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Brasilien ist KEIN glückliches Land

Christian arDaga Widor 20.08.2011 14:45 Themen: Globalisierung Soziale Kämpfe
Im Vorjahr erschien im Stern der Artikel "EIN GLÜCKLICHES LAND" (in bezug auf Brasilien). Zu dieser Stern-Leistung soll(te) mensch gleichy mal wissen, dass wir das Land mit der höchsten Depressionsrate der Welt sind. Aber es gibt noch weit schlimmeres. Dies schrieb ich, im April, an Hans Hermann Klare vom Stern-Auslandsdienst. Er schrieb nie zurück. Nun mache ich aus diesem Schreiben einen OFFENEN Brief. Auf dass alle wissen, was tatsächlich passiert, im abgeschminketn, sternlosen, überhaupt nicht glücklichen Brasilien.
Betreff: Stern-Artikel EIN GLÜCKLICHES LAND, Ausgabe 40/2010

Sehr geehrter Chef des Auslandsressorts Hans-Hermann Klare:

Eigentlich wollte ich gleich hier, an erster Stelle, drei brasilianische UreinwohnerInnen, ZeugInnen - lebenslang - des tatsächlichen und gar nicht glücklichen Landes Brasilien zu Wort kommen lassen. Aber auf die Gefahr hin, dass dann dieses Schreiben vielleicht nicht einmal gelesen würde, werde ich mich erst vorstellen.
Auch ich bin ein Mensch, der dort lebt, worüber ihr Mitarbeiter Joachim Rienhardt in der Ausgabe 40/2010 geschrieben hat: In der Nordostregion Brasiliens. Im Armenhaus. Im Landesinneren noch dazu. 600km entfernt von Bahia´s Hauptstadt Salvador. Ohne falsche Bescheidenheit sage ich ergo: ich KENNE die Realität EMPIRISCH. Ich erlebe und erleide sie. In der eigenen Haut und auch empathisch. Täglich. Jahrein, jahraus.
Meine Arbeit bringt es mit sich, dass ich nicht "nur" die im Artikel (nicht) angesprochene Realität des Nordostens kenne, sondern die vielschichtige Realität aller - noch so diametraler - Brasiliens (Plural!). In allen Fünf Gross-Regionen. Ich arbeite nämlich in erster Linie mit den Verbrauchsmenschen (ein vom leider schon verstorbenen Ethnologen, Universitätsrektor und Ex-Minister Darcy Ribeiro geprägter und adäquater brasilianischer Sozialbegriff) dieses Staates kontinentalen Ausmasses. Darunter auch mit den Restnationen der einstigen präkolumbianischen Bevölkerungen.

Also erlaube ich mir, das Geschriebene und im Stern auch Gedruckte zu beurteilen. Vorerst aber sollen jene BrasilienexpertInnen zu Wort kommen, die im betreffenden Artikel über ein glückliches Land nicht zu Wort kamen.


Offener Brief zu den Problemen der Tupinambá de Olivenca, im Bundesstaat Bahia, Nordostregion Brasiliens:

Wir, die Eingeborenen der Ethnie Tupinambá, leben Jahrzehnt für Jahrzehnt in der Anonymität ohne das Recht unser Gesicht zeigen, oder unsere Stimme erheben zu dürfen. Wir leben im Süden Bahia´s, in einer Region, wo der Coronelismo der Kakaobarone seine Macht gegenüber den staatlichen Machtsphären behauptet. Im Jahr 2002 wurden wir von der damaligen Bundesregierung offiziell als Volk namensTupinambá de Olivenca anerkannt.
Oftmals und über Jahrhunderte haben wir versucht unser Existenzrecht durchzusetzen, aber immer wurde dies mit Gewalt verhindert, und das gilt auch heute noch, wo subtilere Mittel zum Einsatz kommen, unterstützt durch das Nichthandeln und die Teilnahmslosigkeit und das Desinteresse seitens der Regierungen. Es geschehen Verfolgung, Verhaftungen und Folter, gedeckt durch ein Rechtssystem das bekanntlich die Interessen der Mächtigen bevorteilt, die während der letzten Jahre des zweiten Lulamandates begonnen haben und nun, zu Anfang der Dilmaregierung, noch intensiver geschehen.
Die Regierungen zeigen überhaupt kein Interesse die Problematik der Eingeborenen zu lösen, im Gegenteil, deren Vorgangsweisen sind aus der Werkzeugkammer des Völkermordes. Für uns besteht kein Zweifel: Die Tatsache, dass wir uns der kapitalistischen Kultur des Westens entgegen stellen, ist die Mutter des Bestrebens uns zu akulturieren, so dass mit dem hier im 16.Jahrhundert implantierten Projekt ungestört fortgefahren werden kann.
Wir sind mehr als 240 Ethnien (Nationen) auf brasilianischem Territorium, sprechen über 180 Sprachen und werden trotzdem seitens der Machthaber behandelt, als wären wir eine "Indianer-Monotonie". Die brasilianische Gesellschaft weiss nichts von unserer Geschichte und dieser Ignoranz wird vom System noch nachgeholfen. Wir werden also systematisch abqualifiziert und verunglimpft. Noch heute werden wir als Tiere "wahr" genommen.
Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass wenn die brasilianische Schulbildung tatsächlich ein Werkzeug der Befreiung und der Stimulierung kritischen Bewusstseins wäre, wir vielleicht schon unser Existenzrecht und das Recht auf Würde hätten, allein, wir beobachten, dass die brasilianische Regierung nur darauf aus ist, Nummern zu zeigen, ganz egal ob diese der Wahrheit entsprechen oder nicht. Ein Nummernspiel über welches versucht wird, so schnell wie möglich in die Kategorie der Weltmächte aufzusteigen.
Mit Blick auf die UreinwohnerInnen, die weiter verfolgt, gefoltert, umgebracht, auf Fazendas versklavt, in "Reservaten" (Kriegskonzentrationslagern) eigepfercht werden, und die auch mittels Vernachlässigung und Unterernährung zum Sterben verurteilt werden, sind wir am Überlegen, was uns eigentlich noch daran hindert Brasilien wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor den Internationalen Gerichtshof zu bringen.
Unser Unantastbares Land ist weiter in den Händen von Eindringlingen, der Demarkierungsprozess stecken geblieben im Stillstand der FUNAI (= Brasilianische Bundesbehörde zum Indianerschutz - bzw. ein Euphemismus für staatlich geförderte Elendsverlängerung unter UreinwohnerInnen, Anm. des Schreibers), während unsere FührerInnen systematisch kriminalisiert werden, unsere Kinder an Mangelkrankheiten sterben und unsere Alten aus Resignation, und Alkohol, andere Drogen und Prostitution unser Volk zerfressen.
Ich möchte noch hervorheben, dass dies nicht ausschliesslich die Realität der Tupinambá de Olivenca ist, sondern die Realität der grossen Mehrheit der Eingeborenen Völker Brasiliens, und zwar ganz besonders in der Nordost-Region.
Wir ersuchen um Mithilfe der Internationalen Organismen bei unsrem Bemühen unser Recht auf LEBEN zu garantieren!

Ich, Yakuy Tupinambá, vom Volk der Tupinambá de Olivenca, bestätige, dass all die in diesem Offenen Brief gemachten Angaben Fakten und wahrheitsgetreu sind, und auch veröffentlicht werden dürfen.


Offener Brief zu den Problemen der Makuxi, im Bundesstaat Roraima, Nordregion Brasiliens:

Im Falle der Makuxi, im äussersten Norden Brasiliens, war das Hauptproblem die Landfrage. Wir hatten keines. Erst 2010 haben wir unser Land, einen Teil davon, wieder bekommen. Doch jetzt tut sich die Frage auf: Was machen wir mit einem vom Reisanbau zerstörten Land? Wo kaum noch Wild ist, und kaum noch native Pflanzen wachsen können? Ich denke also, dass wir zuerst wieder aufforsten müssen, mit einheimischen Bäumen, und diesem Stück Erde das Leben zurück geben. Ein anderes Problem ist unsere Muttersprache. Sie stirbt langsam aus. Auch unsere Gesänge und Tänze geraten immer weiter in Vergessenheit. Werden durch das Fernsehen von nicht-eingeborenen Inhalten und Betrachtungsweisen ersetzt.
Es wäre essentiell für uns über Mittel zu verfügen, um zur Lösung dieser beiden Problemkreise schreiten zu können.
Als während der Regelungsphase der Landfrage Einheiten von Bundespolizei und der Nationalen Sicherheit hier waren, war das Problem der Einfuhr alkoholischer Getränke weitgehend unter Kontrolle. Nun aber sind diese Beamten wieder weg und es kommt erneut häufig zu Alkoholeinfuhr in unseren Gemeinden.
Die Tatsache, dass unser Land entlang von Staatsgrenzen verläuft und dass sich Militärs hier befinden, stellt auch eine permanente Gefahr für unsere Mädchen und jungen Frauen dar. Der Bundesstaat Roraima ist Teil der internationalen Menschenhandelsrouten. Professionelle Mädchenscouts erschleichen sich das Vertrauen unserer Familien (und auch das der Familien anderer Ethnien, all die hier genannten Probleme betreffen auch, z.B., die Wapichanas, die Ye´Kuanas, die Yanomamis, und letztere haben noch zusätzliche Probleme, wie massive Anwesenheit illegaler Holzfällerkartelle und Edelmetallschürfer!), indem sie kleine Gefälligkeiten erweisen, wie Mitfahrmöglichkeiten in die umliegenden Städte. Sie versprechen in der Regel gute und gut bezahlte Jobs in Manaus, oder in den Nachbarländern Venezuela, Guyana und Surinam. Bevor die Nicht-Indigenen hier ankamen, erfreuten wir uns unseres Lebens in unberührter Natur, an klaren Wasserfällen, in reinen Flüssen, ohne uns Sorgen bezüglich Ausbeutung von und durch Personen zu machen. Aber heute überfluten uns die Invasoren mit falschen Träumen. Unterstützt von den TV-Kanälen, die uns glauben machen, dass ein glückliches Leben ein Leben mit viel Geld sein muss. Oft weit von Familie und angestammten Land. Mit Geschick und Schläue gewinnen diese Scouts die Sympathie ihrer Zielpersonen und deren Familien. Und obwohl die fast immer minderjährigen Mädchen dann gleich in der schlimmsten, brutalsten und unmenschlichsten Form aller Sexsklaverei landen, wird dieses Problem von den staatlichen Stellen nicht wie eine Priorität behandelt. Wenn überhaupt.

Alex Makuxi


Offener Brief zu den Problemen der Fulni-ô, im Bundesstaat Pernambuco, Nordostregion Brasiliens:

Wir Indios des Fulni-ô Stammes aus dem Landkreis Águas Belas im Bundesstaat Pernambuco, schreiben diesen Offenen Brief, weil wir von unserer Zweisprachigen Schule Antônio José Moreira erzählen und an Nichtregierungsorganisationen, Institute und andere Organisationen appellieren wollen, auf dass uns Unterstützung zuteil werde, beim Versuch unsere Traditionen, die vom Verschwinden gefährdet sind, zu erhalten.
Unsere Gemeinde umfasst ungefähr sechstausend Menschen von denen etwa 05% in Städten leben, um dort ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können. Wir sind heute die einzigen und letzten Indios in der gesamten Nordost-Region, die noch ihre eigene Sprache, das Yaathe, beherrschen und gebrauchen. Trotzdem sind Bräuche und Kultur, die über 500 Jahre standgehalten haben, gefährdet.
Seit 1970 wird Druck auf uns ausgeübt, unsere Kinder wie Weisse zu erziehen. Eine Erziehung die wir nicht nötig haben, da wir unsere eigene Erziehungsmuster und, von den Vorfahren überlieferte, Bildungsinhalte besitzen. Bildungsinhalte übrigens, die eigentlich den Weissen "aufgedrängt" werden sollten, denn wer weiss, ob die Welt auf diese Art nicht eine bessere wäre.
Selbstverständlich wissen wir, dass auch die Erziehungsform der Weissen Vorteile hat: lesen, schreiben, sich fremdes Wissen verständlich machen, sich in andere Kulturen integrieren können, u.s.w. Aber unser kleines Territorium liegt unmittelbar an der Stadt der Weissen Águas Belas. Und das bedeutet ständigen Druck und Zwang zur "Aufgabe" unserer Kultur auch durch "erzieherische Auflagen" seitens der Weissen. Es handelt sich zwar um friedliche Auflagen. Die sind aber um nichts weniger gefährlich für unser Überleben.
Also gründete die Indigene Lehrerin Marilena Araújo de Sá die Escola Bilíngue Antônio José Moreira (Sekeinise Tuni-Xise, in unserer Sprache), mit dem Ziel unsere Kultur aufzuzeichnen und den jüngeren und nachkommenden Generationen zu unterrichten. Die Sprache, die Tänze, das Handwerk, die Religion, schlicht: unsere genuine Erziehung, die ins Vergessen geraten war. Unsere Schule wird jedoch seit ihrem Anbeginn abqualifiziert und verfolgt, während im ganzen Land Werbesendungen des Unterrichtsministeriums laufen, die von der positiven Entwicklung im Bildungswesen sprechen. Alles Täuschung, alles erfunden.
Zuerst stand unsere Schule unter "Verwaltung" der FUNAI. Das stand für: keine Auszahlung der LehrerInnengehälter, keinerlei Unterrichtsmaterial, keine Möbel, noch Geräte und auch keinerlei Mittel zur Instandhaltung des Schulgebäudes. Wir selbst, mit der Hilfe einiger sensibilisierter Nicht-Índios, mussten tun was möglich war, um den Betrieb aufrecht zu erhalten.
Im Jahr 2003 wurde unsere Schule dem Bundesstaat unterstellt. Was bedeutete, dass alles noch schlimmer wurde. Denn dieser mischte sich nun andauernd in alles ein, selbst unter Missachtung unserer eigenen kulturellen und schulischen Normen. Diese Aggressivität ging so weit, dass der Staat schliesslich drei unserer wichtigsten Mitarbeiter von der Schule ausschloss. Darunter Marilena Araújo de Sá, die Gründerin.
Wir sind uns im klaren, dass unsere Schule weder FUNAI noch dem Staat irgendetwas bedeutet. Wahr ist, dass Indigene Kultur für alle staatlichen Instanzen Synonym für Zeit- und Geldverschwendung ist.
Auch nach 511 Jahren der "Entdeckung" Brasiliens, geht das Bemühen unsere Kultur auszulöschen weiter. Im Stillen, aber umso konkreter.


Siato Fulni-ô (für das Volk Fulni-ô)


Hiebei handelt es sich um drei Original-Stellungnahmen, geschrieben in März und April dieses Jahres. Die ich übersetzt habe und nun bei den Begegnungen und Erfahrungsaustäuschen mit sachverbundenen Menschen während meines Aufenthaltes in Europa (wie jenen von der Gesellschaft für Bedrohte Völker) vorlese.

Und wie ich bereits eingangs sagte, erlaube auch ich mir, den im Stern gedruckten Artikel zu beurteilen.

Ich stelle mir vor, dass Ihr Mitarbeiter Propagandamaterial der derzeitigen Regierung und im besonderen der Arbeiterpartei (PT) herannahm und übersetzte (bzw. übersetzen liess). Denn genau die verwendeten Zahlen findet mensch auch dort. Und zwar ausschließlich dort. Weil auf dem Boden der Realität, gibt es all die Wunder nicht. Ich würde selber gern ein paar Dutzend von den 30 Millionen, die den Höhenflug in die Mittelklasse (was immer auch das sei) geschafft hätten, kennen lernen. Oder eine öffentliche Schule bei uns im Hinterland des Nordostens, wo in der Tat eine Schuljause verabreicht würde. Aber vielleicht gilt es ja umgekehrt: Ihr Mitarbeiter, sicherlich nicht schlecht bezahlt und ausgestattet und in irgendeinem urbanen Hochsicherheitsghetto abgeschottet (für unsere realen Verhältnisse mit Leichtigkeit ein Reicher), sollte einmal das Land kennen lernen über welches er tausende (?) LeserInnen desinformiert?
Dass er allerdings mit "unserem" (= aus Bahia stammenden) Magnaten Joao Carlos Cavalcanti und dem notorischen Eike Batista, zwei Herren, die in deutschen Landen wegen ihrer chronischen Gesetzesumgehungen und Umweltverbrechen höchstwahrscheinlich rechtskräftig verurteilt in einer Strafanstalt sässen, seinen märchenhaften p.r.-Artikel für Lula und Dilma kräftig gewürzt hat ist "gut". Denn diese beiden Unternehmer repräsentieren exakt für wen die (einstige) Arbeiterpartei und ihre Koalitionspartner regieren: Für die gnadenlose und wahnwitzige Umweltzerstörung (unter dem Motto "die Europäer haben schon, jetzt sind wir dran"), für den immer schwindelerregenderen Reichtum einiger weniger (das ist das "gute" alte traditionelle Regierungsmodell Brasiliens aller Zeiten und Regierungen, selbst aus Lulas Kindern und Enkel wurden, noch schnell zum Ausklang seiner Präsidentschaft, Diplomatenpassbesitzer), und für die Massenstillhaltung per erbärmlichen Assistenzialismus-Monatsschecks (die noch dazu oft von korrupten Bürokraten aus der Lokalpolitik und nicht den Bedürftigen kassiert werden, so wie bei mir im Dorf) und per öffentlicher "Schulbildung", die von diesem Euphemismus einmal getrennt, wie Anderson´s sattsam bekannter Kaiser, in Wahrheit als nationaler Denkschlachthof dastünde, auch für - und das ist wirklich eine beachtliche Leistung bei uns - ZUNEHMENDE Korruption, und - last not least - für multiple Verfolgung der Eingeborenen Völker.

Selbstverständlich könnte ich das nun schlagzeilenplakativ Geschriebene auch belegen. Auch vor Ort. Bei den Menschen. Den "richtigen". Nicht den papiernen und den SchauspielerInnen aus dem Fernsehen. Das für die hohen Zwecke von unseren Steuergeldern unterstützt und also gleich geschalten ist. (Der Gigant GLOBO wäre seit Jahren bankrott, ohne Lulas Hilfe aus der öffentlichen Hand. Und da wäscht ja bekanntlich dann eine die andere.) Ich drücke mich im Konjunktiv aus: könnte. Nicht kann. Denn mit Sicherheit wird mir vom Stern diese Möglichkeit der Richtigstellung verweigert bleiben. Denn (gut?) verkaufte Märchen, sind uns ja allemal lieber als nachträgliche Wahrheiten. Oder was?

Und überhaupt, wer bin ich schon?! Im Vergleich zum werten Kollegen Joachim? Der zwar (scheinbar) von nichts im Riesenstaate Brasilien eine Ahnung hat, aber halt "unser Mann" dort ist.

Na, vielleicht glauben Sie aber einem anderen Manne von autochthonem Rang und Stand? Unserem Bundesenator Cristovam Buarque aus der Bundeshauptstadt Brasília z.B.? Der immerhin auch schon Unterrichtsminister war. In der ersten Lularegierung. Bis er von seinem Chef gefeuert wurde (und es aus der Presse erfahren musste), weil er sich eben nicht zum Schönfärben, noch -reden zwingen liess. Diese Gratisarbeit tue ich also noch, Ihnen einen seiner letzten Artikel, am 09.April im Wirtschaftsblatt O Globo veröffentlicht, anzuhängen. Übersetzen tue ich Ihnen diesen Artikel, der das tatsächliche kontemporäre Brasilien mit wenigen Zahlen (Fakten) beschreibt, aber nicht. Dazu fehlt mir die Zeit und Ihnen sicher nicht MitarbeiterInnen (aber nicht JENER!), die das auch können.
Auf dass Sie (vielleicht) ihren Job ernst nehmen und JENEM Mitarbeiter den blauen Brief übergeben, oder wenigstens die "Gelbe Karte" um ihn zu veranlassen Brasilien einmal kennen zu lernen!

Mit freundlichen, aber ob so viel journalistischer Fahrlässigkeit auch erzürnten, Grüssen,
der Verbrauchsmensch (einer unter rund 60 Millionen) Christian Ardaga Widor, Ethno-Pädagoge, Bahia, Brasilien

Vergonha do Sete - O Globo - 09/04/2011
Sáb, 09 de Abril de 2011 09:51

Cristovam Buarque

No século XIX, Victor Hugo se negou a apertar a mão de D. Pedro II, porque era o Imperador de um país que convivia naturalmente com a escravidão. Hoje, Victor Hugo não apertaria a mão de um brasileiro para parabenizá-lo pela conquista da 7ª posição entre as potências econômicas mundiais, convivendo com total naturalidade com a tragédia social ao redor.
Estamos à frente de todos os países do mundo, menos seis deles, no valor da nossa produção, mas não nos preocupamos por estarmos, segundo a Unesco, em 88º lugar em educação.
Somos o sétimo no valor do PIB, mas ignoramos que, segundo o FMI, somos o 55º país no valor de renda per capita, fazendo com que sejamos uma potência habitada por pobres. Mais grave: não vemos que, segundo o Banco Mundial, somos o 8º pior país do mundo em termos de concentração de renda, melhor apenas do que a Guatemala, Suazilândia, República Centro-Africana, Serra Leoa, Botsuana, Lesoto e Namíbia.
Somos a sétima economia do mundo, mas de acordo com a Transparência Internacional estamos em 69º lugar na ordem dos países com ética na política por causa da corrupção. A nota ideal é 10, o Brasil tem nota 3,7.
Somos a sétima potência em produção, mas, quando olhamos o perfil da produção, constatamos que há décadas exportamos quase o mesmo tipo de bens e continuamos importando os produtos modernos da ciência e da tecnologia. Somos um dos maiores produtores de automóveis e temos uma das maiores populações de flanelinhas fora da escola.
Um relatório da Unesco divulgado em março mostra que a maioria dos adultos analfabetos vive em apenas dez países. O Brasil é um deles, com 14 milhões; com o agravante de que, no Brasil, eles nem ao menos reconhecem a própria bandeira. De 1889 até hoje, chegamos à sétima posição mundial na economia, mas temos quase três vezes mais brasileiros adultos iletrados, do que tínhamos naquele ano; além de 30 a 40 milhões de analfabetos funcionais.
Somos a sétima economia e não temos um único prêmio Nobel.
Segundo um estudo da OCDE (Organização para Cooperação e Desenvolvimento Econômico), que pesquisou 46 países, o Brasil fica em último lugar em percentagem de jovens terminando o ensino médio. Estamos ainda piores quando levamos em conta a qualificação necessária para enfrentar os desafios do século XXI. Segundo a OIT, a remuneração de nossos professores está atrás de países como México, Portugal, Itália, Polônia, Lituânia, Látvia, Filipinas; a formação e a dedicação deles provavelmente em posição ainda mais desfavorável, por causa da péssima qualidade das escolas onde são obrigados a lecionar. Somos a 7ª potência econômica, mas a permanência de nossas crianças na escola, em horas por dia, dias por ano e anos por vida está entre as piores de todo o mundo. Além de que temos, certamente, a maior desigualdade na formação de cada pessoa, conforme a renda de seus pais. Os brasileiros dos 10% mais ricos recebem investimento educacional cerca de 20 vezes maior do que os 10% mais pobres.
Somos a sétima potência, mas temos doenças como a dengue, a malária, a doença de chagas e leishmaniose. Temos 22% de nossa população sem água encanada e mais da metade sem serviço de saneamento. Segundo o IBGE, 43% dos domicílios brasileiros, 25 milhões, não são considerados adequados para moradia; não têm simultaneamente abastecimento de água, esgotamento sanitário e coleta de lixo.
Esta dicotomia entre uma das economias mais ricas do mundo e um mundo social entre os mais pobres, só se explica porque nosso projeto de nação é sem lógica, sem previsão e sem ética. Sem lógica, porque não percebemos que "país rico é país sem pobreza", como diz a presidenta Dilma. Sem previsão, por não percebermos a grande, mas atrasada economia que temos, incapaz de seguir em frente na concorrência com a economia do conhecimento que está implantada em países com menor riqueza e mais futuro. E sem ética, porque comemoramos a posição na economia esquecendo as vergonhas que temos no social.

Cristovam Buarque é Professor da UnB e Senador pelo PDT-DF
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