Dresden: Prozessauftakt gegen Stanley Nähse

addn.me 26.08.2011 10:09 Themen: Antifa Blogwire
Fast auf den Tag genau ein Jahr nach dem Brandanschlag auf das alternative Wohnprojekt "RM16" in Dresden Pieschen, muss sich der 21-jährige Nazi Stanley Nähse vor dem Landgericht verantworten. Nähse soll in der Nacht zum 24. August 2010 einen Molotow-Cocktail in ein offenes Fenster in der zweiten Etage des Hauses geworfen haben. Dabei landete der Brandsatz glücklicherweise auf einem Podest, so dass nicht zu einer Ausbreitung des Feuers kam. Der Brand konnte schnell gelöscht werden und somit schlimmeres verhindert werden. Die Staatsanwaltschaft wirft daher Nähse versuchten Mord in zehn Fällen in Tateinheit mit schwerer Brandstiftung vor. Seit dem 24. Januar sitzt Stanley Nähse deshalb in Untersuchungshaft.
Nach Verlesung der Anklageschrift wurde der Prozess für nicht öffentlich erklärt. Das Gericht verspricht sich davon einen schnelleren Ablauf des Verfahrens. Laut DNN (Printausgabe) schweigt der Angeklagte und sagt nicht zur Tat aus. Zur Unterstützung Nähses waren im Vorfeld der Verhandlung ein dutzend Nazis am Landgericht anwesend und haben versucht den Angeklagten bei der Einfahrt ins Landgericht zu begrüßen, was von den Beamten verhindert worden war. Darunter neben dem Vater und der Verlobten Kathi Müller auch stadtbekannte Nazis wie Marco Eißler und Hans Böhm.

Der Brandanschlag Ende August war der zweite innerhalb einer Woche in Dresden. Wenige Tage zuvor wurde das linke Wohnprojekt "Praxis" in Dresden Löbtau von bisher unbekannten in Brand gesteckt. Dabei brandte ein Zimmer komplett aus. Glücklicherweise schlief zu diesem Zeitpunkt niemand in diesem Zimmer, so dass niemand verletzt wurde. Aufgrund der Serie von Naziangriffen in Dresden demonstrierten am Abend des 26. August knapp 500 Menschen durch Dresden Pieschen um sich mit den Betroffenen zu solidarisieren.
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Ergänzungen

Danke

Blocklinien 26.08.2011 - 14:57
Hallo addn.me-Verantwortliche, eure Berichte bereiten mir (neben denen der autonomen Medienkollektive aus Südwestdeutschland) immer den meisten Lesespaß auf Indy. Stets eine schöne Zusammenfassung mit den wichtigsten Informationen auf den Punkt gebracht, ohne unnötiges Blabla aber dafür immer eingebettete Verweise für Interessierte zum Weiterlesen. Wenn sich andere Indy-Autor/innen da eine Scheibe abschneiden würden, würde dass diese Plattform um einiges qualitativ aufwerten.

Naziübergriff beim Dresdner Stadtfest 2011

HinzundKunz 26.08.2011 - 15:42
Naziübergriff beim Dresdner Stadtfest 2011
 http://www.addn.me/nazis/naziangriff-auf-dem-dresdner-stadtfest/
 http://www.addn.me/uploads/2011/08/willy-kunze.jpg

In der Nacht zum Sonntag (21.08.2011)soll es auf dem Dresdner Stadtfest zu einem Übergriff durch eine Gruppe von etwa 20 Nazis auf zwei Personen gekommen sein. Dabei erlitten zwei junge Frauen schwere Verletzungen. Eine Frau war kurzzeitig bewusstlos*. Anwesende Besucher des Stadtfestes leisteten keine Hilfe. Der Versuch, den Vorfall der Polizei zu melden, endete ohne Aufnahme einer Anzeige. Die Beamten sollen demnach den Vorfall zwar gesehen, aber keine Personalien der Angreifer aufgenommen haben.

Unter den Angreifern soll sich auch der wegen der Überfälle auf mehrere Döner-Imbisse Verurteilte Willy Kunze befunden haben. Kunze war als Rädelsführer der Übergriffe nach dem EM-Halbfinale 2008 in der Dresdner Neustadt zu einer zweieinhalbjährigen Haftstrafe verurteilt worden. Zur Zeit steht der 24-Jährige wegen des Verdachts auf “Bildung einer kriminellen Vereinigung” erneut vor Gericht.

*Schwere(!) Gesichtsverletzung

Noch ein Bild von Angreiffer Willy Kunze

toni 27.08.2011 - 22:26
Noch ein Foto von Willy Kunze von Hooligans Elbflorenz aus sonnigen Tagen.(älteres Bild)

Nationaler Widerstand ist zwecklos!

willy 28.08.2011 - 13:25
Das Jahr begann für Stanley Nähse wahrlich nicht besonders gut. Gleichzeitig startete seine kriminelle Karriere so richtig durch. Nachdem ein Prozess wegen schweren Landfriedensbruch zu seinen Ungunsten und mit einem Jahr Freiheitsstrafe (zur Bewährung ausgesetzt) endete, sorgte er nun erneut für Schlagzeilen. Ziemlich genau 5 Monaten nach dem Brandanschlag auf das selbstverwaltete Wohnprojekt Robert-Matzke-Str. 16 (RM16) mit einem Molotow-Cocktail, präsentierte das LKA-Sachsen am 25.01.2011 einen dringend Tatverdächtigen. Das allein wäre schon eine überraschende und erfreuliche Meldung gewesen, doch bei dem vermeintlichen Täter soll es sich um niemand anderen als um "Stanley N.", vielen besser bekannt als Stanley Nähse, handeln.

weiter unter: http://venceremos.sytes.net/gad/texte/co/nationaler-widerstand-ist-zwecklos.html

Infos zum Verlauf der Verhandlung bisher

weesschni 31.08.2011 - 20:01

Da die Öffentlichkeit ja gleich zu Beginn von der Verhandlung ausgeschlossen wurde können nur Verfahrensbeteiligte zum Prozessverlauf Auskunft geben. coloRadio konnte dazu mit 2 Betroffenen und deren Anwälten sprechen. Auf freie-radios.net gibts den Mitschnitt.

Revision zurückgewiesen – Nazi muss in Haft

ina 09.02.2012 - 08:17
Die Revision des Dresdner Nazis Stanley Nähse gegen seine Verurteilung wegen zehnfachen versuchten Mordes und schwerer Brandstiftung wurde vom Bundesgerichtshof als unbegründet verworfen. Am 13. September 2011 hatte das Landgericht Dresden Nähse zu einer Jugendstrafe von sieben Jahren und zehn Monaten verurteilt. Er hatte in der Nacht zum 24. August 2010 einen Brandsatz in ein alternatives Wohnprojekt auf der Robert-Matzke-Straße in Dresden-Pieschen geworfen.

Nun wird er, nachdem er seine Haftstrafe angetreten, hat für mindestens 4,5 Jahre inhaftiert sein. Stanley Nähse war als Mitglied der neonazistischen Hooligangruppierung “Assi Pöbel” bekannt geworden. Mehrfach war er an Aktionen gegen die RM 16 beteiligt gewesen. Das Einzige was nun in den nächsten Jahren von außerhalb der Gefängnismauern zu sehen sein wird, sind seine neonazistischen Graffitis in etlichen Dresdner Stadtteilen.

 http://www.addn.me/nazis/revision-zuruckgewiesen-nazi-muss-in-haft/

Freiraum erhalten – RM 16 bleibt!

ulf 02.02.2013 - 20:12
„In Pieschen existiert heute noch eines der letzten linksalternativen Wohnprojekte der Stadt“ 1

Die Bedeutung solcher Projekte wird immer wieder deutlich, wenn ein Blick auf sächsische Zustände geworfen wird. Sachsen ist bekannt für seine Nazis – die Robert-Matzke-Straße 16 ist dagegen ein Ort für alternatives Wohnen und linke Politik. Jetzt haben wir die Chance, das Haus zu kaufen – oder es zu verlieren. Deshalb brauchen wir deine Unterstützung.

1999 besetzten Antifaschist_innen in Dresden einen Altbau im Stadtteil Pieschen. Sie sanierten das Gebäude und 2002 wurde das Projekt von der Stadt Dresden anerkannt. Seit dem ist es nicht nur ein Wohnhaus, sondern auch Veranstaltungsort für Vorträge, Kinoveranstaltungen, Konzerte und Partys. Die RM 16 ist ein wichtiger Ort des Widerstands gegen Neonazis und reaktionäre Politik in Sachsen. Deswegen war das Haus und seine Bewohner_innen, wie auch andere Projekte in Dresden, oft Ziel von Neonaziangriffen. Allein von 2007 bis 2010 wurde das Haus 13 Mal attackiert. Dabei wurden Fenster eingeworfen, Autos beschädigt und im Garten randaliert. 2010 warf ein Dresdner Neonazi nachts einen Molotowcocktail in das Haus. Nur durch schnelles Handeln konnte der Brand rechtzeitig gelöscht werden, so dass niemand verletzt wurde. Zu diesem Zeitpunkt hielten sich 12 Personen im Haus auf.

Ein Naziproblem gibt es nicht nur in Dresden. Die NPD sitzt seit 2004 im sächsischen Landtag, die NSU-Mörder lebten jahrelang unbehelligt im sächsischen Zwickau und nationalbefreite Zonen werden zu No-Go-Areas. Gegen linke Politik hingegen schwingt der Freistaat gern die „Extremismus-Keule“ und versucht antifaschistisches Engagement zu delegitimieren und zu kriminalisieren.

Wir Bewohner_innen der RM 16 wollen angesichts dieser Zustände mehr als ein linkes Wohnprojekt sein. Unser Haus mit einem Bar- und Veranstaltungsraum, einer Galerie und einem Konzertkeller soll eine linke Alternative zum reaktionären Alltag in Sachsen sein. So hat sich beispielsweise die Partyreihe „Squeerdance“ in der LGBT2-Szene Dresdens etabliert, auch vielfältige Konzerte von Hardcore bis Techno wurden veranstaltet. Wöchentlich fand das „Umsonstkino“ statt, in welchem vielfältige Themen bearbeitet werden. In verschiedenen Vortragsreihen widmeten sich die Referent_innen z.B. Religion & Relegionskritik, Antisemitismus & Antizionismus oder regressiver Kapitalismuskritik. Sie wurden u.a. von der Amadeo Antonio Stiftung gefördert.

Zur Zeit müssen diese Veranstaltungen ruhen, da das Bauaufsichtsamt, nachdem es vom LKA Sachsen dazu angehalten wurde, Baumaßnahmen in den Veranstaltungsräumen fordert. Damit können wir jedoch erst anfangen, wenn die Existenz des Projektes gesichert ist – und dafür brauchen wir deine Hilfe!

Wir haben die Chance, unser Haus von der Stadt Dresden zu kaufen. Wir brauchen Spenden oder Darlehen, um einen Kredit aufnehmen zu können. Deshalb bitten wir dich um Unterstützung – macht Soli-Partys, teilt diese Informationen. Spenden nehmen wir gern über folgende Kontonummer entgegen:

Parabel e.V.
KN: 659377101
BLZ: 10010010
Postbank
Verwendungszweck: Erhöhung des Vereinsvermögens

Vielen Dank!

Die Bewohner_innen und Freund_innen der RM 16

Kontakt:  klub-rm16@gmx.net
Infos:  http://rm16.blogsport.de

1 Heitmeyer, Wilhelm et. al/ Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (IKG) Universität Bielefeld (2012): Rechtsextreme Strukturen, Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit und bürgerschaftliches Engagement gegen Rechtsextremismus in der Landeshauptstadt Dresden.

2 Lesbian,Gay,Bi,Trans*