Lovely Solidarity von Rob Will

Robert Will 06.08.2011 11:46
Du kannst Dir möglicherweise nicht vorstellen, wie belebend eine schöne Nachricht der Solidarität sein kann. Und erst recht die vielen Nachrichten der Solidarität, die ich heute Nacht erreicht habe? Absolut brillant!
Kampf ist hart aber Kampf kann wunderschön sein. Ich schätze jeden der an meiner Seite steht und meinen Kampf, der ein allgemeiner Kampf für soziale Gerechtigkeit ist, mitkämpft sehr tief.
Freitag, 29. Juli 2011



Lovely Solidarity


"Eine der besten Dinge im Kampf sind die Menschen, die Du triffst. Bevor ich mich engagierte habe ich nicht im Traum daran geglaubt, dass solche Menschen existieren. Natürlich gab es da ein paar Mistkerle aber ich kann kurz entschlossen sagen, dass ich gesegnet war einige der gütigen, couragiertesten,prinzipientreusten, bestinformiertesten und intelligenten Menschen auf dieser Erde zu treffen. Ich bin denen, die mir geholfen, mich geliebt, mich unterrichtet und mich am Mantel gezogen haben, wenn ich in die falsche Richtung lief, zu großem Dank verpflichtet."

Assata Shakur: Assata. Eine Autobiographie aus dem schwarzen Widerstand in den USA



Solidarität ist wunderbar. Ich bin fest davon überzeugt, dass der Geist von Augusto Pinochet und J.Edgar Hoover in der Poststelle der Polunsky Unit laueren und die gelegentlich Akte der Heimtücke verüben aber glücklicherweise habe ich Freunde da draußen, die ein Geschick dafür haben die verschiedenen Dämonen, Geister und Leichenflederer zu vertreiben und zu besiegen – soeben haben ich einen dicken Stapel von Briefen bekommen, Brief auf die ich monatelang gewartet habe. Menschen von Draußen haben darauf gedrängt und so haben sie sich offensichtlich entschlossen mir ein paar der Briefe zu geben.



In dem Stapel befand sich ein Brief von meiner famosesten Companera, die mir meine Facebookeinträge ausdruckt und diesmal waren es alle Einträge rund um meinen Geburtstag (Ja, es hat einen Monat gedauert, diese zu bekommen!). Alle diese Nachrichten zu lesen erfüllte mich mit Wärme und Inspiration. Das ist eine sehr kraftvolle Sache in dieser erbärmlichen, etwas kranken und verdrehten Orwellschen Hölle. Die meiste Zeit des Tages verbringe ich 24 Stunden in dieser kleinen Zelle. Unsere eine Stunde pro Tag an der wir Freizeit haben ist nicht mehr als ein kleiner trauriger Scherz – Freizeit bedeutet, dass es uns erlaubt ist um uns selbst in einem Käfig, der vor unserer Zelle ist, für eine Stunde herumzulaufen. Ich ziehe generell meine Zelle vor, denn dort habe ich meinen Bücher und mein Schreibmaterial. Manchmal fühle ich mich hier sehr allein.



Alle Menschen, die in Isolationshaft waren und darüber geschrieben haben, haben von den überwältigenden Gefühlen der Einsamkeit, die einen Menschen manchmal verschlingen können, berichtet. Dieses Gefühl der Isolation ist noch viel höher wenn man auf Disziplinarstatus ist (Ich bin noch immer im Disziplinarstatus auf Level II). Du kannst Dir möglicherweise nicht vorstellen, wie belebend eine schöne Nachricht der Solidarität sein kann. Und erst recht die vielen Nachrichten der Solidarität, die ich heute Nacht erreicht habe? Absolut brillant!



Kampf ist hart aber Kampf kann wunderschön sein. Ich schätze jeden der an meiner Seite steht und meinen Kampf, der ein allgemeiner Kampf für soziale Gerechtigkeit ist, mitkämpft sehr tief. Ihr alle seid meine Augen, meine Ohren und meine Dolmetscher. Ich schwinge meine Kampfaxt über den Wurzeln der Unterdrückung und Eure Energie und Eure Taten schlagen mit brillanter Präzision zu. Ich entfessele den mächtigen Kriegshammer der das Fundament der Ungerechtigkeit zerschlägt und Eure Solidarität stellt sicher, dass er mit elektrisierender Kraft in dieses Fundament einschlägt.



Später am heutigen Tag wird das Benefizkonzert für mich, für uns, für meinen Kampf, für Euren Kampf in Leipzig stattfinden. Ich bin so begeistert und aufgeregt darüber, dass ich wahrscheinlich gar nicht schlafen kann! Ich kann den Enthusiasmus von jedem, der das Event möglich gemacht hat, fast fühlen. Wir machen solch eine wirklich wichtige Arbeit – humanitäre Arbeit, Arbeit für die Grundrechte, Arbeit für soziale Gerechtigkeit, Arbeit für die Menschenrechte. Ich fühle mich so sehr geehrt solche rechtschaffenen und engagierten Menschen an meiner Seite zu haben und ich freue mich darauf mehr Menschen zu treffen und mit ihnen zu arbeiten. All das was ich gerade gesagt habe, war nur ein längerer Weg um zu sagen, dass ich alle und jeden von Euch liebe.


Ah, und gerade jetzt fällt mir ein Gedicht ein. Eines meiner Lieblingsgedichte von Asssata Shakur, welches ich gerne all meinen engagierten Menschen in diesem Kampf widmen möchte:



Love



Love is contraband in Hell,

cause Love is an acid

that eats away bars.

But you, me, and tomorrow

hold hard and make vows

that struggle will multiply.

The hacksaw has two blades.

The shotgun has two barrels.

We are pregnant with freedom.

We are a conspiracy.





Ich will diesen Brief


Im Geiste des Friedens, im Geiste der Liebe

im Geiste der Solidarität


beenden.



Aus dem Polunsky Todescamp

Aus den Harzwäldern im Osten von Texas



Mit Hingabe und Loyalität:



Rob Will





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Freitag 29.07.2011





Verdammt....einfach nur verdammt....Einer meiner Nachbarn rief mich gerade und erzählte mir, dass sie vorhin als ich mich ausruhte gekommen sind und Hank von der Treppe gegriffen haben. Einige C.O.s kamen und sagten dass der Major mit Hank (Skinner) sprechen wolle. Er wurde weggebracht und kam nicht mehr zurück. Später kam einer von den Shakedown Beamten auf den Pod und nahm Hank´s Sachen und erzählte dem Beamten des Pods, dass Hank in eine Death Watch Zelle gebracht wurde weil er einen erneuten Hinrichtungstermin bekommen hat. Hank hat das ganz sicher nicht erwartet so wie auch kein anderer das erwartet hat. Nicht zuzulassen, dass jemand seine Sachen selbst zusammen packt bevor er auf den Death Watch gebracht wird ist eine scheußliche Taktik der Unterdrückung – Beamte, die das Eigentum von jemanden zusammenpacken bedeutet auch immer, dass die Sachen wahllos zusammen gepackt werden.



Hank bekam einen “geheimen“ Hinrichtungstermin und und sofort wurde er mit einem kleinen COINTELPRO – Umzug und einem Eigentumkonfiszierungsmanöver attackiert. Orwellsche Verdorbenheit! Solche Sachen bestürzen mich, Unterdrückung regt mich auf – aber das ist nur ein weiterer Grund härter zu kämpfen. Ja, wirklich, Ich bin froh Euch alle an meiner Seite zu haben inmitten so einer erbärmlichen Hölle....



Rob





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Ergänzungen