Ilmenau: Erfurter Nazi wg schw. KV verurteilt

Antifaschistische Prozessbeobachtung 12.08.2011 15:25 Themen: Antifa
Am vergangenen Donnerstag, den 11. August 2011, wurde der bekannte Erfurter Nazi Dominik Weinlich vor dem Ilmenauer Amtsgericht zu einem Jahr Freiheitsstrafe auf drei Jahre Bewährung verurteilt. Er hatte in der Nacht auf den 25. Juli 2010 vier Menschen vor einem Ilmenauer Club zusammengeschlagen und auf mindestens eine am Boden liegende Person eingetreten.
Was war passiert?

In der Nacht auf den 25. Juli 2010 zog der Erfurter Nazi Dominik Weinlich, der mehrfach führende Positionen in der Erfurter NPD und JN inne hatte und durch sein dümmlich-aggressives Verhalten einen gewissen Bekanntheitsgrad erlangte, durch die Ilmenauer Studentenclubs. Dass in Ilmenau auch weithin bekannte Nazis in die Studentenclubs gelassen werden, ist dabei nichts ungewöhnliches (AGIL berichtete). Hier steht den Verantwortlichen das gute alte Blut- und Bodenprinzip näher, als das Bedürfnis von Migrant_innen, Antifaschist_innen und Student_innen aus dem Ausland nicht mit Nazis feiern zu wollen. An jenem Abend kam es zu einer verbalen Auseinandersetzung zwischen zuerst einer der betroffenen Personen, in deren Verlauf Weinlich plötzlich und unvermittelt auf sein Gegenüber einschlug, bis es zu Boden ging. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite standen noch drei Bekannte des Betroffenen, von denen sich nach den ersten Schlägen eine weitere Person schlichtend dem tobenden Nazi näherte. Dieser zögerte nicht lange und schlug auch auf die zweite Person und im weiteren Verlauf auf eine dritte und vierte Person ein. Erst zwei aus dem Club eilende Studentinnen konnten Weinlich davon abhalten weiter auf ein am Boden liegendes Opfer einzutreten. Die später eintreffende Polizei nahm Weinlich, der sich vom Tatort entfernt hatte, fest.

Der Prozess

Am Donnerstag, dem 11. August 2011, fand nun der Prozess gegen Weinlich statt. Der zeigte sich auch, auf Strafmilderung hoffend, geständig. Natürlich nicht ohne einen kläglichen Versuch, sich als Opfer einer Verschwörung zu inszenieren. Nach einer guten Stunde Beweisaufnahme kam es zu einem sogenannten „6-Augengespräch“ zwischen Staatsanwaltschaft, Gericht und Verteidigung. So nennt man das, wenn unter Ausschluss der Öffentlichkeit hinter verschlossenen Türen nach einer für fast alle Seiten einvernehmlichen Lösung gesucht wird, denn die Betroffenen fragte freilich keiner. Am Ende einigte man sich den, während einer noch laufenden Bewährungszeit um sich schlagenden, Weinlich wieder nicht in den Knast zu schicken. Er bekam ein Jahr Freiheitsstrafe auf drei Jahre Bewährung. Außerdem muss er sich einen Bewährungshelfer suchen, 80 Stunden gemeinnützige Arbeit verrichten, die Prozesskosten und Schadensersatzforderungen der Betroffenen tragen. Damit bekam Weinlich, der sich laut eigener Aussage aus der rechten Szene zurückgezogen haben will (ein echter running gag von angeklagten Nazis), den zehnten Eintrag in sein Strafregister, in dem sich neben schwerer Körperverletzung u.a. die Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen (2004), Beleidigung (2004), Volksverhetzung (2006), Bedrohung (2007), Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte (2008), Hausfriedensbruch (2009) und Betrug (2009) finden. Zudem laufen derzeit zwei weitere Verfahren gegen Weinlich. Die Chancen, dass der Nazi also bald für ein paar Jahre von der Bildfläche verschwindet stehen gut. Mit der jetzigen Strafe fanden sich Weinlich und sein Verteidiger Frank Wellner, der nicht zum ersten Mal Nazis vertreten haben soll, schonmal ab. Auf Rechtsmittel wurde verzichtet.
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Ergänzungen

ILSC

ILSC-Veteran 16.08.2011 - 20:28
Liebe Ilmenauer Antifa,

bitte bedenkt mal: An einem durchschnittlichen Club-Öffnungstag (bzw. Abend) haben die wenigsten Einlassdienste eine tiefe Kenntnis davon, wer in Südthüringen als Nazi bekannt ist und wer nicht. Steht ja auch den wenigsten auf die Stirn geschrieben. Und mit eindeuten T-Shirts tauchen Nazis auch seltener in den Clubs auf. Und wenn, dann wird regelmässig darauf hingewiesen. Dazu kommt, das viel zu wenig Clubleute sich wirklich in der Thematik auskennen und auch die nicht offensichtlichen Zeichen erkennen.

Ohne eindeutige Kleidung kämen die meisten Nazis wohl nicht nur in Ilmenauer Studentenclubs - sondern auch in die meisten Kneipen und Gaststätten.

Also hört einfach mal auf, die Ilmenauer Studentenclubs in eine Ecke zu stellen, in die sie nicht gehören.

Danke.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 8 Kommentare an

Oh man.. — Nuke

Kommentare — afa

@ weinlich — dumminik peinlich

@ Nazispammer — Cass

Warum so gereizt? — Anita