Das beste U-Bahnnetz gibt es in Sachsen

TB 07.10.2011 19:31 Themen: Antifa Antirassismus Blogwire
Wenn mensch von den Erfahrungen von Spielen des Roten Stern Leipzig ausgeht, gibt es nirgendwo ein so gutes U-Bahnnetz wie in Sachsen. Hier kann ganz bequem von Connewitz/Leipzig bis nach Auschwitz gefahren werden. Von so vielen fleißigen Menschen wie sie im Leipziger Umland zu finden sind, kann in Leipzig nur geträumt werden, die eine "U-Bahnlinie" an der hier seit Jahren gebaut wird, sie wäre mit diesen "Engagierten" längst fertig und hätte mehr Stationen.
Beim Bezirksligaspiel des Bornaer SV 91 am vergangenen Sonnabend gegen Roter Stern waren sie wieder zu hören, die Rufe der "U-Bahnbauer", garniert mit "Roter Stern, Jude, Jude Jude", "Ob Ost ob West, nieder mit der Roten Pest" und das übliche was den Trägern von T-Shirts mit Aufschriften wie "frei, sozial, national", "1.FC Hooligan vs. Sachsenstube 2:0", "Eine (nationale) Jugend rebelliert" usw., alles einfällt. Aber die wieder mal mit einem Großaufgebot vertretende Polizei wusste wie so oft, wer das eigentlich Problem ist und die Politik ins Stadion bringt. So wurden alle Fans des Sterns streng kontrolliert und mussten zum Teil sogar ihre Schuhe ausziehen. Einige Banner durften auch nichts ins Stadion, weil sie angeblich (zu) politisch seien und der nette Beamte, der dort das sagen hatte, sich sicher ist: "Fußball ist unpolitisch!". Wie oft dieser Blödsinn noch argumentativ widerlegt werden muss, bleibt ein ewiges Rätsel, aber auch die Polizei wird in seinen Augen keine politische Institution sein und ist natürlich auch gänzlich unpolitisch. Auch eine Israel-Fahne musste draußen bleiben, "sind wir hier doch nicht bei einem Länderspiel". Komisch nur, dass die Fahne bei dem was sich der Rote Stern immer anhören muss eigentlich nur folgerichtig ist, sind die Sterne doch angeblich alles Juden.

Auch das Banner "Love Football - Hate Facism" musterte der Beamte der Spezialabteilung Politische-Haltung-Am-Einlass-abgeben mit Sorge und beschied "zu politisch". Antifaschismus, im Grundgesetz verankert,von DFB Präsident Theo Zwanziger klar unterstützt - ein Mindestmaß für menschliches Zusammenleben. Der Chemnitzer Bereitschaftspolizei geht das am Arsch vorbei.Das die Antirassistischen Bemühungen des DFB im Sächsischen Landesverband ignoriert werden und allzu oft mit Argwohn bedacht werden, ist nicht nur hier unzählige mal dokumentiert worden.Und die sächsische Polizei reiht sich hier mühelos ein. Aber damit stehen sie nicht alleine.

Wie auch beim Hallenturnier in Beilrode wurde das Banner mit dem Elefanten der sich über ein Hakenkreuz erbricht, wegen eben diesem zuerst verboten. Das das BGH derlei Praxis eine klare Absage [BGH Urteil] erteilt hat, interessiert keine_n der Beamt_innen. Sie handeln nach ihren persönlichen Ansichten und scheißen selbst auf's Gesetz.

Wenn ein Polizeibeamter ein Banner ablehnt, weil er Antifaschismus für "zu politisch" hält, dann fragen wir uns welcher politischen Ansichten dieser Mensch hat. Antifaschismus scheint nicht dazu zu gehören.

Nachdem also fast alle Nazis ohne entkleiden (politische T-Shirts dürfen dann nämlich doch ins Stadion) rein durften, gebührte es auch ihnen einen Böller zu zünden, Richtung Spielfeld zu werfen und ihr "Liedgut" zu verbreiten. Als die Nazi-Gruppe (übrigens wie so oft natürlich das 1. mal bei einem Spiel in Borna laut Aussage anderer Bornaer) dann das Stadion vor Ende verlassen wollte, kam der Polizei in den Sinn, die Gruppe kontrollieren zu wollen, da sie Überraschenderweise die Lieder sogar mal registriert hatte, ein sehr seltener Fall. Den Nazis gefiel das scheinbar nicht und so kam es zu einem kurzen Handgemenge an deren Ende sich die Kameraden am Boden wieder fanden. Laut Presse wird wegen:

"des Verstoßes gegen das Sprengstoff- und gegen das Betäubungsmittelgesetz, Widerstand gegen die Polizei, Volksverhetzung und Beleidigung" ermittelt.


Für keine Überraschung sorgt auch bei diesem Spiel, das niemand die "Lieder" der Nazis gehört hat bis auf die Spieler und Fans des Roten Sterns und diesmal wohl auch einigen Beamten. Die Schiedsrichterin hatte wie so oft taube Ohren und vermerkte es im Spielbogen nicht. Sie steht damit in guter sächsischer Verbands-Tradition, erst vor kurzem wurde das Verfahren gegen die SG Leipzig Leutzsch eingestellt (Berichte bei Tatort Brandis 1,2,3,4,5,6, Presse), da das Sportgericht noch "Restzweifel" hatte und alle Verbandsbeteiligten auf blind und taub gestellt haben.

Wir sind uns ziemlich sicher, dass es trotz Polizeibericht und Angriffe auf diese, keine Konsequenzen für den Verein haben wird. Denn der Verband will so was lieber totschweigen, der Umgang mit den Ereignissen beim Spiel gegen die SG Leipzig Leutzsch belegen das ziemlich deutlich. Vielleicht sollten ja auch die Fans der SG LL beim Bau der U-Bahn in Leipzig helfen, sie wird dann bestimmt noch dieses Jahr fertig.
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Ergänzungen

Presse

-- 07.10.2011 - 19:53
LVZ Print am Dienstag:

Hetzparolen am Spielfeldrand
Bezirksligaspiel gegen Roter Stern: Polizei liefert sich mit Zuschauern aus BSV-Block massive Auseinandersetzung / Fünf Leichtverletzte

Borna. Massiver Einsatz: Mit 71 Beamten, darunter Kräfte aus Chemnitz, sicherte die Polizei am Sonnabend das Fußball-Bezirksligaspiel zwischen dem Bornaer SV und Roter Stern Leipzig (RSL) ab - und musste zweimal eingreifen. Zunächst kam es vor 250 Zuschauern nach einem Böllerwurf in der ersten Halbzeit zu einer fünfminütigen Spielunterbrechung im Rudolf-Harbig-Stadion. Zwei Tatverdächtige seien ermittelt und bis zum Spielende präventiv in Gewahrsam genommen worden, informierte Polizeihauptkommissar Peter Müller von der Polizeidirektion Westsachsen.
Kurz vor Spielende dann "waren aus dem Block der Heimmannschaft mehrere Rufe mit volksverhetzendem Inhalt zu vernehmen", so Müller weiter. Genau erkannt hätten die Beamten die Rufer allerdings nicht. Um sie zu identifizieren, "wurde eine etwa 30-köpfige Personengruppe kontrolliert". Als sich einige Personen widersetzten, sei es "zu einer Auseinandersetzung zwischen Polizei und den Fans der Heimmannschaft" gekommen, teilte Müller mit. Dabei habe eine Person Schürfwunden davon getragen. Vier Polizisten seien leicht verletzt worden, aber dienstfähig geblieben. Augenzeugen berichten von einem harten Vorgehen der Polizeikräfte. Das Spiel wurde dabei nicht unterbrochen.
Gegen elf Personen aus dem Zuschauerblock des Bornaer SV hat die Polizei nunmehr Ermittlungsverfahren eingeleitet. Sie ermittelt wegen des Verstoßes gegen das Sprengstoffmittel- und Betäubungsmittelgesetz, wegen des Widerstandes gegen Polizeibeamte in sechs Fällen, wegen Volksverhetzung und wegen Beleidigung in zwei Fällen.
Das massive Polizeiaufgebot deutet darauf hin, dass mit Störungen gerechnet worden war. Spätestens seit den Vorfällen vor zwei Jahren in Brandis, als etwa 50 Neonazis Spieler und Fans von Roter Stern brutal angegriffen hatten, stehen Spiele des Leipziger Fußballvereins unter verschärften Sicherheitsvorkehrungen. "Uns war im Vorfeld von der Polizei empfohlen worden, für eine höhere Sicherheit zu sorgen", bestätigte Daniel Salomon, Abteilungsleiter Fußball beim Bornaer SV. Dem sei der Verein, der 20 Ordner aufbot, auch nachgekommen. Die Fans seien in zwei Bereiche getrennt und dazwischen Bauzäune aufgestellt worden. "Wir haben auch das Hausrecht an die Polizei abgetreten", so Salomon. Er selbst habe die volksverhetzenden Rufe nicht vernommen. Er glaube aber nicht, dass die von den klassischen Bornaer Fans gekommen seien. Und er könne auch nicht verstehen, dass die Polizei nicht gleich die richtigen Leute "rausgezogen hat". BSV-Trainer Thomas Koerth hat von den Vorfällen in der 80. Minute auch nicht viel mitbekommen, wie er sagt. Er ist sich aber sicher: "Das waren keine Bornaer Fans, das waren so um die 20 Leute, die habe ich zum ersten Mal bei uns im Stadion gesehen. Das hat mit Fußball nichts zu tun. Die waren nur darauf aus, Spieler und Trainer von Roter Stern zu provozieren."
Salomon findet es schade, dass in einigen Vereinen und damit im Sport "politische Orientierung Einzug hält". Der BSV sei aber frei davon, bekräftigt er und hofft nun, dass die Vorfälle am Sonnabend für den finanziell angeschlagenen BSV kein Nachspiel haben.
Adam Bednarsky, Geschäftsführer des RSL, bezeichnete die Bornaer Anhänger am Sonnabend als sehr aggressiv. "Das war klassisches rechtes Klientel." Er glaubt aber ebenfalls nicht, dass diese Besucher treue Fans des Bornaer SV sind, sondern nur an diesem Tag im Stadion waren, um gegen den RSL Stimmung zu machen. Auf die Verantwortlichen des BSV ist Bednarsky gar nicht sauer. Ihnen könne er nichts vorwerfen. Er kritisiert aber die Kontrollen der etwa 80 RSL-Fans durch die Polizei. Unsere Fans mussten am Eingang die Schuhe ausziehen, das ist völlig überzogen." Zudem durften Fahnen und Transparente nicht mit ins Stadion genommen werden. Außerdem seien die Unterstützer von RSL ständig gefilmt worden.
Salomon hingegen sagte, dass die Polizei hierbei sein Vertrauen und seine Unterstützung gehabt habe. Der BSV distanziere sich von jeglichen politischen Inhalten. Frank Prenzel/Matthias Roth

Standpunkt
Schlechte Schlagzeilen

Von Frank Prenzel

Als ob der finanziell angeschlagene Bornaer Sportverein nicht schon genug Probleme hätte, gerät er nun durch die Auseinandersetzung am Sonnabend im eigenen Stadion erneut in negative Schlagzeilen. Wer die Störer waren, die mit platten rechtsradikalen Parolen auffielen und Ursache für das Durchgreifen der Polizei waren, gilt es noch zu ermitteln. Wessen geistig Kind sie sind, muss dabei nicht näher ausgeführt werden. Und es bleibt zu hoffen, dass sie nicht zu den BSV-Fans gehören. Wäre es so, stünde das dem Verein nicht gut zu Gesicht und er müsste sofort gegensteuern.
Schlimm ist, dass die politischen Extreme auf die Fußballplätze getragen werden und kostspielige Polizeieinsätze nach sich ziehen.
@ f.prenzel@lvz.de

Print am Mittwoch:

Keine Fans des BSV
Zum Artikel "Hetzparolen am Spielfeldrand" (LVZ vom 4. Oktober):
Als Leser Ihrer Zeitung und Zuschauer des Spiels BSV Borna gegen Roter Stern Leipzig möchte ich in Ihrer Berichterstattung einiges klarstellen. Ich nahm vor Spielbeginn unmittelbar an der Trainerkabine vor Roter Stern Leipzig Platz. Nach etwa zehn Minuten kam eine Meute von etwa zehn bis 15 Personen ins Stadion und nahmen in meiner Nähe Platz. Ihre Sprechchöre richteten sich ständig gegen Roter Stern Leipzig.
Dass diese Leute keine Fans vom Bornaer Sportverein waren, möchte ich hiermit klarstellen. Ich begab mich schnell auf die Seite der Bornaer Fans, und man bestätigte mir dort, dass diese Leute zu keinem Spiel in Borna gesehen worden sind.
Günther Kräcker, Borna

LVZ online:
 http://nachrichten.lvz-online.de/region/borna/polizeieinsatz-bei-spiel-bornaer-sv-gegen-roter-stern-ermittlungen-wegen-volksverhetzung/r-borna-a-108107.html


Polizeieinsatz bei Spiel Bornaer SV gegen Roter Stern – Ermittlungen wegen Volksverhetzung

Leipzig. Gerade erst hat das Sportgericht des Sächsischen Fußballverbandes (SFV) ein Verfahren wegen rassistischer Gesänge beim Spiel SG Leipzig Leutzsch gegen Roter Stern Leipzig (RSL) eingestellt. Nun gibt es den nächsten Vorfall.

Beim Bezirksligaspiel des Bornaer SV 91 am vergangenen Sonnabend gegen Roter Stern Leipzig musste die Polizei einschreiten. Die Partie wurde gleich wenige Minuten nach dem Anpfiff wegen eines Böllerwurfs unterbrochen. Zwei Tatverdächtige seien ermittelt und bis zum Spielende in Präventivgewahrsam genommen worden, teilte die Polizeidirektion Westsachsen mit.

„Nach unseren Erkenntnissen wurde der Böller außerhalb des Stadions im Wäldchen gezündet und dann hinein auf die Tartanbahn geworfen“, sagte Daniel Salomon, Abteilungsleiter Fußball beim Bornaer SV. Schiedsrichterin Franziska Brückner habe zu dem Vorfall einen Sonderbericht verfasst. Es sei aber niemand verletzt worden.

Kurz vor Ende des Spiels dann der zweite Polizeieinsatz. „Aus dem Block der Heimmannschaft waren mehrere Rufe mit volksverhetzendem Inhalt zu vernehmen“, berichtete Polizeihauptkommissar Peter Müller. Genau erkannt hätten die Beamten die Rufer allerdings nicht. Deshalb, so Müller weiter, sollten von einer rund 30-köpfigen Gruppe die Personalien aufgenommen werden.

Dagegen hätten sich mehrere Personen aus dem Lager der Heimmannschaft widersetzt und sich eine Rangelei mit der Polizei geliefert. Einer der Bornaer Anhänger habe dabei Schürfwunden erlitten, vier Beamte seien leicht verletzt worden. Die Einsatzkräfte ermitteln wegen des Verstoßes gegen das Sprengstoff- und gegen das Betäubungsmittelgesetz, Widerstand gegen die Polizei, Volksverhetzung und Beleidigung.

Daniel Salomon hat die Rufe nicht vernommen. „Ich stand aber auch 150 Meter davon entfernt“, berichtete der Abteilungsleiter. Als er am Ort des Geschehens eintraf, sei die Aktion der Ordnungshüter schon beendet gewesen. Im Sonderbericht der Schiedsrichterin sei der zweite Vorfall nicht vermerkt worden. Salomon stellte aber klar: „Wir sind ein mittlerer Bezirksligaverein ohne politischen Hintergrund“.

Adam Bednarsky, Geschäftsführer des RSL, bezeichnete die Bornaer Anhänger am vergangenen Sonnabend als sehr agrressiv. „Das war klassisches rechtes Klientel“, sagte er. Bednarsky glaubt aber nicht, dass diese Besucher treue Fans des Bornaer SV sind, sondern nur an diesem Tag im Stadion waren, um gegen den RSL Stimmung zu machen. Einige Rufe hätten die RSL-Verantwortlichen ausgemacht. Sie seien bereits vor dem Polizeieinsatz zu hören gewesen und nicht erst in der Schlussphase des Spiels.

Auf die Verantwortlichen des Bornaer SV ist Bednarsky gar nicht sauer. Ihnen könne er nichts vorwerfen und gratulierte zum Sieg, der mit 4:1 seiner Meinung nach etwas zu hoch ausfiel. Richtig unzufrieden ist er mit der Polizei.

Nicht das Vorgehen gegen die Besucher im Bornaer Block stößt ihm auf, sondern die Kontrollen der eigenen Anhänger. „Unsere Fans mussten am Eingang die Schuhe ausziehen, das ist völlig überzogen“, findet er. Zudem durften Fahnen und Transparente nicht mit ins Stadion genommen werden. Die Diskussion darüber habe sich fast bis zur Halbzeit hingezogen.

Außerdem seien die Unterstützer des Roten Stern von der Polizei ständig gefilmt worden. „In den Sicherheitskonferenzen vor den Spielen ist noch alles entspannt“, berichtet Bednarsky. Bei den Spielen selbst seien dann Beamte vor Ort, die bei den Absprachen gar nicht dabei waren. Die Begegnung in Borna habe die Bereitschaftspolizei aus Chemnitz abgesichert.


LVZ Blog:
 http://blog.lvz-online.de/aufmplatz/reine-provokation/

Reine Provokation

Es ist schon wieder passiert. Zum zweiten Mal in dieser noch jungen Saison mussten Fans und Spieler von Roter Stern Leipzig beim Auswärtskick rechtsradikale Sprechchöre ertragen. Tatort diesmal: das Rudolf-Harbig-Stadion in Borna. Aus der Fankurve des Bornaer SV waren am Samstag „Rufe mit volksverhetzendem Inhalt zu vernehmen“, erklärte die Polizei. Die Beamten griffen nach Spielschluss ein, wollten die Personalien innerhalb einer 30-köpfigen Gruppe aufnehmen. Einige der augenscheinlichen Neonazis widersetzten sich der Aufforderung, landeten unfreiwillig im Kies.

Immerhin hatte die Polizei an diesem Spieltag ein Ohr für die braunen Auswüchse am Rande des Platzes. Dagegen war dem Schiedsrichtergespann und dem Gastgeber nichts dergleichen aufgefallen – wie auch den Kollegen Anfang September beim Pokalspiel von Roter Stern im Leutzscher Alfred-Kunze-Sportpark nicht. Diverse Zuschauer im Fan-Block der heimischen SG Leipzig Leutzsch wussten damals regelrecht vielseitig und ausdauernd mit rechtsradikalem Liedgut aufzuwarten. Doch weder auf der VIP-Tribüne, noch im direkten Umkreis der Unparteiischen sollen die gebrüllten Erzählungen über Leutzscher Arier, den Führer und den angeblich semitischen Ursprung der Gäste-Spieler zu hören gewesen sein. Man glaubt es kaum.

Konsequenzen für diese Verfehlungen blieben ebenfalls aus, denn Justitia beim zuständigen Sächsischen Fußballverband akzeptiert angeblich nur hauseigene Quellen. Und da diese während des Spiels offenbar mit dem Aufschreiben der zehn, wunderschön herausgespielten Tore für die SG Leipzig Leutzsch vollends ausgelastet waren, gab es offiziell auch gar keine rechtsradikalen und antisemitischen Beleidigungen rings herum. Zehn Tore in einem Pokalspiel sind ja schließlich auch wirklich etwas Besonderes – im Gegensatz zu braunen Hasstiraden am Rand von sächsischen Fußballplätzen, speziell bei Gastspielen von Roter Stern Leipzig.

Der Connewitzer Verein wurde vor den Ereignissen in dieser Saison schon mehrfach von Fußball begeisterten Neonazis beleidigt und bedrängt. Die absurden Jagdszenen auf RSL-Spieler und –Fans in Brandis anno 2009 schafften es dabei sogar überregional in die Zeitungen. Als Unterstützung, weiter standhaft zu bleiben und sich auch fortan gegen Diskriminierung dieser Art einzusetzen, wurde Roter Stern Leipzig danach mit dem Sächsischen Förderpreis für Demokratie und vom Deutschen Fußball-Bund mit dem Julius-Hirsch-Preis ausgezeichnet.

Genutzt hat dem Verein diese von oberster Fußballinstanz ausgesprochene Rückendeckung in Sachen gelebter Antidiskriminierung allerdings nicht immer und in zunehmendem Maße immer weniger. Je häufiger bei Spielen des Vereins der Neonazi-Mob im gegnerischen Block auffällig wird, umso mehr suchen manche hinter vorgehaltener Hand die Schuld für den Neonazismus im sächsischen Fußball bei den Leidtragenden selbst. Vielleicht auch um von eigenen Problemen abzulenken.

Ein brandaktuelles Beispiel liefert der unter anderem wohl auch von Thomas Gerlach verantwortete Blog der„Lucka Supporters“ – einer für die SG Leipzig Leutzsch schwärmenden Fangruppe. Nach eigenen Angaben haben die Betreiber SGLL-Vorstand Jamal Engel interviewt und zitieren ihn mit folgenden Worten*:

„Ich denke, dass auch die Ereignisse vom letzten Wochenende in Borna zeigen, dass die Probleme nicht in unserem Verein liegen, sondern Roter Stern die Probleme in den Fußballstadien durch seine politische Ausrichtung provoziert und auch zukünftig immer wieder anziehen wird. Dies schadet dem Fußball und kann auch nicht im Sinne des Sportes sein.“

Da ist man erstmal baff, nicht? Sollte die Engel’sche Logik tatsächlich stimmen, ist jegliches aufrechtes Engagement in dieser Welt hinfällig, kontraproduktiv, ja sogar gefährlich. Denn es „provoziert“ erst die Existenz des Übels, das es abzuschaffen versucht. Sollte Jamal Engel Recht haben, gebe es ohne die Roten Sterne gar keine Neonazis auf den Rängen in Leipzig und Umgebung. Sollte Jamal Engel Recht haben, dann bräuchte sich der Connewitzer Verein einfach nur aufzulösen, um den Fußball hier für alle Zeit vom braunen Sumpf zu befreien. Sollte Jamal Engel Recht haben, würde wohl jedes Vereinsmitglied beim Roten Stern diesen Preis ohne mit der Wimper zu zucken bezahlen – damit man in Borna, Brandis, Leipzig-Leutzsch und Co. künftig ohne homophobe, sexistische, antisemitische oder rassistische Beleidigungen aufspielen kann.

Doch Jamal Engel hat eben nicht Recht. Ganz im Gegenteil. Und es braucht wahrscheinlich noch Hunderte Clubs wie Roter Stern Leipzig mehr in dieser Stadt, damit er das versteht.

*Nachtrag: Ich hätte Jamal Engel gern gefragt, ob er das wirklich so meint, allerdings verweigert die SGLL seit längerem schon jede Kommunikation mit LVZ-Online.

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