesen auf der einen Seite zu blockieren und auf der anderen Seite das Parlament zu stürmen, dann hätten beide ihren Spaß gehabt.

Dazu: Kämpfende Kommunisten

Prozess: 24.10. 21.10.2011 - 01:24

Sachlich bleiben!

Gries Issburnt 21.10.2011 - 12:49
Zwar will ich hier nicht Prtei für die PAME ergreifen, die sich sicherlich mehr destruktiv als konstruktiv verhält, aber ich finde die Darstellung PAME und Polizei würden gemeinsame Sache machen und das Parlament beschützen für irreführend.

Der folgende Artikel auf Telepolis gibt hierzu ein paar interessante Hintergründe:
Griechenland: Chronik eines angekündigten Todesfalls
 http://www.heise.de/tp/artikel/35/35741/1.html

der absolute hammer

... 21.10.2011 - 13:23
ist aber die Erklärung der DKP, Bruderpartei der KKE.

Widerholung der Lügengeschichte zum Tode des Bauarbeiters:
"Schon gestern hatten Gruppen von Provokateuren versucht, vor allem die PAME-Kundgebung zu stören. An diesem Nachmittag griffen wieder vermummte Kräfte an, warfen Steine und Brandsätze in die Menge. Dabei wurde ein 53-jähriger Arbeiter getötet."

selbst bei heise.de heißt es dazu:
"Nichtsdestotrotz versuchte sowohl die stalinistisch orientierte Kommunistische Partei Griechenlands (KKE) als auch die an diese angegliederte Gewerkschaft PAME politisches Kapital aus dem Fall zu schlagen. Offen behauptete die Parteisekretärin der KKE, Aleka Papariga, im Parlament: "Es handelt sich um einen geplanten Mord." Papariga sieht "anarchistische, dem Staat nahe stehende Faschisten" als Urheber der Krawalle und Täter des mutmaßlichen Mords an Kotsaridis ... dass Polizeikräfte dem unglücklichen Kotsaridis Tränengasgranaten direkt vor die Füße warfen. Ebenso unbestritten ist, dass die ersten ärztlichen Untersuchungen auf einen Herztod nach Atemlähmung hinweisen. Kotsaridis war, wie bekannt wurde, mit einer Kreislauferkrankung vorbelastet. Der Herzspezialist Ilias Sioros, der im Evangelos Krankenhaus bei der Reanimierung des Toten scheiterte, bestätigte diese Aussagen vor laufender Kamera. Auch die regierungsnahe Presse adaptierte diese Version. Eigentlich müsste es Regierungsgegnern trotz der Trauer freuen, dass der notorisch vollkommen unangemessene Gaseinsatz der Athener Polizei endlich als gesundheitsschädlich manifestiert wird."


Und dann wirds richtig traurig, wenn die DKP resümiert:
"Ein solches Vorgehen – Brandbomben und Steine ... auch gegen Polizisten - ist nicht nur menschenverachtend, sondern dient allein denen, die die Proteste und eine demokratische sowie soziale Wende im Interesse der Mehrheit der Menschen in Griechenland verhindern wollen.
Veränderung braucht aber Mehrheiten. Vor allem das breite Bündnis aller von der Krise betroffenen Menschen und aller linken und fortschrittlichen Kräfte."


Mit der Realität ham sies wohl nich so ...

Bleibt nur noch am Ende ein Zitat des Genossen Stalin: "Erschießt diese Hunde!"

neues aus griechenland

muss ausgefüllt werden 21.10.2011 - 14:11

Erklärung der KKE zu den Auseinandersetzungen

noName 21.10.2011 - 14:41
Erklärung der Kommunistischen Partei Griechenlands zu den Auseinandersetzungen am Syntagma-Platz in Athen | Drucken | E-Mail
Griechenland
Freitag, den 21. Oktober 2011 um 10:55 Uhr

Diesmal haben die mit besonderen Befehlen ausgestatteten organisierten Gruppen und anarchofaschistischen Gruppierungen einen Angriff mit Molotowcocktails, Tränengas, Blendgranaten und Steinen entfesselt, um die große Demonstration der Arbeiter und des Volkes auf dem Syntagma-Platz besonders dort, wo sich die PAME versammelt hatte, aufzulösen. Das Ergebnis dieses Angriffs war der Tod des 53-jährigen PAME-Gewerkschafters Dimitris Kotzaridis, Sekretär der Bauarbeitergewerkschaft im Stadtviertel Vironas. Zudem wurden Dutzende Demonstranten der PAME verletzt.

Der Haß der Vermummten gegen die Arbeiter- und Volksbewegung und die PAME spiegelt die Wut der Kräfte wider, die dem System und der Macht der Bourgeoisie dienen. Die Regierung trägt dafür eine große Verantwortung. Die Operation zur Einschüchterung, Verleumdung und Unterdrückung der Arbeiter- und Volksbewegung wurzelt in staatlichen Strukturen, Zentren und Diensten. Das hat die Geschichte gezeigt, und das zeigt auch dieser jüngste barbarische Mordangriff. Die Vermummten, die Anarcho-Autonomen, Faschisten oder wie auch immer sie sich nennen, haben es übernommen, das umzusetzen, was die Kräfte der Repression, ihre Erpressungen und Bedrohungen nicht erreichen konnten, um das Volk einzuschüchtern und niederzudrücken. Objektiv betrachtet zeigt sich, daß die selben Zentren die provokative mörderische Brandstiftung in der MARFIN-Bank am Tag der der Abstimmung über das Memorandum am 5. Mai 2010 durchgeführt haben.

Ihr Ziel, die Demonstration der PAME zu zerschlagen, ist gescheitert. In der selben Weise müssen die Pläne der Regierung, der Mechanismen des Systems, der Parteien der Plutokratie scheitern, die den Fluss des Gegenangriffs der Arbeiter und des Volkes, der sich beim 48-Stunden-Streik auf die Straßen ergossen hat, einschüchtern und unterdrücken wollen.

Die Kommunistische Partei Griechenlands (KKE) drückt ihre Trauer und ihr Mitgefühl für die Familie von Dimitris Kotzardis aus, der im Kampf für die gerechte Sache der Arbeiterklasse und des Volkes gefallen ist. Sie erklärt ihre Solidarität mit den verletzten Demonstranten und mit allen, die die Arbeiter- und Volksdemonstration gegen die Gruppen von Provokateuren verteidigt haben. Sie ruft das Volk auf, noch entschlossener aufzustehen. Gemeinsam mit der KKE zu kämpfen, sich den Gewerkschaften, der PAME und den anderen radikalen Organisationen anzuschließen, die gegen die volksfeindliche Politik und gegen die Macht der Monopole kämpfen. Dies ist die Kraft der Opposition gegen die Parteien der Plutokratie, gegen die Europäische Union und den IWF. Dies ist die Kraft des Volkes um die barbarischen Maßnahmen, die Gewalt und die Einschüchterung jeder Art durch die Repressionsorgane zurückzuschlagen. Das Volk kann die volksfeindliche Politik und Macht stürzen.

Athen, 20. Oktober 2011
Pressestelle des ZK der KKE (Übersetzung aus dem Spanischen)
 http://www.redglobe.de/europa/griechenland/4689-erklaerung-der-kommunistischen-partei-griechenlands-zu-den-auseinandersetzungen-am-syntagma-platz-in-athen

weiterer artikel

a-funke 21.10.2011 - 19:31
Zu den Vorfällen der autoritär-kommunistischen Gruppen in Griechenland

Anders als bei vergangenen Streiks führte die stalinistische Gewerkschaft PAME gestern keine eigene Demonstration durch. Sie konzentrierte sich zusammen mit der kommunistischen Partei KKE und deren Jugendorganisation KNE darauf das Parlament zu „umzingeln“. Ziel war es angeblich die Zugänge zum Parlament zu blockieren. In Wirklichkeit jedoch spielten sie sich als eine Avant-Garde auf und blockierten allen anderen Demonstranten den Weg vor das Parlament.

Mit Motorradhelmen und Knüppelfahnen bewaffnet bildeten sie Reihen um den vorderen Teil des Parlamentes. Als die Demonstration der Streikenden zum Syntagma-Platz vor dem Parlament kam ließen die Mitglieder der PAME keinen mit anderen Meinungen zum Parlament, wie in diesem Video des Bündnisses „DenPlirono“ (Ich bezahle nicht) ab Minute 5 zu sehen ist:  http://www.youtube XXX .com/watch?v=aOkmUlHRHYk

Es ist klar zu erkennen wie Stalinisten das Parlament beschützen und sich mit der Polizei im Rücken gegen die anderen Demonstranten richten.

Nach einigen Streitgesprächen mit den „Sicherheitskräften“ der Stalinisten kam es zu heftigen Auseinandersetzungen. Anarchisten, Anti-autoritäre und radikale Linke versuchten die Blockade der PAME und KKE zurückzudrängen oder aufzulösen um den Menschen den Zugang direkt vor das Parlament zu öffnen.

Allerdings hatten sich die autoritären Kommunisten zu gut vorbereitet und konnten so auch mit Hilfe der Polizei, welche vom unteren Teil des Syntagma Platzes versuchte die Demonstranten einzukreisen, den Angriff abwehren. Damit hatte die Polizei leichtes Spiel fast alle Demonstranten auf dem Syntagma Platz zu vertreiben. Somit war ein weiterer Protest gegen die Politiker im Parlament und das Sparpaket nicht möglich.

Des weiteren gab es Berichte über Mitglieder der PAME, welche Demonstranten an die Polizei auslieferte. Auch in anderen Städten gab es Übergriffe. In Ioannina attackierten Mitglieder der KNE andere Demonstranten. Ähnliche Szenen gab es in Rethymnona auf Kreta.

Nicht zum ersten Mal zeigen diese Gruppen ihr wahres reaktionäres Gesicht. So gab es beispielsweise 1998 gemeinsame Angriffe der Polizei und der KNE gegen Anti-Autoritäre, Libertäre und Anarchisten in der Stadiou Straße in Athen.
 http://www.youtube XXX .com/watch?v=GTiOb35SSs0

Die PAME, KKE und KNE sind eindeutig kontra-revolutionäre Gruppen. Es ist wichtig sie in dem gleichen Maße zu bekämpfen wie Polizei, Militär, Kapital, Religion und Politik. Diese Gruppen haben auch Kontakte zu deutschen Organisationen wie der DKP, welche nun Lügen verbreitet um den lächerlichen Versuch der autoritären Kommunisten zu verherrlichen und sie sogar noch als Opfer darzustellen.

Der Kampf für eine befreite Gesellschaft ist auch der Kampf gegen anti-emanzipatorische Kräfte. Die Geschichte hat mehrfach gezeigt, dass autoritäre Kommunisten nur an der Macht und den eigenen Vorteilen interessiert sind. Sie sind bereit dafür über Leichen zu gehen und mit anderen faschistischen Kräften zusammen zu arbeiten. Die Ereignisse vom 20.10.2011 reihen sich nahtlos ein in die lange Reihe autoritär-kommunistischer Verbrechen gegen die Freiheit.
1921 Niederschlagung des Kronstädter Matrosenaufstands
1922 Zerschlagung der Machnowschtschina in der Ukraine
1930er Verrat der spanischen Revolution
1939 Hitler-Stalin Pakt und der gemeinsame Überfall auf Polen
..um nur einige Beispiele zu nennen.

Erfreulicher Weise gab es bereits in der Nacht Gegenangriffe von Anarchisten zum Beispiel in Athen und Thessaloniki. Mit roter Farbe wurden Parteibüros der KKE angegriffen und anarchistische Parolen an die Wände geschrieben. Fotos: athens.indymedia.org

Einen Verlauf der gestrigen Ereignisse gibt es hier: de.contrainfo.espiv.net

Solidarität mit den freiheitlichen Kräften in Griechenland!
Gemeinsam gegen alle Feinde der Revolution!

anarchistischer Funke

 http://afunke.blogsport.de/2011/10/21/zu-den-vorfaellen-der-autoritaer-kommunistischen-gruppen-in-griechenland/

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 24 Kommentare an

SOL und PAME/KKE — Stalinfans unter sich

@trottel — pff

@pff — Iceflame

moral nein danke — politik ja bitte

Jawoll — anti Stalin Opas

Macht mich — Traurig!

Guter Artikel! — Anarxo

@ ... 21.10.2011 - 13:23 — oooooooooooooooohh

Vielleicht ist das ja auch ganz einfach — verschwörungs-telepolis

heult doch — KKE Fan

Schade — äölkj

und war was — thassosmitilini

Opferrolle — Der Weltgeist