Endlich soziale Proteste in den USA?

Wann wachen die Deklassierten in den USA endlich auf? … mögen wir uns schon länger gefragt haben - mir scheint der Moment gekommen.

Als temporärer Gast in New York hatte ich das Vergnügen, an der kraftvollen Demo mit ca. 15 000 Leuten teilzunehmen. Die Demo-Route war repressiv, die Polizei riegelte massiv ab und erlaubte Demonstrieren nur auf dem Bürgersteig (anscheinend eine "Tradition" in New York)!
Die Demo war eingekeilt zwischen Absperrgitter und brauchte 3 Stunden für ca. 1km. Dafür war die Stimmung super: Es gab ununterbrochen Slogans und Gesänge, z.B. "Hey-hey, ho-ho - these baricades have got to go!", "Let us march, let us march!", "We are the 99%!", "El pueblo unido...", "Banks got bailed out, we got sold out!", "How do we fix this deficit? - End the war, tax the rich!".

Eine Auswahl an Plakaten: "I lost my job and found an occupation", "I believe that corporations are people when Texas executes one" (Hintergrund:  http://goo.gl/nAh7A), "Hey Wall Street, suck my debt!", "Don't mace me, my mom is here. ", "I am 84 and mad as hell".

Für New YorkerInnen war das die erste große Demo seit dem Beginn des Irak-Kriegs. Über 35 Gewerkschaften unterstützen die Occupy Wall Street-Bewegung mittlerweile und hatten zu der Demo aufgerufen, darunter die LehrerInnen, Krankenschwestern, Auto-ArbeiterInnen, und die BusfahrerInnen (TWU), welche sich dagegen wehren, dass öffentliche Busse zum Abtransport von Festgenommenen genutzt werden.
Bei dem spätabendlichen Versuch, tatsächlich auf die Wall Street zu gelangen, setzte die Polizei Schlagstöcke, Pfefferspray und Schlagstöcke ein, um die DemonstrantInnen zurückzudrängen.

Für tolles Bildmaterial von der kreativen Demo und der anschließenden Polizeigewalt empfehle ich die heutige Sendung von Democracy Now!, dem unabhängigen Fernseh- und Radiosender aus New York. Sie berichten täglich und führen Interviews mit OrganisatorInnen, DemonstrantInnen und "celebreties" wie Naomi Klein:  http://www.democracynow.org/tags/occupy_wall_street.