[HH] Entschlossene Soli-Aktionen für Kukutza

interbrigadas hamburg 22.09.2011 19:59 Themen: Antifa Freiräume Kultur Repression Soziale Kämpfe Weltweit
Gestern Abend (Mittwoch, der 21.09.2011) fand gegen 20:30 Uhr eine unangemeldete Demonstration in Solidarität mit dem am Morgen geräumten Kukutza III Gaztetxea (Bilbo/Baskenland/span. Staat) in Hamburg-Ottensen statt. Die rund 250 TeilnehmerInnen führten erfolgreich eine lautstarke und unkontrollierbare Demonstration trotz vorheriger massiver Polizeipräsens im Stadtteil durch. Dabei kam es zu mehreren Angriffen auf Bullen mit Pyrotechnik, Steinen, Flaschen und Bierbänken sowie einigen Sachbeschädigungen. Am späteren Abend attackierten bis zu 60 Menschen in Hamburg-St. Pauli die Riverkasematten, eine „Restaurant-Lounge“ des „Eigentümers“ der Roten Flora, Klausmartin Kretschmer. Die Cops nahmen vier GenossInnen vorläufig fest, und erteilten 22 Platzverweise.
Am Morgen des gestrigen Mittwoch (21.09.2011) verbreitete sich wie ein Lauffeuer in ganz Hamburg die schockierende Nachricht vom brutalen Angriff auf unsere GenossInnen im Baskenland und der anschließenden Räumung und Zerstörung des besetzten autonomen Stadtteilkulturzentrums Kukutza III Gaztetxea in Bilbo durch die baskischen Bullen. (1)

Das bereits seit mehreren Wochen akut räumungsgefährdete autonome Projekt hatte in einer internationalen Kampagne zu Solidarität aufgerufen. (2) Internationale Brigaden aus aller Welt kamen nach Bilbo, um die BesetzerInnen aktiv zu unterstützen. (3) Auch außerhalb des Baskenlandes gingen GenossInnen in Solidarität mit dem Kukutza auf die Straße. So demonstrierten bereits vergangen Samstag (17.09.2011) ca. 50 GenossInnen unangemeldet durch die Hamburger Innenstadt (4).

Seit über einer Woche kursierte in Hamburg der Aufruf zu einer unangemeldeten Soli-Demo am Tag X der Räumung des Kukutza in Hamburg-Ottensen. (5) Dieser wurde auch von der Autonomen Vollversammlung (AVV) sowie der Flora-bleibt-Kampagne öffentlich unterstützt. (6)

Als die Räumung des Kukutza traurige Gewissheit war, versammelten sich gegen 20 Uhr immer mehr Menschen auf dem Spritzenplatz, mit dem Wunsch ihrer Fassungslosigkeit und Wut Ausdruck zu verleihen. Die Bullen zeigten bereits Stunden zuvor nervöse Präsenz im Stadtteil und umstellten den Spritzenplatz an allen Zugängen mit mehreren Trupps Bereitschaftspolizei. Auf die hilflosen Versuche des Bullen-Einsatzleiters, eine anmeldende Person zu finden, wurde mit Spott reagiert.

Um 20:30 Uhr formierte sich aus der wartenden Menge ein Demonstrationszug mit Transparenten („Kukutza bleibt – Freiräume verteidigen - Weltweit“) und machte Anstalten in die Ottensener Hauptstraße Richtung Bahnhof Altona zu ziehen, worauf eine Bullenkette versuchte den Weg zu versperren, dabei aber netterweise den Weg in die Bahrenfelder Straße öffnete. Währenddessen wurden Flyer zur Situation des Kukutza verteilt. Unter lautstarken Parolen traf der Demozug auf die Kette, wobei es zu Rangeleien und Handgreiflichkeiten mit den sichtlich überforderten Bullen kam. Als diese von hinten weitere behelmte Unterstützung bekamen, wandte sich die Spitze der Demonstration überraschend in die Bahrenfelder Straße und ließ die verdutzten Bullen hinter sich. Die größtenteils vermummten DemonstrantInnen zogen entschlossen mit viel Pyrotechnikeinsatz über den Alma-Wartenberg-Platz bis in die Friedensallee. Dabei wurde ein Streifenwagen und ein Bullenmotorrad attackiert und beschädigt. An der Kreuzung Friedensallee/Behringstraße überholte eine Bulleneinheit die Demonstrationsspitze an der Seite und versuchte sich vor diese zu setzen, was mit gezielten Böller-, Flaschen- und Steinwürfen beantwortet wurde. Dabei traf eine Flasche eine behelmte Polizistin am Kopf, diese wurde leichtverletzt in ein Krankenhaus gebracht. Die Demonstration drehte um, und zog in die Barner Straße, wobei einige Bullen Steine und Böller fraßen, Müllcontainer auf die Straße gezogen und ein Wagen der Hambuger Hochbahn angegriffen und beschädigt wurde. An der Kreuzung Bahrenfelder Straße/Barner Straße zog die Demo wieder über die Bahrenfelder Straße, wo DemonstrantInnen eine einzelne Wanne der Bereitschaftspolizei mit Tritten, Fäusten und Bierbänken attackierten, über den Alma-Wartenberg-Platz in die Nöltingstraße. In der Nöltingstraße bogen die Demonstrierenden in einen Innenhof, und tauchten plötzlich als wieder konzentrierte Menge durch eine Unterführung in der Ottensener Hauptstraße auf. Wieder am Spritzenplatz angekommen, empfingen die DemonstrantInnen die verbliebenen Bullen mit Steinen und Flaschen, wobei sich ein Bulle an der Hand verletzte. Hier begann sich der Demozug in verschiedene Gruppen zu teilen, welche in unterschiedliche Richtungen in den noch jungen Abend verschwanden. Im Nachhinein erteilten die Bullen im ganzen Stadtteil 22 Platzverweise.

Am späteren Abend ließen über 60 GenossInnen den „Eigentümer“ der Roten Flora, Klausmartin Kretschmer stellvertretend für alle mit autonomen und besetzten Projekten spekulierende Kapitalisten wissen, dass die Räumung des Kukutza ein Angriff auf uns alle ist, und deshalb auch überall beantwortet wird. Die sog. „Restaurant-Lounge“ Riverkasematten, ein prestigeträchtiges Luxusobjekt des Immobilienhais Kretschmer im von Gentrifizierung stark betroffenen Stadtteil St. Pauli wurde mit Steinen, Böllern und hauseigenem Inventar angegriffen und beschädigt. Kurz danach gingen mehrere Scheiben eines Bonzen-Cafes zu Bruch. Eine sich anschließend formierende zwanzig-köpfige Demo lief mit einem Transparent auf die Reeperbahn und wurde dort zerstreut, wobei vier GenossInnen vorläufig wegen Verdachts auf schweren Landfriedensbruch festgenommen wurden. Drei von ihnen wurden ED-behandelt, alle vier kamen in der Nacht raus.

Analysiert, ergänzt, verbessert!



Freiräume verteidigen weltweit!

Häuser besetzen!

Kukutza aurrera! Flora bleibt!



Fußnoten:

(1)  http://de.indymedia.org/2011/09/316478.shtml
(2)  http://de.indymedia.org/2011/07/311556.shtml
(3)  http://de.indymedia.org/2011/08/314804.shtml
(4)  http://de.indymedia.org/2011/09/316193.shtml
(5)  http://de.indymedia.org/2011/09/315937.shtml
(6)  http://florableibt.blogsport.de/2011/09/17/kukutza-im-belagerungszustand-solidemo-am-tag-x-in-hamburg/

Medienberichte:

 http://www.abendblatt.de/hamburg/polizeimeldungen/article2035888/Demo-fuer-spanisches-Zentrum-endet-im-Chaos.html

 http://www.mopo.de/polizei/vier-festnahmen-in-altona--randale-bei-linken-demonstration,7730198,10885356.html

 http://www.b2b-deutschland.de/hamburg/region/detail_dapd_3166768180.php

 http://www.welt.de/newsticker/dpa_nt/regioline_nt/hamburgschleswigholstein_nt/article13619172/Zwei-Verletzte-bei-Demonstration-in-Hamburg.html
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Weiterer Artikel von altona.info

ErgänzerIn 22.09.2011 - 20:59

NDR Bericht

Egal 22.09.2011 - 21:07

8000 Menschen jetzt in Rekalde/Bilbo

interbrigadas hamburg 22.09.2011 - 21:17
Nachdem heute mittag eine Sponti in Rekalde/Bilbo, dem Stadtteil des geräumten Kukutza brutal von den Bullen zerschlagen wurde, versammelten sich gegen 20:30 Uhr ca. 3000 Menschen auf dem zentralen Platz des Viertels. Die Menge ist mittlerweile auf 8000 Menschen angewachsen, die Stimmung ist aggressiv.

Weiterer Bericht mit Bildern

Voran! 22.09.2011 - 21:33

Das Kukutza zurückerobern!

interbrigadas hamburg 22.09.2011 - 21:53
Das zuständige Gericht hat den Abrissbescheid für das Kukutza zurückgezogen, er wird neu geprüft, das Ergebnis wird höchstwahrscheinlich morgen veröffentlicht.

Für den Fall der Wiederbestätigung des Abrissbescheids haben die Menschen aus Rekalde auf der heutigen Großkundgebung mit mehr als 8000 Menschen angekündigt, dass sie sich das Haus mit allen Mitteln und konzentrierter Kraft des Viertels zurückholen wollen.

Viele Menschen aus Rekalde haben teilweise schwere Verletzungen davongetragen, und die Bullen sind immer noch äußerst brutal auf Menschenjagd. Es wird kein Unterschied zwischen "friedlichen" und "militanten" DemonstrantInnen gemacht. Die Stimmung scheint im Vergleich zu den Tagen davor zu kippen, was vorallem dem brutalen Vorgehen der Bullen zuzuschreiben ist.

Der Tanz ist noch nicht vorbei!

Kukutza aurrera

Ein schöner Mittwochabend

anarchia libertad! 22.09.2011 - 22:18
Die Demo war trotz des traurigen Anlaßes gut. Gute Mobilisierung im Vorfeld und trotz ein paar Hundertschaften in Ottensen wurde sich der Raum zu demonstrieren genommen, ohne Anmeldung und dem ganzen Quatsch. Die Polizei wurde praktisch in ihre Schranken verwiesen, viele KLeingruppen schwirrten schwarmartig durch Ottensen und Altona, was die Polizei ziemlich alt aussehen ließ. Das Konzept Spontandemo ohne Anmeldung, festgelegte Route und Einlassen auf das Spielchen der Polizei scheint gerade gut zu klappen, ähnlich wie bei den Liebigdemos im Februar. Fürs nächste mal: sprecht euch im Vorfeld in euren Bezugsgruppen ab, prägt euch Stadtpläne ein, haltet nach interessanten Objekten Ausschau, deren Besuch sich mit einer motivierten Kleingruppe lohnen würde..

Die Aktionen an der Hafenstrasse im Nachhinein sind auch sehr gelungen, Kretschmer dürfte langsam das Grausen bekommen.

Organisieren, vernetzen, analysieren, vorbereiten, reflektieren, solidarisch sein und andere Verben, die elementar sind für solche Spontidemos. Was gut ist, wird noch besser, die Stadt gehört denen, die sie sich nehmen.


(Bezüglich Reflektion: Mackerverhalten und habituelle Selbstinszenierung sind das Gegenteil von Militanz. Zweiteres sehr gerne, ersteres gehört in die Müllkiste)

BILD-Artikel

Belustigt 22.09.2011 - 23:55
 http://www.bild.de/regional/hamburg/randale/chaoten-verwuesten-riverkasematten-in-hamburg-st-pauli-20094112.bild.html

"Hamburg – Dieser Krawall ist an Irrsinn kaum zu überbieten! Chaoten schleuderten Steine, Flaschen und Böller auf Polizisten, demolierten Lokale und Streifenwagen. Und das alles, weil im nordspanischen Bilbao (1790 Kilometer entfernt) das alternative Kulturzentrum „Kukutza III“ geräumt wurde!"

35 000 Euro Schaden hier, 5 000 Euro bei den Bullen, was kommt als nächstes?

Hamburg legt vor, Berlin macht die 50 000 Euro voll!

Das Kukutza hätte eigentlich 10 Mio verdient.

Es muss noch irrer werden!

Mobilisierungsvideo des KUKUTZA

Dein Name 23.09.2011 - 09:18

Und nochmal Abendblatt

Klausmartins Alptraum 23.09.2011 - 10:41
 http://www.abendblatt.de/hamburg/article2036654/60-Vermummte-verwuesten-die-Riverkasematten.html

"Gegen 23 Uhr meldeten Zeugen der Polizei 60 Vermummte, die Mobiliar und Fensterscheiben des Restaurants Riverkasematten an der St.-Pauli-Hafenstraße beschädigten. Ein Teil der Gäste sei daraufhin aus dem Lokal geflüchtet. Die Polizei nahm vier Randalierer (20 bis 25 Jahre) wegen des Verdachtes des schweren Landfriedensbruchs vorläufig fest. Das Lokal Riverkasematten ist immer wieder Ziel von Sachbeschädigungen. Eigentümer des Gebäudes ist der Immobilieninvestor Klausmartin Kretschmer, dem auch die Rote Flora gehört."

Radio-Hamburg: Linke randalieren in St. Paul

Sammel-Rob 23.09.2011 - 11:53

Freiheit für Flo und Raffi!

interbrigadas hamburg 23.09.2011 - 16:26
Freiheit für Flo und Raffi !
Solidarität mit den Gefangenen und Verletzten im Kampf ums Kukutza!

Am Mittwoch, dem 21.09.2011 wurden nach der Räumung des besetzten Stadtteilkulturzentrums Kukutza III Gaztetxea in Bilbo/Baskenland unsere Freunde und Genossen Flo und Raffi aus Hamburg von baskischen Zivibullen festgenommen. Ihnen wird vorgeworfen an Ausschreitungen teilgenommen und im Zuge dessen Brandstiftung begangen zu haben. Dies kann und wird im Baskenland mit langjähriger Haft bestraft. Heute morgen wurden die beiden dem Haftrichter vorgeführt, welcher unter fadenscheinigen Begründungen Untersuchungshaft anordnete. Momentan sind sie die einzigen im Knast verbliebenen Gefangenen seit der Räumung des Kukutza.

Nach der heutigen Demo „Schreiber abschreiben“ (23.09.2011|20 Uhr|Südkurvenvorplatz) wollen wir im Anschluss ein erstes Zeichen der Solidarität nach Bilbo zu schicken. Kommt zahlreich, bringt Sachen mit!

Am Montag wird es eine größere Demonstration um 18:00 Uhr geben. Treffpunkt wird der Uni-Campus sein. Achtet auf weitere Ankündigungen!

Wir fordern die sofortige Freilassung unserer Freunde Flo und Raffi!

Massive Auseinandersetzungen in Rekalde

interbrigadas hamburg 23.09.2011 - 17:37
Die Bullen ziehen gerade massiv in Errekalde auf, das Abrissunternehmen ist auf dem Weg zum Kukutza. Es finden in den Straßen um das Haus herum viele militante Aktionen statt, es kommt permanent an allen Ecken zu Scharmützeln mit der Polizei, welche äußerst brutal vorgeht und beim geringsten Anlass mit Gummischrot und dickeren Gummigeschossen auf alles schießt, was sich bewegt.

Es ist ein Angriff auf uns alle!

Solidarität mit den inhaftierten Hamburger Genossen, den GenossInnen in Bilbo und allen bei der Räumung Verletzten!

Zeigt eure Wut, geht raus auf die Straße!

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 7 Kommentare an

nicht vergessen! — antifa

blöd — h

@sdf — arep

son schwachsinn — einer

in die mittelspalte!!! — interbrigadas