Andrea Wolf-Delegation

Antifa Genclik 18.09.2011 21:06 Themen: Militarismus Weltweit
Nachdem die Delegation am 16.09.2011 vom Militär daran gehindert wurde das Sammelgrab bei Kehles zu besuchen, fuhr sie zu dem Sammelgrab in Göretas. Hier wurden am 21.10.1998 28 kurdische Guerillas und 15 Dorfschützer ermordet.
Die Dorfschützer waren von den Kämpfer/innen gefangen genommen waren und Freilassung gegen freien Abzug angeboten worden. Stattdessen wurden Cobra-Hubschrauber geschickt, die alle, kurdische Guerillas wie Dorfschützer, aus dem Hubschrauber erschossen. Die Leichen der Dorfschützer wurden danach geborgen, die restlichen Leichen an der Stelle des Massengrabes verbrannt und später von Dorfbewohnern beerdigt. Der sehr bekannte Kommandant der Einheit wurde geköpft.

An dieser Stelle hielt die Delegation und die kurdischen Angehörigen ein gemeinsames Gedenken ab.
Anschliessend haben Vertreter der Internationalen Unabhängigen Untersuchungskommission Andrea Wolf (iuk) die Klageschrift beim zuständigen Staatsanwalt in Catak übergeben.
Die Vertreter der iuk haben dem Staatsanwalt die Dimension des Falles dargelegt, insbesondere das Urteil des Internationalen Gerichtshofes für Menschenrechte in Strasbourg, wonach die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Catak im Jahre 2003 nicht effizient und nicht adäquat gewesen waren. Denn damals waren ausgerecht die beteiligten und beschuldigten Militärs von den Ermittlungen ausgenommen worden.

Die Vertreter der iuk haben den Staatsanwalt darauf hingewiesen, dass es nunmehr auch die Zeugenaussage eines am Tatort anwesenden Dorfschützers gibt, der einen Leutnant Sabri beschuldigt, Andrea Wolf ermordet zu haben.
Der Staatsanwalt sicherte uns Ermittlungen zu, so wie sich das in einem Rechtsstaat gehört.

Insbesondere bestätigte er auf unsere Nachfrage ausdrücklich, dass sich die Ermittlungen diesmal auch auf die Mitglieder der beteiligten Militäreinheiten und deren Vorgesetzte erstrecken würden.

Und wir gehen davon aus, dass das Wort eines türkischen Staatsanwaltes gilt.
Wir gehen davon aus das die Verhaftung von Leutnant Sabri in sehr kurzer Zeit möglich sein wird.
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Pressemitteilung

andrea 18.09.2011 - 22:08
der Internationalen Menschenrechtsdelegation aus El Salvador, der Schweiz und Deutschland vom 18. September 2011 aus Van/Kurdistan in der Türkei

Die Gebeine mögen begraben sein,
die Angelegenheit ist es nicht

Mit Empörung weist die Delegation die militärische Blockade des Sammelgrabes durch die türkische Armee zurück, in der die sterblichen Überreste von Andrea Wolf und vermutlich 24 anderen Guerilleros und Guerilleras der YAJK und der PKK liegen – insgesamt sind dort vom 22. bis 24.Oktober 1998 bis zu 41 kurdische KämpferInnen von türkischen Soldaten getötet worden.

Entgegen der mehrfachen Zusage eines freien und ungehinderten Zugangs zum Ort des Sammelgrabs in den Bergen von Catak in der Region Keleh verfügte der Gouverneur aus Van in allerletzter Minute die kalte Aussperrung der 31-köpfigen Menschenrechtsdelegation, Mitgliedern des türkischen Menschenrechtsvereins IHD, der Arbeitsgemeinschaft Keleh sowie Angehörigen der Ermordeten und ließ am Morgen des 16. September 2011 durch die Armee die einzige Zugangsstraße sperren. Weder diplomatischer Druck aus Deutschland und der Schweiz, noch der erneute Gesprächsversuch mit dem Gouverneur und lokalen Militärverantwortlichen waren erfolgreich: Die türkische Staatsbürokratie und das verantwortliche Militär hatte politisch entschieden, den Zugang zu dem Ort des Kriegsverbrechens zu sperren. Die Delegation wertet dieses Verhalten als ein weiteres Schuldeingeständnis für die Tatsache eines stattgefundenen Verbrechens gegen die Menschlichkeit, das sich vor 13 Jahren ereignet hat.
Nachdem die Delegation an dem Checkpoint ihren Protest zum Ausdruck gebracht hatte (mit Transparenten und mit Fotos der Ermorderten), fuhr sie auf eine Hochalm nahe des Weilers Görentas, wo Dorfbewohner vor zwei Monaten ein weiteres Sammelgrab getöteter Guerillos/as der PKK gefunden hatten und eine provisorische Grabstelle errichtet hatten. In einer improvisierten Trauerfeier erinnerten die TeilnehmerInnen der Delegation, kurdische Angehörige und lokale Menschenrechtler an das hier stattgefundene Verbrechen, dass sich in seinem Hergang nicht von dem Mord an Andrea Wolf und ihren GefährtInnen unterscheidet: Es fand dort am 21. Oktober 1998 - wie zwei Tage später am 23. Oktober 1998 - nicht allein eine militärische Auseinandersetzung statt, sondern es wurde eine gefangenen genommene und verletzte PKK-Guerilla vor ihrem Tod vergewaltigt und der Kommandeur der Guerillaeinheit geköpft.
Politische Freunde und Freundinnen erinnerten an Andrea Wolf und eine Grußbotschaft der Mutter von Andrea Wolf und einer Mutter der Friedensmütter wurden verlesen. Noch während dieser improvisierten Trauerfeier fanden Teilnehmer der Delegation nur wenige hundert Meter entfernt in einem kleinen Seitental der Hochalm weitere Gebeine, die eine anwesende Ärztin aus El Salvador zweifelsfrei als Menschenknochen identifiziert hat. Auch diese wurden anschließend in dem Sammelgrab bestattet. Auch dieses Vorkommnis zeigt erneut, dass die türkische Armee und die verantwortlichen Stellen in der Justiz und der Politik keinerlei Interesse an der Aufklärung der in der Türkei stattgefundenen Kriegsverbrechen hat.

Die Delegation stellt fest, dass weder das Sammelgrab in dem Andrea Wolf liegt, noch die Grabstellte in Görentas Einzelfälle sind. Überall in den kurdischen Gebieten werden verstärkt in den letzten Monaten weitere Sammelgräber von Getöteten, Gefolterten und Ermordeten entdeckt – viele aus den Jahren 1988 bis 2000. Oft stellt sich erst nach Jahrzehnten der Unsicherheit für die Angehörigen heraus, dass die sterblichen Überreste ihre verschwundenen Töchter, Brüder, Mütter, Väter, Angehörigen und Freundinnnen in solchen Gräber liegen.

Die Delegation erklärt mit Nachdruck:

Die Wahrheit hat einen langen Atem - wir kommen wieder!
Ohne die Aufklärung der Massaker und Kriegsverbrechen und die Verurteilung der Folterer und Mörder der türkischen Armee und der militärisch und politisch Verantwortlichen wird es keine Gerechtigkeit und keinen Frieden geben können – weder in der Türkei und Kurdistan, noch anderswo auf der Welt.

Die Delegation fordert die türkischen und die deutschen Behörden deshalb auf, ab sofort die Ermittlungen gegen die Mörder und Folterer von Andrea Wolf und den anderen Kämpferinnen aufzunehmen.

Rede von Andrea Mutter

a 18.09.2011 - 22:09
Lilo Wolf: "Ich werde bei euch in Gedanken an dem Platz sein..."
Botschaft aus den guatemaltekischen Bergen nach Kurdistan

Liebe Freundinnen, Freunde, IUK, Freundeskreis
und Angehörige der ebenfalls Ermordeten bei dem Massaker

Ich werde bei euch in Gedanken an dem Platz sein, mit all meiner Liebe und

im Gedenken an meine Tochter Andrea und an alle, die auch ermordet wurden.

Auch Traurigkeit umfängt mich. Aber Andrea wird mir nah sein, immer,

auch wenn sie nicht mehr lebt.

Es ist wirklich wichtig, etwas gegen die Mächte zu tun, die töten, morden,

auch gegen das Gesetz des Krieges.

D I E S E S S I N N LO S E T ÖT E N M U S S A U H Ö R E N

In dem Land, in dem ich lebe, gibt es die gleichen Probleme. Im Moment gibt es einen Prozess gegen drei Militärs, die verantwortlich sind für ein Massaker an 203 Personen.

Kinder, Frauen, Männer. Das Massengrab wurde vor Kurzem entdeckt.

Da ich aus gesundheitlichen Gründen nicht reisen kann, werde ich zur gleichen Zeit am 16. Sept. hier in die Berge gehen. Ein Schamane Maya wird eine Zeremonie machen

für Andrea, und für alle Ermordeten bei dem Massaker.

Die Geister der Mayagötter werden uns hören und helfen, dass unsere Toten ihre Ruhe finden

I N L I E B E U ND Z U V E R S I C H T

Berlin 19.09. Protest gg. Abdullah Gül

Sterka Sor 18.09.2011 - 23:09
Protest gegen Besuch von Abdullah Gül an der Humboldt-Uni

Stoppt den Krieg in Kurdistan!

Am Montag 19. September kommt der türkische Präsident Abdullah Gül zu einem Staatsbesuch nach Deutschland. Um 18 Uhr soll er im Audimax der Berliner Humboldt-Universität einen Vortrag halten.

In Europa präsentiert sich der türkische Präsident gerne als Reformer und Demokrat. Doch er ist ein Heuchler, der in Wirklichkeit für Krieg und Unterdrückung, für die Errichtung einer neuen Diktatur unter seiner islamisch-konservativen AKP-Partei steht. Noch vor zwei Jahren hatte Gül die kurdische Frage zum wichtigsten Problem der Türkei erklärt, das es zu lösen gelte. Was damals einem Tabubruch gleichkam, ist längst als Heuchelei entlarvt. Anstatt auf die legitimen Forderungen der kurdischen Seite nach Autonomie, muttersprachlichem Unterricht und einem Ende der Militäroperationen einzugehen, hat die AKP-Regierung die Repression verschärft. Seit Güls Ankündigung wurde die prokurdische DTP-Partei verboten, 4000 Mitglieder prokurdischer Parteien, darunter Bürgermeister und Kommunalabgeordnete, wurden verhaftet. Sechs bei der Parlamentswahl im Juni gewählte kurdische Abgeordnete befinden sich weiterhin im Gefängnis. Dem von fast 80.000 Menschen gewählten Hatip Dicle wurde sogar das Mandat aberkannt. Anstatt endlich einen Dialog für eine friedliche Lösung der kurdischen Frage zu beginnen, hat die AKP-Regierung den Krieg in Kurdistan intensiviert. Seit Wochen fliegen türkische Kampfflugzeuge mit Unterstützung der USA Luftangriffe auf Ziele im Nordirak. Mehrere Zivilisten wurden bereits getötet, die Bewohner zahlreicher Dörfer sind auf der Flucht. Eine grenzüberschreitende Bodenoffensive gegen kurdische Freiheitskämpfe steht kurz bevor. Als Staatspräsident ist Gül mitverantwortlich für diese Kriegspolitik.
Abdullah Gül gilt als Anhänger des in den USA lebenden islamischen Ordensführers und Medienmoguls Fethullah Gülen, dessen Gefolgsleute heute in der Türkei Polizei und Justiz kontrollieren. Mehr als 60 regierungskritische Journalistinnen und Journalisten befinden sich u.a. wegen Kritik an F. Gülen in türkischen Gefängnissen. Hunderten weiteren Journalisten drohen langjährige Haftstrafen. Arbeiterproteste gegen die neoliberale AKP-Politik werden von der Polizei ebenso niedergeknüppelt wie am 1. September eine Friedensdemonstration in Istanbul.

Montag 19. September 17 Uhr
Protestkundgebung vor der Humboldt-Universität (Unter den Linden 6)

Kurdistan-Solidaritätskomitee Berlin