Erinnerung an Kukutza III

lagrima 26.09.2011 11:59 Themen: Freiräume Repression Soziale Kämpfe
Am Mittwoch, 21.09.2011, wurde das Kukutza III in Bilbo geräumt. Am vergangenen Freitag, 23.09.2011 begann der Abriss und eine unvorstellbare, an die Zeiten des Franquismus erinnernde Gewaltorgie der Polizei im Viertel von Errekalde sowie im Rest von Bilbo.
Der Text soll an das Viertel und seine Menschen, sowie die Aktivisten des Kukutza erinnern, die versucht haben etwas aus ihrem Viertel zu machen und die nun von den Herrschenden die kapitalistische Quittung dafür bekommen haben. Zusätzlich wird die übersetzung ins Deutsche eines Textes vom blog des Kukutza dokumentiert.
Nun ist es also soweit gekommen. Kukutza ist geräumt. Mit Brutalität ausgemerzt, der Traum, die lebende Utopie dieser Menschen von Errekalde, dieser braven Menschen, die nur ihr Leben schöner und fröhlicher machen wollten, die Freude verspürten wenn ihre Kinder zum spielen nach Kukutza gingen, die sich ein Bier dort gönnten, wohl wissend, dass es ihr Kukutza ist, ihre Fabrik, ihr Leben. Diese Menschen, die tanzten, die sich Theater anschauten, die sich auf der Straße unterhielten über die Dinge, die so passieren, die keine Angst hatten, die Mensch waren und die so farbenfroh im Geiste wie die Wände von Kukutza waren und das Beste aus dem machten was sie hatten. Die Leute, von Arbeit und dem Leben gezeichnet hatten etwas geschaffen, im selbstverständlichen Glauben, es sei richtig und nicht falsch sich etwas zu erschaffen, was die Welt bunter und fröhlicher macht. Im Glauben es sei kein Verbrechen, kein Verstoß gegen die Regeln und Gesetze, wie auch?, sich etwas aufzubauen, was allen nutzt, was Freude stiftet und die Bande zwischen den Menschen wieder aufleben lässt, jene Bande, die von der Realität so sehr malträtiert und strapaziert werden. Ein wenig Frieden, ein wenig Liebe in ihrer Welt von Autobahn und Stadtgetümmel. Der Traum ist aus.
!3 Jahre lang währte ihr Realität gewordener Traum. Nun wurde er von Panzern, Gas und Gummischrot und diesen anderen Menschen da, diesen Menschen ohne Gesicht, mit roten Helmen und blauen Uniformen zermalmt. Die Seite des Bösen, die Seite der Zerstörung, des Hasses und der bitteren Kälte kam um die Welt der Menschen von Errekalde, die Welt des Schaffens, der Liebe und der Wärme zu zerstören. Hatten sie doch alles versucht! Hatten sie doch gefleht in Richtung derer, die alles zerstören wollen, hatten sie doch geglaubt an das, was unsterblich ist, an die Liebe, aber auch an das Herz dieser Menschen ohne Gesicht. Sie hatten gehofft. Vergeblich. Die Seite des Bösen kennt keine Herzen,kennt keine Liebe und keine Wärme. Die Seite des Bösen ist das Böse. Die Seite des Bösen hat Angst vor den Herzen. Die Seite des Bösen will keine Liebe kennen, sie hat Angst vor der Liebe. Wärme lässt sie erzittern und zwingt sie ihr eigenes Elend zu erkennen. Die Menschen von Errekalde hatten es gewagt all dies zu zeigen: Herz, Liebe, Wärme, Menschlichkeit. Das Böse wollte diesen so schönen Anblick nicht ertragen. Die Menschen von Errekalde sollten dafür bestraft werden! Mit Panzern, Gummischrot, Gas, Ausgngssperre und all den anderen Dingen, die die Seite des Bösen glaubt aufwenden zu müssen um sich vor ihrem eigenen Neid und ihrer eigenen Angst zu schützen. Die Feigheit ist der größte Feind der Menschen!


In Erinnerung an Kukutza, die Menschen von Errekalde, die Kinder, die Liebe und die Gewissheit und Hoffnung, dass, so viele Kukutzas sie auch abreißen mögen, sie es doch niemals schaffen werden uns das eine, das unauslöschbare zu nehmen: uns selbst!


¡GORA KUKUTZA – ES LEBE KUKUTZA!


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im Anschluss die Übersetzung eines anonymen Textes von den Eltern der Kinder von Kukutza, veröffentlicht am 20.09.2011, also wenige Tage vor dem Abriss Kukutzas, auf dem blog von Kukutza,  http://kukutza.blogspot.com/:
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Unsere Kinder fragen uns, „ ama, aita...warum wollen sie Kukutza zerstören?“, und wir wissen nicht, was wir ihnen antworten sollen.

In Kukutza haben unsere Kinder nicht von der Kultur profitiert, sie haben an der Kultur teilgenommen. Sie lernen dort Kunststücke, Akrobatik, knüpfen Kontakte, sie feiern ihre Feste und Geburtstage, dorthin gehen sie an kalten Wintertagen, wenn es regnet, wenn es kalt ist.

Dort, in der ersten Reihe, leuchten und funkeln ihre Augen wenn bei den Galas de Koblakari die Clowns, die Zauberer, die Schlangenmenschen auf die Bühne kommen. Wenn sie schlafen, träumen sie von Fantasiewelten, die nicht weit sind, die ihnen so nahe, die in ihrem Viertel sind, diesem Stadtviertel, in welchem es an kulturellen Aktivitäten für Kinder mangelt, dieses Viertel, voll von Autos und Lastwagen, dieses von Lärm geplagte Viertel, dieses Viertel, das sie so sehr lieben.

Unsere Kinder spielen auf einem Platz, den die Nachbarn gerettet und neu erschaffen haben, über welchen eine Autobahn führt, die uns keine Ruhe lässt, mit den von ihr immer wieder herunter fallenden Rädern, Stahlbündeln oder Lastwagenkabinen. Sie spielen auf einem Platz, von den Nachbarn gerettet aber von einer Autobahn versehrt, welche uns der Franquismus hinterlassen hat.

Unsere Kinder eröffneten die große Demonstration vom 16. Juli 2011. Sie traten voran. Sie stellten sich an die Spitze von tausenden von Menschen mit dem Satz „Kukutza Aurrera“. Nun fragen sie uns jeden Morgen ob Kukutza noch da ist. Und abends stellen sie fest, dass Kukutza weiter schlägt, dass es immer noch lebt.

Aus diesem Grund werden sie am kommenden Samstag denjenigen Beistand leisten, die ihnen ihre Kunststücke, ihre Handarbeiten beigebracht haben. Ihre FreundInnen, ihre Kumpels und GefährtInnen von Kukutza, die seit Monaten in jenem Gebäude übernachten um es zu verteidigen. Am kommenden Samstag wird es Veranstaltungen geben, auf dass unsere Kinder weiter träumen können. Es wird Schokolade und Märchenerzählungen geben, Magie und Theater und nachts werden wir durch Kukutza streifen um Gamusinos (Fabeltiere) zu suchen.

DIE KINDER WERDEN IN KUKUTZA SCHLAFEN, glücklich, wissend, dass sie sich in dieser Fabrik die Träume befinden. Und dann werden sie träumen, dass ihre amas und aitas, ihre Eltern, sie am nächsten Morgen wecken werden um ihnen zu sagen, dass alles wieder gut ist, dass Kukutza nicht zerstört werden wird.

Wir, die Eltern und NutzerInnen Kukutzas, laden alle anderen Amas/Aitas von Errekalde, Bilbao und dem Baskenland ein, uns am Samstag mit ihren Kindern zu begleiten, wenn wir in den Genuss von Kultur, Magie und Zirkus kommen, wenn wir in Kukutza übernachten, Gambusinos jagen und wenn wir träumen, dass irgendjemand so tapfer sein wird, auf dass dieses Projekt, welches wir in unserem Viertel so sehr brauchen, gerettet werde.

Bringt euch Schlafsäcke und Essen mit, Kukutza bringt die Magie.
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Ergänzungen

Video: Selbsdarstellung des KUKUTZA

fr 26.09.2011 - 12:27

Solidarity Note against the eviction from HH

Right to the City 26.09.2011 - 13:29

Get the fuck out of Kukutza!
Solidarity Note against the eviction/from Hamburg Right to the City Network

We, the undersigned groups and initiatives from the Hamburg Right to the City Network, are disgusted and outraged about the eviction of the bask cultural centre Kukutza in Bilbao. The eviction has to be stopped right now, the buildings have to be returned to the people! Get the fuck out there!

Right to the City fights against the capitalist domination of space and for selforganized spaces and affordable housing for everyone here in Hamburg. The government of our town has a different agenda. For them, Bilbao serves as a prime model for the neoliberal re-formatting of cities: the Guggenheim Bilbao is an often copied example for a policy, that works with shiny images serving and addressing the upper-few and their interests in a global competition rat race.

The brutal flipside of this urban polishing becomes very visible with the eviction against Kukutza cultural centre. This eviction is not only mean, authoritarian and immoral, as it is an attack against a neighbourhood, an attack against collective self-organization, an attack on free expression - it is, on top of it, very stupid, as it is an attack against the production of culture, an attack on a vibrant platform of exchange, an attack on societies most valuable ressources.

In this respect, politicians in Hamburg had to learn a bitter lesson in the last two years: spaces like Centro Sociale, Rote Flora and Gaengeviertel, are needed, wanted, supported and loved by a growing number of city-dwellers. The same is true for Kukutza.

People know, that spaces like Kukutza are the places where the city's future is being created. But we are not foolish: we will not get a just, social and exciting city for free and without struggles, and every one of our projects is endangered every day by attacks, cuddle-attacks, recuperations or brutal police action.

Politicians in Bilbao, in Spain, in Hamburg - politicians anywhere! Be warned: we have understood, that gentrification has become the one and only goal of your urban policy. We are aware, that you have started, in our cities, a top-down class war on all levels. But we can assure you: it's us, who build these cities, it's us, who reinvent them, it's us, who make the city every day - and it is us, who increasingly fight your shiny concepts, your marketing agencies, your faked participations, your brutal police attacks, your lack of answers, your hollow culture, your empty promises.

The dance has begun, and we are getting more every day. Because we have no choice. Because you leave us no choice, but to fight you.

Park Fiction, NoBNQ, Es regnet Kaviar - Aktionsnetzwerk gegen Gentrification, Mietshäuser Syndikat Hamburg, Gängeviertel, Altopia Altonaer Plattform gegen Verdrängung, Lux & Konsorten, die leute:real, ag altona-st.pauli, AG Mieten, AZ Altona, La Rage, Avanti - Projekt undogmatische Linke, Freies Netzwerk zum Erhalt des Schanzenparks, Moorburgtrasse stoppen, Centro Sociale, Frappant e.V.

 http://www.avanti-projekt.de/hamburg/solidarity-note-against-evictionfrom-hamburg-right-city-network

support kukutza

blog 26.09.2011 - 14:30
support-kukutza.blogsport.de

solidarische grüße aus berlin

js 27.09.2011 - 22:18
soli-piece

Das Kukutza III ist weg, was bleibt noch?

jetzt 29.09.2011 - 14:23
das Kukutza III in Bilbao ist jetzt platt gemacht worden.
das Ungdomshuset in Kopenhagen wurde '07 geräumt und platt gemacht.
die flora ist auch in gefahr.
christiane gehts auch immer hin und her.
was gibs den eigentlich noch!?
weiß einer, was in solch einer grössenordnung an autonomes Kulturzentrum noch in de/eu raum existiert!?

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Etwas weniger Phatos.. — ..wäre auch nicht schlecht!

... — pädagoge

@pädagoge — deine mudder

wenn.. — ich...

@pädagoge — ich

noch genauer — unpädagoge

@ Pädagoge — auch Pädagoge

@pädagoge — bagabu