Mastanlagenbauplatz bei Hannover besetzt

Mastanlagen besetzerin 12.08.2011 08:51 Themen: Freiräume Soziale Kämpfe Ökologie
In der Nacht vom 11. auf den 12. August 2011 hat sich der Bauplatz für eine geplante Hühnermastanlage in Groß Munzel (bei Wunstorf/ Region Hannover) entschieden, doch lieber eine bunte Besetzung zu werden, um darauf Kritiker_innen von Argarfabriken und (Massen-) tierhaltung sowie ihren Protest zu beherbergen.
Mit seinen ca. 20 Besetzer_innen möchte er so einerseits auf die ethische, soziale und ökologische Katastrophe der industriellen Tierhaltung insgesamt hinweisen und andererseits mit der Aktion das neue Schlachthofmonster der Firma Rothkötter/Emsland Frischgeflügel in Wietze konkret verhindern. Für dieses Megaprojekt, das noch diesen Herbst in Betrieb gehen soll, werden hunderte Mastställe - darunter der in Groß Munzel - als Zulieferbetriebe benötigt, um wie gewünscht 135 Mio. tote Vögel im Jahr „produzieren“ zu können. Des Weiteren kann die Besetzung ab sofort als eine Anlauf-Vernetzungs-Aktions-Ideensammel-und-Diskussionsplattform für alle Interessierten betrachtet werden.
Die Besetzung stellt somit eine Fortsetzung des permanenten kreativen Widerstands gegen das Wietze-Projekt dar, das mit der fast dreimonatigen Besetzung der für den Schlachthof genehmigten Fläche im Sommer letzten Jahres begann. Nach der Räumung im August 2010 wurden vor allem die potentiellen Zulieferbetriebe immer wieder Ziel eines breiten Protestes, der von Bürgerinitiativen über Besetzungen von Bauplätzen in Üfingen, Schnega und Teplingen, Sprayaktionen und Blockaden bei Baufirmen bis hin zu Brandanschlägen der ALF auf die jeweils fast fertigen Anlagen in Sprötze und Üfingen reicht. Die ständigen Aktionen führten dabei genau wie moralische Bedenken und wirtschaftliche Prognosen vom Zusammenbruch des Hähnchenmarktes dazu, dass von den mindestens benötigen 100-150 Mastställen bisher nur rund 20 genehmigt sind. Dazu kommt ein von BIs errungener Baustopp für Mastanlagen wegen fehlender Brandschutzsicherheit in verschiedenen Landkreisen. Damit fehlen Rothkötter die Hühner, die allein ein rentables Wirtschaften des Megaschlachthofs in der Südheide ermöglichen.
Das ist natürlich auch Rothkötter bewusst. Und so setzt er auf der Jagd nach bereitwilligen Mäster_innen beispielsweise auf Strohmänner, die für einen Batzen dreckiger Euros Landwirt_innen für den Konzern anwerben sollen.
Für die Bäuer_innen wiederum besteht neben dem wirtschaftlichen Risiko, das sie mit der Massentierhaltung eingehen auch die Gefahr der totalen Abhängigkeit von solchen Konzernen. So würde Rothkötter im Falle eines Vetragsabschlusses unter anderem auch das Futter und die Küken aus eigener Brüterei liefern, um sie nach 40tägiger Turbozucht zu ihrem Schafott in Wietze zu karren. Zudem stellt sich die Frage, wer, wenn schon nicht die Hühner, eigentlich von solchen Geschäften profitiert. Der deutsche Markt für Geflügelfleisch ist seit Jahren übersättigt, übrig bleibt das Brustfleisch für die Spekulant_innen der Nachbarländer und der „Abfall“ für Asien und Afrika, wo lokale Märkte unter der Last der Dumpingpreise zusammenbrechen. Das Gegenteil also einer autonomen und dezentralen bäuerlichen Landwirtschaft, die sich an den Bedürfnissen von Menschen und Tieren gleichermaßen orientiert.
Das Anliegen der Besetzer_innen ist daher zum einen, die Verbindung zwischen Tierhaltung und der Ausbeutung von Lebewesen aufzuzeigen, wobei sowohl die direkt von der Mast betroffenen Tiere als auch die Menschen und Tiere in anderen Kontinenten, die für riesige Tierfutter-Monokulturen (größtenteils gentechnisch verändert) mitsamt ihrem natürlichen Lebensraum vernichtet oder bestenfalls brutal vertrieben werden. Neben der massiven Rodung von Regenwald für solche Plantagen sind die Arbeitsbedingungen teilweise so schlecht und der Kontakt mit Pestiziden so stark, dass den Arbeiter_innen eine Lebenserwartung von kaum mehr als 30 Jahren beschert ist. Mit ihnen werden ganze Landstriche verseucht.
Auch hierzulande sind Tierfabriken nach wie vor Verursacher von Umweltschäden Nr. 1, seien es Medikamentenrückstände im Grundwasser oder sauren Regen auslösende Nitrite im Boden. Hinzu kommt die Geruchs- und Lärmbelästigung von Anwohner_innen und die Zerstörung einer Region, die als Erholungsgebiet bisher von einzigartiger Natur und sanftem Tourismus gelebt hat.
Der Ort wurde u.a. ausgewählt, weil der Anlage in Groß Munzel in wenigen Wochen die Baugenehmigung vom Landkreis erteilt werden soll und in der Region Hannover bisher noch kein industrieller Stall genehmigt wurde. Wird Munzel zum Präzedenzfall, könnten ähnliche Projekte in der Umgebung wie Pilze aus dem Boden schießen.
Um dies zu verhindern und damit der Schlachthofhauptstadt Wietze genau wie allen anderen Tierfabriken als Symbole der Ausbeutung von Menschen, Tieren und unserem Planeten den Garaus zu machen, steht seit heute Nacht ein Tripod auf einer Wiese zwischen Kohlenfeld, Groß Munzel und Holtensen. Räumt uns wenn ihr wollt, doch der ruhige Schlaf von Rothkötter und anderen Profiteuren von Zerstörung, Leid und Ausbeutung wird für immer gestört sein!
Kommt vorbei! Besetzt mit! Unterstützt uns! Macht was!
ROTHKÖTTERS ZU BAULÜCKEN!

Blog der Besetzung:
 http://stopmunzelmast.blogsport.de
E-Mails:
 stopmunzelmast@riseup.net
Kontakthandy:
0152 / 316816478
Seite der BIM (Bürgerinitiative Munzel) und anderen BIs:
www.buerger-massen.de
Blog zum Widerstand gegen Europas größten Hühnerschlachthof in Wietze:
 http://antiindustryfarm.blogsport.de
www.bi-wietze.de
Zum tierethischen Aspekt in der industriellen Tierhaltung siehe folgender Text der Albert Schweizer Stiftung zur Hühnermast:  http://albert-schweitzer-stiftung.de/tierschutzinfos/nutztiere/huehnermast
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Ergänzungen

polizeikontakt

Mastbulle 12.08.2011 - 14:43

Räumung am Tripod und 1 Person festgenommen


13:58 Die Kletterbullen machen sich jetzt am Menschen auf dem Tripod zu schaffen. Eine Person wird gerade von den Bullen auf die Wache nach Barsinghausen mitgenommen. Laut Aussage der Bullen bleibt sie erstmal da.

Polizeiwache in Barsinghausen
Hinterkampstr. 6,
05105 / 5230

(S-Bahnstation Barsinghausen)

Kommt dorthin oder nervt am Telefon, dass die Person so schnell wie möglich freikommt!

Aktueller Stand

Besetzerin 12.08.2011 - 16:32
Die beiden Festgenomenen wurden soeben wieder aus der Gesa entlassen und wurden von mitaktivist_innen begrüßt, es geht ihnen wohl gut.

Die Cops fangen an die Angeketteten loszumachen, zwei Unterstützer_innen sind vor Ort

ausführlicher unter:  http://linksunten.indymedia.org/de/node/45018#comment-25873

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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sehr schön... — egAl

Hurra — zicker

Viel Erfolg. — H-Town