Soziale Unruhen in Großbritannien

Guy Fawkes 09.08.2011 11:47 Themen: Medien Repression Soziale Kämpfe Weltweit
Nachdem die Polizei am vergangenen Donnerstag den 29jährigen Mark Duggan in seinem Auto erschossen hatte, protestierten am Samstag mehrere hundert Menschen gegen den tödlichen Polizeieinsatz und verlangten Aufklärung über die Umstände seines Todes. Noch in den Abendstunden kam es im Londoner Stadtteil Tottenham zu Plünderungen und Auseinandersetzungen zwischen Jugendlichen und der Polizei, die sich bis in die frühen Morgenstunden fortsetzen sollten. In den Tagen darauf kam es auch in zahlreichen anderen Londoner Stadtteilen zu Ausschreitungen, auch aus den Städten Bristol, Liverpool, Manchester und Birmingham wurde über Plünderungen und Brände durch umherziehende Jugendliche berichtet. Seit Beginn wurden fast 2000 Personen festgenommen und hunderte Menschen verletzt, mindestens fünf Menschen starben am Rande der mehrere Tage andauernden Krawalle. Inzwischen hat die britische Justiz damit begonnen, die zumeist jugendlichen Randalierer in Schnellverfahren anzuklagen.

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Massivste soziale Unruhe in London – Dezentrale Ausbreitung von Plünderungen und Konfrontationen mit der Polizei – Ausweitung auch auf andere Städte wie Liverpool, Birmingham, Leeds und vor allem Manchester – Bilder von brennenden Gebäuden erzeugen durch die Presse ein Klima der Angst, Rufe nach dem Einsatz der britischen Armee werden immer lauter.London. Pulsierende Millionenstadt, Finanzmetropole, Ort der olympischen Sommerspiele 2012 - Hauptstadt vom Mutterland des Fußballs. Dies ist das Bild, was normalerweise von der britischen Hauptstadt transportiert und beworben wird. Nun beginnt seit dem 6. August dieses Bild enorme Risse zu bekommen. Grund? Die Polizei erschiesst am vergangenen Donnerstag (4. August) den 29-jährigen Mark Duggan. Am darauffolgenden Samstag protestieren Angehörige und andere solidarische Menschen aus seiner Community gegen den tödlichen Polizeieinsatz und verlangen Aufklärung. Die Polizei betreibt bis zu diesem Zeitpunkt eine schwache Informationspolitik, indem sie versucht, dem Opfer die Schuld in die Schuhe zu schieben und ihn als Kriminellen und damit auch irgendwie als "selbst schuld" darzustellen. Die Demonstration verläuft friedlich und endet an einer Polizeiwache. Übereinstimmenden Berichten zufolge wird dann eine Jugendliche Opfer eines Übergriffes durch einen Police Officer. Dies gilt mittlerweile als Auslöser der ersten Ausschreitungen am Samstag. Polizeiautos werden angezündet, Steine und andere Gegenstände werden auf die Bereitschaftspolizei geworfen. Später kommt es vereinzelt zu Plünderungen von Geschäften, die zum Teil angezündet werden. All dies passiert lokal isoliert im Nordlondoner Stadtteil Tottenham.

Am folgenden Sonntag weiten sich die Krawalle auch auf andere Londoner Stadtteile wie Enfield und Brixton (Video) aus. In der gesamten Betrachtung bleibt es im Vergleich zum Vortag aber etwas ruhiger. Dann der "schwarze Montag“ - erst berichten die Medien hauptsächlich von fallenden Börsenkursen durch die Herabstufung der Kreditwürdigkeit der USA. Im Laufe des Abends rücken jedoch immer mehr die mittlerweile massivsten Unruhen in England seit den 80er Jahren in den Fokus der deutschen Medien. Die ARD Tagesthemen (Montag, 8. August) berichten um 22:30 Uhr als Erste aus London, die Börsenkurse brennen virtuell, London aber real! Verstörende Bilder werden transportiert: Ein brennendes Möbellager im Stadtteil Croydon - Menschen die Geschäfte plündern. Kriminelle seien in ihrem Element.

Die Hintergründe werden jedoch (fast) ausgeblendet: Wie zu den Krawallen in den 80er Jahren wird England wieder von den konservativen Tories regiert (und den LibDems, der engl. FDP). Damals war es prime minster Margret Thatcher, die der Rezession mit tiefen Einschnitten für die Bevölkerung begegnete. Die Gewerkschaften wurden zerschlagen und es taten sich soziale Spannungen, Streiks und Riots auf. Auch in den letzten Monaten wurde heftig gegen die Sparmaßnahmen und Steuererhöhungen der Regierung demonstriert. Die Studiengebühren wurden massiv erhöht. Dies rief einen breiten Widerstand hervor – das Bündnis "UK Uncut“ wurde geboren. Die ersten Massendemonstrationen mit zehntausenden fanden statt und im November wurde die Tory-Parteizentrale von tausenden Menschen gestürmt (Fotos). Die Medien reagierten mit Berichten über Chaoten oder Kriminellen. Weiter ging es bei Protesten im Dezember, an denen sich erstmals auch linksradikale Aktivisten und der schwarze Block beteiligten und direkte Aktionen in der Innenstadt durchführen konnten. Auch wurde Prinz Charles und seine Frau Camilla in ihrem Rolls Royce angegriffen.

Anfang 2011 folgten dann die "Anti-Austerity Protests“ von UK Uncut und hauptsächlich den Gewerkschaften gegen die Sparmaßnahmen der britischen Regierung. Einen guten Überblick liefert hier Wikipedia. Am 26. März dann die bisher größte Demonstration in den letzten Jahren in London: zwischen 250 000 - 500 000 Menschen beteiligten sich am Aufruf der Gewerkschaften. Anarchisten lieferten sich Straßenschlachten mit der Polizei, Banken und Geschäfte wurden geschmasht. Youtube Channel „STUDENTPROTESTLONDON“ hat all dies in einer 10-teiligen Doku gefilmt.

Großbritanien verfügt, nicht zuletzt aufgrund des Wütens der "Iron Lady", nur über ein sehr locker geknüpftes soziales Netz und hatte gleichzeitig (wie die USA auch) Vorbildcharakter für die Europäische Union. Die Privatisierungswelle von öffentlichem Eigentum, die im Falle der Bundesrepublik durch eine durch EU-Richtlinie (Vgl. Richtlinie 2006/123/EG über Dienstleistungen im Binnenmarkt zumindest beschleunigt wurde, lässt sich direkt auf das britische Modell zurückführen. Interessanterweise zeigte sich gerade auf den Inseln, dass es sich dabei um ein äußerst zweischneidiges Schwert handelt. So geriet etwa die Privatisierung der British Railway zu einem regelrechten Fiasko. Trotz dieser Rückschläge wähnten sich die Anhänger einer wirtschaftsliberalen Theorie dennoch als die Gewinner. In den USA, wo eine ähnliche Wirtschaftsauffassung bis heute vorherrscht, galt Massenarbeitslosigkeit lange Zeit als (kontinental-)europäische Krankheit. Wenig Sozialabgaben heißt niedrigere Steuern und damit mehr Wirtschaftswachstum.

Doch weniger Sozialausgaben bedeuten auch weniger Umverteilung. Die Folge: Der Gegensatz zwischen Arm und Reich ist wesentlich schärfer als in anderen Ländern. Solange der "angloamerican dream" funktionierte und die Wirtschaft tatsächlich wesentlich kräftiger Wuchs, ließ sich zumindest die Illusion aufrecht erhalten, dass von dem warmen Geldregen der sich über die Oberschicht ergoss, auch etwas für die Unterschicht übrigbleibt.
In Folge der jetzigen Wirtschaftsfinanzkrise brechen den Staaten nun die Einnahmen weg. Gerade in Großbritannien hat dies fatale Folgen, da der Bankensektor dort bereits eine tradtionell große Rolle spielt. In Folge von Deregulierungen wuchs der Bankensektor noch überproportional an, so dass die Bankenkrise(n) erhebliche realwirtschaftliche Folgen mit sich brachten.

Mehr als eine Million Menschen unter 25 Jahren sind arbeitslos und als wäre das nicht noch Konfliktpotential genug, gilt die Integration zahlreicher Migranten als gescheitert. Somit reicht es bereits aus, einer Minderheit anzugehören und/oder aus einem bestimmten Viertel zu kommen, damit sich die Chancen auf Ausbildung und Job drastisch verschlechtern.

Es ist die Perspektivlosigkeit dieser Generation, da sind sich alle Kommentatoren einig, die sie auf die Straße treibt. Die Gewaltausbrüche sind aus der Perspektive des "abgehängten Prekariats", welches sich von der Gesellschaft im Allgemeinen und dem Staat im Besonderen vernachlässigt fühlt, durchaus verständlich. Darüber hinaus sieht sich dieses einem politischen System ausgesetzt, welches auf gesellschaftliche Missstände vor allem mit mehr Überwachung und härteren Strafen reagierte.
Während soziale Ungerechtigkeit das Wasser immer mehr zum Kochen brachte, erhöhte die Regierung im gleichen Atemzug die Repression. Kein so genannter demokratischer Staat überwacht seine Bürger so umfassend wie der britische. Die jüngsten Sparmaßnahmen, die vor allem die "Unterschicht" wegen der Krise zur Kasse baten, verschärften die Situation zusätzlich. Wie auch schon in den Jahrzehnten zuvor wiederholt sich nun auch die Geschichte in den ärmeren, stark migrantisch geprägten Stadtteilen Londons: Ein Polizeieinsatz als Auslöser für massive Krawallen und Plünderungen. Einen kurzen Einblick mit Updates liefert ein Artikel auf indymedia linksunten. An der jetzigen sozialen Unruhe sind die Gewerkschaften und linksradikalen Aktivisten jedoch nicht beteiligt. Es rebelliert die ärmste und am meisten ausgegrenzte Schicht: junge perspektivlose Migranten in Vierteln aus Tottenham, Enfield, Brixton und Hackney (kleine Auswahl) – Ihre Wahl der Mittel ist drastisch: Plünderungen und brennende Gebäude, keine Demonstration, keine Pressesprecher, keine organisierte politische Gruppe. Warum ist dies so? To make it simple: diese Menschen haben keine politischen Repräsentanten, kaum jemand kümmert sich um sie, sie sind der Regierung scheissegal.

Bereits im Juli 2011 berichtete die englische Tageszeitung „The Guardian“ über mögliche Riots, weil die Sparmaßnahmen der Regierung zahlreiche Jugendzentren bertrifft (Video). Im Nachhinein eine treffende Prognose… Dass dies sich nun nicht nur auf London beschränkt zeigt, die Regierungsmaßnahmen und der Riss in der Gesellschaft betrifft das ganze Land. In Birmingham z. B. wird laut BBC am Montag geplündert und eine Polizeiwache geht in Flammen auf. Berichte aus Liverpool zeigen brennende Autos – Britain is going up in flames!

Ein kurzes Video zeigt die Motivation der Menschen in Clapham Junction. "We want to get our taxes back!" - An jeder Ecke Londons ist der Konsum allgegenwärtig - kein Wunder, dass die Menschen sich jetzt ihren Teil vom Kuchen nehmen. Ob sie oppertun, politisch motiviert oder wie auch immer handeln lässt sich für uns schwer sagen, denn die Presse berichtet nur über die "Kriminalität" eines wütenden Mobs. Natürlich ist es klar, dass sich keiner von der BBC interviewen lässt, warum er den "currys.digital" store ausräumt (eine Elektronikkette wie Media Markt). Da ist die so vielfältig er- und gewünschte soziale Unruhe mal da und dann will plötzlich keiner damit in Verbindung gebracht werden. Ein bißchen nach dem Motto "if its not my riot i won't join in". Aktivisten sollten sich aber beteiligen, um auch die wahllose Gewalt gegen Sachen einzudämmen: In der local community als Gruppe die kleinen Läden und den Wohnraum schützen, Flyer mit Repressionstipps verteilen und die corporate businesses (die Ketten) gezielt angreifen. Denn gerade die großen Ketten verdrängen den lokalen Einzelhandel, Güter werden nicht mehr lokal produziert und verkauft, sie vernichten damit Jobs und tragen den Kapitalismus in seiner konsumfreundlichsten Art und Weise.

Genauso ist es wichtig eine Gegenöffentlichkeit zu den Massenmedien zu schaffen – sie versuchen mit ihrer dramatischen Berichterstattung ein Klima der Angst zu schaffen, um die herrschende Ordnung zu stabilisieren. Erste Analysen und Gegenöffentlichkeit gibt es mittlerweile aus linksradikaler Perspektive auf Indymedia UK & Indymedia London. In den BBC News wird von den Journalisten ein Einschreiten der Armee gefordert, die Regierung hat heute morgen eine Notkonferenz (COBRA) einberufen. Ein Fußballspiel von "West Ham“ gegen "Aldershot“ wurde abgesagt, genauso wie das Länderspiel England gegen Holland am Mittwoch. Der Staat und die Medien rüsten auf, es wird sicher nicht lang dauern bis der Notstand ausgerufen wird. Zuletzt wurde das Militär 1919 im Inneren eingesetzt – damals streikte die Polizei. Es ist mit großer Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass die Unruhen weitergehen werden. Mit welcher Intensität hängt sicher auch von der Reaktion des Staates ab. Law & Order, Notstand und Armee ist mittlerweile in der Hysterie der Medien nicht unwahrscheinlich, schließlich ist die staatliche Ordnung in Gefahr. Der Hauch von Revolution hat sich zum Wind gesteigert, aber ist es eine Revolution in der die Linke intervenieren kann und will? An den sozialen Problemen hat sich auf jeden Fall nichts geändert, eine Gegenöffentlichkeit und die Solidarität mit den Menschen in den Communities ist sicher ein Ansatz – Spread the news!

Übersichskarte zu den Brandherden in London: Google Maps
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Ergänzungen

indy uk

a 09.08.2011 - 12:16
Weiterer Artikel aus England:  https://london.indymedia.org/articles/9843

Debatte auf Llibcom.org und weitere Bilder

Guns of Brixton 09.08.2011 - 12:33

nur ein video

und doch mehr 09.08.2011 - 13:43
 http://www.twitvid.com/4JTZH

den worten der frau ist nicht viel mehr hinzuzufügen. sobald bullenautos brennen und mal n footlocker geplündert wird (vergesellschaftung an die stärksten?) drehen bauchlinke durch und erwarten die revolution anstatt mal das eigene hirn zu gebrauchen. außer "riot hier, riot da, bald ist revolution" nix gewesen. beispiele? riots in griechenland wegen dem mord an einem jugendlichen, riots in pariser vorstädten, riots wieder in griechenland, riots in ägypten, nun riots in england. immer wieder die gleiche bescheuert unreflektierte abfeierei. und was ist? shit, immer noch muß ich meine arbeitskraft verkaufen um zu überleben. klingt schwer nach kapitalismus.
das ist im grunde das selbe wie in den letzten 30 jahren in denen die linke ihre revolutionären hoffnungen in irgendwelche befreiungsbewegungen projiziert hat. und auch damals gab es keine revolution, sonst würd ich das jetzt nicht tippen. heute gibts nur noch das armselige rudiment davon. dauernde "riot-soli" weil keiner sich gedanken machen will wie die verhältnisse vor ort sind und wie sie sich ins positive aufheben lassen. oder sich überhaupt weigern sich gedanken zu machen.

Power to the People

Voice of the Voiceless 09.08.2011 - 14:09
Man muss den Menschen vor Ort eine Stimme abseits der veröffentlichten Panikmache der Medien geben. Aktivisten sollten intervenieren, ihre Nachbarschaft aber auch vor sinnloser Gewalt gegen Menschen und Wohnungen schützen. Wenn es gelingt die Riots zielgerichteter gegen die Regierung und die Wirtschaft zu richten, dann gibt es auch mehr Aktzeptanz dafür. Gerade wenn wir einen Börsencrash wie zur Zeit erleben...

Lasst euch nicht von den Medien blenden - es sind nicht nur Kriminelle in London, sondern Menschen die die Schnauze voll haben, keine Repräsentanz und keine Relevanz für die politische Elite. Die Medien dramatisieren total, es gab nicht nur in armen Gegenden Randale, sondern z.B auch reichen in Notting Hill & Ealing, auch wurden viele Banken und Handelsketten angegriffen. Z.B brannte auch ein ALDI-Supermarkt. Die Hysterie der Medien ist ekelhaft und lenkt von den Ursachen ab! Natürlich ist das Anzünden von Häusern absolut nicht progressiv oder gar zu rechtfertigen; die Struktur des Kapitalismus und der staatlichen sozialen Kontrolle erzeugt aber viel mehr Gewalt und Tote, man denke an die Kriege, die Ausbeutung des globalen Südens, Waffenlieferungen an Diktaturen (siehe Panzer-Deal Saudiarabien der BRD) - Da sind die Riots ein Fliegenschiss gegenüber der staatlich legitimierten Gewalt!

Polizei stürmt gebäude trotz Baby

cvsd 09.08.2011 - 14:11

"it´s an insurrection!"

cc 09.08.2011 - 14:19

Englischer Augenzeugenbericht

Solidarity 09.08.2011 - 14:21
Hi people,

the fact that people are running around burning things down isn't a positive thing. I'm much rather live in a society where this sort of thing doesn't happen. There *should* be better ways for this kind of frustration to be expressed. Right now, though, it's unclear to me what the formal political options are for people who live on housing estates in places like Brixton.

Vote Labour? Vote Tory? Get really wild and go with the Lib Dems? This has all been tried, and it's not really working out.

What we're seeing all over the UK are massive spontaneous outbursts of frustration on the part of the poorest people in British society. I would think that this should be obvious to anybody.

But the point I was trying to make, is that it's not *only* hatred and desperation, at least not with the crowd I was with in Brixton on Sunday night. People were thrilled that the cops were helpless. They were happy at the prospect of getting free stuff - there are reports that one of the people arrested in Currys worked there. In a quite English way they were even courteous with each other. To me, this seemed worth saying, on a site like Indymedia London, because it's supposed to be about alternate views. Very few media sources have any views from inside the looting, or offer any serious examination of why people might be doing these things.

With only one exception, a Portugese cafe, every target in Brixton was a major corporate chain store. It may of course be different in other neighbourhoods. It could also easily change, if people go back out tonight, or if the conflict escalates into major streetfights with police.

Lastly, as someone who lives at the intersection of about 4 different housing estates, I'm only too keenly aware of the potential for my house to be burned down tonight, so don't tell me about that guy in Croydon. It's awful what's happening. The first step towards really solving this whole set of problems is in understanding why the riots and looting are happening.

So, what are some answers? You're young, excluded, and you've got no future. The horrifying dead-end factory jobs that you might have had 40 years ago have been exported by Thatcher, Major, Blair, Brown, and Cameron. The government is rapidly passing legislation which shrinks your options (education, for one thing, but there are hundreds or thousands of other cuts which are starting to affect you).

The number of young people who fall into this category is clearly not small - and for better or worse, they now understand that they can take control of large sections of the UK's major cities at any time. They have no articulate spokespeople, no Cambridge-educated wing of intellectuals who can explain them to the world. I don't have many answers, I'm just saying that the situation is far more complex than the drumbeat of fear and contempt pouring out of the corporate media would suggest.

Quelle: London Indymedia

@Voice of the Voiceless

Jana 09.08.2011 - 14:25
"Z.B brannte auch ein ALDI-Supermarkt."

Na da werden die Leute, deren Wohnungen abgebrannt sind, ja echt beruhigt sein. Hat das ganze doch einen tieferen Sinn gehabt.

Schalt mal dein Hirn ein!

"Schwache Infopolitik der Bullen"?

Bullen lügen, dafür werden sie bezahlt 09.08.2011 - 14:30
DAS GEHÖRT QUASI ZUR AUSBILDUNG!

Seit 1998 starben genau 333 Menschen in britischem Polizeigewahrsam und weder wurde jemals wer dafür belangt noch wurde irgendetwas aufgeklärt, dazu kommen noch die "üblichen" Toten im Einsatz!
 http://www.guardian.co.uk/uk/2010/dec/03/deaths-police-custody-officers-convicted

Zu den Hintergünden.

Zensur 09.08.2011 - 14:37
Sogar dass neoliberale Handelsblatt stellt die Unruhen in einen Zusammenhang mit der sozialen Ungerechtigkeit neoliberaler "Sparpakete" in Großbritannien und sonstwo.
 http://www.handelsblatt.com/politik/international/der-sparzwang-schuert-die-gewalt-/4479498.html


Derweil sieht sich die GdP dazu genötigt zu versichern das die Polizei hierzulande auf eventuelle Unruhen besser vorbereitet wäre als in London. Naja, das wird man dann ja sehen...

Auf der Suche nach dem revolutionärem Subjekt

K.E. 09.08.2011 - 14:38
Sie haben ja so recht: Alle diejenigen, die in den Kommentarspalten Indymedias sofort zu berichten wissen, dass es sich nicht um eine politische Aktion bei Krawallen und Plünderungen handelt.

Es ist definitiv nicht das revolutionäre Subjekt, welches die Grundfest des Kapitalismus erschüttern wird, soviel scheint klar. Aber hat "plündernde Mob" gefordert, die gesellschaftlichen Verhältnisse radikal zu ändern? Nein, hat er nicht. Hat der Autor das behauptet, wie es die Kommenator*innen unterstellen? Auch nicht.

Also was soll die Verkündung von Weisheiten und die ganze Suche nach "dem richtigem Riot im Falschen"? Im Gegensatz zum Autor, dem es nicht um eine Bewertung der Taten von Einzelpersonen geht, sondern um das Aufzeigen historisch-konkreter gesell. Verhältnisse, unterliegen die allermeisten Kommentator*innen der liebsamen Illusion, dass es einen schönen, reinen und netten Aufstand geben könnte.

Vielleicht macht ihr euch mal Gedanken, warum Proteste im Kapitalismus nicht notwendigerweise in einer revolutionären Bewegung münden und füllt damit Indymedias Kommentarspalten statt auf die Ausgebeuteten einzudreschen.

Reporter fragt Demonstrant, ob riots legitim

Time for a change 09.08.2011 - 15:12
Hier mal ein Zitat aus der MAINSTREAMPRESSE.

Ein Reporterteam hat einen jungen Demonstranten gefragt, ob Randale das richtige Mittel für Protest sei. Seine Antwort:

By Martin Fletcher, NBC News correspondent

LONDON -- As political and social protests grip the Middle East, are growing in Europe and a riot exploded in north London this weekend, here's a sad truth, expressed by a Londoner when asked by a television reporter: Is rioting the correct way to express your discontent?

"Yes," said the young man. "You wouldn't be talking to me now if we didn't riot, would you?"

The TV reporter from Britain's ITV had no response. So the young man pressed his advantage. "Two months ago we marched to Scotland Yard, more than 2,000 of us, all blacks, and it was peaceful and calm and you know what? Not a word in the press. Last night a bit of rioting and looting and look around you."

und GENAU so ist es doch (leider).
Wer einfach nur auf Latsch-Demos den Wechsel fordert, wird ignoriert.
Egal, ob dort 1000, 10.000 oder 1 Millionen Menschen mitlatschen.
Erst wenn der Staat muffensausen bekommt (durch Streiks, Blockaden, soziale Unruhen)
und die Bürger das Zepter selbst in die Hand nehmen (siehe der Versuch, S21 zu verhindern durch gut-bürgerliche Schichten), ändert sich was.
Ich finde, der "young man" aus England hat völlig recht.

BlackBerry Messenger Reklame-Riots?

We all love BBM 09.08.2011 - 15:25

Unreflektierte Gewalt

spirit 09.08.2011 - 15:38
Einige, wie ich finde, interessante Gedanken zu diesem Thema, von Karl-Heinz Dellwo, einem ehemaligen RAF Mitglied.


"Der kommende Aufstand. Im Feuilleton hoch gelobt. Das könnte einen misstrauisch machen. Aber: Ein schöner Traum. Warum auch nicht! Es ist möglich, dass er kommt. Ich schaue mir Europa an und sehe in den letzten Jahren, es zeigt sich etwas auf der Straße, endlich Zeichen von allgemeinem Widerstand gegen den Kapitalismus, manchmal einfach nur Aufruhr: In den Banlieus, Griechenland, jetzt in Spanien. Ob die Wutbürger in Stuttgart dazu gehören, weiß ich nicht. Irgendwo sicher auch in einer Welt, die neben irren Besitzakkumulationen das Individuum vom wesentlichen Einfluß auf sein Leben enteignet. Die Jugendlichen sind immer die ersten, in denen sich die Revolte zeigt. Vielleicht ist die Zeit reif für etwas Neues, vielleicht es ja schon so, wie Marx sagt: Wenn die Dinge vom Menschen erkannt sind, erkennt man auch, dass sie schon lange vor ihrer Entdeckung in der Welt waren. Das Bewusstsein hinkt bekanntlich der Geschichtsentwicklung nach und holt eruptiv auf. Es gibt ein Bewusstsein, welches zur Kritik drängt und es gibt eine Kritik der Dinge, die das Wissen erst zur materiellen Erkenntnis machen.
Vielleicht kommt ein Aufstand. Ich bin dabei. Es kann aber auch in die andere Richtung gehen. Wir bewegen uns gerade von Krieg zu Krieg, ohne dass sich viel tut. Die Hierarchisierung der Lebenszuteilung ist allgemein unangefochten. Im Mittelmeer ersaufen mit Wissen der großen Mehrheit der europäischen Bevölkerung die Flüchtlinge. Vielleicht stehen wir eher vor einem kommenden Faschismus? Der kommende Aufstand ist kein Selbstläufer. Es finden Kämpfe statt. Die können wir verlieren.
Wenn der Aufstand kommt und eine Chance haben soll, dann muß er über das Partikulare hinaus gehen. Er muss also auch die erreichen, die meinen, dass sie zu den Gewinnern im Kampf um die Zuteilung von Lebensrechten gehören. Ich bezweifle, dass hier das Lob auf die Bande ausreicht, weil sie angeblich das verkörpern, was der Normalbürger angeblich sich ersehnt, jedoch in seinem Normalleben nie erlebt.
Substanz meint auch: Der Aufstand ist mit den Kämpfen der Vergangenheit verbunden, er aktualisiert die dort gemachten, heute aber brach liegenden Erkenntnisse und Erfahrungen. Ohne sie bleibt alles singulär. Geschichtslos.
Der kulturelle Bruch mit einer gesellschaftlichen Normmoral, die Bestandteil einer kollektiven Disziplinierung und Entfremdung war, das gab es schon. Die sog. „freie Sexualität“, das Leben in Kommunen, der Sozialbetrug als hochgehaltener anti-staatlicher und anti-kapitalistischer Akt, das subversive Getue – die siebziger Jahre sind voll davon. High sein, frei sein, Terror muss dabei sein. Steine werfen. Am Ende ist man im Bundestag. Die Überbauinstanzen des Systems waren gestürmt worden. Und was stellt das System fest? Die unterschiedlichsten Lebensformen sind in die Warenproduktion integrierbar. Je undisziplinierter sie sind, je effektiver und kreativer sind sie für den Zweck des Kapitals: Der radikale Schein ist der bessere Reproduktionshaushalt für seine Subjekte.
Kann das überzeugend sein, das einfach zu wiederholen? Das ist das Problem, vor dem wir stehen: Das Gegenkulturelle bietet keine Basis, um langfristig gegen das System vorzugehen und seine permanente Verwertungsgewalt zu brechen. Wahrscheinlich wird Jung von Matt demnächst die Mercedeswerbung neu gestalten: „Die P-Klasse mit Elektromotor – der kommende Aufstand für eine saubere Welt hat begonnen“. „P-Klasse“ steht für „Protestklasse“.
Gewiß, richtig ist auch, dass im Aufstand oft erst die Destruktion kommt. Es reicht, hat Marcuse damals gesagt, zu Anfang die einfache Negation, dass wir sagen, was wir nicht wollen. Die zweite Negation, dass wir die Ablehnung als Haltung überwinden und etwas neues setzen, kommt später. Die alte Ordnung, die in uns steckt, muß aufgelöst werden. Das Innere wird durch die äußere Struktur bekämpft, die es permanent erneuert. Wir müssen also mit den bisherigen Normalzuständen brechen, um davon getrennt zu sein und uns zu befähigen, eine neue Sicht auf die gesellschaftlichen Dinge zu finden.
Der Aufstand ist also erputiv. In dem Eruptiven kann er auch gewaltsam und destruktiv sein. Das ist nun mal so. Das Eruptive zerstört und produziert unzählige Fehler und oftmals Vergehen und Verbrechen, die wir nicht verteidigen können. Hier muß man nur an drei getöteten Bankangestellte in Griechenland im Mai 2010 erinnern, die Opfer eines anarchistischen Feuerspiels wurden, mit dem - „burn baby burn“ - „das Sytem“ getroffen werden sollte. Das Abfeiern der Riots kann schnell die Basis des Aufstands, zu der Vertrauen in die Akteure gehört, zerstören. Irgendwann später muss man auch die Frage stellen: Was bleibt? Was hat sich konstituiert? Wo ist im „Kommenden Aufstand“ die Relextion zum negativen Potential in den Riots? Kann man alles ignorieren und nur dem Jugendwunsch frönen?
Ich bin, wie man sieht, kein expliziter Freund der Riots. Ich verstehe sie und ich verurteile sie nicht. Die, die arm, unterdrückt, oftmals
bildungsbeschränkt und gedemütigt sind, die nutzen die Chance, wenn plötzlich das repressive Netzwerk des Systems reißt, um Rache zu nehmen, um sich einmal auszuleben und Stärke zu fühlen, um ein kleines Stück vom Kuchen zu rauben, endlich jemand zu sein, der wahrgenommen wird als Subjekt und nicht als Opfer.
Ich bin kein expliziter Freund dieser Riots, denn ich weiß, dass die, die ganz unten sind, lange brauchen, bis sie ihren wirklichen Feind kennen. Sie handeln in der Regel zuerst immer gegen falsche Feinde. Sie brauchen aber unsere Solidarität, weil sie sich zuerst vielleicht nur im Riot, in der Eruption bewegen und ausdrücken können – Bewusstsein, Identität entsteht in der Konfrontation. Sie haben ein Recht auf einen Lernprozess. Wenn ihnen in der Gesellschaft die Lern-Prozesse verweigert werden, mit denen sie eine selbstgesetzte politische Identität entwickeln können, dann müssen sie eben zugreifen und zuschlagen, wo sich eine Lücke bietet.
Ich will sie verteidigen und solidarisch sein. Aber ich kann sie nicht abfeiern. Sie sind genauso Ausdruck der Zerstörung durch das System wie ebenso des noch unbegriffenen Wegs, um daraus zu entkommen. Nicht nur die äußeren gesellschaftlichen Verhältnisse stehen ihnen - und uns - im Weg, sondern auch die Verinnerlichung dieser Verhältnisse in uns. Es gibt keine radikale Kritik an den gesellschaftlichen Verhältnissen ohne die Kritik an uns selbst.
Ich will auch die Überlebensstruktur eines „Zigeunerlagers“ , wie es im Buch heißt, verteidigen, die nicht nur vom Staat, sondern von manifesten gesellschaftlichen Ressentiments bedroht und dauernd verfolgt sind.
Aber ich feiere diese in der Regel reaktionären Clanstrukturen mit Herrschafts- und Geschlechterstrukturen aus dem Vormodernen nicht ab, um die vermeindliche „Undurchdringlichkeit“ ihrer Strukturen „zum Bestandteil des Gerüsts einer politischen Solidarität“ unter uns zu machen. Ihre Clan- und Familienabhängigkeit, ihre auf Atavismen fundierte Bandenstruktur ist kein Modell für ein emanzipatorisches Kollektiv, dass alle zu Subjekten über ihren Lebenslauf befördern will.
Ich will unter uns keine bedingungslose Solidarität. Im Gegenteil. Ich will, dass wir uns untereinander viele Bedingungen setzen und sagen: Bis hier hin Genossin und Genosse und nicht weiter.
„Undurchdringlich“ für die staatliche Einmischung sind heute auch die mafiösen Clans in Europa, extralegale Gruppen wie die Hells Angles oder Banditos oder die War-Lord-Strukturen in einigen sozial und institutionell besonders zerstörten Regionen in der Welt. Die sind für die anderen, die nicht dazu gehören, zu fürchten. Zu fürchten sind sie auch für die, die dazugehören, die darin von Haus aus die Schwächeren sind. Ich erkenne keine Notwendigkeit an, „Geld zu finden, ganz gleich mit welchen Mitteln“, wie es unerträglich leichtfertig, fahrlässig oder infantil vom autonomen Kollektiv im Kommenden Aufstand geschrieben wurde, die damit jeder möglichen öbszönen Verwerflichkeit Tür und Tor öffnen. Auch den Armen und den Unterdrückten ist zuzumuten, sich einfache soziale und moralische Orientierungen zu geben, die die Rechte des anderen mitdenken und in das eigene Handeln integrieren.
Ich bin erstaunt über solche Sätze. Ich bin erstaunt über die Geschichtslosigkeit des Textes. Erstaunt über die Geschichtslosigkeit der Vorschläge. Ich lese eine Kulturkritik in dem Buch. Na gut. Kann man so sagen. Neu ist sie nicht und besonders tiefgängig auch nicht. Das will ich ihnen nicht vorwerfen, das ist das Problem, dass in der Kulturkritik schon unendlich viel erkannt und gesagt worden ist. Aber dass sie dieses Problem nicht reflektieren, verstehe ich nicht. Da es ein Gegenleben zur warenproduzierenden Gesellschaft kaum gibt, fehlt auch der Transformationsriemen von der Kulturkriitik zur materiellen gegengesellschaftlichen Aktion. Deswegen, das ist meine Interpretation, kann das bürgerliche Feuilleton hier auch gefahrlos dem Buch zujubeln.
Ich suche nach einem Anker im Buch, irgendetwas, wo ich erkenne: Da ist etwas neues, diesen kleinen Faden müssen wir in der Hand behalten. Da entsteht eine neue Kraftquelle für die Revolte. Ich finde sie nicht. Der Zweifler in mir fragt sich schon, ob ich vielleicht zu alt bin? Das kann ja auch sein. Dann lese ich Anleitungen zum Handeln wie:
- ‚kollektives Erschleichen von lokaler Sozialhilfeʼ - ‚notwendige Bereitschaft zum Betrug und dessen Ergebnisse untereinander teilenʼ - ‚Plündern, kultivieren, fabrizieren – Manipulieren von Stromzählernʼ - ‚nicht arbeiten, sich wahnsinnig zu lieben und in den Geschäften klauenʼ und meine Bereitschaft zur selbstkritischen Reflexion sinkt drastisch.
Wo man etwas tun kann, muss man etwas tun. Man darf beim konkreten Unrecht nicht wegschauen.
Aber man muss nicht irgendetwas machen, damit man etwas macht. Dem Druck zum Handeln muss man da nachgeben, wo man sozial etwas neues, etwas Gegengesellschaftliches realisieren kann. Wir werden es gegen die Macht des Systems durchkämpfen muss. Eine jugendliche Abenteuerlaune reicht nicht. Es wird ein Kampf.
Ich spreche hier andere Dinge nicht an. Gewagte Thesen wie die, dass in Frankreich die industrielle Macht immer der staatlichen Macht unterworfen ist, es demnach also eine politische Kontrolle der Ökonomie gibt. Eine seltsame, aberwitzige These, nicht nur wegen der Wiederbelebung längst gesprengter nationaler Eingrenzungen in der Ökonomie und in der Politik. Vielleicht korrespondiert diese These aber mit dem Satz, dass „Die Freiheit, sich loszureissen, schon immer das Phantom von Freiheit (war)“, was ein „Mitmachersatz“ ist und eigentlich ein gegenrevolutionärer Satz, denn jede Revolution reißt erst einmal die Bindungen zum Alten. Vielleicht ist das aber wie vieles andere einfach nur oberflächlich hingeschrieben.
Dabei fängt das Buch so schön an. Ich will es gerne zitieren: 4. Zeile Vorwort:
Diejenigen, die vorgeben, Lösungen zu besitzen, werden auf der Stelle widerlegt.
Das kommt mir zu Pass. Ich habe keine. Ich finde den Satz gut.

Ich meine, man hätte das Buch damit beenden können.
Diskussionbeitrag im GOLEM, Hamburg, 25. Mai 2011, über das Buch aus dem Nautilus-Verlag Der kommende Aufstand. Die anderen Diskutanten waren: Hanna Mittelstädt (Nautilus-Verlag), Thomas Ebermann (Vers- und Kaderschmiede), Andreas Blechschimidt (autonomer politischer Aktivist). Moderation: Ole Frahm (Literaturwissenschaftler)"

Die beste Kriminalitätsprävention...

U. Beck 09.08.2011 - 15:48
...ist eine gute Sozialpolitik! Und was dabei heraus kommt, wenn man diese vernachlässigt, sehen wir jetzt in England.

KUNDGEBUNG IN BERLIN

muss ausgefüllt werden 09.08.2011 - 16:31

Solidarität!

Seit dem letzten Wochenende tobt in London ein Aufstand. Es ist ein Aufstand der armen, ein Aufstand der Jugend, die sich gegen soziale Kürzungen, rassistische Polizeikontrollen und allgemeine Perspektivlosigkeit nicht anders zu helfen weiß. Zeigen wir ihnen, dass sie nicht alleine sind!


Kommt am Donnerstag, den 11.8. um 15:00 Uhr vor die britische Botschaft in Berlin.

Wilhelmstraße 70, 10117 Berlin

O-Ton aus

London: 09.08.2011 - 16:34
"The Youth of the Middle East rise up for basic freedoms. The Youth of London rise up for a HD ready 42" Plasma TV."

fightback

egal 09.08.2011 - 16:37
Ein Foto von der Gegenoffensive der Kapitalisten:

 http://yfrog.com/kjnes1hj

Lektüre...

fghj 09.08.2011 - 17:27
Eine schon vor längerer Zeit erschienene Broschüre zu den Aufständen in den französischen Banlieus gibt es hier:  http://www.klassenlos.tk/rauchzeichen.php
Einiges was dort geschrieben steht passt durchaus zur Situation in London, interessant sind hier nicht zuletzt die Überlegungen zum (anti)politischen Charakter der Aufstände.

"Diese "Jugendlichen" sind ein Teil des Proletariats ohne Zukunft, das nicht auf die falsche Perspektive einer Integration (aber in was?) hereinfallen kann." (Section Cosaques - Jabots de Bois, Nantes,18.11.2005)

Freedom Press London

SolFed 09.08.2011 - 18:30
Lesenswerte Antwort der Londoner Solidarity Federation auf die Riots (britische Sektion der IAA)

 http://www.freedompress.org.uk/news/2011/08/09/north-london-solfeds-response-to-the-london-riots/

 http://solfed.org.uk/?q=local/north-london

London’s Videoüberwachung???

Theo Rie 09.08.2011 - 18:30
London dürfte die Stadt mit der höchsten Dichte an Kamera-/Videoüberwachungsanlagen (CCTV) in Europa sein – darauf war man auch immer sehr stolz. Keine Kamera hat dieses Chaos verhindert. Und auch die repressiven Täterermittlungen dürften sich angesichts von “Kapuzen“ und Vermummung recht schwierig gestalten... ;-)

B: Donnerstag Kundgebung vor brit.Botschaft

Berlin 09.08.2011 - 19:49
Um ein Zeichen der Solidarität mit den Aufständischen in England zu setzen und daran zu erinnern das auch in Berlin Armut und Polizeigewalt in einigen Gegenden zum Alltag gehört rufen wir dazu auf sich am Donnerstag an einer Protestkundgebung vor der Britischen Botschaft zu beteiligen.

KUNDGEBUNG | DONNERSTAG | 11.AUGUST | 15 UHR | BRITISCHE BOTSCHAFT | WILHELMSTRAßE 70

Mehr Infos:  http://arab.blogsport.de/

BBC interview - sehr sehenswert

jj 09.08.2011 - 20:15
Ein sehr sehenswertes und bewegendes Interview auf BBC !

 http://www.youtube.com/watch?v=WoFak7MRBJw

"Darcus Howe, talks so much sense! Blacks have been victimised and purposely targeted by the police for YEARS. This was not solely based on the killing of Mark Duggan, this was all that build up anger, frustration and hatred that young people feel towards society. They take away youth clubs, they take away education, these youths dont see a future for themselves cause its been taken away. The government has made the rich richer and the poor poorer...so this was there "

England is back on the map

midlands 09.08.2011 - 22:14
Manchester, Wolverhampton, Handsworth, West Bromwich and again Birmingham...
We're waiting for Glasgow to join the party
 http://www.guardian.co.uk/uk/2011/aug/09/riots-salford-wolverhampton-west-bromwich?intcmp=239

Indymedia London

Ergänzung 09.08.2011 - 22:29
Lesenswerter Artikel auf Indymedia London:  https://london.indymedia.org/other_medias/9870

Mark Duggan hat nicht geschossen!

live-update 09.08.2011 - 22:48
Nottingham, Leicester, Salford und Süd-Ost-London
 http://www.guardian.co.uk/uk/blog/2011/aug/09/london-uk-riots-day-four-live

AktivbürgerInnen fahren Seiten hoch

t.d. 10.08.2011 - 01:24
Dass und wie in einer solchen Situation von offenbar privater Seite zur Denunziation aufgerufen wird, ist aber schon bemerkenswert:

 http://www.londonrioters.co.uk/identify/

Die Site ist laut Eigenauskunft zeitweise NAHE dem crash.

FAU hat Erklärung der Solfed veröffentlich

jemand 10.08.2011 - 06:16
Auf der Website der FAU wurde die ziemlich gute Stellungnahme der "North London Solidarity Federation" (Solfed) zum Thema in einer deutschen Fassung veröffentlicht:

 http://www.fau.org/artikel/art_110810-065549

Die MZ berichtet

Leser 10.08.2011 - 09:52
Suche nach Erklärung für Krawalle
VON MATTHIAS BENIRSCHKE, 09.08.11, 19:57h, aktualisiert 09.08.11, 22:32h
BIELEFELD/DPA. Krawalle wie jetzt in England oder vor einigen Jahren in Frankreich hält der Konfliktforscher Wilhelm Heitmeyer in Deutschland für unwahrscheinlich. "Wir haben hier weder die Siedlungsstruktur wie die französischen Vororte noch die scharfe Ausgrenzung und Verarmung wie in Großbritannien", sagte am Dienstag der Bielefelder Soziologe. "Insofern bin ich optimistisch, dass so etwas hier nicht passiert."

Derartige Unruhen hätten meist übereinstimmende Kernelemente, sagte Heitmeyer. In Großbritannien sei die soziale Spaltung sehr viel tiefer als in Deutschland. In Orten wie den Londoner Stadtteilen Tottenham oder Brixton gebe es Armut und Ausgrenzung, eine hohe Konzentration von Arbeitslosen, Ausländern, Alleinerziehenden und älteren Menschen. "Diese Faktoren sorgen vor dem Hintergrund einer bestimmten Sozial- und Arbeitsmarktpolitik für eine latente Konfliktstimmung."

Eine weitere Voraussetzung seien klare Feindbilder auf beiden Seiten wie etwa in Frankreich bei der Polizei und den Jugendlichen aus Nordafrika. Dazu kämen bestimmte Mobilisierungsfaktoren. Ein weiteres Element solcher Krawalle sei die kollektive Sichtbarkeit über Medien, sagte der Leiter des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung. "Die Gruppen demonstrieren, dass sie ihre alltägliche Ohnmacht überwinden können. Dabei ist Gewalt natürlich hochattraktiv, weil die Medien darauf sofort reagieren." Ein wichtiger Faktor sei auch ein "moralisch ausbeutbares Signalereignis". In England habe der Tod eines Farbigen als Legitimation für die Ausschreitungen gedient.

Heitmeyer warnte Politik und Medien, sich nur um die Ausschreitungen zu kümmern, ohne nach tieferen Ursachen zu fragen. Mehr Polizei sei kein Ersatz für soziale Sicherheit.

Quelle:
 http://www.mz-web.de/servlet/ContentServer?pagename=ksta/page&atype=ksArtikel&aid=1310546931526&openMenu=987490165154&calledPageId=987490165154&listid=994342720546

großartige Initiativen

Nesram 10.08.2011 - 12:46

Auch in Philadelphia

Iggy 10.08.2011 - 13:14
Die mangelhafte Sozial- und Bildungspolitik macht sich nun bezahlt, aber anders...
 http://www.tagesschau.de/ausland/philadelphia100.html

Festnahmen-Statistik

observer 10.08.2011 - 13:51
Metropolitan: 768 (167 charged)
Greater Manchester: 300
West Midlands: 109
Nottinghamshire: 84
Merseyside: 50
Avon & Somerset: 24
TOTAL: 1,335

looter

arrested 10.08.2011 - 14:09

 http://yfrog.com/evd8qmz

(second 21!!!)

3 Tote in Birmingham

Plünderer mit Auto auf Bürgersteig 10.08.2011 - 14:09
Birmingham's Morddezernat bemüht sich zwecks Vermeidung von "Rassenunruhen" (zwischen britischen Asiaten und afro-karibischen Briten) um schnelle Aufklärung des Mordes durch Plünderer an drei Mitgliedern der örtlichen Community, die mit anderen u.a. eine Moschee schützen wollten.
Mehrere Autos waren in den Kiez gekommen und eins schoß auf den Bürgersteig. Auto und ein Täter wurden ermittelt.
 http://www.guardian.co.uk/uk/2011/aug/10/uk-riots-birmingham-asians-killed-car?intcmp=239
Ein bisher Unbekannter liegt in London-Ealing weiterhin im Koma und kritischem Zustand, nachdem versucht wurde ihn totzuprügeln, weil er einen Mülleimer löschen wollte.
 http://www.guardian.co.uk/uk/blog/2011/aug/10/manchester-riots-uk-disorder-day-four-live

Clowns Army arrested

cloony 10.08.2011 - 14:11
Clown festgenommen

catch the

looters 10.08.2011 - 14:43
Die social media Aktionen scheinen erste Ergebnisse zu bringen:

"Looter just handed himself into a GMP station after seeing himself looting on Facebook. Officers continuing to make arrests"
 http://twitter.com/#!/gmpolice



@looter arrested: Herrlich das lamppost Video :-))

interview with rioter

blu 10.08.2011 - 15:31

an der Seite der britischen Arbeiterjugend

fs 10.08.2011 - 15:55
während die deutsche "radikale" Kleinbürgerlinke quäkt: "dies ist kein sozialer Aufstand" hier einige Stellungnahmen der britischen Linken:

Stellungnahme der Socialist Workers´ Party
 http://www.swp.ie/reviews/socialist-workers-party-uk-statement-riots/4732

ST vom Stop the war coalition:

Es trifft auch Promis und reiches Pack

Feindpressedieb 10.08.2011 - 16:32


Besonders brutal griffen Randalierer die Ex-Gespielin von Fußballstar Wayne Rooney an. Zwei Männer und sieben Frauen traten auf die wehrlose Prostituierte Helen Wood ein, nachdem sie ein Lokal verlassen hatte, berichtet die britische „The Sun“.

Die schweren Verletzungen: Gebrochene Nase, blaue Augen, ein Schuhabdruck im Gesicht, Schnitte und Schrammen.

„Ich hatte Angst um mein Leben. Die Mädchen trugen Stilettos, ich hätte ins Auge getreten werden und erblinden können“, sagte die Blondine der Zeitung.

Vor der Attacke hatte die Angreifergruppe Fotos gemacht und Lieder über den verheirateten Fußballer Rooney von Manchester United gesungen. Rooney hatte sich im vergangenen Jahr mit der Prostituierten Wood getroffen und war in die Schlagzeilen geraten.

Das Kleidungs-Geschäft des ehemaligen Oasis-Stars Liam Gallagher wurde bei den Ausschreitungen beschädigt. Die Scheiben seines Ladens „Pretty Green“ wurden eingeworfen, dann wurde geplündert.

Auch Starkoch Jamie Oliver ist von der Zerstörungswut betroffen.

Eins seiner Edel-Restaurants in Birmingham wurde von Randalierern verwüstet. Über den Nachrichtendienst Twitter erklärte Oliver: „Traurigerweise wurde mein Restaurant in Birmingham demoliert, alle Fenster sind zerschlagen. Das ganze Gebiet ist gesperrt, ich kann nicht öffnen. Angestellte und Gäste sind alle wohlauf. Gott sei Dank!“

Das betroffene Restaurant mit 270 Sitzplätzen liegt mitten in einem Einkaufszentrum von Birmingham.

Nur wenige Stunden zuvor hatte der Starkoch die Krawalle in England wütend kritisiert: „Es ist so traurig zu sehen, was in Großbritannien los ist, mit all den Krawallen! Alle sind verrückt geworden. Es wird Zeit, unser Land zurückzubekommen. Wir müssen härter gegen diese Idioten vorgehen.“

Möglicherweise zog Oliver mit seiner Nachricht den Zorn der Randalierer auf sich. Wenig später fielen die Chaoten über das Edel-Lokal her.

Ebenfalls via Twitter verurteilte Fußballstar Wayne Rooney die Übergriffe. Die Krawalle seien eine „Schande für unser Land“, teilte er mit und fügte hinzu: „Hört bitte auf“.

Noch ein guter Text von den KatzenfreundInnen

miau 10.08.2011 - 16:46
Noch ein guter Text von den FreundInnen schlecht gelaunter Katzenviecher. Auch der enthält einige unbequeme aber nicht weniger zutreffende Beobachtungen:

 http://www.fau-muensterland.de/?p=447

neues Interview Darcus: "sozialer Aufstand!"

cas 10.08.2011 - 17:47
der Beitrag enthält ein Interview mit dem schwarzen Autor Darcus Howe und einem der populärsten Blogger Englands, dem SWP-Trotzkisten Richard Seymour:

Es wird noch mal dargelegt, dass es ein sozialer Aufstand ist:

 http://www.democracynow.org/seo/2011/8/10/over_1_000_arrested_in_uk

Seymours blog:

 http://leninology.blogspot.com/

Keine Londoner Verhältnisse beim Schanzenfest

Artikel 10.08.2011 - 19:06

Der Track zum SYSTEM-CRASH

friedlicher 10.08.2011 - 19:37
die leutz schlafen nicht. hier der erste track zu den geschehnissen;
 http://www.youtube.com/watch?v=zqVzaTzBcQw

Lt. Cops dürfen Ladenbesitzer zuschlagen

wenn Plünderer Gefahr sind 10.08.2011 - 22:06

best photos ever

photoshopped rioters 10.08.2011 - 22:43
endlich was zum lachen:
 http://photoshoplooter.tumblr.com/

@fy

Hein Blöd 11.08.2011 - 09:24
" Im Rahmen einer Plünderung einen Laden zu betreten und dann nur mit einem Joghurt-Becher wieder rauszukommen wäre ja wohl ziemlich bescheuert ;-) "

Ersetze mal in deinem Satz das Wort "Joghurt-Becher" durch "Chips-Tüten" und du wirst sehen, dass du deine Meinung bzgl. der Blödheit der Plünderer revidieren musst.
 http://catchalooter.tumblr.com/post/8701836899/tesco-west-croydon-9th-august
 http://catchalooter.tumblr.com/post/8689773897

Und der Freund, der auf Facebook ein Foto von sich und seiner Beute gepostet hat, wurde wohl auch nicht gerade reichlich mit Intelligenz beschenkt.
 http://www.dailymail.co.uk/news/article-2023667/London-riots-Looter-posts-photo-booty-Facebook.html

Dazu fällt mir übrigens das Interview mit einer Buchhändlerin aus Camden ein. Sie sagte, sie lasse ihren kleinen Laden geöffnet und habe auch keine Angst. Sie sei sich ziemlich sicher, dass die Plünderer kein großes Interesse an der Shakespeare Gesamtausgabe haben.

Das trifft, glaube ich, den Nagel ziemlich exakt auf den Kopf.

soziale unruhen

jimbo 11.08.2011 - 11:57

more

solidarity 11.08.2011 - 13:13

Interviu

h 11.08.2011 - 14:01
Interview with a youth on the street:

 http://www.youtube.com/watch?v=Zmo8DG1gno4

Berichte, Kommentare, Analysen

noName 11.08.2011 - 22:42
»16.000 Polizisten sollen Jugendrevolte niederschlagen«
wsws 11.08.2011
Premierminister David Cameron leitete gestern eine Dringlichkeitssitzung des COBRA-Komitees der Regierung und berief das Parlament für Donnerstag zu einer Sondersitzung aus den Ferien zurück. Damit reagiert er auf die andauernden Unruhen in London, die sich auf weitere Städte in England ausgeweitet haben.
 http://www.wsws.org/de/2011/aug2011/gb-a11.shtml


»Politik hat die Grundlagen für "Riots" geliefert«
sozialismus.info 11.08.2011
Die Unruhen in Großbritannien sind Ausdruck der Wut junger Menschen. Gewerkschaften schweigen bisher dazu. Ein Gespräch mit Claire Laker Mansfield

Was sind die Gründe für die Ausschreitungen in Großbritannien?

Die Riots dieser Woche in London und anderswo zeigen die große Wut, die sich schon seit langem bei jungen Menschen aufstaut. Das ist auch kein Wunder, wenn einer von fünf keinen Job hat. In vielen der Stadtteile, in denen es derzeit Ausschreitungen gibt, ist dieser Anteil noch viel höher. In Harringey, dem Londoner Stadtteil, in dem alles begann, kommen 54 Bewerber auf einen Job. Die Kürzungen der Regierung verschärfen die Lage noch. Dazu kommt rassistische Diskriminierung durch die Polizei.
 http://www.sozialismus.info/?sid=4376


»Scotland Yard: Mark Duggan hat nicht auf die Polizei geschossen«
rf-news 10.08.2011
Nachdem allein in London 16.000 Polizisten eingesetzt wurden, um für "Ruhe und Ordnung" zu sorgen, hat sich die Jugendrevolte in der Nacht zum Mittwoch vor allem in anderen Städten Großbritanniens wie Birmingham und Manchester fortgesetzt. Nach offiziellen Angaben wurden bereits mehr als 1.300 Menschen festgenommen, in London sind die Gefängnisse mittlerweile überfüllt. Der britische Premierminister David Cameron verurteilte die Jugendrevolten als "widerwärtig" und drohte mit harten Gefängnisstrafen und Wasserwerfereinsatz. In Großbritannien wurden bisher außer in Nordirland noch keine Wasserwerfer gegen Proteste oder Unruhen eingesetzt.
 http://www.rf-news.de/2011/kw32/scotland-yard-mark-duggan-hat-nicht-auf-die-polizei-geschossen

»Die Leute haben das Gefühl, dass sie keine Zukunft haben«
marx21 09.08.2011
In der Nacht zu Montag brach im Nordlondoner Stadtviertel Tottenham Wut auf die Polizei aus, nachdem diese den Schwarzen Mark Duggan getötet hatte. Judith Orr berichtet aus London

Rund 200 Familienmitglieder und Freunde Duggans marschierten am Abend von dem Wohnblock Broadwater Farm zur Polizeistation von Tottenham, um gegen Marks Tod zu protestieren. Er war am Donnerstagabend erschossen worden. Ganze Familien mit Kleinkindern waren unterwegs, einige mit selbst gefertigten Plakaten. Sie riefen: »Keine Gerechtigkeit, kein Friede!« Als sie sich auf den Stufen des Polizeireviers versammelten, wurde ihnen versprochen, dass ein höherer Polizeibeamter sich ihren Fragen stellen werde. Das passierte aber nicht. Innerhalb weniger Stunden schlug die Wut in Gewalt um. Polizeiautos, etliche Läden und ein Bus gingen in Flammen auf. Um 2 Uhr morgens war Nordlondon von riesigen dunkelroten Rauchwolken eingehüllt.
 http://marx21.de/content/view/1492/34/


»Tödliche Polizeikugel löst Unruhen im Norden Londons aus«
wsws 09.08.2011
Samstagnacht brachen in Tottenham im Norden Londons nach Protesten gegen die Erschießung von Mark Duggan Unruhen aus. Der 29-jährige Vater von vier Kindern war am Donnerstag von der Polizei getötet worden.

Duggan war am frühen Abend in einem Taxi auf dem Weg zu seiner Verlobten gewesen, als er von der Polizei angehalten wurde. Es handelte sich um Angehörige einer Einheit zur Bekämpfung von Gewaltverbrechen (Anti Firearms Unit), die vom Kommando der Specialist Firearms (CO19) begleitet wurden. Die Operation wurde als eine „geplante Aktion“ bezeichnet.

Über die folgenden Ereignisse gibt es widersprüchliche Aussagen. Die Polizei behauptet, Duggan habe das Feuer eröffnet und einen Polizisten nur knapp verfehlt und sei dann in Selbstverteidigung erschossen worden. Augenzeugen geben dagegen an, dass Duggan am Boden liegend erschossen worden sei. Er war sofort tot.


»Jugendrevolte in Großbritannien weitet sich aus«
rf-news, 09.08.2011
Die Jugendrevolte in Großbritannien hat inzwischen 12 Stadtbezirke in London sowie die Städte Liverpool, Leeds, Bristol, Birmingham, Nottingham und Kent ergriffen. Allein in London sind über 6.000 Polizisten, darunter auch "Einheiten zur Aufstandsbekämpfung" im Einsatz. Am Dienstagabend soll die Zahl der eingesetzten Polizeikräfte in London auf 16.000 aufgestockt werden. Sie gehen brutal mit Schlagstöcken, Pferden und Wasserwerfern gegen die Jugendlichen vor, die ihrerseits mit Steinen und Molotowcocktails zurückwerfen.
 http://www.rf-news.de/2011/kw32/jugendrevolte-in-grossbritannien-weitet-sich-aus

»Unruhen in Großbritannien«
labournet
 http://www.labournet.de/internationales/gb/index.html

Kritik an tendenziösen TV-Nachrichten

ono 12.08.2011 - 00:51
"Über die falsche Gewaltdebatte anlässlich der UK Riots":
 http://fernseherkaputt.blogspot.com/2011/08/uber-die-falsche-gewaltdebatte.html

Ein Blogbeitrag zur medialen Gewaltdebatte und zur systematischen Unterdrückung kritischer Stimmen in diversen Nachrichtensendungen.

Riot

Cleanup 12.08.2011 - 11:21
Dan Thompsons Gedanken über Riotcleanup, Twitter und Anarchie (lesenswert!!):

 http://www.artistsandmakers.com/article.php/20110812051756469


PS: Nach cleanup kommt rebuild

 http://riot-rebuild.posterous.com/

Keine Sozialhilfe mehr für Randalierer

I. 13.08.2011 - 12:37

Soziologe über Armut in Grossbritannien

pjotr 13.08.2011 - 14:01
Ursachen der Gewalt: Seit den 70ern gibt es einen schleichenden Prozess der Kriminalisierung von Armut, sagt der Londoner Soziologe
Jeremy Gilbert.
 http://www.taz.de/Soziologe-ueber-Armut-in-Grossbritannien/!76184/

London´s burning

Rule Britannia 13.08.2011 - 18:05
Möchtegern Diktator und Populist PM Cameon will jetzt allen Beteiligten die Sozialleistung kürzen. Soso, dabei hat doch seine Regierung Anfang des Jahres die Bedingungen verschärft, soll heissen, wer nicht Arbeiten will soll auch nicht fressen und das auch noch für die nächsten 2 Jahre.
So gesehen haben die Plünderer nur die Sozialleistungen privatisiert und das ist doch genau das, was neoliberale Apostel wie oben genannter PM seit 21 Jahren predigen.
Ich muß zugeben, bei den Bildern aus Großbritannien kann ich mir eine gewisse Schadenfreude nicht verwehren.

Stellungnahme des WBDJ zu den Unruhen

Kommunist N 13.08.2011 - 18:27
Stellungnahme des WBDJ zu den Unruhen in London und anderen Teilen Großbritanniens
 http://www.sdaj-netz.de/2011/08/stellungnahme-des-wbdj-zu-den-unruhen-in-london-und-anderen-teilen-grossbritanniens

In diesem extrem heiklen Moment ruft der WBDJ alle Jugendlichen in Großbritannien dazu auf, sich zu organisieren und die besten Möglichkeiten zu revolutionären Transformierung ihres Landes zu suchen, was nur durch den Umsturz der herrschenden Ordnung und nicht durch die Zerstörung von öffentlichem und privaten Eigentum geschehen kann; für ein Großbritannien und eine Welt des Friedens, der Solidarität und der des sozialen Wandels.

london calling - Eine Radio-Collage

radio corax + fsk 15.08.2011 - 00:55
"Krawall und Chaoten". Zwei der häufigsten Vokabeln der Berichterstattung der letzten Woche beim Blick auf die Ereignisse in England. Warum auch nicht? Wird doch so auf eine Analyse der sozialen Ursachen für die Riots verzichtet. Genau diese Analyse versuchen die nächsten 30 Minuten zu leisten. Wir hören: Roger Behrens, Hermann L. Gremliza, Werner Pomrehn, Darcus Howe und die Band "the clash".

Direct actions & demonstration

dr. loot 15.08.2011 - 13:36
in bristol wurde ein bmw von "eon" angezündet:  https://bristol.indymedia.org/article/705437

die zeitung "evening post" wurde entglast und mit farbe angegriffen (bristol):  https://bristol.indymedia.org/article/705459

drei zivi-karren und 2 banken gesmasht (bristol):  http://www.indymedia.org.uk/en/2011/08/483441.html

am samstag gabs in london außerdem eine community demonstration unter dem Motto: "Give Our Kids a Future! A North London Unity Demo": 3000 teilnehmer_innen, forderungen die kürzungen im sozialen bereich zurüchzunehmen, jugendzentren wiederöffnen und den betroffenen der riots (wohnhäuser und kleine läden, nicht die handelsketten) materielle unterstützung zu geben; fotos und kleiner bericht:  https://london.indymedia.org/articles/9958

Mediegerechte Razzien & CCTV Identifikation

telekommanda 15.08.2011 - 13:53
Mediengerechte Inszenierung von Razzien und Festnahmen, die Polizei demonstriert Stärke, Handlungsmacht und Ermittlungserfolg. Vorwürfe und/oder Beweise gegen die Personen werden nicht thematisiert:  http://www.guardian.co.uk/uk/video/2011/aug/15/london-riots-police-raids-video

 http://www.guardian.co.uk/uk/video/2011/aug/11/london-riots-police-raid-video?INTCMP=ILCNETTXT3486

CCTV (Überwachungskameras), Homestory bei einer Sonderabteilung der Polizei, die versuchen Verdächtige zu identifizieren:  http://www.guardian.co.uk/uk/video/2011/aug/12/england-riots-police-cctv-video?INTCMP=ILCNETTXT3486

Ein Hauich von London in Berlin?

leser 18.08.2011 - 12:26

Analyse der bisherigen Verurteilungen

suspect 19.08.2011 - 09:12
Die Zeitung "The Guardian" hat die bisherigen vor Gericht verhandelten Fälle im Zusammenhang mit den Riots analysiert und Grafiken im Artikel dazu aufbereitet. Die über 1000 verurteilten Menschen sind u. a. zu 91% männlich, 53% im Alter zwischen 18-24 ( http://www.guardian.co.uk/news/datablog/2011/aug/11/uk-riots-magistrates-court-list#data). Interessant ist natürlich v. a. die soziale Herkunft: so kommen 41% der Verdächtigten aus einem der zehn ärmsten Stadtteile Englands, subsumiert heißt dies "young, male, poor and unemployed" bilden den Großteil der von den Repressionen Betroffenen ( http://www.guardian.co.uk/uk/2011/aug/18/england-rioters-young-poor-unemployed).

Die Behauptung, dass die Unruhen damit keinen sozialen, gesellschaftlichen Hintergrund haben ist somit nicht nur argumentativ (siehe den obigen Artikel mit Verweis auf die Hintergründe), sondern auch empirisch obsolet geworden - egal was mensch für eine Meinung im Zusammenhang mit den Unruhen hat, mit der von der Regierung angekündigten harten Repression wird dieses soziale Problem nicht gelöst, sondern auf einen späteren Zeitpunkt verschoben. Im Gegenteil, die Rückfallquote für Menschen in Knästen ist sehr hoch - Wer jetzt schon "young, poor and unemployed" ist, der wird als "young, poor, unemployed and jailed" erst recht keinen Platz in der Gesellschaft bekommen. Dies zeigt verkürzt, dass ein populistisches Geschreie der Medien und der politischen Parteien viel zu kurz und gnadenlos am Thema vorbeigreift (geschweige denn von diesen Stories über die plündernde Millionärstochter und sonstigen problemablenkenden bullshit..)

Statistik

@suspect 19.08.2011 - 09:43
Eigentlich sagen wir ja immer: Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast.
Das gilt in deinem Fall nicht. Die Mühe, Statistiken zu fälschen, hast du dir erst gar nicht gemacht (nehme ich an). Du belässt es dabei, sie bei ihrer Interpretation in die von dir gewünschte Richtung zu verschieben. Das ist sehr offensichtlich und wirkt dadurch etwas hilflos und albern. Ein Beispiel: 41% kommen aus den 10 ärmsten Stadtteilen. Du schließt daraus: die Mehrheit war arm. Das heißt aber auch, 59% kommen NICHT aus den ärmsten Stadtteilen = young, male, middle-upper class and bored.

Im Übrigen sind diese Zahlenspielchen Unsinn. Es wurde hier gefühlte tausendmal darauf hingewiesen, dass Armut keine Rechtfertigung für Brandstiftung, Raub und Mord sein kann.

Zurechtbiegung : )

@Statistik 12.04.2012 - 23:58
vice e versa: 59% aus den "nicht so armen Stadteilen wie den 10 ärmsten" heißt nicht automatisch, dass diese alle notwendigerweise aus der Mittel- oder gar Oberschicht entstammen - Natürlich verleiten die "nackten" Zahlen zu solch einer Annahme, 41% ist natürlich nicht die Mehrheit. Trotzdem ein bedeutender Anteil und letztendlich "fast" die Hälfte.

Um das Faß zuzumachen: nicht 41% der Ärmsten haben geriotet und 59% der Reichsten nicht/bzw. auch, sondern fast die Hälfte der Rioter kamen aus den 10 ärmsten Stadteilen. Ein sozialer Hintergrund für die Riots lässt sich damit nicht leugnen, fertig aus!

Man bedenke zudem, dass in der Statistik nur die 10 ärmsten Stadteile dabei sind, da gibts sicher noch ein(ige) Dutzend mehr bis wir bei der "Mittelschicht" angekommen sind...

Meiner Meinung nach ne klassisch neoliberale Nebelkerze, die dort von "Statistik" mit seiner/ihrer Kritik geworfen wurde!

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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nicht revolutionär — bekannt

ergötze dich an diesen Artikel — ich bin HIER - du bist DADA

@ SOLI — Juckts schon?

London Riots legitim — Time for a Change

Gerüchte — aus London

@Time for Change — Zensur

Warum ...? — ----

Wohnhäuser anzünden? — Riot-Kid

SOLIDARITÄT — you

@Andreia — das sagte der mubarack

@und doch mehr — ----

erster toter — acab

saublöde soli — ganz neoliberal

Parrallelen zu Hellas 2008 — conspiracies

Solidarity with — London Comunities

Theorie und Praxis — Stefan

keiner — auch keiner

@London Comunities — reclaim the streets

argumente — zu ende gedacht

o-ton London — hip hip

@hip hip — hurra

Revolutionär — Iceflame

no brain — und doch mehr

osa — kjse

Häusliche Gewalt — Iceflame

... — ...

@ troll — omg

@ iceflame — und doch mehr

Dringende Bitte — bugs again

Möchtegern-Breiviks — Iceflame

@ iceflame — und doch mehr

Karl-Heinz Dellwo — Halt's Maul!

obersvation — Iceflame

Frage — frager

Plündern ist normal! — Autonomer

hahahaha — chutullu

Drei — Menschen

@ Drei Menschen — bekannt

@Autonomer — Jana

@Iceflame — Jana

Ashraf Haziq — @Nesram

Kreuzberg ist nicht London — Aber das kann sich ändern

Kreuzberger Rebellen — Marschieren

no excuse — tom

bullshit — estragon

@fs — Arbeiterjunge

politisch?! — raremutant

Revoluzzer — Jacques Roux

get it real — tira

@friedlicher — lachhaft und krank

@Bolle — fx

neue Baulücken — Gentrifizierer

billige Ausreden — @socialworker

@keep aaron cutting — yuppie

more — help

BLN Willhelmstraße 70 — live update

@social worker — Arbeiter

Vergleich — Vergleicher

@5. Todesopfer — bekannt

"hart arbeiten" — social worker

Riots — Grüner

Demokratie — Demokrat

@Demokrat — Parlamentarier

Demokratie — Demokrat

. — Marco

Aha — Rule Britannia

soziale Ursachen — Ursachenforscher

Alles klar? — Statistikamt

Vergessen — Statistikamt

Truth is — we have to organise